Abaelard-Statue am Richelieu-Flügel des Louvre

© Dr. Werner Robl, Mai 2003

 

Der Richelieu-Flügel zur LinkenWährend des Second Empire vergrößerten sich die Sammlungen des Louvre beträchtlich. Unter Napoleon III. wurde der 195 m lange Nordflügel des Louvre, der heute nach Kardinal Richelieu, dem Minister Ludwig XIII., benannt ist, errichtet. Napoleon III. beauftragte mit diesem Neubau zunächst den Stararchitekten Louis Visconti (1791-1853). Visconti, ein gebürtiger Römerr, war der Sohn des früheren Konservators für die antiken Kunstwerke des Louvre in Paris und hatte in Frankreich Architektur und Kunstgeschichte studiert. Als Schüler des Architekten Charles Percier errichtete er in Paris mehrere Prachtbrunnen sowie das Grabmal Napoleons I., ehe er von Napoleon III. mit der Neugestaltung des Louvre beauftragt wurde. In seinem architektonischen Konzept lehnte sich Visconti stark an die Vorbilder der Renaissance an. Als er am 1. Dezember 1853 starb, folgte ihm Hector Lefuel (1810-1881) ins Amt nach. Lefuel hatte sich zuvor durch den Bau mehrerer luxuriöser Bürgerhäuser in Paris und die Renovierung des Abaelardstatue am Richelieu-BauSchlosses Fontainebleau hervorgetan und löste sich nun bei der Gestaltung des Louvre vom architektonischen Vorbild seines Vorgängers.  Dem Richelieu-Flügel verlieh er eine eigene Note, indem er ihn mit Ornamentik und einen reichen Figurenschmuck versah. Der Neue Louvre wurde schließlich im Jahr 1857 eröffnet. Während des Aufstands der Pariser Kommune 1871 geriet der benachbarte Tuilerien-Palast in Brand; Detaildie neuen Gebäude des Louvre wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen, glücklicherweise jedoch nicht die Sammlungen. 1875 wurden die durch den Brand geschädigten Teile von Lefuel restauriert. Von 1871 bis 1989 war das  ausnahmslos das französische Finanzministerium im Nordflügel des Louvre untergebracht, ehe der französische Präsident François Mitterand gegen Ende des vorigen Jahrhunderts das Projekt des Grand Louvre auf den Weg brachte und den Umzug der Finanzbehörde mit ihren 5000 Bediensteten nach Bercy in den Osten von Paris veranlasste. Am 18. November 1993, dem 200. Jahrestag der Gründung der Museen des Louvre, wurde der Richelieu-Flügel durch Präsident Mitterand seiner neuen Bestimmung übergeben. Die 165 Säle und 3 überdachten Innenhöfe mit mehr als 22000 qm Ausstellungsfläche beherbergen seitdem vor allem die islamischen Kunst- und die französischen Skulpturensammlungen des Louvre. Wenn man heute von Westen als Besucher den Cour Napoléon betritt und dem Haupteingang in der Glaspyramide des Sinoamerikaners Ieoh Ming Pei zustrebt, bleiben die Monumentalstatuen auf der Obergeschossgalerie an der Südfassade des Richelieu-Flügels meistens unbeachtet zur Linken liegen. Dabei lassen sich hier in Form der Großskulptur zahlreiche Größen der französischen Geschichte bewundern, darunter auch Peter Abaelard. Leider hat gerade sein Standbild durch die Unbilden der Zeit etwas gelitten. Die vorliegenden Aufnahmen wurden anlässlich eines Treffens mit der Association Culturelle Pierre Abélard aus Abaelards Geburtsort Le Pallet im Mai 2001 angefertigt.

 


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