Epithaphe - Grabinschriften

In früherer Zeit war es Sitte, Verstorbene von Rang und Namen mit einer Gedenktafel in einer Kirche oder auf der Begräbnisstätte - so genannten Epitaphen - zu ehren. In Mignes Patrologia Latina und in weiteren Quellen sind uns einige dieser alten Epitaphe zum Andenken an Heloïsa und Abaelard überliefert: Ihre Herkunft, Urheberschaft und Lokalität liegt allerdings meist im Dunklen. Kein Epitaph ist im Original erhalten. Nur wenige werden dem 12. Jahrhundert zugerechnet. So ranken sich z. T. fromme Legenden um diese Inschriften, z. T. strahlen sie romantische Verklärung aus. Und dennoch enthalten alle einen wahren Kern, nämlich die Ehrerbietung und Achtung, die in allen Zeiten Heloïsa und Abaelard entgegen gebracht wurde. Im folgenden nun eine kleine Auswahl von ihnen, einschließlich deutscher Übersetzung:

Epitaph des Petrus Venerabilis

erwähnt in der Apologetica Praefatio des Nicolas Brulart, 1616; enthalten in einem Manuskript der Bibliothèque de Troyes mit der Überschrift: Epithaphe d'Abeylard qui est à Cluny; laut Charlotte Charrier aus der Chronik von Wilhelm Godel aus dem Jahre 1173 stammend; dieses Epitaph des Petrus Venerabilis soll von Heloïsa persönlich zusammen mit dem Absolutionsschreiben am Grabmal Peter Abaelards angebracht worden sein:

Est satis in titulo, Petrus hic jacet Abaelardus,
Cui soli patuit scibile quidquid erat.

Ausführlicher Text bei Fabricius, Biblioth. med. et inf. lat., V, 233.; auch enthalten in einem Manuskript der Bibliothèque de Chaumont mit dem Namen "Breviaire du Paraclet dit d'Abailard", aus dem 15. oder 16. Jhdt.

Petrus in hac petra latitat, quem mundus Homerum
Clamabat, sed jam sidera sidus habent.
Sol erat hic Gallis, sed eum jam fata tulerunt:
Ergo caret regio Gallica sole suo.
Ille sciens quidquid fuit nulli scibile, vicit
Artifices, artes absque docente docens.
Undecimae Maii Petrum rapuere Kalendae,
Privantes logicis atria rege suo.
Est satis in titulo, Petrus hic jacet Abaelardus,
Cui soli patuit scibile quidquid erat.

Peter ist in diesem Fels verborgen, den die Welt Homer nannte, aber schon haben die Gestirne diesen Stern. Dieser war den Galliern die Sonne, aber schon hat ihn das Schicksal hinweg genommen: Uns so entbehrt das gallische Land seiner Sonne. Weil jener wusste, was sonst zu wissen keiner im Stande war, hat er die Fach-leute übertroffen; die Künste lehrte er ohne Lehrer. Der elfte Tag vor den Kalenden des Mai hat den Peter hingerafft, und die Hallen der Logik ihres Königs beraubt. Es genügt als Überschrift: Peter Abaelard liegt hier. Ihm allein stand offen, was immer auch zu wissen war.

Zweites Epitaph des Petrus Venerabilis

Gallorum Socrates, Plato maximus Hesperiarum,
Noster Aristoteles, logicis, quicunque fuerunt,
Aut par, aut melior: studiorum cognitus orbi
Princeps; ingenio varius, subtilis et acer;
Omnia vi superans rationis, et arte loquendi
Abailardus erat; sed tunc magis omnia vicit,
Cum Cluniacensem monachum moremque professus,
Ad Christi veram transivit philosophiam.
In qua longaeve bene complens ultima vitae,
Philosophis quandoque bonis se connumerandum
Spem dedit, undenas Maio revocante Kalendas.

Sokrates der Gallier, größter Platon des Abendlandes, unser Aristoteles, jedweden Logikern entweder  gleich-rangig oder überlegen: Dem Erdkreis bekannt als Meister der Studien, mannigfaltig, feinfühlig und scharf im Denken. Alles überwand Abaelard mit der Kraft der Vernunft und der Kunst der Rede, aber dann hat er noch mehr all das besiegt, als er das Gelübde als Mönch von Cluny abgelegt hat und zur wahren Philosophie Christi übergegangen ist. In ihr vollbrachte er den letzen Teil seines langen Lebens und gab Anlass zur Hoffnung, einmal zu den Guten der Philosophen gerechnet werden zu müssen. Gott rief ihn elf Tage vor den Kalenden des Mai zu sich.

Epitaph von Rawlinson

aus einem Kodex aus Oxford

Occubuit Petrus, succumbit eo moriente
Omnis philosophus, perit omnis philosophia,
Scinditur in partes jam vestis philosophiae.
Gallia facta est frequens studiis et philosophia,
Petrum defunctum deflet de philosophia,
Gemma subtracta plangit solitaria facta.
Plangit Aristotelem sibi logica nuper ademptum,
Et plangit Socratem sibi moerens ethica demptum,
Physica Platonem, facundia sic Ciceronem,
Artes artificem deplorant occubuisse,
Quod quid sentirent, senserunt exposuisse.
Petrus Aristoteles fuit ipse vel alter et haeres,
Solus Aristotelis metas qui reperit artes;
Hic docuit voces cum rebus significare,
Et docuit voces res significando notare.
Errores generum correxit, ita speciorum;
Hic genus et species in sola voce locavit,
Et genus et species sermones esse notavit.
Significativum quid sit, quid significatum,
Significare quid sit prudens diversificavit:
Hic quid res essent, quod voces significarunt
Lucidius reliquis patefecit in arte peritis.
Sic animal nullumque animal genus esse probatur,
Sic et homo, sed nullus homo species vocitatur.
Ingenio fretus docuit subtilia Petrus
Dogmata doctores quae non docuere priores,
Ouantum difficiles aliis sunt omnibus artes
Tam Petro faciles, Petro referente patentes.
Petrus laudandus, Petrus plangendus ab hoste
Occidit: hunc subita rapuit sors invida morte.
Errorum nebulae surgunt, te, Petre, cadente;
Si stares, caderent, et, te surgente, jacerent.
Gloria te celebrem fecit, tua fama perennem,
Nec potuit titulos mors abolere tuos.
Invidit mors ipsa tibi, qui causa fuisti
Omnibus invidiae: mors inimica tibi.
Jam tua vocalis sententia facta realis
Mors argumentum, sic tibi tumba locus.
Haec in voce docens, haec in rebus didicisti,
Et moriendo probas quod moriatur homo.

Peter ist tot. Durch seinen Tod sinkt jeder Philosoph zu Boden, geht jegliche Philosophie zugrunde, wird schon das Kleid der Philosophie zerrissen. Gallien wurde wegen der philosophischen Studien viel besucht. Es beweint den toten Peter wegen der Philosophie, es klagt - des Edelsteins beraubt - in seiner Einsamkeit. Es beklagt die Logik den Aristoteles, der ihr jüngst entrissen, die trauernde Ethik den Sokrates, der ihr weggenommen ist, die Physik den Platon und die Redekunst den Cicero; die Künste beweinen, dass der Künstler tot danieder liegt; Sie fühlten, dass er das darlegte, was ihren Gefühlen entsprach. Peter war Aristoteles selbst oder ein zweiter und sein Erbe; er allein hat die Ziele des Aristoteles, die Künste, gefunden. Dieser lehrte, die Worte nach den Dingen zu bezeichnen, und, dass die Worte die Dinge durch des Bezeichnen beschreiben. Die Irrtümer der Gattungen hat er ebenso wie die der Ideen verbessert. Er hat die Geschlechter und Ideen allein ins Wort gesetzt und beschrieben, dass Gattungen und Ideen Gesprächs-inhalte seien. Was das Kennzeichnende und das Gekennzeichnete und das Kennzeichnen sei, hat er klug unterschieden. Er hat deutlicher als die anderen in dieser Kunst Erfahrenen erklärt, was die Dinge seien, und die Worte bezeichneten. So wird anerkannt, dass "ein Lebewesen" und "kein Lebewesen" eine Gattung ist, so auch der Mensch, dass aber "kein Mensch" Idee genannt werden muss. Im Vertrauen auf seinen Verstand hat Peter scharfsinnige Lehrsätze gelehrt, welche die früheren Lehrer nicht lehrten. Wie allen anderen die Künste schwer fielen, so fielen sie dem Peter leicht. Sie stehen offen, wie Peter selbst berichtet. Der lobenswerte Peter, der vom Feind zu beklagende Peter ist gefallen: Diesen hat das missgünstige Schicksal mit plötzlichem Tod dahingerafft. Die Nebel der Irrlehren erheben sich, wenn Du, Peter, fällst; wenn Du stündest, würden sie fallen, und daniederliegen, wenn Du Dich erhebtest. Der Ruhm machte Dich berühmt, Dein Ruf verewigte Dich, und der Tod konnte Deine Ehrentitel nicht vernichten. Der Tod selbst ist Dir missgünstig gesonnen, der Du allen der Grund zur Missgunst warst: Noch der Tod ist Dir Feind. Schon wird Deine mit Worten vorgetragene Lehrmeinung zur Wirklichkeit, der Tod zum Beweismittel, das Grab zum Ort. Das hast Du - lehrend im Wort und in den Dingen - gelernt, und durch Deinen Tod billigst Du, dass der Mensch sterben soll.

Epitaphium

Bernardus Pezius, Thes. anecd. noviss., t. III, Diss. Isag.

Petrus amor cleri, Petrus inquisitio veri,
Lingua salutaris turbaeque lucerna scholaris,
Argumentandi solertia, copia fandi,
Post mundi bella, nova fulget in aethere stella.
De mundo fragili sub mense vocatur aprili,
Eloquii flos, consilii ros, ingenii cos,
Grammaticae fons, Rhetoricae pons ac Logicae mons,
Ecclesiae lux, justitiae dux inter iniquos,
Gymnasii fax, discipuli pax, justus et insons.
Hinc abiit, sed non obiit, nec desiit esse,
Praeteriit sed non periit, transivit ad esse.
Aspera gens violenter agens, super hunc fabricavit.
Christus eum super aethereum jubar exhilaravit.

Peter, die Liebe des Priesterstandes, Peter, der Wahr-heitssuchende, heilbringende Zunge und Leuchte der Schülerschar, Geschick der Beweisführung, Fülle an Worten! Nach den Kriegen der Welt leuchtet ein neuer Stern am Himmel. Aus der zerbrechlichen Welt wird er gegen April hin gerufen, die Blume der Beredsamkeit, der Tau des Rates, der Wetzstein des Geistes, die Quelle der Grammatik, die Brücke der Rhetorik und der Berg der Logik, das Licht der Kirche, der Führer der Gerechtigkeit unter den Ungerechten, die Fackel des Gymnasiums, der Friede der Schüler, gerecht und unschuldig. Er ist von hier weggegangen, aber nicht gestorben, er hat nicht aufgehört zu sein, er ist vorüber- aber nicht zugrunde gegangen, hinübergegangen zum Sein. Harsches Volk hat ihm Gewalt angetan und über ihn etwas zusammengebraut. Christus hat ihn über den himmlischen Lichtschein hinaus erhellt.

Epitaphium

Philipp Harveng,  Opera Philippi abbatis Bonae-Spei

Lucifer occubuit, stellae, radiate, minores,
Cujus vos radius hebetabat ut inferiores.
Illius occasu tandem venistis ad ortum
Naufragioque tulit vestrae ratis anchora portum.
Maturus, docilis, pius, egit, praetulit, emit
Cursum, jus. caelum, tempore, lege, fide.

Nun strahlt, ihr kleinere Sterne, der Abendstern ist unter-gegangen, dessen Strahl euch wie die Toten zu Schatten verwandelte. Durch seinen Untergang seid ihr endlich zum Aufgang gekommen. Trotz des Schiffsbruchs hat der Anker eures Floßes den Hafen gebracht. Reif, gelehrt, fromm, hat er gehandelt, vorangebracht, den Lauf genommen zum Himmel, in der Zeit, Kraft des Gesetzes, im Glauben.

Epitaphium

 aus der Chronik des Richard von Poitiers

Summorum major Petrus Abaelardus
Occidit, immanis factus dolor omnibus unus.
Gallia nil majus habuit vel clarius isto.
Nec mors cuiusquam fit tanta ruina Latinis.
In quantum fama Romani nominis exit,
Illius ingenii studiorum fama volavit.
Namque ortus patre Pictavi et Britone matre,
Cum Francis studuit, monachus moritur Cabilonis.

Der die Höchsten überragte, Peter Abaelard, ist gestor-ben - allen zum unerträglichen Schmerz. Nichts Größe-res oder Berühmteres als ihn hat Gallien gehabt. Keines Mannes Untergang hat den Lateinern so großen Schaden zugefügt. Zu so Großem, wie der Ruf des Namens Rom geführt hat, hat der Ruf seines Intellekts in den Studien geführt. Sein Vater stammte aus dem Poitou, seine Mutter aus der Bretagne; mit den Franzo-sen hat er studiert, gestorben ist er als Mönch in Cha-lon.

Epitaphium Heloissae

Apologetica Praefatio, Nicolas Brulart, 1616

Hoc tumulo abbatissa jacet prudens Heloyssa.
Paraclitum statuit, cum Paraclito requiescit.
Gaudia sanctorum sua sunt super alta polorum.
nos meritis precibusque suis exaltet ab imis.

In diesem Grabhügel liegt die kluge Äbtissin Heloïsa. Den Parakleten hat sie errichtet, mit dem Parakleten ruht sie. Die Heiligen im hohem Himmel sind voller Freude darüber. Durch ihr Verdienst und ihre Bitten erhebe sie uns aus der Tiefe!

Epitaph des Grabsteines von Abaelard und Heloise

Gontard 1865

Ames sensibles, honorez de vos larmes la mémoire d'Heloise et d'Abélard; la beauté, l'esprit et l'amour auraient dû rendre ce couple heureux toute sa vie, il ne le fut qu'un moment.

Einfühlsame Seelen, ehrt mit euren Tränen das Anden-ken an Heloïsa und Abaelard; die Schönheit, der Geist und die Liebe hätten dieses Paar das ganze Leben glücklich machen sollen, doch es war glücklich nur einen Augenblick.

Inschriften der Kupfergrabplatte

in der Kapelle Saint-Léger der Kirche von Nogent-sur-Seine von 1792

L'an-premier de la République française, le 9 novembre 1792, les restes d'Heloïse et d'Abélard, qui avaient reposé au Paraclet depuis plus de 800 ans, furent transférés dans cette église et déposés dans le caveau de cette chapelle par les ordres des Administrateurs de ce district et les soins de Dominique-Antoine Mesnard, curé de ce chef-lieu, et en présence des mêmes administrateurs, des maire et procureur syndic de la municipalité, des président, juges et du commissaire national près le tribunal civil et enfin des juges de paix (intra et extra-muros)... Heureuse cette commune de posséder les restes de ces époux infortunés!... Comme ils se sont aimés pendant leur vie, leurs dépouilles sont confondues dans le même tombeau après leur mort.

Im ersten Jahr der Französischen Republik, am 9. No-vember 1792, wurden die sterblichen Überreste von Heloïsa und Abaelard, die seit mehr als 800 Jahren im Paraklet geruht hatten, in diese Kirche überführt und in das Gewölbe dieser Kapelle niedergelegt durch die Order der Distriktsverwaltung und die Fürsorge von Dominique-Antoine Mesnard, Pfarrer dieses Hauptortes, und in Anwesenheit derselben Verwalter, des Bürger-meisters, des Syndikatsverwalters dieser Gemeinde, des Präsidenten, der Richter und des National-kommissars beim Zivilgericht und zuletzt der Friedens-richter - innerhalb und außerhalb der Mauern - ...Diese Gemeinde kann sich glücklich schätzen, die Überreste dieses unglückseligen Paares zu besitzen!... So wie sie sich während ihres Lebens geliebt haben, sind ihre sterblichen Hüllen in demselben Grab nach ihrem Tod vereinigt worden.

Inschriften der schwarzen Grabplatte

In der Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit im Paraklet; später in der Kapelle Saint-Léger der Kirche von Nogent-sur-Seine, aufgefunden im Jahre 1800

1. Epitaph des Curé de Quincey

Auch enthalten in einem Manuskript der Bibliothèque de Troyes mit der Überschrift "Epithaphe d'Heloise et d'Abélard inhumés au Paraclet"; die Inschrift war am Vorabend der französischen Revolution in der Abteikirche des Paraklet über dem gemeinsamen Grab des Paares am Sockel der uralten Statue der Trinität angebracht.

Hic
Sub eodem marmore jacent
Huius Monasterii
Conditor petrus abaelardus
Et Abbatissa prima Heloissa;
Olim studiis, ingenio, amore, infaustis nuptiis
Et poenitentia;
Nunc aeterna, quod speramus, felicitate
Conjuncti.
Petrus obiit XX prima Aprilis anno MCXLII
Heloissa XVII Mai MCLXIII
Curis carolae de Roucy, Paracleti Abbatissae
MDCCLXXX

Hier, unter derselben Marmorplatte liegen der Gründer dieses Klosters, Peter Abaelard, und seine erste Äbtis-sin Heloïsa. einst durch die Studien, die Begabung, die Liebe, und - nach unheilvoller Heirat - die Reue, jetzt durch ewige Glückseligkeit - so hoffen wir - verbunden. Peter starb am 21. April des Jahres 1142, Heloïsa am 17. Mai 1163. Auf Veranlassung von Charlotte de Roucy, Äbtissin des Paraklet, im Jahre 1780

2. Epitaph

Pierre Abeillard, fondateur de cette abbaye, vivait dans le XIIº siècle. Il se distingua par la profondeur de son savoir, et par la rareté de son mérite; cependant, il publia un traité de la Trinité qui fut condamné par un concile tenu à Soissons en 1120; il se rétracta aussitôt, par une soumission parfaite, et pour témoigner qu'il n'avait que des sentiments orthodoxes, il fit faire de cette seule pierre, ces trois figures qui représentent les trois personnes divines dans une même nature. Après avoir consacré cette église au Saint-Esprit, qu'il nomma Paraclet, par rapport aux consolations qu'il avait goûtées pendant la retraite qu'il fit en ce lieu, il avait épousé Heloïse qui en fut la première abbesse. L'amour qui avait uni leur esprit pendant leur vie et qui se conserva pendant leur absence par des lettres les plus tendres et les plus spirituelles, a réuni leurs corps dans ce tombeau. Il mourut le 21 avril, l'an 1142, âgé de 63 ans, après avoir donné l'un et l'autre des marques d'une vie chrétienne et spirituelle.

Par très haute et très puissante dame Catherine de La Rochefoucault, abbesse, le 3 juin 1701.

Peter Abaelard, Gründer dieser Abtei, lebte im 12. Jahr- hundert. Er unterschied sich durch die Tiefe seines Wis-sens und durch die Seltenheit seines Verdienstes. Indessen, er veröffentlichte eine Abhandlung über die Dreifaltigkeit, die durch ein in Soissons abgehaltenes Konzil im Jahre 1120 verurteilt wurde. Alsbald zog er sich, in vollendeter Unterwerfung, und um zu bezeugen, dass er ausschließlich rechtgläubige Gesinnung aufwies, zurück und ließ diese Statue aus diesem einen Stein anfertigen, mit diesen drei Figuren, die die drei göttlichen Personen in ein und derselben Natur darstellen. Nachdem er diese Kirche dem heiligen Geist geweiht hatte, die er Paraklet nannte, mit Rücksicht auf die Tröstungen, die er während seines Ruhestandes an diesem Ort gekostet hatte, hatte er Heloïsa geheiratet, die dessen erste Äbtissin war. Die Liebe, die deren Geist während ihres Lebens vereinigt hatte und die sich während ihrer Trennung durch die zartesten und geist-reichsten Briefe erhielt, hat ihre Leichname in diesem Grab vereinigt. Er starb am 21. April, im Jahre 1142, im Alter von 63 Jahren, nachdem sie sich beide Zeichen eines christlichen und spirituellen Lebens gegeben hatten.

Durch die sehr hohe und sehr mächtige Dame Catherine de La Rochefoucault, Äbtissin, am 3. Juni 1701.

Epitaph in der Kirche Saint-Marcel in Chalon-sur-Saône

Alter unbekannt; fraglich Inschrift des originalen Kenotaphs Abaelards

Hic primo jacuit Petrus Abaelardus
Francus et monachus Cluniacensis,
Qui obiit anno 1142;
Nunc apud moniales Paraclitenses
In territorio Tricascensi requiescit
Vir pietate insignis, scriptis clarissimus,
Ingenii acumine rationum pondere dicendi arte
Omni scientiarum genere nulli secundus.

Hier lag zu allererst Peter Abaelard, Franzose und Mönch von Cluny. Er starb im Jahre 1142. Nun ruht er bei den Nonnen des Paraklet, im Gebiet von Troyes. Ein Mann, durch seine Frömmigkeit ausgezeichnet, hoch-berühmt durch seine Schriften, durch die Schärfe seines Verstandes, das Gewicht seiner Vernunft und seine Redekunst. In jeder Art von Wissenschaften stand er keinem nach.


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