Jean Jacques Rousseau (1712-1778)

Naturphilosoph, Moralphilosoph, Staatstheoretiker und Komponist

LEBEN UND WERK

Jean Jacques Rousseau wurde am 28.7.1712 in Genf geboren. Der aus hugenottischer Familie stammende Rousseau hatte eine freudlose Kindheit. Mit 15 Jahren brach er seine Lehre ab, um bettelnd und stehlend durchs Land zu ziehen. In Savoyen fand er bei einer mütterlichen Freundin Verständnis und Fürsorge. In Turin besuchte er zeitweilig ein Konvertitenheim, wo er zum Katholizismus übertrat. Danach folgten Jahre erfolgreichen Selbststudiums, vor allem Philosophie und Musik. Im Jahre 1742 übersiedelte Rousseau nach Paris, wo er Beziehungen zu Diderot und den Enzyklopädisten - Encyclopédie, 1751-80, maßgebendes Werk der französischen Aufklärung - aufnahm. Angesichts der humanistischen, reformpädagogischen Grundsätze Rousseaus ist es verwunderlich, dass er alle seine fünf Kinder aus einer Liebesbeziehung zu einer Dienstmagd, Thérèse Levasseur, die er erst 26 Jahre nach dem Kennenlernen endgültig heiratete, einem Findelhaus übergab. Ab 1750 erscheinen Rousseaus wichtigste Werke. Nach einem bewegten Leben ereilte am 2. Juli 1778 Jean Jacques Rousseau der Tod. Er wurde auf einer Insel im See des Parks von Ermenonville beerdigt. Am 11. Oktober 1794 wurde der Sarg aus Ermenonville nach Paris in das Panthéon überführt.

Das Zurück zur Natur spielt bei ihm eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu Hobbes ist der Mensch bei Rousseau im Naturzustand vollkommen. Er lebt als starker Einzelgänger ganz in der natürlichen Ordnung und kann sich auf seine Gefühle verlassen, z.B. Mitleid. Die daraus entstehenden primitiven gesellschaftlichen Ordnungen verletzen nicht die bestehende Gleichheit und Freiheit. Die Einführung der Arbeitsteilung und des Privateigentums treibt die Menschen allerdings in den Konkurrenzkampf, so dass die von Rousseau als positiv bewertete Selbstliebe amour de soi in die Selbstsucht amour propre umschlägt. Die fortschreitende Entwicklung von Sprache, Wissenschaft und Kunst beschleunigt diesen Prozess der Dekadenz und verschärft die Kluft zwischen arm und reich. Vernunft und Wissenschaft schwächen das natürliche Gefühl für die Sitten; Luxus verweichlicht die Menschen, die Manieren machen sie unredlich. In Émile beschreibt Rousseau sein Erziehungsideal, das vor allem verhindern soll, dass das Kind unter den schlechten Einfluss der Gesellschaft gerät. Der Lehrer darf den Zögling nicht indoktrinieren; Rousseau fordert eine der kindlichen Entwicklung angepasste Erziehung. Dieser antiautoritäre Abschnitt in der Erziehung hat das Ziel, dem Kind selbständiges Denken beizubringen. Mit Beginn der Jugend wird der Zögling in Kunst, Literatur und Religion geschult, wobei die körperliche Gesundheit nicht zu kurz kommen darf.

Im Contrat social, 1762, den staatspolitische Schriften, präsentiert uns Rousseau seinen Gesellschaftsvertrag zur Wiederherstellung der Freiheit. Jeder Bürger des Staates hat sich dem Gemeinwillen, der volonté générale unterzuordnen. Der Staat darf nicht zu groß sein, um gut regiert zu werden. Für Rousseau ist ein Kleinstaat wie der erstaunlich langlebige und stabile Stadtstaat Genf, wo er bis zum 16. Lebensjahr gewohnt hat, ideal. Es hat, so Rousseau, oft Staaten gegeben, die darauf aufgebaut waren, sich ständig zu vergrößern, um sich zu erhalten. Irgendwann bricht ein solches Gebilde zwangsläufig zusammen: "Jedes Volk, das durch seine Lage nur die Wahl hat zwischen Handel und Krieg hat, ist in sich selber schwach: es hängt von seinen Nachbarn ab, es hängt von den Ereignissen ab. Es hat nie mehr als eine ungewisse und kurze Existenz." Die Stabilität im Auge, könne ein Kleinstaat seine Bevölkerung besser steuern als ein großer, die Landfläche intensiver und erfolgreicher nutzen. So sieht nach Rousseau der Idealstaat aus: Er hat klein, weitgehend homogen und überschaubar zu sein. Nur dadurch lässt sich eine Volksversammlung leicht einrichten. Die Bürger sollen den Sitten nach einfach und nach Recht und Vermögen möglichst gleich sein. Voraussetzung ist allerdings die völlige Unterordnung der Bürger in der Gemeinschaft. Aus den unendlich vielen Einzelwillen soll ein einheitlicher Gemeinwille, volonté générale, entstehen; jeder elitärer oder abweichender Sondergeist, corps d´esprit, soll verschwinden. Für Rousseau ermöglicht diese staatliche Unterordnung die Freiheit und Gleichheit aller, wobei die Aufgabe der natürlichen Freiheit das Erreichen der rechtlichen Freiheit ermöglicht. Rousseau plädiert für die Verstaatlichung der Güter und Institutionen. Der Volkswille äußert sich in Gesetzen und diese wiederum sind von der Exekutive auszuführen.

Laut Rousseau wurde durch das Christentum das theologische System vom politischen getrennt und die geschlossene sittlich-religiöse Einheit des Staates aufgehoben. Seither ist der Mensch Bürger zweier Welten und in sich gespalten. Er kritisiert den Universalismus des Christentums, mit seinem identitätslosen Internationalismus. Typologisch unterscheidet Rousseau drei Formen von Religion: Religion de l`homme: Das ist der wahre Gottesglaube, universalistisch in seiner Dogmatik und auf die ewigen Pflichten der Moral beschränkt. Dann Religion du citoyen: Der Bürger sieht im Vaterland und seinem Schutzgott das Heilige. Hier verpflichtet sich der Bürger allein auf die spezifischen Dogmen, Gesetze, Riten und Kultformen der partikulären Volksgemeinschaft und kleidet ihr positives Recht in ein religiöses Gewand. Diese Art von staatstreuen, religiösen Staatsbürgern wird von Rousseau bevorzugt. Und schließlich Religion du prêtre: Sie unterstellt den Menschen zwei voneinander unabhängigen positiven Gesetzgebungen, jenen einer weltlichen und einer kirchlichen Obrigkeit. Sie spaltet die Einheit des Staates und macht es dem einzelnen schwer, wenn nicht unmöglich, gleichzeitig ein frommer Mensch und ein guter Bürger zu sein.

Wichtigste Werke: Julie oder Die neue Heloïse (1761) - Sentimentaler Roman; Emile oder Über die Erziehung (1762) - Erziehungsroman; Über den Gesellschaftsvertrag (1762) - Gesellschafts- und staatsphilosophisches Werk; Die Bekenntnisse (1771) - Autobiographie.

La nouvelle Heloïse - Die neue Heloïse

Nach den ruhelosen Wanderjahren der Jugend, nach dem Scheitern aller Versuche, in Paris Anerkennung als Musiker und Philosoph zu erlangen, fand Jean-Jacques Rousseau in dem Provinzstädtchen Montmorency endlich einen Ort, an dem er sich zu ungestörter Ruhe zurückziehen konnte. Inmitten einer idyllischen Landschaft und umgeben von Freunden begann für ihn dort die literarisch fruchtbarste Zeit seines Lebens. Ab 1754 wohnte er nun im Gartenhaus Eremitage bei Montmorency, das ihm Madame d'Épinay überlassen hatte. Hier im Gartenhaus schrieb er an den ersten Briefen des späteren Romans La nouvelle Heloïse. In Jahre 1756 zog Rousseau ganz nach Montmorency um. Der Roman wurde am 13. September 1758 beendet und erschien 1761 mit großem Erfolg in Paris. Der Erfolg war frappierend, der Roman fand reißenden Absatz. Rousseau hatte fünf Jahre ohne Unterbrechung an diesem Briefroman gearbeitet, der die Romantik des 19. Jahrhunderts voraus nahm. Nach seinen eigenen Worten "in flammender Ekstase" geschrieben, schildert er eine Dreiecksbeziehung in unerhörter Offenheit. Der Hauslehrer Saint-Preux - so die Geschichte - verliebt sich in seine adelige Schülerin Julie d'Etange. Sie erwidert seine Liebe, aber die geplante Heirat wird von ihrer Familie verhindert, weil Saint-Preux nur ein Bürgerlicher ist. Daraufhin bricht die Verbindung zunächst ab. Aber als Julie später, inzwischen mit dem Baron Wolmar standesgemäß verheiratet und Mutter dreier Kinder, dem früheren Geliebten wieder begegnet, scheint ihre Leidenschaft erneut aufzuflackern. Sie entschließt sich, ihrem Mann davon zu berichten, und dieser reagiert keineswegs schockiert, sondern lädt Saint-Preux auf das Gut der Wolmars ein. Dort vollzieht sich in einem Wechsel erotischer Anziehung und Zurückhaltung, den die Figuren in ihren Briefen gleichsam protokollieren, schließlich die Verwandlung ihrer Liebe. Die Liebe zerbricht an den gesellschaftlichen Konventionen. Der bürgerliche Liebende und die adlige Partnerin können ihre Liebe nicht ausleben. Mit dem Titel seines Romans Die neue Heloïse hat Rousseau bewusst auf den berühmten Briefwechsel des mittelalterlichen Theologen Abaelard und seiner Schülerin und Geliebten Heloïsa angespielt. Er wollte damit auf die thematischen und formalen Ähnlichkeiten beider Werke verweisen, vielleicht aber auch seine geistige Verwandtschaft mit dem scholastischen Philosophen betonen. Denn natürlich ist Rousseau auch als Romancier stets Philosoph, dessen Gedanken auf die gesamte politische und literarische Kultur des 19. Jahrhunderts unmittelbar Einfluss nahmen. In dem Briefroman finden sich außerdem wunderbare Naturschilderungen und große Gefühlsausbrüche, die dem Zeitgeschmack huldigen. Auf den Goethes Werther hatte der Roman großen Einfluss. Rousseaus Zeitgenosse, Voltaire, hat sich in vier Briefen zum Roman geäußert.

Inhaltsverzeichnis

Vorrede - Vorbericht - Zweite Vorrede

Erster Teil

1. Brief: An Julien Ihr Lehrer, der sich in sie verliebt hat, eröffnet ihr seine zärtlichen Empfindungen. Er macht ihr Vorwürfe über ihren feierlichen Ton, wenn sie mit ihm allein ist, find über ihre Vertraulichkeiten gegen ihn im Beisein anderer.
2. Brief: An Julien Die unschuldigen Vertraulichkeiten in der Öffentlichkeit vermeidet Julie nun. Klagen ihres Lehrers hierüber.
3. Brief: An Julien Ihr Geliebter merkt ihre Verwirrung, die er verursacht, und will sich auf immer entfernen.
Billett: Von Julien Sie erlaubt dem Geliebten zu bleiben. Und in welchem Tone!
Antwort: Der Geliebte bleibt dabei, abreisen zu wollen.
2. Billett: Von Julien Sie besteht darauf, dass ihr Geliebter nicht abreise.
Antwort: Verzweiflung des Geliebten.
3. Billett: Von Julien Ihre Angst für das Leben ihres Geliebten. Sie heißt ihn, sich zu gedulden.
4. Brief: Von Julien Geständnis ihrer Liebe. Ihre Gewissensbisse darüber. Sie beschwört ihren Geliebten, großmütig gegen sie zu sein.
5. Brief: An Julien Entzücken ihres Geliebten. Seine Versprechungen einer unverletzlichen Ehrerbietung.
6. Brief: Von Julien an Claren Julie dringt in ihre Base Clara, zu ihr zurückzukehren, und gibt ihr zu verstehen: sie liebe.
7. Brief: Antwort Clarens Besorgnis über den Zustand des Herzens ihrer Base, der sie verspricht, bald wiederzukommen.
8. Brief: An Julien Ihr Geliebter macht ihr Vorwürfe, dass es ihr so wohl ergehe und dass sie wieder ruhig geworden sei. Man erfährt die Vorsichtsmaßnahmen, deren sie sich gegen ihn bedient. Er will sich nicht mehr den Gelegenheiten versagen, die ihm das Glück bietet und die ihm Julie nicht entziehen kann.
9. Brief: Von Julien Sie beklagt sich über das Unrecht, das ihr Geliebter ihr tue, erklärt ihm die Ursachen ihrer anfänglichen Unruhe und die des jetzigen Zustandes ihres Herzens. Fordert ihn auf, sich an die wonnevolle Empfindung einer reinen Liebe zu halten. Ihre Ahnungen im Hinblick auf die Zukunft.
10. Brief: An Julien Eindruck, den Juliens schöne Seele auf ihren Geliebten macht. Widersprüche, die er in den Empfindungen, welche sie in ihm weckt, verspürt.
11. Brief: Von Julien Die Zärtlichkeit gegen ihren Geliebten wächst, zugleich auch ihre Anhänglichkeit an ihre Pflicht. Sie erklärt ihm, wie wichtig es für sie beide sei, die Sorge für ihr gemeinsames Schicksal ihr zu überlassen.
12. Brief: An Julien Ihr Geliebter willigt in das ein, was sie von ihm verlangt. Er schlägt ihr einen neuen Studienplan vor. Dies veranlasst verschiedene kritische Betrachtungen.
13. Brief: Von Julien Froh über die Reinheit der Empfindungen ihres Geliebten, bezeugt sie ihm, sie zweifle nicht daran, ihn einst glücklich machen zu können; meldet ihm die nahe Rückkehr ihres Vaters und kündigt ihm eine Überraschung an, die sie ihm in einem Wäldchen bereiten will.
14. Brief: An Julien Heftige Erschütterung des Geliebten. Wirkung eines Kusses, den er von Julien in dem Wäldchen empfangen hat.
15. Brief: Von Julien Sie fordert, dass ihr Geliebter sich auf einige Zeit entferne und sendet ihm Geld, dass er in sein Vaterland reise und seine Angelegenheiten regle.
16. Brief: Antwort Der Geliebte will gehorchen, sendet ihr aber aus Stolz ihr Geld zurück.
17. Brief: Gegenantwort Unwille über die Weigerung ihres Geliebten. Sie schickt ihm die erste Summe verdoppelt wieder.
18. Brief: An Julien Ihr Geliebter nimmt das Geld an und reist ab.
19. Brief: An Julien Einige Tage nach der Ankunft in seinem Vaterland bittet der Geliebte, Julie solle ihn zurückrufen, und bekundet ihr seine Unruhe über das Schicksal eines früheren Briefes, den er an sie geschrieben.
20. Brief: Von Julien Sie beruhigt ihren Geliebten im Hinblick auf die verzögerte Antwort auf seine Briefe. Ankunft ihres Vaters. Sie verschiebt es, den Geliebten zurückzurufen.
21. Brief: An Julien Lob der Liebe Juliens zu ihrem Vater. Er bedauert dennoch, ihr Herz nicht allein zu besitzen.
22. Brief: Von Julien Verwunderung ihres Vaters über ihre erlangten Kenntnisse und Talente. Er wird von der bürgerlichen Herkunft und dem Stolze des Lehrers benachrichtigt. Julie teilt diese Umstände ihrem Geliebten mit, um ihm Zeit zu lassen, darüber nachzudenken.
23. Brief: An Julien Beschreibung der Berggegenden im Wallis. Sitten der Einwohner. Schilderung der Walliserinnen. Juliens Liebhaber sieht allenthalben nur sie.
24. Brief: An Julien Ihr Liebhaber antwortet ihr zum Punkt der Bezahlung der ihr gegebenen Lehrstunden. Verschiedenheit der Umstände, unter denen sie sich lieben, von denen, in welchen Abälard und Heloïse sich befanden.
25. Brief: Von Julien Ihre Hoffnung welkt von Tag zu Tag; das Gewicht der Abwesenheit drückt sie nieder.
Billett: An Julie Ihr Geliebter nähert sich der Gegend, wo sie wohnt, und meldet ihr den Ort, wo er seinen Aufenthalt genommen hat.
26. Brief: An Julien Grausamer Seelenzustand des Geliebten. Von seinem hoch liegenden Zufluchtsort aus heftet er immer seine Blicke auf ihren Wohnort. Er schlägt ihr vor, mit ihm zu fliehen.
27. Brief: Von Claren Julie in den letzten Zügen. Wirkung des Vorschlags ihres Geliebten. Clara ruft ihn zurück.
28. Brief: Von Julien an Claren Julie beklagt sich über Clarens Abwesenheit, über ihren Vater, der sie an einen seiner Freunde verheiraten will; sie steht nicht länger für sich selbst ein.
29. Brief: Von Julien an Claren Julie verliert ihre Unschuld. Ihre Gewissensqual. Sie weiß zu niemand mehr als zu ihrer Base ihre Zuflucht zu nehmen.
30. Brief: Antwort Clara sucht die Verzweiflung Juliens zu lindern und schwört ihr unverbrüchliche Freundschaft.
31. Brief: An Julien Juliens Geliebter überrascht sie, in Tränen aufgelöst; er beklagt sich über ihre Reuegefühle.
32. Brief: Antwort Julie bereut es weniger, der Liebe zuviel eingeräumt als sie ihres größten Reizes beraubt zu haben. Sie rät ihrem Geliebten, dem sie den Argwohn ihrer Mutter meldet, Geschäfte vorzutäuschen, die ihn daran hinderten, sie weiterhin zu unterrichten, und benachrichtigt ihn über die Mittel, die sie sich aussinnt, andere Gelegenheiten zu ihrer Zusammenkunft zu finden.
33. Brief: Von Julien Die Zusammenkünfte in Gesellschaft und der damit verbundene Zwang gefallen ihr nicht. Überdies fürchtet sie, dass Zerstreuung die Liebe ihres Geliebten mindern könnte, und lädt ihn ein, mit ihr wieder zu dem einsamen und friedlichen Leben, dem sie ihn entrückt hatte, zurückzukehren. Ein Vorhaben, das sie ihm verbirgt und über das sie ihm verbietet, sie zu befragen.
34. Brief: Antwort Juliens Liebhaber erzählt ihr, um sie über die Ablenkung zu beruhigen, genau alles, was um sie herum in der Gesellschaft, in der er sie gesehen, geschehen war, und verspricht ihr das Stillschweigen, das sie ihm auferlegt, zu wahren. Er schlägt eine Hauptmannsstelle im Dienst des Königs von Sardinien aus, und aus was für Gründen.
35. Brief: Von Julien Julie nimmt die Rechtfertigung ihres Geliebten zum Anlass, die Materie der Eifersucht zu behandeln. Wäre er auch ein unbeständiger Liebhaber, so hielte sie ihn doch niemals für einen falschen Freund. Sie soll mit ihm bei Clarens Vater essen. Was sich nach Tisch begeben wird.
36. Brief: Von Julien Juliens Eltern sind genötigt zu verreisen. Man wird sie bei dem Vater der Base unterbringen. Vorkehrungen, die sie trifft, um ihren Liebhaber ungestört sehen zu können.
37. Brief: Von Julien Abreise von Juliens Eltern. Zustand ihres Herzens bei dieser Gelegenheit.
38. Brief: An Julien Der Geliebte ist Zeuge der Freundschaft der beiden Basen und fühlt dadurch seine eigne Liebe noch wachsen. Ungeduldige Erwartung der Zusammenkunft in der Sennhütte, wo Julie sich mit ihm treffen will.
39. Brief: Von Julien Sie ersucht ihren Geliebten, sogleich abzureisen und den Abschied des Claude Anet zu erwirken, der sich hatte anwerben lassen, um für seine Braut, für die Julie sich bei ihrer Mutter verwendet hatte, den Hauszins zu bezahlen.
40. Brief: Von Fanchon Regard an Julien Sie fleht um Juliens Beistand, um den Abschied ihres Bräutigams zu erhalten. Edle und tugendhafte Gesinnungen dieses Mädchens.
41. Brief: Antwort Julie verspricht Fanchon Regard, sich für das Wohl ihres Bräutigams zu verwenden.
42. Brief: An Julien Ihr Geliebter reist ab, um den Abschied von Claude Anet zu erhalten.
43. Brief: An Julien Edelmut des Hauptmanns von Claude Anet. Juliens Geliebter bittet sie um ein Rendezvous in der Sennhütte vor der Rückkunft ihrer Mutter.
44. Brief: Von Julien Überstürzte Rückkunft ihrer Mutter. Vorteile, die aus der Reise entstehen, die Juliens Geliebter, um den Abschied des Anet zu erhalten, getan hat. Julie kündigt ihm den Besuch von Mylord Eduard Bomston an, den er schon kennt. Wie sie über diesen Fremden denkt.
45. Brief: An Julien Wo und wie Juliens Geliebter Bekanntschaft mit Mylord Eduard, dessen Charakter er beschreibt, gemacht hat. Er wirft Julien vor, sie denke zu sehr als Frauenzimmer über diesen Engländer, und erinnert sie an die Zusammenkunft in der Sennhütte.
46. Brief: Von Julie Sie kündigt ihrem Geliebten die Hochzeit von Fanchon Regard an und gibt ihm zu verstehen, dass man im Gefummel des Festes Gelegenheit zu einer geheimen Zusammenkunft finden könne, die ihn für die in der Sennhütte versprochene entschädige. Sie antwortet auf die Vorwürfe, die er ihr in Bezug auf Mylord Eduard gemacht hat. Sittlicher Unterschied der Geschlechter. Ankündigung eines Abendessens für den nächsten Tag, wobei Julie und ihr Geliebter mit Mylord Eduard zusammentreffen sollen.
47. Brief: An Julien Besorgnis des Geliebten, Mylord Eduard könnte ihr Gatte werden. Ein musikalisches Treffen.
48. Brief: An Julien Betrachtung über die französische und italienische Musik.
49. Brief: Von Julien Sie beruhigt ihren Geliebten, indem sie ihm versichert, dass von einer Heirat zwischen ihr und Mylord Eduard nicht die Rede ist.
50. Brief: Von Julien Vorwürfe, die sie ihrem Geliebten macht, dass er, nach einer langen Mahlzeit vom Wein erhitzt, sich grobe Reden und unanständiges Betragen erlaubt habe.
51. Brief: Antwort Juliens Geliebter, über seine schändliche Aufführung erschrocken, entsagt für sein Leben dem Weine.
52. Brief: Von Julien Sie neckt ihren Geliebten wegen des Schwurs, den er getan, keinen Wein mehr zu trinken, spricht ihn von seinem Gelübde los und verzeiht ihm.
53. Brief: Von Julien Die Hochzeit Fanchons, die in Clarens stattfinden sollte, wird in der Stadt gefeiert. Das Vorhaben der Liebenden wird dadurch vereitelt. Julie schlägt ihrem Geliebten eine nächtliche Zusammenkunft vor, die sie beide in Lebensgefahr bringen könnte.
54. Brief: An Julien Der Geliebte in Juliens Kabinett. Sein Entzücken, während er sie erwartet.
55. Brief: An Julien Liebesempfindungen des Geliebten. Sie sind gelassener, aber liebreicher und vielfältiger als vor dem Genüsse geworden.
56. Brief: Von Claren an Julien Streit des Geliebten von Julie mit Mylord Eduard. Sie selbst ist der Gegenstand des Zwistes. Herausforderung zum Zweikampf. Clara benachrichtigt Julien davon und rät ihr, ihren Geliebten zu entfernen, um einem Verdacht vorzubeugen. Sie schließt damit, dass sie den Anfang machen müsse, den Handel mit Mylord Eduard beizulegen, und aus welchen Gründen.
57. Brief: Von Julien Gründe, mit denen sie ihren Geliebten vom Zweikampf abzuhalten sucht, die vornehmlich auf der Sorge, welche er für ihren Ruf haben muß, und auf den Begriffen der wahren Ehre und Tapferkeit beruhen.
58. Brief: An Mylord Eduarden von Julien Sie gesteht ihm, dass sie einen Geliebten habe, der Herr über ihr Herz und ihre Person ist. Sie rühmt ihn und schwört, dass sie ihn nicht überleben werde.
59. Brief: Von Herrn von Orbe an Julien Er berichtet ihr die Antwort Mylord Eduards nach der Lektüre ihres Briefes.
60. Brief: An Julien Mylord Eduards Abbitte. Wie weit er seine Menschlichkeit und seinen Großmut treibt.
61. Brief: Von Julien Empfindungen ihrer Dankbarkeit gegen Mylord Eduard.
62. Brief: Von Claren an Julien Mylord Eduard hat Juliens Vater vorgeschlagen, sie mit ihrem Lehrer, dessen Verdienste er preist, zu verheiraten. Der Vater ist über diesen Vorschlag äußerst aufgebracht. Mylord Eduards Gedanken über den Adel. Clara benachrichtigt ihre Base von dem Aufsehen, welches der Ehrenhandel ihres Geliebten in der Stadt gemacht habe, und beschwört sie, ihn zu entfernen.
63. Brief: Von Julien an Claren Wie ungestüm Juliens Vater sie und ihre Mutter behandelt hat und die Ursachen davon und die Folgen. Reue des Vaters. Er erklärt seiner Tochter, er werde nie einen Mann wie ihren Lehrer zu seinem Schwiegersohn annehmen, und verbietet ihr, ihn jemals wieder zu sehen und mit ihm zu reden. Eindrücke, die dieser Befehl auf Juliens Herz macht. Sie überträgt ihrer Base die Sorge, ihren Geliebten zu entfernen.
64. Brief: Von Claren an Herrn von Orbe Sie unterrichtet ihn über zu treffende Anstalten im Hinblick auf die Abreise von Juliens Geliebtem.
65. Brief: Von Claren an Julien Bericht über die mit Mylord Eduard und Herrn von Orbe getroffenen Maßregeln im Hinblick auf die Abreise des Geliebten. Seine Zusammenkunft mit Claren, die ihm die Notwendigkeit, sich zu entfernen, eröffnet. Was in seinem Herzen darüber vorgegangen ist. Seine Abreise.

Zweiter Teil

1. Brief: An Julien Vorwürfe, die ihr der Geliebte macht, als er sich dem Schmerz der Trennung ausgeliefert sieht.
2. Brief: Mylord Eduard an Claren Er benachrichtigt sie über die Gemütsverfassung von Juliens Geliebtem und verspricht, ihn nicht eher zu verlassen, als bis er ihn in einem Zustande sieht, auf den er trauen kann. Bruchstücke, die dem vorigen Briefe beigelegt waren. Juliens Geliebter beklagt sich, dass Freundschaft und Liebe ihn von der Geliebten trennen. Er mutmaßt, dass man ihr geraten habe, ihn zu entfernen.
3. Brief: Mylord Eduard an Julien Er schlägt ihr vor, mit ihrem Geliebten nach England zu kommen, um ihn zu heiraten, und bietet ihr ein Landgut an, das er im Herzogtum York besitzt.
4. Brief: Julie an Claren Juliens Ratlosigkeit und Ungewissheit, ob sie Mylord Eduards Vorschlag annehmen soll oder nicht. Sie fragt ihre Freundin um Rat.
5. Brief: Antwort Clara bezeugt Julien ihre unverbrüchliche Ergebenheit und versichert ihr, dass sie ihr überall hin folgen würde, doch ohne ihr zu raten, das väterliche Haus zu verlassen.
Billett: Julie an Claren Julie dankt ihrer Base für den Rat, welchen sie in ihrem Briefe wahrzunehmen glaubte.
6. Brief: Julie an Mylord Eduarden Ablehnung seines Anerbietens.
7. Brief: Von Julien Sie richtet den niedergeschlagenen Mut ihres Geliebten auf und hält ihm lebhaft die Ungerechtigkeit seiner Vorwürfe vor Augen. Ihre Furcht, eine verhasste und vielleicht unvermeidliche Verbindung eingehen zu müssen.
8. Brief: Von Claren Sie wirft Juliens Geliebtem seinen zänkischen Ton und sein Missvergnügen vor und gesteht ihm, sie sei es, die ihre Base bewogen habe, ihn zu entfernen und Mylord Eduards Anerbieten abzulehnen
9. Brief: Mylord Eduard an Julien Juliens Geliebter ist zur Vernunft gekommen. Mylord Eduards Abreise nach Rom. Er will auf seiner Rückkehr in Paris seinen Freund abholen und ihn mit sich nach England nehmen, und in welcher Absicht.
10. Brief: An Claren Verdacht, den Juliens Geliebter gegen Mylord Eduard gefasst hatte. Verfolg der Sache. Ihre Aufklärung. Seine Reue. Seine durch einige Worte in Juliens Brief verursachte Unruhe.
11. Brief: Von Julien Sie ermuntert ihren Geliebten in der Laufbahn, die er betritt, Gebrauch von seinen Talenten zu machen, nie die Tugend zu verlassen noch seine Geliebte zu vergessen, und verspricht ihm, ihn nie ohne Einwilligung ihres Vaters zu heiraten, aber auch ohne die seinige nie einem ändern zugehören zu wollen.
12. Brief: An Julien Ihr Geliebter kündigt ihr seine Abreise an.
13. Brief: An Julien Ankunft ihres Geliebten in Paris. Er schwört ihr eine ewige Beständigkeit und unterrichtet sie von Mylord Eduards Großmut gegen ihn.
14. Brief: An Julien Eintritt ihres Geliebten in die Welt. Falsche Freundschaften. Begriff von dem Tone der Modekonversationen. Widersprüche zwischen Reden und Handeln.
15. Brief: Von Julien Kritik des vorhergehenden Briefes. Clarens bevorstehende Heirat.
16. Brief: An Julien Ihr Geliebter antwortet ihr auf die Kritik an seinem letzten Briefe. Wo und wie man ein Volk studieren müsse. Schmerzliche Empfindungen der Sehnsucht. Was er trotz der Trennung noch für einen Trost hat.
17. Brief: An Julien Ihr Geliebter mitten im Strome der Welt. Schwierigkeit des Studiums der Welt. Einladungen zu Abendmahlzeiten in Paris. Visiten. Schauspiele.
18. Brief: Von Julien Sie benachrichtigt ihren Geliebten von Clarens Heirat; ergreift mit ihm Maßnahmen, durch einen anderen Weg als vermittels ihrer Base ihren Briefwechsel fortzusetzen; rühmt die Franzosen; beklagt sich darüber, dass er ihr von den Pariserinnen nichts sage; bittet ihn, in Paris von seinen Talenten Gebrauch zu machen; zeigt ihm die Ankunft von zwei Freiern an und die Besserung der Gesundheit ihrer Mutter.
19. Brief: An Julien Beweggründe ihres Geliebten, zu den Franzosen offenherzig zu sein. Aus welcher Ursache er England für die Anwendung seiner Talente Frankreich vorzieht.
20. Brief: Von Julien Sie schickt ihrem Geliebten ihr Bildnis und meldet ihm die Abreise der zwei Freier.
21. Brief: An Julien Er entwirft ihr ein Bild der Pariserinnen.
22. Brief: An Julien Entzücken des Geliebten beim Anblick des Bildnisses.
23. Brief: An Frau von Orbe Kritische Beschreibung der Pariser Oper.
24. Brief: Von Julien Sie meldet ihrem Geliebten, wie sie es angefangen habe, zu dem Bildnisse zu kommen, das sie ihm geschickt.
25. Brief: An Julien Kritik ihres Bildnisses. Ihr Geliebter lässt es verbessern.
26. Brief: An Julien Ihr Geliebter ist, ohne es zu wissen, zu zweifelhaften Frauenzimmern geführt worden. Geständnis seines Verbrechens. Seine Reue darüber.
27. Brief: Von Julien Sie macht ihrem Geliebten Vorwürfe über seinen Umgang und seine falsche Scham als die ersten Ursachen seines Fehltritts; rät ihm, sein Beobachteramt unter den Bürgern und selbst dem niederen Volk auszuüben, beklagt sich über die Verschiedenheit der läppischen Nachrichten, die er ihr jetzt sende, über die viel bessern, die er andern zukommen lasse.
28. Brief: Von Julien Die Briefe ihres Geliebten sind von der Mutter entdeckt worden.

Dritter Teil

1. Brief: Von Frau von Orbe Sie berichtet Juliens Geliebtem von der Krankheit der Frau von Etange, von Juliens Niedergeschlagenheit, und sie fordert ihn auf, Julien zu entsagen.
2. Brief: Von Juliens Geliebtem an Frau von Etange Versprechen, allen Umgang mit Julien abzubrechen.
3. Brief: Von Juliens Geliebtem an Frau von Orbe Er macht ihr Vorwürfe darüber, dass sie ihn zur Entsagung von Julien überredet habe.
4. Brief: Von Frau von Orbe an Juliens Geliebten Sie meldet ihm die Wirkung seines Briefes auf das Herz der Frau von Etange.
5. Brief: Von Julien an ihren Geliebten Tod der Frau von Etange. Juliens Verzweiflung. Ihr Schmerz, als sie ihrem Geliebten das letzte Lebewohl sagt.
6. Brief: Von Juliens Geliebtem an Frau von Orbe Er bezeugt ihr, wie lebhaft er Juliens Schmerz empfinde, und empfiehlt sie ihrer Freundschaft. Seine Unruhe über die wahre Ursache des Todes der Frau von Etange.
7. Brief: Antwort Frau von Orbe wünscht Juliens Geliebtem zu dem Opfer Glück, das er gebracht hat, sucht ihn über den Verlust seiner Geliebten zu trösten und zerstreut seine Unruhe über die Ursache von Frau von Etanges Tod.
8. Brief: Von Mylord Eduarden an Juliens Geliebten Er wirft ihm vor, dass er Ihn vergesse, hat ihn im Verdacht, er wolle sich das Leben nehmen, und klagt ihn der Undankbarkeit an.
9. Brief: Antwort Juliens Geliebter zerstreut Mylord Eduardens Befürchtungen.
Billett: Von Julien Sie fordert von ihrem Geliebten die ihm verpfändete Freiheit zurück.
10. Brief (in welchem das vorige Billett war). Von Baron von Etange Vorwürfe und Drohungen gegen den Geliebten seiner Tochter.
11. Brief: Antwort Juliens Geliebter trotzt den Drohungen ihres Vaters und wirft ihm seine Grausamkeit vor.
Billett (dem vorhergehenden Briefe beigefügt) Juliens Geliebter gibt ihr das Recht wieder, über ihre Hand zu verfügen.
12. Brief: Von Julien Ihre Verzweiflung, da sie sich im Begriff sieht, auf immer von ihrem Geliebten getrennt zu werden. Ihre Krankheit.
13. Brief: Von Julien an Frau von Orbe Sie macht ihr Vorwürfe darüber, dass sie soviel Sorgfalt angewandt, sie ins Leben zurückzurufen. Vermeintlicher Traum, der ihr Ahnungen einflößt, ihr Geliebter lebe nicht mehr.
14. Brief: Antwort Erklärung von Juliens vermeintlichem Traume. Plötzliche Ankunft ihres Geliebten. Er steckt sich freiwillig an, indem er ihr die Hand küsst. Seine Abreise. Er wird unterwegs krank. Seine Rückkehr nach Paris mit Mylord Eduarden.
15. Brief: Von Julien Neue Bezeugungen von Zärtlichkeit für ihren Geliebten. Sie ist indessen entschlossen, ihrem Vater zu gehorchen.
16. Brief: Antwort Juliens Liebhaber ist vor Wut und Liebe außer sich. Schändliche Grundsätze, die ebenso bald zurückgenommen als vorgebracht werden. Er wird Mylord Eduarden nach England folgen und plant, sich alle Jahre einmal zu entfernen und sich heimlich in die Nähe seiner Geliebten zu begeben.
17. Brief: Von Frau von Orbe an Juliens Geliebten Sie teilt ihm Juliens Heirat mit.
18. Brief: Von Julien an ihren Freund Ihre Liebesgeschichte. Was Julie sich von den nächtlichen Zusammenkünften erhofft hatte. Ihre Schwangerschaft. Wie ihre Hoffnungen betrogen wurden. Wie ihre Mutter von allem benachrichtigt wurde. Sie erklärt ihrem Vater, sie werde niemals Herr von Wolmar heiraten. Welche Mittel ihr Vater angewandt hatte, um ihre Standhaftigkeit zu besiegen. Sie läßt sich zur Kirche führen. Gänzliche Veränderung ihres Herzens. Gründliche Widerlegung der Trugschlüsse, die darauf abzielen, den Ehebruch zu beschönigen. Sie sucht ihren gewesenen Geliebten dahin zu bewegen, dass er, so wie sie, sich auf die Empfindungen einer getreuen Freundschaft einschränke, und bittet ihn um seine Einwilligung, ihren früheren Lebenswandel ihrem Gatten zu gestehen.
19. Brief: Antwort Empfindungen der Bewunderung und der Wut in Juliens Geliebtem. Er erkundigt sich bei ihr, ob sie glücklich sei, und rät ihr ab, sich, wie sie vorhat, ihrem Gatten zu entdecken.
20. Brief: Von Julien Ihr Glück mit Herrn von Wolmar, dessen Charakter sie ihrem Freunde beschreibt. Was zum Glücke zwischen zwei Eheleuten reicht. Aus welcher Überlegung sie das vorgehabte Geständnis nicht machen wird. Sie bricht allen Verkehr mit ihrem Geliebten ab; erlaubt ihm, bei wichtigen Begebenheiten Frau von Orbe Nachrichten mitzuteilen, und sagt ihm auf immer Lebewohl
21. Brief: Von Juliens Geliebtem an Mylord Eduarden Des Lebens überdrüssig, sucht er den Selbstmord zu rechtfertigen.
22. Brief: Antwort Mylord Eduard widerlegt mit Nachdruck die von Juliens Geliebtem angeführten Gründe zur Verteidigung des Selbstmordes
23. Brief: Von Mylord Eduarden an Juliens Geliebten Er schlägt seinem Freunde vor, die Ruhe der Seele in der Ruhelosigkeit eines tätigen Lebens zu suchen. Er zeigt ihm eine Gelegenheit an, die sich dazu anbietet, und fordert, ohne sich deutlicher zu erklären, seine Antwort.
24. Brief: Antwort Unterwerfung von Juliens Geliebtem unter Mylord Eduardens Willen.
25. Brief: Von Mylord Eduarden an Juliens Geliebten Er hat alles zur Einschiffung seines Freundes vorbereitet, der als Ingenieur auf dem Schiffe eines englischen Geschwaders Dienst tun soll, das die Reise um die Welt machen wird.
26. Brief: Von Juliens Geliebtem an Frau von Orbe Zärtlicher Abschied von Frau von Orbe und Frau von Wolmar.

Vierter Teil

1. Brief: Von Frau von Wolmar an Frau von Orbe Sie drängt auf die Rückkehr ihrer Base, und aus welchen Gründen. Sie wünscht, dass ihre Freundin für immer bei ihr und ihrer Familie wohne.
2. Brief: Von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Plan Frau von Orbes, die Witwe geworden ist, einst ihre Tochter mit dem älteren Sohne Frau von Wolmars zu vereinen. Sie teilt mit ihr die süße Hoffnung auf eine vollkommene Wiedervereinigung.
3. Brief: Von Juliens Geliebtem an Frau von Orbe Er meldet ihr seine Rückkehr; gibt ihr einen kurzen Abriss seiner Reise; sucht um die Erlaubnis nach, sie zu sehen, und beschreibt ihr die Empfindungen seines Herzens für Frau von Wolmar.
4. Brief: Von Herrn von Wolmar an Juliens Geliebten Er schreibt ihm, seine Frau habe ihm soeben ihre früheren Verirrungen gestanden, und bietet ihm sein Haus an. Einladung von Julien.
5. Brief (dem der vorhergehende beigefügt war). Von Frau von Orbe an Juliens Geliebten Frau von Orbe fügt ihre Einladung der Herrn von Weimars und seiner Gemahlin hinzu und möchte, dass er den Namen St. Preux, den sie ehedem vor ihren Leuten Juliens Geliebtem gegeben hatte, wenigstens in ihrer Gesellschaft behalte.
6. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Die Aufnahme, die Herr und Frau von Wolmar St. Preux widerfahren lassen. Verschiedene Gefühle, die sein Herz bewegen. Entschluss, seiner Pflicht niemals zuwiderzuhandeln.
7. Brief: Von Frau von Wolmar an Frau von Orbe Sie unterrichtet sie von dem Zustande ihres Herzens, über St. Preux' Aufführung, über Herrn von Wolmars gute Meinung von seinem neuen Gaste und seine Sicherheit in Hinsicht auf die Tugend seiner Frau, die ihm keine weiteren Geständnisse machen soll.
8. Brief: Antwort Frau von Orbes an Frau von Wolmar Sie stellt ihr die Gefahr dar, die dabei entstehen könnte, wenn sie ihren Mann zum Vertrauten machte, und verlangt von ihr, dass sie ihr St. Preux auf einige Tage schicke.
9. Brief: Von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Sie schickt ihr St. Preux zurück, dessen Betragen sie lobt, wodurch eine Kritik der manierierten Pariser Höflichkeit veranlasst wird. Sie macht ihrer Base ihre kleine Tochter zum Geschenk.
10. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Er gibt ihm eine ausführliche Beschreibung der weisen Wirtschaft, die in Herrn von Wolmars Hause, was die Bedienten und die Tagelöhner anlangt, was zu verschiedenen Beobachtungen und Beurteilungen Gelegenheit gibt.
11. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Beschreibung einer angenehmen Einsamkeit, die mehr das Werk der Natur als der Kunst ist; wo Herr und Frau von Wolmar mit ihren Kindern sich erfreuen, was kritische Bemerkungen über den Luxus und den absonderlichen Geschmack der Reichen in ihren Gärten veranlasst. Über die Gärten der Chinesen. Lächerliche Begeisterung der Blumenliebhaber. St. Preux' Leidenschaft für Frau von Wolmar verwandelt sich auf einmal in Bewunderung ihrer Tugenden.
12. Brief: Von Frau von Wolmar an Frau von Orbe Der Charakter Herrn von Wolmars, der sogar schon vor der Hochzeit von allem unterrichtet gewesen, was zwischen seiner Gattin und St. Preux vorgefallen war. Neue Beweise seines völligen Vertrauens auf ihrer beider Tugend. Herr von Wolmar muss sich auf einige Zeit entfernen. Julie fragt ihre Freundin um Rat, ob sie verlangen soll oder nicht, dass St. Preux ihren Mann begleitet
13. Brief: Antwort von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Sie zerstreut die Bedenken ihrer Base hinsichtlich St. Preux' und rät ihr, wider diesen Philosophen die überflüssige Vorsicht anzuwenden, die ihr einst so nötig gewesen wäre.
14. Brief: Von Herrn von Wolmar an Frau von Orbe Er meldet ihr seine bevorstehende Reise und eröffnet ihr sein Vorhaben, St. Preux die Erziehung seiner Kinder anzuvertrauen: ein Plan, der sein seltsames Betragen gegen seine Frau und ihren ehemaligen Liebhaber erklärt. Er berichtet der Base Entdeckungen, die er, ihre beiderseitigen wahren Empfindungen betreffend, gemacht hat, und seine Gründe für die Prüfung, der er sie durch seine Abwesenheit unterwirft.
15. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Kummer Frau von Wolmars. Unseliges Geheimnis, was sie St. Preux entdeckt, der es jetzt seinem Freunde noch nicht wiedererzählen kann.
16. Brief. Von Frau von Wolmar an ihren Gemahl Sie wirft ihm vor, dass er sich auf eine harte Weise der Tugend seiner Frau erfreue.
17. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Gefahr, in die Frau von Wolmar und St. Preux auf dem Genfer See geraten. Sie gelangen doch endlich wieder an Land. Nach Tisch führt St. Preux Frau von Wolmar zur Klause von Meillerie, in der er sich ehedem nur mit seiner lieben Julie beschäftigte. Seine Ergriffenheit beim Anblick der alten Denkmäler seiner Leidenschaft. Das tugendhafte und weise Betragen Frau von Wolmars. Sie schiffen sich wieder ein, um nach Clarens zurückzukehren. St. Preux' fürchterliche Versuchung. Innerer Kampf, den seine Freundin empfindet.

Fünfter Teil

1. Brief: Von Mylord Eduarden an St. Preux Ratschläge und Vorwürfe. Lob Abauzits, Bürgers von Genf. Bevorstehende Ankunft Eduardens.
2. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Er versichert seinem Freund, dass er die Ruhe seiner Seele wiedererlangt habe; macht ihm einen Abriss des täglichen, häuslichen Lebens von Herrn und Frau von Wolmar und der Umsicht, mit der sie ihre Güter selbst bewirtschaften und ihre Einkünfte verwalten. Der Luxus aus Prachtliebe und aus Eitelkeit wird kritisiert. Der Bauer muss bei seinem Stande bleiben. Ursachen der Mildtätigkeit, die man gegen Bettler üben muss. Ehrfurcht, die man dem Alter schuldet.
3. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Süßigkeit der Einkehr in sich selbst in einer Gesellschaft von Freunden. Erziehung der Kinder von Herrn und Frau von Wolmar. Scharfsinnige Beurteilung der Art, in der man gewöhnlich Kinder erzieht.
4. Brief: Von Mylord Eduarden an St. Preux Er befragt ihn über den Grund des geheimen Kummers von Frau von Wolmar, von dem ihm St. Preux in einem Briefe, den er nicht erhalten, Nachricht gegeben hatte.
5. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Der Unglaube Herrn von Wolmars, Ursache des geheimen Kummers Juliens.
6. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Ankunft Frau von Orbes mit ihrer Tochter bei Frau von Wolmar. Heftige Gemütsbewegungen und Feste bei dieser Gelegenheit.
7. Brief: Von St. Preux an Mylord Eduarden Beschreibung der Weinlese zu Clarens und der Ordnung und Fröhlichkeit, die dabei herrschen. Baron von Etange und St. Preux haben sich aufrichtig miteinander ausgesöhnt.
8. Brief: Von St. Preux an Herrn von Wolmar St. Preux ist mit Mylord Eduarden nach Rom gereist. Er bezeugt Herrn von Wolmar die Freude, die er darüber hat, dass er ihm die Erziehung seiner Kinder zugedacht hat.
9. Brief: Von St. Preux an Frau von Orbe Er stattet ihr Bericht von den Begebenheiten des ersten Tags seiner Reise ab. Neue Schwächen seines Herzens. Unheilvoller Traum. Eduard führt ihn nach Clarens zurück, um ihn von seinen schimärischen Ängsten zu heilen. Überzeugt davon, dass Julie gesund ist, reist St. Preux wieder ab, ohne sie gesehen zu haben.
10. Brief: Von Frau von Orbe an St. Preux Sie wirft ihm vor, dass er sich den beiden Basen nicht gezeigt hat. Eindruck, den der Traum St. Preux' auf Clara macht.
11. Brief: Von Herrn von Wolmar an St. Preux Er scherzt über seinen Traum und macht ihm einige leichte Vorwürfe über seine erneute Erinnerung an seine alte Liebe
12. Brief: Von St. Preux an Herrn von Wolmar Alte Liebesgeschichten Mylord Eduardens. Beweggrund seiner Reise nach Rom. In welcher Absicht er St. Preux mit sich genommen hat. Dieser will's nicht leiden, dass sein Freund eine ihm unziemliche Eheverbindung eingehe; er fragt in dieser Sache Herrn von Wolmar um Rat und empfiehlt ihm, das Geheimnis für sich zu behalten.
13. Brief: Von Frau von Wolmar an Frau von Orbe Sie hat die geheimen Gefühle ihrer Base für St. Preux erkannt, stellt ihr die Gefahr dar, denen sie sich in seiner Gegenwart aussetzen kann, und gibt ihr den Rat, ihn zum Manne zu nehmen.
14. Brief: Von Henrietten an ihre Mutter Sie bezeugt ihr, welche Langeweile das ganze Haus drückt, seit sie abwesend ist; bittet sie, ihrem Männchen etwas mitzubringen, und vergisst sich selbst auch nicht.

Sechster Teil

1. Brief: Von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Sie benachrichtigt sie von ihrer Ankunft in Lausanne, wohin sie sie zur Hochzeit ihres Bruders einlädt.
2. Brief: Von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Sie unterrichtet ihre Base von ihren Empfindungen für St. Preux. Ihre Fröhlichkeit wird sie immer vor Gefahr sichern. Ihre Gründe, Witwe bleiben zu wollen.
3. Brief: Von Mylord Eduard an Herrn von Wolmar Er benachrichtigt ihn vom glücklichen Ausgang seiner Abenteuer, einer Wirkung des verständigen Betragens von St. Preux. Er nimmt das Anerbieten Wolmars an, sein übriges Leben in Clarens zuzubringen.
4. Brief: Von Herrn von Wolmar an Mylord Eduarden Er lädt ihn aufs Neue ein, mit St. Preux das Glück seines Hauses zu teilen.
5. Brief: Von Frau von Orbe an Frau von Wolmar Charakter, Geschmack und Sitten der Einwohner von Genf.
6. Brief: Von Frau von Wolmar an St. Preux Sie teilt ihm ihren Plan mit, ihn mit Frau von Orbe zu verheiraten; gibt ihm Ratschläge darüber und widerspricht seinen Grundsätzen über das Gebet und die menschliche Freiheit.
7. Brief: Von St. Preux an Frau von Wolmar Er versagt dem Plan der Frau von Wolmar, sich mit Frau von Orbe zu verbinden, seine Zustimmung. Seine Beweggründe. Er verteidigt seine Ansicht über das Gebet und die Freiheit.
8. Brief: Von Frau von Wolmar an St. Preux Sie macht ihm Vorwürfe aus Freundschaft. Über die Süßigkeit der Sehnsucht und den Reiz der Täuschung. Juliens Frömmigkeit und wie sie beschaffen. Ihre Unruhe über die Ungläubigkeit ihres Mannes ist vorüber. Sie benachrichtigt St. Preux von einer Lustreise, die sie mit ihrer Familie nach Chillon tun will. Unheilvolle Ahnung.
9. Brief: Von Fanchon Anet an St. Preux Frau von Wolmar stürzt sich ins Wasser, um eins ihrer Kinder zu retten, das hineingefallen war
10. Brief: An St. Preux. Angefangen von Frau von Orbe und vollendet von Herrn von Wolmar Juliens Tod.
11. Brief: Von Herrn von Wolmar an St. Preux Ausführlicher Bericht über die Krankheit Frau von Wolmars. Ihre verschiedenen Unterhaltungen mit ihrer Familie und mit einem Pfarrer über die wichtigsten Gegenstände. Rückkehr Claude Anets. Juliens Seelenruhe im Angesicht des Todes. Sie stirbt in den Armen ihrer Base. Man glaubt irrtümlicherweise, sie sei ins Leben zurückgekehrt; und was die Veranlassung dazu gewesen. Wie St. Preux' Traum gewissermaßen in Erfüllung gegangen ist. Bestürzung des ganzen Hauses. Clarens Verzweiflung.
12. Brief (der dem vorigen beigefügt war): Von Julien an St. Preux Julie sieht ihren Tod als eine Wohltat des Himmels an, und aus welchem Grunde. Sie dringt noch einmal in St. Preux, Frau von Orbe zu heiraten, und trägt ihm die Erziehung ihrer Kinder auf. Ihr letztes Lebewohl.
13. Brief: Von Frau von Orbe an St. Preux Sie gesteht ihm ihre Gefühle für ihn und erklärt ihm zu gleicher Zeit, dass sie stets frei bleiben wolle. Sie stellt ihm die Wichtigkeit der ihm auf getragenen Pflichten dar; glaubt, an Herrn von Wolmar Anzeichen für eine bevorstehende Bekehrung zu bemerken; lädt ihn nebst Mylord Eduarden ein, sich baldmöglichst mit Juliens Familie zu vereinen. Lebhafte Darstellung der zärtlichsten Freundschaft und des bittersten Schmerzes.

Anhang: Lord Eduard Bomstons Liebschaften

INNERE CHRONOLOGIE

1732 Der Hauslehrer St. Preux verliebt sich in seine Schülerin Julie d'Etange, gesteht ihr jedoch diese Liebe nicht. Er ist ungefähr neunzehn Jahre alt, Julie - wie ihre Base Clara - siebzehn. Die beiden jungen Leute wahren ein Jahr lang strengstes Stillschweigen.
1733 Herbst: Erstes Geständnis. St. Preux ist zwanzig, die Mädchen sind achtzehn Jahre alt.
1734 Sommer: Studienplan; Julie nimmt diesen mit aufs Land. Szene im Wäldchen.
Herbst: St. Preux reist ins Wallis. Der einundzwanzigjährige St. Preux lernt Mylord Eduard kennen. - Wolmar und Julie sehen sich zum ersten Mal in Vevey.
Spätherbst und Winter: St. Preux in Meillerie. Julie gibt sich ihm das erste Mal hin.
1735 Frühjahr: St. Preux reist nach Neuchâtel, um Claude Anet freizukaufen. Mylord Eduard ist in Vevey. Entdeckung der italienischen Musik. Julie weiß, dass sie kein Kind haben wird.
Sommer: Erinnerung an einen "vor zwei Jahren" mit St. Preux und der Chaillot unternommenen Bootsausflug; die Chaillot war gestorben, kurz bevor die Romanhandlung einsetzte.
Herbst: Die Liebesnacht; zur Zeit des Nachtmahls ist es bereits dunkel.
Spätherbst: Streit zwischen St. Preux und Mylord Eduard. Julie glaubt schwanger zu sein. Julies Vater im Zorn. Sie erleidet eine Fehlgeburt.
Winter: St. Preux reist nach Paris ab. Er ist nicht ganz vierundzwanzig Jahre alt. Zwischenaufenthalt der beiden Freunde in Besancon, von wo aus Mylord Eduard wieder nach Italien aufbrechen wird; er rechnet damit, im kommenden Sommer zurückzukommen.
1736 Frühjahr: Beginn des Parisaufenthalts von St. Preux. Er ist drei Wochen dort, als Clara heiratet und Mylord Eduard auf dem Weg nach Italien in Vevey halt macht.
1737 Julie liest die "Refutation de Pope" von Crousaz (erschienen 1737). Entdeckung der Briefe von St. Preux, Julies Mutter stirbt, St. Preux gibt sein Wort zurück. Julies Krankheit, St. Preuxs "Einimpfung der Liebe".
Sommer: Mylord Eduard kommt aus Italien zurück. Wolmar wird nach dreijähriger Abwesenheit in Vevey erwartet.
Herbst: Julie wird zur Heirat mit Wolmar gezwungen. St. Preux will Paris verlassen, um nach London zu gehen.
1738 Frühjahr und Sommer: Julies Hochzeit. In ihrer Rückschau schreibt sie, ungefähr sechs Jahre zuvor seien sich die Liebenden zum ersten Mal begegnet.
1740 Herbst: Aufbruch Admiral Ansons zu seiner See-Expedition (historisches Datum). St. Preux, seit Anfang 1738 in London, trägt sich mit Selbstmordgedanken, wird u. a. durch das Angebot Mylord Eduards, an Ansons Expedition teilzunehmen, davon abgebracht.
1744 Frühjahr: Julie ist seit fast sechs Jahren verheiratet, St. Preux seit fast vier Jahren auf Weltreise, Julie und Clara sind achtundzwanzig Jahre alt. 14. Juni (historisches Datum): Admiral Anson kehrt nach vierjähriger Seereise nach England zurück.
Sommer: St. Preux kommt in Clarens an; er hat die Dreißig überschritten. Er verbringt eine Woche in Lausanne. Clara will vor Beginn der Weinlese, zwei Monate später, wieder in Clarens sein. Henriette ist sieben Jahre alt.
August: Große Hitze; man genießt die Kühle im "Elysium". Ausflug auf dem Genfer See. Die "Verbannung" nach Meillerie liegt zehn Jahre zurück. Mylord Eduard kündigt seine Ankunft in Clarens für das Ende des folgenden Monats oder für den Beginn des Oktober an. Die Trauben beginnen zu reifen; die Lese soll in zwei Monaten beginnen. Die Bewohner von Clarens entnehmen der Gazette die Nachricht von der Krankheit Ludwigs XV. (historisches Datum: August 1744). Der ältere Sohn Julies ist sechs Jahre alt.
September: Julie soll seit fast acht Jahren verheiratet sein - ein Rechenfehler Rousseaus. St. Preux ist seit mehr als zwei Monaten in Clarens, als er mit Wolmar über Religion diskutiert.
Oktober: Clara lässt sich in Clarens nieder.
Ende Oktober: Die Weinlese; das Wetter ist schön; der erste Frost: Man erntet den Wein im Wallis sehr spät, wie Rousseau in einer Fußnote mitteilt.
Winter: Alle sind in Clarens versammelt, niemand schreibt Briefe, doch Hinweise auf diesen Winter tauchen in fast allen späteren Briefen auf.
1745 Frühjahr: St. Preux und Eduard brechen nach Italien auf. Zehn Jahre sind seit St. Preuxs Reise im Wallis vergangen. Italienaufenthalt der beiden. Julie möchte, dass St. Preux Clara heiratet. Dieser Brief ist der erste, den St. Preux von Julie nach siebenjährigem Schweigen erhält.
August: Man erwartet die Rückkehr der Italienreisenden gegen Ende des kommenden Monats.
September: Julies Unfall bei Chillon. Ihre Krankheit zum Tode. Als sie sich zu erholen scheint, isst sie eine "ferra"; Rousseau teilt in der Variante einer Fußnote mit, diese Fischart werde Anfang September gefangen. Bei Julies Tod herrscht immer noch große Hitze, so dass ihr Leichnam rasch in Verwesung übergeht.
Spätherbst: St. Preux wird krank, als er von Julies Tod erfährt. Seine Rückkehr hat sich verzögert; der Winter kommt.

ZITAT

...dass ich mich zu einem Lehrer der Philosophie aufwerfe und so, wie jener Tor in der Fabel, Geld nehme, um Weisheit zu lehren: dieses Amt wird in der Welt Augen gering scheinen, und ich gestehe, es hat etwas Lächerliches an sich. Gleichwohl, da kein Mensch seine Erhaltung schlechterdings aus sich selbst nehmen und man sie auf keine nähere Art erlangen kann als durch seine Arbeit, so werden wir diese Verachtung zu den gefährlichsten Vorurteilen zählen; wir werden nicht so töricht sein, die Glückseligkeit dieser unsinnigen Meinung aufzuopfern; Sie werden mich darum nicht weniger achten und ich werde darum nicht beklagenswürdiger sein, wenn ich von den Talenten lebe, die ich ausgebildet habe...

Sie wissen, als Heloisens und Abaelards Briefe in Ihre Hände fielen, was ich Ihnen zu dieser Lektüre und des Theologen Verhalten sagte. Heloisen habe ich stets beklagt, sie hatte ein zur Liebe geschaffnes Herz; Abaelard aber hat mir niemals etwas anderes zu sein geschienen als ein Nichtswürdiger, der sein Elend verdiente und Liebe so wenig kannte als Tugend. Soll ich nun, nachdem ich ihn verurteilt habe, ihn nachahmen? Wehe jedem, der eine Sittenlehre predigt, die er nicht ausüben will! Wen seine Leidenschaft so weit verblendet, der wird bald von ihr dafür gestraft und verliert den Geschmack an Empfindungen, denen er seine Ehre aufopferte. Die Liebe ist ihres größten Reizes beraubt, wenn die Ehrbarkeit sie verlässt...    Teil I, Brief 24

MONTMORENCY (VAL D'OISE)

Montmorency  - einige Kilometer nördlich von Paris - ist als der Ort, an dem dieser Roman entstanden ist, auch insofern interessant, als das literarische Vorbild, Heloïsa, die Geliebte Abaelards und spätere Ehefrau und Äbtissin, nach alten Berichten aus dem Adelshaus Montmorency gestammt haben soll. Heute kann man das Haus, wo Rousseau von 1752 bis 1762 lebte, besuchen, darunter Wohnung, Garten und Donjon, wo er die Neue Heloïse schrieb. Im Museum finden sich seltene Dokumente und zeitgenössische Ausstellungen. Adresse: 5, rue Jean-Jacques Rousseau 95160 Montmorency (geöffnet von 14 bis 18 Uhr, außer montags; Führungen)

 


[Zurück zur letzten Seite] [Zum Seitenanfang]