Heloïsa, Abaelard und der Paraklet

Auszüge aus Albert Willocx, Abélard, Heloïsa et le Paraclet, Librairie Bleue, 1996, in freier deutscher Übersetzung. Ergänzungen und Korrekturen erscheinen  in grüner Kursivschrift.

1. Die Anfänge

Wir schreiben das Jahr 1122. Abaelard war nach seinem Sturz, seiner körperlichen und seelischen Verwundung, nach seiner Relegation aus dem Kloster an einem Wendepunkt angelangt:

....Wohin sollte sich der Philosoph Gottes - einst gierig nach Ruhm, Erfolg, Ehre, Glück, gestern noch angebetet von der Menge, heute jedoch entmutigt, bedroht - flüchten? Graf Theobald der Champagne bot ihm an, sich auf dem Gebiet von Quincey bei Nogent-sur-Seine niederzulassen - in der Niederung eines wilden und verlassenen Tales, das von einem Flüsschen mit dem wohlklingenden Namen Ardusson durchflossen wurde. Mit Hilfe eines ergebenen Klerikers rodete er ein Stück Sumpfland voller Sträucher und Dornen, baute eine kleine Hütte aus Stroh und Schilf und errichtete ein kleines Bethaus, welches er unter den Schutz des Heiligen Geistes stellte. Dort lebte er als weltferner Einsiedler und verbrachte seine Zeit im Gebet, mit Studien, Meditation und körperlicher Arbeit.

Vier Jahre sind vergangen, seit er Heloïsa zuletzt gesehen hat. Er, der davon geträumt hatte, die Zeit durch seine herausragende Intelligenz zu prägen - er, der Ruhm, Reichtum und Liebe erfahren hatte, war jetzt zu einem gebrochenen, gehetzten, misstrauischen Wesen geworden, welches die Gesellschaft der Menschen mied, um die Heiterkeit des Gemütes und den Seelenfrieden wieder zu finden.

Konnte eine Persönlichkeit vom Schlage Abaelards so leicht ihrer Bestimmung entfliehen? Wenn das Leben in der Mönchsgemeinschaft so schlecht zu seinem ganzen beunruhigenden Charakter passte, dann das Leben als Einsiedler ebenso wenig zu seinem tiefgründigen Wesen. Seine Isolierung dauerte nur kurz. Hartnäckige Schüler entdeckten bald seinen Zufluchtsort. Nach und nach strömten sie zu ihm hin, " wobei sie - so erzählt ein Schüler mit sichtlichem Vergnügen - ihre großen Häuser zugunsten von kleinen Hütten, die sie eigenhändig erbauten, verließen; außerdem köstliche Speisen gegen wilde Kräuter und grobes Brot eintauschten, weiche Betten gegen ein Lager auf Stroh und Moos, Tische gegen Rasenbänke."

In diesem ländlichen Rahmen nahm der Meister mit Zustimmung des Bischofs von Troyes bald seine Vorlesungen wieder auf. Als Ausgleich für den erteilten Unterricht nahmen die Schüler ihm die materiellen Aufgaben ab, für welche er sich als wenig geeignet erwies. Sie bebauten das Land, sorgten für Nahrung, ersetzten das kleine Oratorium durch ein anderes, größeres, aus festem Stein.

Dorthin stellte Abaelard die Statue des Dreieinigen Gottes - nach seiner Vorstellung aus einem Steinblock gemeißelt, mit den nahezu identischen Personen der Heiligen Dreifaltigkeit, die sich nur durch eine Eigenheit unterschieden. Damit verfolgte er die Absicht, die offensichtliche Übereinstimmung seiner Lehre vom unbegreiflichen Mysterium mit der offiziellen Lehre der Kirche zu manifestieren. Diese neue Kapelle weihte er dem Paraklet, " in Erinnerung daran, dass ich als Flüchtling gekommen war und inmitten meiner Verzweiflung einige Entspannung in den Tröstungen der Göttlichen Gnade gefunden habe."

Diese Widmung seines Oratoriums an den Paraklet - d.h. auf griechisch "Tröster" - erregte sofort eine heftige Polemik. Seine Gegner kritisierten ihn lauthals: "Diese Benennung - erzählt er - wurde von mehreren mit einem großen Erstaunen vernommen; einige griffen sie heftig unter dem Vorwand an, dass es nicht erlaubt sei, eine Kirche besonders dem Heiligen Geist zu weihen, ebenso wenig wie Gott-Vater allein, sondern dass man sie - nach altem Brauch - höchstens dem Gottessohn allein oder der ganzen Dreieinigkeit weihen dürfe."

(Vermutlich hatte Abaelard sein Oratorium ursprünglich nicht dem Paraklet, sondern dem Namenspatron seines Mutterklosters, dem Heiligen Dionysius, geweiht.)

Er erklärte in der Historia Calamitatum langatmig - mit zahlreichen Zitaten der Heiligen Schrift und des Apostels Paulus - die Motive, die ihn den Tempel mehr dem Heiligen Geist als einer anderen Person der Dreifaltigkeit haben weihen lassen. Und er schließt: "Ist es also erstaunlich, dass wir einen materiellen Tempel demjenigen gewidmet haben, dem der Apostel ganz besonders einen ideellen Tempel zuweist?"

Der Paraklet wurde rasch eine kleine renommierte Gemeinschaft, wo der Unterricht des Meisters leidenschaftlich von seinen aufmerksamen Schülern verfolgt wurde. Er lehrte, dass die Dialektik als Mittel dazu diene, die strenge Wahrheit aufzuzeigen. Abaelard entwarf eine neue Methode der Annäherung und der Diskussion von wesentlichen Problemen, beruhend auf dem Zweifel, der Überprüfung abweichender oder gegensätzlicher Ansichten, bis man zu einem logischen Schluss komme, der sich aus der Gegenüberstellung ableite. Er beschrieb diese Methode der Dialektik in einem seiner wichtigsten Werke: "Sic et Non", d.h., "Ja und Nein". Davon ließen sich später inspirieren: Petrus Lombardus in seinem " Buch der Sentenzen", dann Thomas von Aquin in seiner "Summa Theologiae", sowie zahlreiche andere Philosophen und Theologen.

Beseelt davon, den Glauben seinem Auditorium so durchschaubar wie möglich zu machen, verwendete er die Methode der freien Diskussion zum Studium der dornenreichsten Fragen der katholischen Religion, so zum Beispiel der Frage der Existenz von Gut und Böse in der Schöpfung des Gütigen und Allmächtigen Gottes, der Gnade, des Heils, der Göttlichen Vorhersehung und des Geheimnisses der Dreifaltigkeit.

Sein Beharren auf einer vernunftmäßigen Erklärung der christlichen Lehre brachte ihm viele neue Drohungen ein. Sie entstanden aus der halsstarrigen Feindseligkeit der schon bekannten, durch seinen Fall aufgestachelten Schmäher, Alberich und Lotulf. Durch ihr Betragen beim Konzil von Soissons in Misskredit geraten, "hetzten sie gegen mich - sagt Abaelard - zwei neue Apostel auf, denen die Welt Glauben schenkte." So beschreibt er zwei Persönlichkeiten von großer Statur und großem Einfluss: Norbert, den Gründer des Prämonstratenserordens und Bernhard von Clairvaux. Er fürchtete, bei seinem Nachbarn der Champagne  in Ungnade zu fallen, sah sich von einer Verschwörung bedroht, die sich zum Ziel gesetzt hatte, seinen Ruf zu ruinieren, "indem man über seinen Glauben und sein Leben Schauermärchen verbreitete."

Nach 3 Jahren immenser intellektueller Aktivität fühlte er sich in seinem Refugium nicht mehr sicher, lebte in ständiger Angst vor Verfolgung, befürchtete sogar seinen Ausschluss aus der Kirche: "Gott ist mein Zeuge: Ich erfuhr von keiner kirchlichen Versammlung, ohne anzunehmen, sie sei zu meiner Verdammnis zusammengerufen worden."

Eine Verschlechterung des studentischen Klimas im Paraklet vergrößerte noch diesen Alptraum. Noch immer strömte die Jugend ebenso zahlreich wie begeistert zu seinen Vorlesungen. Es war ein wissbegieriger, aber bunt zusammen gewürfelter Haufen. Die lange Zeit der Einsamkeit bewog viele Studenten, darin eine Abwechslung zu suchen, dass man die Mädchen der Nachbarschaft verführte. Andere stahlen in den Gehöften oder störten die Ruhe des Ortes durch Saufgelage. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden beklagten sich, und der Ruf der Schule begann zu leiden.

Die Angriffe gegen seine Lehre und die Irritation der Anwohner entmutigten Abaelard. Er setzte seine Kurse aus, entließ seine Schüler und plante die Aufgabe des Paraklet, um nach Spanien oder zu den Muselmanen zu gehen, wo er hoffte, sein Werk in einer toleranteren Umgebung fortsetzen und "christlich unter den Feinden Christi" leben zu können. Er schickte sich schon daran, den Paraklet zu verlassen, als eine überraschende Nachricht eintraf: Die Mönche von Saint-Gildas-en-Rhuys hatten ihn zum Abt ihres Klosters gewählt. Diese unverhoffte Gelegenheit, sich der Feindschaft und den Verfolgungen seiner Feinde zu entziehen, erschien ihm wie eine Fügung. Er benutzte die Gelegenheit, verließ sein Tal bei Nogent und reiste im Jahre 1125 ab, um seine entfernte bretonische Abtei zu übernehmen, welche - wie er sagt - "am Ende der Welt lag" ...

2. Ein Refugium für Heloïsa und ihre Schwestern

Die Hoffnung nach Seelenruhe erfüllte sich für Abaelard auch in der Bretagne nicht. Abaelard verbrachte dort fünf einsame, schreckliche, ja verzweifelte Jahre ...

...Plötzlich erreichte ihn eine Nachricht, die ihn umwarf. Suger, der Abt von Saint-Denis hatte plötzlich Ansprüche auf das Kloster in Argenteuil, in dem Heloïsa lebte, erhoben und die Nonnen unter dem Vorwand, es bestünde schwere Unordnung in den Konvent, verjagt. Wie hat er es aufgenommen, dass seiner Gattin vor Gott, mit welcher er nach seinem Eintritt in den Orden 10 Jahre lang keinen Kontakt mehr gehabt hatte, ein rastloses Vagabundieren drohte auf der Suche nach einem Zufluchtsort für sich und ihre Schwestern? Das Schicksal dieser einst so geliebten Frau nahm ihn jetzt ganz in Beschlag. Nun erinnerte er sich des Paraklets, seines Oratoriums, seiner 5 Jahre vorher verlassenen Behausungen. Welches gnädigere Asyl könnte er Heloïsa anbieten? Wer könnte besser den ihm immer am Herzen liegenden Ort behüten? Er verließ seine Abtei und eilte herbei, um Heloïsa und ihre Schwestern in dem einzigen Besitz, den er auf Erden hatte, aufzunehmen. Mit Zustimmung des Bischofs von Troyes schenkt er ihr sein ganzes Eigentum, damit sie dort im kommenden Jahr ein Kloster einrichten könne. Papst Innozenz II. bestätigte die Gründung und erkannte Heloïsa als Priorin an.

Abaelard blieb eine Zeit lang beim Paraklet, um für die elementarsten Bedürfnisse der Nonnen zu sorgen, und kehrte dann in seine bretonische Abtei zurück. Auf sich selbst angewiesen, hatte die kleine Gemeinschaft einen schwierigen Anfang. Ihre Not und der Mut der Schwestern rührte die Bewohner der Nachbardörfer. Viele von ihnen trugen durch Schenkungen dazu bei, die Gründung des Klosters an einem völlig mittellosen Ort zu erleichtern. Andere wiederum weigerten sich hartnäckig. Abaelard hatte am Paraklet eine Schwesterngemeinschaft eingerichtet und sie in schwerer materieller Not zurückgelassen... Auf ihm lastete die Verantwortung, für sie zu sorgen - in dem Maße, wie die Vorsehung einem so berühmten Menschen wirksame Hilfe zugestand. Ihre Argumente überzeugten ihn. Er kehrte zurück, predigte in den lokalen Kirchen und brachte den Nonnen das Ergebnis seiner ihnen zuliebe gemachten Gesuche zurück.

Obwohl sein Aufenthalt im Paraklet sich als äußerst fruchtbar für das Kloster erwies, entstand erneut gemeines Geschwätz. Mit der gewohnten Boshaftigkeit seiner Gegner breiteten sich seiner Ansicht nach erneut schlimme Verdächtigungen aus. " Man sähe wohl, - so sagen sie - dass ich noch von den fleischlichen Gelüsten angezogen sein, da ich die Abwesenheit der Frau, die ich einst geliebt hatte, nicht ertragen könne." Der galligste der Gegner war sein alter Meister Roscelin, der zweifelsohne von der Kritik seines ehemaligen Schülers an seiner Lehre über die Streitfrage der Universalien in Mitleidenschaft gezogen worden war. In einem langen Brief des Tadels klagt er ihn an, den Abend geil bei "seiner Prostituierten" zu verbringen, die Scham mit Füßen zu treten, Geld von allen Seiten zu sammeln und so die "Dummheit der Vergangenheit" zu bekräftigen. Die hassvollen Angriffe nahmen zu. Abaelard war empört. "Was sollen denn die himmelschreienden Anklagen, die man gegen mich erhebt - bei dem Zustand, der mich vor jeder Verdächtigung schützt? Nun, diese Verdächtigungen bestehen fort, obwohl ich keine Mittel mehr habe, diese Schweinereien zu begehen." Auf die Empörung folgte Verzweiflung. Entschlossen, sein Bestes für die Versorgung der Schwestern zu geben, ihre Geschäfte zu führen, seine ganze Umsicht für ihre Bedürfnisse einzusetzen, hatte er einen Augenblick die Vorstellung gehabt, sich bei ihnen niederzulassen, "weit weg von den tobenden Stürmen, wie in einem ruhigen Hafen." Er sagte sich: "Unter den Mönchen habe ich nicht viel Gutes zustande gebracht, vielleicht könnte ich ein wenig mehr für diese Schwestern erreichen. Aber - fügt er hinzu - so schlimm sind die Anwürfe, die der Hass des Satans um mich herum errichtet hat, dass ich nirgends sicheren Schutz und Ruhe finden kann, geschweige denn, einen Platz zum Leben. Als Flüchtling herumirrend scheine ich den Fluch des Kain auf mich zu ziehen."

Nun - um den Gerüchten ein Ende zu setzen, die der Schwesterngemeinschaft schaden könnten, bricht er erneut nach Saint-Gildas auf....

3. Die Anfänge des Klosters

...Jetzt stand Heloïsa künftig allein vor schwerer Verantwortung. Ihr Gatte hatte ihr das Amt übertragen, einer kleinen Gemeinschaft zu Entwicklung und Leben zu verhelfen. Sie widmete ihre ganze Energie dieser Aufgabe, beseelt von dem einem Gedanken, dem Menschen, den sie noch immer leidenschaftlich liebte, zu gefallen. Ihre lange Trennung und ihr gemeinsamer Eintritt ins Kloster hatten ihrer Liebe nicht geschadet. Sie hatte von ihm den Paraklet wie ein Geschenk seiner Zärtlichkeit erhalten. Sie wird daraus eine Modell - Abtei machen, reich und berühmt.

Der Ruf von Heloïsa, ihre Güte, ihre Weisheit, ihre Ausstrahlung, ihr vorbildliches Leben verhalfen dem jungen Kloster rasch zu großer Unterstützung. Die Zahl der Nonnen vermehrte sich. Die meisten von ihnen hatten bequem in ihrer Familie gelebt. Jetzt beschenkten die Familien dem Brauch nach den Konvent mit Geld, Gütern oder Renten, wenn eine ihrer Töchter den Schleier nahm. Das Kartularium des Paraklet - in der Stadtbibliothek von Troyes aufbewahrt - eine Art Register, wo die Nonnen die erhaltenen Schenkungen und die Eigentumstitel notierten - bezeugt das Interesse, welches der Abtei nach den ersten Jahren ihrer Gründung im Jahre 1130 entgegengebracht wurde.

Als im Jahr 1133 Schwester Hermeline ihr Gelübde sprach, übereigneten der Schwager Galon und seine Frau dem Paraklet die Weinbergen von Crèvecoeur und die Hälfte einer Mühle, ebenso den Empfang eines Pachtzinses eines Besitzes bei Provins. Genauso standen - als ihre Nichte den Schleier nahm - der Ritter Raoul Jaillac und seine Frau Elisabeth dem Paraklet den Zehnten von Villegruis zu. Im Jahre 1134 vermachte Manassès, der Bischof von Melun, einen Anteil des Zehnten, der von ihm in seiner Diözese erhoben wurde, "um wenigstens teilweise die Not der armen Dienerinnen Christi, die demütig im Paraklet dienten, zu lindern." Im folgenden Jahr gewährte König Ludwig VI. mehrere Schenkungen an Getreide, Hafer und Roggen, wie die Bullen der Epoche bestätigen. Der Graf der Champagne zeigte sich besonders großzügig. Er sicherte den Nonnen ein Ohm Getreide, das sind 18 Hektoliter, zu, mit 7 Septier Weizen, das sind 84 Scheffel, außerdem den Fischereiertrag seiner Mühle in Pont-sur-Seine. Mehrere Adelige der Region folgten seinem Beispiel, so der Ritter Aspin de Méry-sur-Seine und zwei andere mit Namen Fred und Aimé. Die kleinen Leute ahmten diese nach - wie die Frau des Sattlers Payen, die dem Konvent ihr Haus in Provins und 3 Groschen Einkommen aus Lisines als Erbe hinterließ. Die Bischöfe und die Geistlichkeit der Umgebung, die Heloïsa und ihre Schwestern hochschätzten, kamen gleichermaßen zu Hilfe. Der Erzbischof von Sens, Henri Sanglier, überschrieb ihnen den Zehnten von Lisines mit einem Teil des Zehnten von Charmoy. Der Bischof von Troyes, Hatto, überließ ihnen die Hälfte des Pachtzinses aus Saint-Aubin und schenkte ihnen die Hälfte der Kerzen, die an Mariä Lichtmess angezündet wurden. Abbé Gondry, Pfarrer von Traînel, vermachte ihnen ein Haus und ein Grundstück aus dem Erbe seines Vaters. Ein gewisser Pierre, Priester in Périgny la Rose, gab ihnen mehrere Häuser und Weinberge.

Als der Gesandte des Papstes im November 1147 das Eigentum an den überlassenen Gütern bestätigte, erstellte er eine sehr lange Liste: Wälder in Courgivaux, in Brosses, bei Marcilly, Pouy, Charmoy; Ländereien in Fontenay le Pierreux, Bossenay, Pommereaux; Zehnte in Form von Naturalien von den Besitzungen zahlreicher Adeliger der Region, die zum Lebensunterhalt des Klosters Weizen, Roggen, Geflügel, Fleisch oder Fische spendeten; Dazu kamen noch viele Immobilien, Häuser, Mühlen, Weinberge, Wiesen oder Felder. Dank der Vielfältigkeit und Großzügigkeit dieser Schenkungen ersetzten bald große Gebäude aus Stein die armen, schilfbedeckten Hütten, die von den Schülern Abaelards errichtet worden waren. Dieser freute sich über den außerordentlichen Reichtum, den die Gemeinschaft der Schwestern genoss: "Die Güter des Landes vervielfältigten sich in Kürze so, wie ich es nicht einmal in hundert Jahren erreicht hätte." Er schrieb den Verdienst der außergewöhnlichen Persönlichkeit von Heloïsa zu: "Der Herr verlieh unserer teueren Schwester, welche die Gemeinschaft leitete, Gnade zu finden vor den Augen der ganzen Welt. Die Bischöfe liebten sie wie ihre Tochter, die Äbte wie ihre Schwester, die Laienbrüder und - schwestern wie ihre Mutter; alle bewunderten ihre Frömmigkeit, ihre Weisheit, die unvergleichliche Süße ihrer Geduld."

Am 23. November 1131 hatte der Papst Innozenz II. offiziell die Gründung eines Klosters am Paraklet bestätigt. Er stellte es durch ein besonderes Vorrecht unter seinen Schutz und seine direkte Rechtsprechung. Bis zum Jahre 1144 bestätigten die päpstlichen Bullen Heloïsa als Priorin. Am 1. November 1147 errichtete Papst Eugen III. auch kirchenrechtlich einen Konvent in der Abtei. Seit dieser Zeit bestätigten alle Dokumente Heloïsa mit dem Titel einer Äbtissin...

4. Die Zeit des Briefwechsels

Lange Zeit hatte Heloïsa nichts mehr von ihrem Gatten gehört. Er weilt wieder in der Bretagne - vereinsamt, leiblich bedroht von seinen dortigen Brüdern. Er verfasst - im Stile Senecas - zu seiner seelischen Befreiung einen fiktiven Brief an einen Freund und erzählt von seiner misslichen Lage. Dieser Brief erreicht über einen Mittelsmann Heloïsa. Sie nimmt erneut mit Abaelard Kontakt auf. Er folgt der bewegende und weltberühmte Briefwechsel der beiden Gatten. Abaelard sublimiert seine fehlende Geschlechtlichkeit durch eine liebevolle Hinführung seiner Gattin zu Gott. Trotz ihrer leiblichen Sehnsüchte folgt auch hier Heloïsa ihrem Herr und Meister. Sie stimuliert ihn zu einer Neufassung seiner Theologie unter Beachtung zwischenmenschlicher Beziehungen. Er wiederum erdichtet für sie Hymnen, verfasst Predigten zur Erbauung des Schwestern, gibt auf Wunsch von Heloïsa dem Konvent eine neue Regel im Sinne einer Menschen zugewandten Theologie. Doch mehr darüber an folgender Stelle...

....Abaelard kam noch mehrere Male zum Paraklet, um sich von den glücklichen Resultaten zu überzeugen, die aus der strengen Beachtung seiner Regel folgten. Er empfand zweifelsohne eine tiefe Befriedigung darüber, mit welchem glühenden Eifer die Nonnen die monastischen Tugenden praktizierten. Diese Modell - Abtei stand wirklich in Gegensatz zu der Unordnung und den vielfältigen Exzessen der damaligen Konvente. So wollte er in der Nähe der Schwestern ein Männerkloster einrichten, wo er besser über die materiellen und geistlichen Bedürfnisse der Nonnen wachen und seine Tage in einem Klima der Sicherheit beenden konnte. Aber die Boshaftigkeit und die Missgunst seiner Feinde verhinderten die Realisation dieses Traumes. Hat zu seiner Zeit oder nach seinem Tode ein Benediktinerkonvent in Nachbarschaft zum Paraklet existiert, der die Gottesdienste bei den Nonnen, ihre spirituelle Unterweisung oder die Klärung der Probleme ihres täglichen Lebens übernahm? Die Gegenwart des Gebäudes "Cellier aux Moines" in kurzer Distanz zum Kloster untermauert die Hypothese, dass die mit den Nonnen verbundenen Mönche in der Nähe der Abtei residierten, selbst wenn wir nicht wissen, ob sie über eine ähnlich strukturierte Gemeinschaft wie die Schwestern verfügten.

Der gute Ruf des Paraklet hatte den Besuch von zahlreichen Persönlichkeiten zur Folge - darunter auch Bernhard von Clairvaux. Er kommt dorthin aus seiner nahen Abtei, ohne Zweifel von Heloïsas Reputation angezogen, aber sehr wahrscheinlich auch, um die Konformität der Regel Abaelards mit der strikten Orthodoxie zu sichern. Die Äbtissin und ihre Nonnen empfingen den berühmten Mann mit großer Achtung. Er nahm an ihren Gottesdiensten teil, sprach mit ihnen, interessierte sich für ihre täglichen Beschäftigungen. Er konnte an ihrem Betragen nichts tadeln. Nur eine einzige ungewöhnliche Formulierung beim Vortrag des "Pater noster" schockierte ihn. Anstatt des "Gib uns unser tägliches Brot" benutzten die Schwestern den Ausdruck " supersubstantiell" an Stelle von "täglich". Er drückte der Oberin sein Erstaunen aus. Sie erklärte ihm, dass Abaelard diese Variante in Übereinstimmung mit dem Matthäusevangelium eingeführt hatte, welches den Ausdruck "supersubstantielles Brot" und nicht "tägliches Brot" enthalte. Die Angelegenheit hätte sicher keine Folgen gehabt, wenn nicht Abaelard, der von Heloïsa darüber in Kenntnis gesetzt worden war, sie zum Vorwand genommen hätte, dem Abt von Clairvaux einen heftigen Brief zu schicken, in dem er die Anwendung des kritisierten Ausdruckes rechtfertigte und seinerseits nicht ohne Spott wenig konforme Praktiken beim Gottesdienst in dessen Abtei anprangerte. Bernhard nahm den Streit nicht auf. Die beiden Männer sollten bald in einem viel heftigeren Konflikt erneut aneinander geraten...

5. Nach dem Tode Abaelards

Abaelard war aus Saint-Gildas in der Bretagne entflohen, als der dortige Druck für ihn zu groß wurde. In der praktischen Organisation eines Klosters hatte er völlig versagt. Er besinnt sich zurück auf das Einzige, welches er wirklich in seinem Leben beherrschte: Lehre und Wissenschaft. Er kehrt nach Paris zurück und beginnt wieder seine Vorlesungen - kritischer, eloquenter und fortschrittlicher denn je. Doch seine alten Feinde ruhen nicht. Diesmal planen sie die endgültige Vernichtung seiner Reputation. Auf Betreiben Bernhards von Clairvaux wird Abaelard vor ein Konzil in Sens zitiert und dort im Jahre 1140 ohne fairen Prozess zu ewigem Schweigen verurteilt. Als bereits gebrochener, alter Mann - bedroht von der Exkommunikation - bricht er anschließend zu seiner letzten Verteidigung nach Rom zum Papst auf. Unterwegs findet er Aufnahme beim ehrwürdigen Abt des reichen Cluny, Petrus Venerabilis. Dieser erkennt das Genie Abaelards an; als glühender Verehrer von Heloïsa nimmt er Abaelard in hohem Rang in seinen Orden auf, erreicht die Versöhnung mit Papst und Bernhard von Clairvaux, und verschafft ihm die jetzt notwendige Ruhe am Ende seiner Tage. Als geistliches Vorbild für alle Kluniazenser und inmitten seiner Studien stirbt Peter Abaelard am 21. April 1142 im Alter von 63 Jahren in der Priorei Saint-Marcel in Chalon-sur-Saône.

Petrus Venerabilis schickte sofort einen Mönch zum Paraklet, um Heloïsa von Ableben ihres Mannes zu verständigen. Wenig später schreibt er ihr einen langen und wunderbaren Brief, in dem er ihr erzählt über die letzten Jahre und das bezeichnende Ende "eines Mannes, der ihr gehörte und den man ohne Furcht und mit Respekt den Diener und wahren Philosophen Christi" nennen muss....

...Die Antwort von Heloïsa bleibt uns unbekannt. Sie verlangte darin sicher die sterblichen Überreste ihres Gatten, der von den Mönchen von Saint-Marcel in der Kapelle ihres Klosters bestattet worden war. Aus Furcht vor ihrer Reaktion ließ Petrus Venerabilis nachts den Leichnam dessen überführen, den er "den Sokrates, Aristoteles, Platon der Gallier und des Westens, den Fürst der Studien" nannte.

Er begleitete ihn selbst zum Paraklet und übergab ihn der Äbtissin. Sie legten ihn zusammen in einen Steinsarg und bestatteten ihn im Oratorium "Petit Moustier", am Fuße des Hauptaltares, der von der Statue des Dreifaltigen und Einen Gottes beherrscht wurde. (Hier wird das Petit Moustier mit der Abbaziale verwechselt. Über die innere Ausstattung des Petit Moustier ist nichts bekannt.) So wurde der Wunsch Abaelards verwirklicht, den er in seinem 1. Brief an Heloïsa äußerte, nämlich unter den schattigen Bäumen des Paraklet inmitten seiner Töchtern, seinen Schwestern, seinen Gattinnen in Christus zu ruhen, damit sie für ihn ihre Gebete zum Herrn sendeten. Heloïsa ließ auf einer Grabstele die Grabinschrift, die Petrus Venerabilis auf ihren Wunsch hin zusammenstellte, eingravieren: "Platon unserer Zeit, gleich oder überlegen einem jeden Zeitgenossen, Beherrscher der Gedanken, auf der ganzen Welt bekannt, vielseitiges und universelles Genie durch die Kraft seiner Gedanken und seiner Beredsamkeit. Sein Name war Abaelard. Er allein hatte Zutritt zu all dem, was zu wissen möglich ist."

Im Laufe seines Aufenthalts im Paraklet richtete der Abt von Cluny eine Moralpredigt an die Nonnen, die sie nie mehr vergessen sollten. Heloïsa schrieb ihm später einen kurzen Brief, in dem sie ihn um je dreißig Seelenmessen bat, die einen für sie selbst nach ihrem Tode, und die anderen für die Seelenruhe ihres Gatten. Sie bat ihn außerdem um ein Pergament, welches die Versöhnung Abaelards mit der Kirche bezeugte. Dieses wollte sie nach damaligem Brauch an seinem Grab anbringen, damit kein Zweifel an der Reinheit seines Glaubens bestehe. Sie bat ihn schließlich um eine Intervention beim Bischof von Paris oder einer anderen Diözese, um eine Pfründe für ihren Sohn Astralabius zu erhalten.

Petrus Venerabilis gab ihren beiden ersten Gesuchen statt. Was die Pfründe betrifft, so versprach er, sich dafür zu verwenden, unterstrich allerdings, dass die Bischöfe solchen Anträgen häufig Widerstand entgegensetzten. Hat der Sohn von Abaelard und Heloïsa eine Pfründe erhalten? Wir wissen es nicht. Im Jahre 1150 trug ein Kanoniker der Kathedrale von Nantes den Namen Astralabius. War es der Sohn von Heloïsa? Das Nekrologium des Paraklet erwähnt beim Datum 30. Oktober - ohne Angabe einer Jahreszahl - den Todestag von "Petrus Astralabius, dem Sohn unseres Meisters Petrus". Es ist denkbar, dass er jung verstorben ist, weit vor seiner Mutter.

Der tote Abaelard gehörte von jetzt ab ganz Heloïsa. Nichts auf dieser Erde würde sie noch trennen. Zu Lebzeiten hatte sie ihn geliebt mit ihrem ganzen Herzen, mit der ganzen Glut ihres Körpers, mit ihrer ganzen Intelligenz und all ihrer Seele und mit der einmaligen Sorge, ganz seinen Willen zu erfüllen und alles dafür zu opfern, um seinen Ruhm und sein Glück zu sichern. Nach seinem Tod widmete sie in den 21 Jahren, in denen sie ihn überleben sollte, seinem Andenken eine unablässige Treue. Liebe in diesem Maße ist mehr als gewöhnliche Liebe. Diese Verehrung setzte sie bei der Leitung des Paraklet um und wandte die Regeln, die durch seinen Wunsch und seine Inspiration gegeben worden waren, mit Strenge an - gemäß dem Gründer, dem Gesetzgeber und geistigem Meister. Sie erfüllte die Anforderungen an eine Äbtissin mit einzigartiger Sorge, um das Bild ihres Klosters mit den Wünschen Abaelards in Einklang zu bringen. Deshalb wachte sie über eine sehr strenge Umsetzung der wesentlichen Tugenden wie Keuschheit, Armut, Demut, Nächstenliebe und Versenkung ins Schweigen und ins Gebet.

6. Der außerordentliche Erfolg von Heloïsa

Der Kontrast zu den anderen Konventen der Epoche muss die Zeitgenossen verblüfft haben, denn der Ruf des Paraklet überschritt bald die Grenzen der Region. Nicht nur die Leute aus dem Volk oder die Adeligen aus der Umgebung, ja sogar die Könige, die Bischofe und die Päpste lobten in höchsten Tönen die Beispielhaftigkeit des religiösen Lebens in der Gemeinschaft und schätzten Heloïsa hoch. Die Zeit ihrer leidenschaftlichen Liebe verblasste vor der bewundernswerten und mutigen Haltung der demütigen, geduldigen, jedoch strengen und entschlossenen Nonne, die nichts von ihrem inneren Drama nach außen zeigte. Der Glanz ihrer Tugenden, ihre Frömmigkeit, ihre geistige Ausstrahlung sowie der praktische Sinn, mit dem sie die materiellen Probleme regelte, brachten ihr Sympathie und Hochschätzung ein, sowie Wohltaten zum Nutzen ihres Klosters.

Wir wissen von schwierigen Momenten im Leben der Nonnen in der Frühzeit des Paraklet. Sie mussten mehrere Jahre warten, bis sie einen erstaunlichen Aufschwung erfuhren. Das im Jahre 1878 durch den Abbé Lalore übersetzte Kartularium der Abtei stellt einen exakten Führer dar, mit dem man deren Entwicklung zwischen 1131 und 1396 verfolgen kann. Von den 336 darin enthaltenen Akten beziehen sich 29 auf die Epoche von Heloïsa. Weitere 13 sind Papstbullen über die Privilegien des Klosters, 16 andere erwähnen entweder Befreiungen und Ausnahmeregeln des Königs, Schenkungen der Adeligen, der Bischöfe oder einfacher Privatpersonen oder Verträge zwischen dem Paraklet und den Nachbarabteien, die zur Beendigung von Streitigkeiten geschlossen wurden oder sich auf die Gründung von Prioraten beziehen.

Die erste Akte trägt das Datum 28. November 1131. Sie enthält die Anerkennung des Klosters der Dreifaltigkeit mit Heloïsa als Priorin durch den Heiligen Stuhl. Der Name Paraklet wurde dem Kloster 1133 zuerkannt. Im Jahre 1136 ernannte der Erzbischof von Sens, Henri Sanglier, Heloïsa zur Äbtissin, was eine Papstbulle von Innozenz II. am 30. Dezember 1138 in Auxerre ihm bestätigte. Dieses Dokument ist von einzigartiger Bedeutung, denn es stellt die Abtei direkt unter den Schutz des Heiligen Stuhles: "Keiner - so erklärt darin der Fürstbischof - hat das Recht, blindlings dieses Kloster zu beunruhigen, ihm seine Besitzungen streitig zu machen, sie zurückzuhalten oder zu vermindern oder sie durch irgendeine Heimsuchung zu beeinträchtigen, vielmehr sollen Eure Güter Euch unversehrt bewahrt bleiben zu Eurem Nutzen und auf Ewigkeit. " Im Jahre 1156 verlieh eine Bulle des Papstes Adrian IV. Heloïsa, ihren Nonnen und ihren Nachfolgern das Recht, in ihrem Friedhof auch "Brüder zu bestatten, die keinen eigenen Friedhof haben." Es handelte sich dabei zweifelsohne um die Mönche, die den geistlichen Dienst des Konvents sicherstellten oder die dazugehörenden Ländereien bewirtschafteten. Ihre Installation in der Nähe des Klosters scheint ziemlich sicher, obwohl das Kartularium oder andere Dokumente darüber keine Bemerkung verlieren. Der "Cellier aux Moines" sowie die Windmühle rechts des heutigen Gutshofes datieren offensichtlich aus dem 12. Jahrhundert, was die Annahme zulässt, dass zu dieser Zeit Mönche den Platz besetzt hielten.

Die Könige standen den Nonnen außerordentliche Privilegien zu. So erließ in einer Bulle von Saint-Germain-en-Laye im Jahre 1135 König Ludwig für alle Zeiten und für die ganze Ausdehnung des Besitzes alle Steuern auf die Käufe und Verkäufe, die zur Befriedigung der Bedürfnisse getätigt wurden. Die zahlreichen Schenkungen an die Abtei durch die Adeligen in der Nachbarschaft oder durch Privatleute, meist in Form von bebaubarem Land, von Wiesen, Weinbergen, Wäldern, Teichen, Mühlen, Lebensmitteln oder Renten, brachten ein beträchtliches Anwachsen der Güter mit sich - für die Zeitspanne von 33 Jahren, in denen die Abtei in der Verantwortung von Heloïsa stand. Alle Zeugnisse erkennen übereinstimmend ihre Kompetenz und ihre Energie in der Verteidigung und Vertretung der materiellen Interessen der Gemeinschaft an. Von 1131 bis 1164 bestätigten neun Papstbullen auf ihr Ersuchen hin die Besitzungen des Paraklet. Die kleinen Büchlein mit anerkennenden Worten kennzeichnen den Willen der Päpste, ihr entgegenzukommen, außerdem unterstreichen sie die Hochachtung, in der sie nicht nur die Äbtissin, sondern auch ihre Nonnen hielten. Oft wurden sie wegen der Beispielhaftigkeit ihres Lebens mit den Weisen Jungfrauen des Evangeliums verglichen. Die bedeutendste dieser Bullen, außerdem die interessanteste, weil sie den Umfang der Besitzungen des Klosters nur 16 Jahre nach der Installation der Nonnen umreißt, ist die im Jahre 1147 veröffentlichte Bulle, die das Siegel von Papst Eugen III. trägt. Sie enthält eine äußerst detaillierte Liste von allen Besitzungen und bestätigt der Äbtissin und den Nonnen das Besitzrecht für alle Zeiten. Die Aufzählung ist äußerst lange und deshalb fast langweilig. Dennoch müssen wir die Vielfältigkeit und weite Verbreitung der Eigentümer aufführen, welche nicht nur in Aube, sondern auch in Seine-et-Marne, in Marne, in Yonne und Oise lagen. Lasst uns zur Erinnerung die Länder, Wälder, Teiche, Wiesen, Mühlen, Weinberge und Häuser aufführen - in Quincey, Fontenay de Bossery, Ferreux, La Saulsotte, Saint-Pierre de Bossenay, Pont-sur-Seine, Pommereaux, Chalautre, Montpothier, Saint-Aubin, Pouy-sur-Vannes, Marcilly le Hayer, Marigny le Chatel, Traînel, Villemaur, Sézanne, Bethon, Baudemont, Potangis, Planty, Villeneuve l'Archevêque, Bercenay, Crèvecoeur, Provins, Marolles, Lésines, La Pommeraie, Maizières la Grande Paroisse, Origny le Sec, Saint-Parres, Avant-les-Marcilly, Périgny la Rose, La Chapelle Godefroy, Ormeaux, Nogent-sur-Seine, Ossey les Trois Maisons, Frenoy, Saint-Lupien, usw...

Abgesehen von der schwierigen Verwaltung mussten so weit verteilte Besitzungen logischerweise Streitfälle nach sich ziehen, vor allem Auseinandersetzungen mit den Nachbarabteien. Meist wurden sie bestens gelöst, dank der versöhnlichen Haltung von Heloïsa, die nichtsdestoweniger äußerst energisch die Interessen ihres Klosters verteidigte. Zum Beispiel beendete sie eine lange Auseinandersetzung mit der Abtei von Vauluisant. Auf ihre Initiative hin unterzeichneten die beiden Klöster einen Vertrag, welcher beide Seiten verpflichtete, nichts jenseits der Grenze von Orvin zu erwerben oder zu empfangen. Eine andere Übereinkunft zwischen den beiden Abteien aus dem Jahre 1140 legte die beidseitigen Rechte am Weideland von Bernières fest. Im Jahre 1156 verlangten die Mönche von Saint-Pierre in Troyes von den Nonnen des Paraklet die Zahlung des Zehnten aus dem bebauten Land in der Gemeinde von Saint-Aubin, welches die beiden Ordensgemeinschaften sich zur Hälfte teilen mussten. Dagegen beanspruchten die Nonnen die Gesamtheit, woraus ein unablässiger Streit entstand. Heloïsa beendete die Auseinandersetzung, wobei sie sich auf eine Papstbulle bezog, welche ihrem Kloster das Privileg zuerkannte, von allen direkt bewirtschafteten Gütern den Zehnten zu erhalten. Da sich die Mönche von Saint-Pierre auf den betreffenden Ländern nicht betätigten, stellte sich ihre Forderung als unbegründet heraus. Sie gaben nach und der Friede zwischen den beiden Konventen wurde wieder hergestellt. Ein anderer ernsthafter Streit war der mit dem Kloster Saint-Jacques in Provins. Dessen Mönche weigerten sich, dem Paraklet den Zehnten zu zahlen, der ihm aus den von ihnen bewirtschafteten Ländern in Cucharmoy zustand. Nach einer langen Auseinandersetzung und heftigen Diskussionen trafen die beiden Parteien 1162 eine gütliche Einigung, der die Rechte der Abtei sicherstellte.

Wenn die Äbtissin des Paraklet die weltlichen Belange ihres Klosters mit einer seltenen Hartnäckigkeit vertrat, wenn sie seine Vorrechte heftig verteidigte und sich eine Anerkennung der Privilegien durch die höchsten Autoritäten verschaffte, so legte sie doch primär ihre ganze Konzentration darauf, das spirituelle Leben der ihr anvertrauten Nonnen zu verbessern. Als aufmerksame Mutter führte sie die Nonnen auf ihren Wegen zur Vollendung, mit einem seltenen Geschick, weswegen die Zeugnisse der Zeit die Heiligkeit ihres Lebens ehren. Sie selbst war vorbildlich durch ihre Frömmigkeit, ihre Güte, ihre Einfachheit, ihre Demut und ihre Weisheit. Ihr Bekanntheitsgrad und der ihrer Abtei waren so außerordentlich, dass er hervorragende geistliche oder weltliche Persönlichkeiten an die Ufer des Ardusson zog. Diese alle lobten übereinstimmend das beispielhafte Leben der Nonnen und ihrer Äbtissin - und das zu einer Zeit, in der die Umsetzung der Klosterregeln in zahlreichen Abteien viel zu wünschen übrig ließ.

Auch Bernhard von Clairvaux stattete dem Kloster einen Besuch ab, ohne Zweifel wegen des Ruhmes seiner Oberin, aber wahrscheinlich auch, um sich persönlich davon zu überzeugen, ob die von Abaelard errichtete Regel mit den Erfordernissen der christlichen Lehre übereinstimmte.

Noch ein bedeutender Besucher: Hugo Metellus, ein Kanoniker aus Toul, der als wichtiger Augenzeuge der Epoche angesehen wird. Er hinterließ zwei wertvolle Dokumente, die den außerordentlichen Ruf bestätigten, den damals die Äbtissin und ihr Kloster genossen. Der Herr war offensichtlich nicht zurückhaltend. Seine Korrespondenz mit den Persönlichkeiten seiner Zeit stellen seine Zufriedenheit mit zeitweise großtuerischen Worten heraus. Er schrieb persönlich an Papst Innozenz II., um Abaelard zu denuntiieren: "diese Hydra mit mehreren Köpfen", "diesen neuen Prometheus", "diesen Platon", der "mit dem Feuer des Hochmutes kommt, um die Menschheit zu verschlingen". Er beschuldigte ihn, "er habe die Heilige Schrift verletzt und sich über die Menschen erheben wollen." Wenn er auch den Gründer schlecht machte, so hegte er gegenüber der Oberin des Paraklet eine enthusiastische Bewunderung, die er mit schwülstigen Worten in zwei Briefen ausdrückte, die von Lobeshymnen überströmten - mit Vergleichen von zweifelhaftem Geschmack und kühnsten Formulierungen. Hier einige Beispiele: "Der wohlklingende Ruf fliegt durch den Raum, ist bis zu uns erklungen und hat uns Eure Lobpreisungen ans Ohr gebracht." Oder: "Sie haben mit weiblicher Sanftmut triumphiert und stecken doch ganz voll männlicher Kraft!" Oder: "Sie haben die Bürde der irdischen Verlockungen abgelegt und den Duft der himmlischen Vergnügen verbreitet!" Oder: "Eure Klugheit ist noch größer, als Euer Ruf hat erwarten lassen; diese Klugheit übersteigt sogar mit Leichtigkeit und Fülle die Klugheit der weisen Frauen, und - wenn es erlaubt ist, zu sagen - Euer Schreibstil übertrifft oder entspricht dem Stil von Gelehrten." Und zuletzt: "Eure Töchter krönen wie junge Ölbaumsprosse Euren Tisch, an dem sie geistige Nahrung empfangen. Möge Gott Euch zugestehen, die Töchter Eurer Töchter über die Generationen hinweg zu sehen."

Ein anderer Zeitgenosse, der Mönch Wilhelm Godell, äußert sich so: "Abaelard - liest man in seinen Chroniken - hat an die Spitze der Nonnen des Paraklet seine vormalige Frau gestellt, eine fromme und wunderbar sprachbegabte Frau - sowohl im Hebräischen als auch im Lateinischen - mit Namen Heloïsa. Dieser lag er wahrlich am Herzen, und nach seinem Tode hielt sie ihm die Treue in unablässigem Gebet."

7. Die Zeit der Expansion

Nun verstehen wir, warum sich die zahlreichen Zitate in der Epoche zeigten, in der Heloïsa die Gemeinschaft im Paraklet führte. Was brachte das Kloster voran? Die Berühmtheit der Äbtissin oder die ohne große Zwänge praktizierte Klosterregel? Wie es auch sei - ca. 12 Jahre nach seiner Gründung zählte der Konvent bereits ca. 60 Schwestern ( Die Zahl wurde erst um 1190 erreicht). In seiner gesamten Geschichte wurde diese Zahl nur höchst selten überschritten. Heloïsa folgte auf den Buchstaben genau den Empfehlungen Abaelards und hütete sich vor den Gefahren eines zu umfangreichen Personalstandes. So zog sie es vor, neue Priorate in Abhängigkeit vom Paraklet zu gründen, wohin sie die jungen Postulantinnen verwies. Bei ihrem Tod im Jahre 1164 gab es 6 Ordensgemeinschaften, die mit dem Mutterkloster verbunden waren.

Die erste Gründung im Jahre 1142 war das Priorat Sainte-Marie-Madeleine in Traînel. Wir kenne die Umstände ihrer Gründung und den Verlauf ihrer Geschichte sehr gut. Ein Ortspriester namens Gondric stellte das Land und die notwendigen Gebäude den Benediktinerinnen zu Verfügung und schenkte ihnen mehrere Zehnten. Der Erzbischof von Sens und Papst Innozenz II. bestätigten die Schenkung. Die neue Gemeinschaft stellte sich unter den Schutz des Herren von Traînel, der für den Lebensunterhalt der Schwestern sorgte - "um der Liebe Gottes und seines Seelenheils willen." Die Bulle von Papst Innozenz IV. vom 13. November 1244 legte die Zahl der Nonnen auf 25 fest, jedoch mit der Möglichkeit, sie entsprechend den Mitteln noch aufzustocken. Der Personalstand überschritt jedoch selten diese Zahl. Die Äbtissin des Paraklet ernannte nicht nur die Priorin dieses Konvents, sondern wachte auch direkt über die Anwendung der Regel. Zur Zeit der Religionskriege, im Jahre 1629, verließen die Nonnen Traînel, um der Verfolgung durch die Protestanten zu entgehen. Im Jahre 1652 flüchteten sie sich nach Melun und dann nach Paris, wo sie sich endgültig im Vorort Saint-Antoine niederließen.

Ein anderes Priorat wurde gegen 1147 in La Pommeraie, im Gemeindegebiet von Sergines im Yonne errichtet. (La Pommeraie war nie Priorat des Paraklet, sondern Kloster, das allerdings mit dem Paraklet vertraglich verbunden war, was die Bestellung der jeweiligen Äbtissin und Klosterregel betraf.) Dies geschah auf eine Initiative der Gräfin von Blois, Mathilde,  hin, der Gattin von Graf Theobald der Champagne, der die Ordnung der materiellen Verhältnisse übernahm und der Abtei des Paraklet die jährliche Lieferung von 3 Ohm Getreide durch seine Mühle in Provins zugestand. Heloïsa bestimmte die erste Priorin (muss heißen: Äbtissin; eine Nonne namens Gertrud); die folgenden sollen jedoch direkt von den Nonnen der neuen Gemeinschaft gewählt worden sein. Die Priorin hielt sich im folgenden einmal jährlich im Paraklet auf, um sich mit der Regel vertraut zu machen. Die Äbtissin ihrerseits begab sich jedes Jahr nach La Pommeraie, um eine Sitzung des Kapitels zu leiten.

Das Priorat von Saint-Thomas de Laval lag im Gebiet von Donnemarie in Seine-et- Marne, und wird 1154 in einer Bulle des Papstes Anastasius IV. erwähnt. Heute steht nur noch die Mühle. Die Kirche wurde 1838 zerstört; sie hatte ein hochgewölbtes Tor, gesäumt von zwei Säulen mit Kapitellen aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, die man jetzt in der Einfriedung des alten Schlosses eingemauert sieht.

Andere zum Paraklet gehörige Priorate lagen in Noefort oder Nonfort, im Gemeindegebiet von Dammartin in Seine-et- Marne, gegründet 1156; in Saint-Flavit bei Marcilly-le-Hayer, gegründet 1157; in Saint-Martin-aux-Nonnettes in Oise in der Gemeinde Neuilly-en-Thelle, gegründet 1163.

Die 6 Priorate bildeten zusammen mit dem Mutterkloster eine geistige Gemeinschaft, unter einmütiger Beachtung der Klosterregel Abaelards. Heloïsa bemühte sich, etwas die Ketten zu lockern. Sie wählte die Oberinnen mit Umsicht, gewährte ihnen häufige Erholung im Paraklet, besuchte regelmäßig jede Gründung. Sie verfasste ihrerseits ein Regelwerk, welches deutlicher und einfacher die vom Meister verkündeten Prinzipien übersetzte. Diese Regel scheint zweifelsohne von den nachfolgenden Äbtissinnen verändert worden zu sein. Der Text, über den wir heute verfügen, stammt in der Tat aus dem Jahre 1616. (Gemeint sind die Institutiones nostrae, die neuerdings doch wieder ganz in die Anfangszeit datiert werden, zumindest, was den Anfangsteil betrifft). Man findet dort noch strengere Vorschriften als die von Abaelard, vor allem in Bezug auf die Keuschheit, Disziplin und Strenge. Der Verzehr von Fleisch, der von Heloïsa erlaubt worden war, wird dort verboten. Dagegen dürfen die Nonnen Brot aus reinem Weizen essen, während Abaelard dies untersagte. Es ist auch eine Schule erwähnt, die in der ersten Klosterorganisation nicht vorgesehen war. Während der Gesetzgeber das Verlassen der Klostermauern den Nonnen verboten hatte, hat Heloïsa diesen gewisse Missionen außerhalb der Klostermauern erlaubt - unter dem Vorbehalt, die betreffenden Nonnen nach Alter, Kompetenz und Würde auszuwählen. Sie ergänzte noch einen Artikel bezüglich der Arbeiten, die den dem Konvent angeschlossenen Schwestern und Brüdern anvertraut waren, aber ohne den Zwang eines Gelübdes: "Wir erlauben den Laienbrüdern und - schwestern, Arbeiten auszuführen, die uns wegen der religiösen Strenge verboten sind." Sie fügte diesem Regelwerk zahlreiche Texte aus der Apostelgeschichte hinzu, außerdem Schriften der Konzile, der Kirchenväter oder der Päpste, welche die herausragende Rolle der Keuschheit, des Gehorsams, der Armut und der Demut in der Entfaltung des Klosterlebens unterstrichen (Diese Passagen stammen mit Sicherheit nicht von Heloïsa).

Bis zu ihrem letzten Lebenstag bemühte sich Heloïsa selbst um eine noch asketischere Lebensweise als die ihrer Mitschwestern (durch nichts bewiesen). Nicht aus persönlichem Gefallen an der Strenge, nicht, um Gott wohl zu gefallen, sondern beseelt von der einzigen Sorge, posthum den Ruhm Abaelards sicherzustellen. Die Bekanntheit des Paraklet verschmolz sie mit der eigenen. Sie hielt sich an das, was ihr Stolz bis zum Tode blieb, an sein eifersüchtig gehütetes Werk, an das einzig Unstreitbare, an ihren schönsten Ruhmestitel. Es gelang ihr - aber zu welchem Preis? Sie verließ diese Welt, in der sie so sehr geliebt und gelitten hatte, am Sonntag, den 17. Mai 1164, im Alter von 63 Jahren. Das Buch der Bestattungen der Abtei berichtet darüber kurz und bündig: "Heloïsa, die erste Äbtissin und Mutter unseres Ordens, hat ihre Seele glücklich dem Herrn übergeben - berühmt durch ihre Pflichterfüllung und Frömmigkeit, und nachdem sie Hoffnung durch ihr Leben gemacht hatte."

Nach ihrem Willen bestatteten sie die Nonnen am "Petit Moustier", in demselben Grabgewölbe, in dem der Mensch, dem sie ihr Leben geweiht und geopfert hatte, lag - ihr Liebhaber, ihr Mann, ihr Meister. Die Chronik von Tours spricht von einem einzigen Sarg: "Als man das Grab, zu dem die Tote gebracht worden war, geöffnet hatte, erhob ihr Gatte, der schon lange vor ihr aus dem Leb en geschieden war, die Arme, um sie zu empfangen, und er umschloss sie in enger Umarmung." Offensichtlich handelt es sich um eine Legende. Erkennen wir an, dass sie sehr gut das Ende des bewegenden und dramatischen Herzensabenteuers beleuchtet, welches diese Ausnahmewesen vereint und wieder auseinander gerissen hat...

8. Nach dem Tode von Heloïsa

Während mehr als 30 Jahren hatte Heloïsa den Paraklet mit Weisheit, Kompetenz und Umsicht geführt - respektiert und geliebt von den ihr unterstellten Nonnen, von allen bewundert wegen ihrer bedeutenden geistigen und menschlichen Qualitäten, überhäuft von Wohltaten oder besonderen Privilegien durch die Adeligen oder die Könige, die Bischöfe oder die Päpste. So hinterließ sie bei ihrem Tod ein blühendes Kloster, sowohl in weltlicher als auch in geistlicher Hinsicht. Während sechseinhalb Jahrhunderten wird es von seinem äußerst reichen moralischen Erbe leben, welches die nachfolgenden Äbtissinnen wie einen wertvollen Schatz einander übergaben, selbst wenn sie es manchmal änderten.

Die Verwüstung der Gebäude durch die Engländer während des Hundertjährigen Krieges, dann das Verschwinden der Archive in der Revolution erlauben keine sehr detaillierte Chronologie der Abtei. Zumindest aber können wir dank des Benediktiners Dom Cajot, des letzten Anstaltsgeistlichen der Nonnen, der einen genügend genauen Nekrolog der Äbtissinnen erstellte, die wesentlichen Schicksalsschläge nachzeichnen, die die Epochen bis zum Auszug der Schwestern im Jahre 1792 markieren.

Die auf Heloïsa folgende Äbtissin trug den Vornamen Eustachie. Sie führte den Paraklet über 15 Jahre. Wir kennen kaum etwas von den Ereignissen, die ihre Herrschaft kennzeichneten.

Melisande ersetzte sie im Jahre 1179. Die Gemeinschaft wuchs bis 1196 derart, dass die Äbtissin sich beim Papst über die schwere Belastung beklagte, weitere Novizinnen aufzunehmen. Innozenz III. setzte dem übertriebenen Wachstum ein Ende, indem er beschloss, dass die Zahl der Nonnen die Zahl 60 nicht überschreiten dürfe. Was die Schenkungen betrifft, so vermehrten sie weiterhin die Macht der Abtei. Melisande, die am Hof in Rom offensichtlich in großem Ansehen stand, erhielt vom Papst eine Bulle, die dem Kloster das Eigentum der Güter und der bislang bewilligten Privilegien bestätigte.

Als sie im Jahre 1203 starb, übernahm Ida das Amt für 6 Jahre. Sie strengte einen Prozess gegen den Curé von Pont-sur-Seine an, der sich unerlaubterweise ein Leibgedinge des Konvents angeeignet hatte, und gewann ihn. Sie erreichte außerdem, dass der Paraklet im Falle eines Rechtsstreites künftig allein von den Gerichten in Troyes, in Sens oder in Meaux abhängig war. Auf ihre Klage hin exkommunizierte Innozenz III. einen Kanoniker von Troyes, der gegen den Kaplan und mehrere Laienbrüder, die der Abtei dienten, handgreiflich geworden war. 1209 unterzeichnete sie eine Transaktion mit dem Curé von Nangis in Bezug auf die Wälder von Sainte-Colombe nahe bei Provins. Diese tatkräftige Äbtissin starb im Jahre 1210.

Ermengarde, 1210-1248, blieb 38 Jahre an der Spitze der Gemeinschaft. Sie erhielt zahlreiche Stiftungen während ihrer Leitung. Mit Sicherheit war ein ganz besonderes Geschenk das eines Mannes namens Philippe Poylet, der den Nonnen das Recht übertrug, durch welches die Bäcker und Konditeure von Provins ihnen am Pfingsttag nach der Predigt und vor der Kirche Saint-Thibault 3 Heller Zins in Form einer Gegenleistung von Brot zahlen mussten. Als sich ein neuer Handwerker in der Stadt niederließ, musste er sich obendrein verpflichten, ihnen als Willkommen "une tarte et un gâteau bon et honnête" d.h. "einen Blech- und einen Napfkuchen, gut und ehrenhaft", zu liefern. Außerdem erhielten sie von der Dame d´Hermé eine Rente, bestehend aus zwei Septiers Weizen und vier Septiers Gerste, zu holen von ihrer Mühle in Traînel.

Marie I., 1249-1263, sorgte vom ersten Jahr ihrer Amtsübernahme an für einen Viehbestand, der uns eine Vorstellung vom Reichtum des Paraklet in dieser Epoche gibt. Man hielt dort 26 Pferde, 38 Rinder, 54 Kühe, 49 Schweine, 1500 Schafe, eine große Menge Geflügel und Korn. Dieses Anwachsen der Güter resultierte aus den Schenkungen, die von reichen Familien gemacht wurden, wenn ihre Töchter ins Kloster eintraten, ebenso von Adeligen, die am Kreuzzug teilnahmen und zu ihren Gunsten spendeten für den Fall, dass sie nicht mehr zurückkämen, oder von reichen Ehepaaren, die Gott das Ende ihrer Tage opfern wollten und dem Kloster ihr Erbe vermachten.

Keine Spur von Schriftstücken finden wir über die 15 Jahre, in denen Schwester Jacque an der Spitze der Abtei, zwischen 1263 und 1278, stand. Nur das Totenregister erwähnt das Datum und den Namen.

Die Herrschaft von Marie II., 1278-1298, war vor allem geprägt durch eine Intervention von Papst Zölestin III., der eine Bulle unterzeichnete, die es verbot, die Grenzzahl von Nonnen zu überschreiten, die von einem seiner Vorgänger festgelegt worden war. Diese offizielle Erinnerung belegt den erstaunlichen Ruf, den das Kloster mehr als ein Jahrhundert nach dem Ausscheiden seiner ersten Äbtissin genoss. Von diesem Zweitpunkt an reduzierte sich der Personalbestand, um sich in den folgenden Jahrhunderten bei ca. 30 Nonnen zu stabilisieren. Wenn man die Mönche, die zur Feierung der Gottesdienste und zur geistigen Unterweisung angestellt waren, die Laienbrüder und Laienschwestern, die mit schwerer Arbeit beschäftigt waren, hinzufügt, dann können wir die offenkundige Bedeutung der Abtei in der Gegend einschätzen.

Catherine I. des Barres, 1299-1322, eröffnete die Reihe der Äbtissinnen, die aus einer großen Familie von Sens und Umgebung stammten und die in der Führung des Paraklet während mehr als ein ein halb Jahrhunderten aufeinander folgten. Vom Ende des 13. Jahrhunderts an ließ der materielle Reichtum des Paraklet im Wachstum nach. Die Lage verschlimmerte sich sogar soweit, dass die Nonnen gezwungen waren, Geld von den Juden von Provins, von Nangis und von Nogent-sur-Seine zu leihen, zu einem Wucherzins von 65,52%, wie er in einer Bilanz von 1288 erscheint.

Kein wichtiges Ereignis wird uns über diese lange Zeit berichtet, außer dass Aolips des Barres an die Spitze der Abtei zwischen 1323 und 1354 kam. Im Jahre 1333 kaufte ihr Vater Oudart des Barres, Schatzmeister von Sens, von einem anderen Adeligen, ebenso einem gewissen Oudart, die Rechte an einem der Bauernhöfe des Paraklet, wobei er die Summe von 90 Pfund und ein Junkergewand, "bonne et souffise" vorstreckte. Im Winter 1353 bis 1354 begab sich Aolips oft nach Provins, um dort die Erwerbungen und Vorrechte ihres Klosters zu verteidigen.

Wir kennen nicht die Ereignisse, die sich in den Jahren 1354-1366 unter der Leitung der elften Äbtissin Elisabeth de Villemiot abspielten.

Die meisten Historiker verlegen in die Herrschaft von Hélisandre des Barres, die ihr von 1366 bis 1376 nachfolgte, die fast vollständige Verwüstung des Klosters durch die englischen Söldnertruppen von Eustache d'Aubercicourt. Diese Version erscheint nur wenig annehmbar. In Wirklichkeit beauftragte, vom Jahre 1366 an, der Papst den Bischof von Troyes, Henry de Poitiers, mit der Wiedererrichtung der Gebäude, damit die Nonnen, die in ihre Familien zerstreut worden waren, dort wieder aufgenommen werden konnten. Nun, Henry de Poitiers dezimierte die Engländer im Jahre 1359 in der denkwürdigen Schlacht von Nogent-sur- Seine, wo er Eustache d'Aubercicourt gefangen nehmen ließ. Derselbe Henry de Poitiers jagte im Jahre 1364 die Söldnerbanden, die auf ihrem Zug die Gegend ausplünderten. Es erscheint also wenig wahrscheinlich, dass die Zerstörung des Paraklet nach 1359 stattgefunden hat. Sehr wahrscheinlich geschah sie etwas früher unter Elisabeth de Villemiot, andernfalls darf man sie weder den Engländern, noch Eustache d'Aubercicourt, noch "aux grandes compagnies", den großen Feldzügen, zuschreiben. Dem Gerücht nach hatte Henry de Poitiers mehrere Kinder von einer Nonne des Paraklet - mit dem Namen Jeanne de Chevry -, die durch einen königlichen Erlaß im Oktober 1370 anerkannt wurden.

Zwischen 1376, dem Todeszeitpunkt von Hélisandre des Barres, und der Nachfolge von Jehanne des Barres im Jahre 1403, behinderte die Zerstreuung der Nonnen die Errichtung einer neuen Abtei. Der Wiederaufbau der Abtei nahm in der Tat viel Zeit in Anspruch. Vollendet wurde er unter Jehanne des Barres, dank den Gaben von Privatleuten, die durch eine Bulle von Papst Benedikts XIII. aufgerufen waren, der im Jahre 1396 denen einen Nachlass der Sünden zuerkannte, die zum Wiederaufbau beitrugen.

Jehanne II. de la Borde, 1415-1423, Agnès de la Borde, 1424-1456, und Guillemette de la Motte, 1456-1481, folgten ihr nach. Welche Dinge ereigneten sich während dieser langen Zeit? Wir wissen es nicht. Das einzig überlieferte Detail betrifft Guillemette de la Motte. Wegen ihres hohen Alters musste sich diese Äbtissin in ihren letzten Lebensjahren von der Priorin von Traînel in der Verwaltung der weltliche Güter helfen lassen. Es müssen Probleme mit der Übereignung der Güter entstanden sein, denn eine Bulle von Papst Sixtus IV., datiert vom 13.November 1477, verpflichtete all die, die Klostereigentum unerlaubt zurückhielten, dieses dem Kloster zurückzuerstatten, unter Androhung der Strafe der Exkommunizierung.

Catherine II. de Courcelles, die 17. Äbtissin, 1481-1513, ergriff die Initiative, die Leichname von Heloïsa und Abaelard vom Oratorium "Petit Moustier" in den Chor der neu errichteten Kirche zu überführen, dorthin, wo sich heute eine kleine Gedenkkapelle erhebt. Das Oratorium, das vier Jahrhunderte früher auf sumpfigem Terrain errichtet worden war, drohte zu zerfallen, und die Feuchtigkeit des Gewölbes beschleunigte die Verwesung der Leichname. Die Zeremonie spielte sich am 2. Mai 1497 ab, in Anwesenheit der Priorin von Traînel, in Versammlung zahlreicher Persönlichkeiten aus Nogent und Troyes. Dem Protokoll nach wurde der Sarg, der die Reste von Heloïsa enthielt, als erstes exhumiert und dann zu Linken des Altars versenkt. Der von Abaelard ruhte zur Rechten. Das Totenregister der Abtei gibt eine identische Verteilung wieder. Diese Übereinstimmung der Zeugnisse zerstört vollständig die Legende, nach welcher die Leichname des Gründers und der ersten Äbtissin von Anfang an in ein und demselben Sarg bestattet gewesen wären.

Im Jahre 1482 stellte Papst Sixtus Quintus die Abtei Notre-Dame-aux-Nonnains von Troyes unter die direkte Aufsicht von Catherine de Courcelles, wegen ihrer Frömmigkeit, ihres Fleißes, ihrer Klugheit und ihrer Tatkraft in der Verwaltung. In dieser Zeit muss trotzdem die Qualität des religiösen Lebens in der Gemeinschaft ernsthaft gesunken sein. Im Verlaufe seines Pastoralbesuchs vom August 1499 richtete der Bischof von Troyes, Monseigneur Raguier, heftige Vorwürfe an die Schwestern wegen ihres Betragens, als sie sich, wie jedes Jahr, am Vorabend des Auferstehungsfestes, in Prozession und in Begleitung der Pfarrer von Saint-Aubin, von Fontaine-Maçon und von Avant-les-Marcilly, gefolgt von den Bewohnern der drei Gemeinden, zu einem Ort, genannt "La Croix du Maître", das Kreuz des Meisters, begaben. Nach ihrer Ankunft an diesem Ort, nach einigen Gesängen und dem Vortrag mehrerer Psalmen, tanzten die Teilnehmer - einschließlich der Nonnen - wobei Lieder mit anstößigen Worten gesungen wurden. Der Prälat verlangte, diesen wohl einzigartigen Brauch zu beenden; er sei eine Quelle des Skandals für die Bevölkerung. Die Nonnen protestierten. Sie bekräftigten, sie würden eine Tradition pflegen, die bis auf die Ursprünge der Abtei zurückreichten. Bei dieser Gelegenheit würden die Pfarreien ihre Zehnten dem Kloster hinterlegen, welches seinerseits einem jeden der vorgestellten Mädchen eine Börse bewilligte. Der Bischof zeigte sich unbeugsam und hielt an seinem Verbot fest, eine Praxis, die höchst bedauerliche Unordnung nach sich zöge, fortzusetzen. Zehn Jahre später interveniert derselbe Prälat, um die Verstärkung der Klostereinfriedung durch eine Ringmauer und Gitter zu fordern. Unternimmt auf seinen Einfluss hin Catherine de Courcelles ein Reformprogramm des Lebens im Konvent? Auf jeden Fall ist sie es, die die Rekonstruktion des Kreuzganges, des Refektoriums und anderen Teilen der Abtei vollendet.

Charlotte de Coligny, Verwalterin im Konvent von Notre-Dame in Troyes folgte ihr nach. Papst Leo X bestätigte ihre Ernennung.

Als sie im April 1533 starb, bestimmte das Kapitel als neue Äbtissin Réginalde d'Avaly, Priorin von Traînel.

Sieben Monate später ernannte François I - an ihrer Stelle und gegen den Willen der Gemeinschaft - Antoinette de Bonneval. Als energische Frau wandte die eingesetzte Oberin die Regel mit Strenge an. Sie erneuert eine leidlich schwach gewordene Disziplin und ein geistliches Leben, das besser mit den Erfordernissen einer monastischen Berufung im Einklang steht.

Renée de la Tour, die ihr 1548 nachfolgte, verstarb kurz nach ihrer Berufung.

Die Priorin des Konvents, Marie de Melun, sicherte die Zwischenperiode bis zur Einsetzung von Léonarde de Turenne, die die Abtei zwischen 1548 und 1560 führte.

Bei ihrem Tod bewarben sich vier Nonnen, Anne de Moulinet, Madeleine Larcher, Edmée de la Châtre und Jehanne de Chabot um ihre Nachfolge. Da sich die Nonnen nicht auf eine Ernennung einigen konnten, suchten sie bei König Charles XI. um eine Entscheidung nach, der unter ihnen Jehanne de Chabot wählte, die ehemalige Priorin von Jouarre, Schwester seines Freundes Admiral Philippe Chabot, des Comte de Brion. Unter ihrem Regiment, das 33 Jahre dauerte, erlebte der Paraklet eine seiner geplagtesten Perioden seiner langen Geschichte.

Der Protestantismus schied nun die Geister. Seine Lehre drang selbst in das Innere der Klöster und gewann dort Anhänger. Als 1567 die protestantische Armee, geführt von Condé, Coligny und d'Andelot, in die Gegend einfiel und plünderte, die Einwohner massakrierte und die Häuser anzündete, lud Jehanne de Chabot die Leute der Umgebung ein, sich ins Kloster mit ihren Herden und ihrem Hab und Gut zu flüchten. Um die Verteidigung zu organisieren, berief sie 200 bewaffnete Männer, die den Ansturm der Häretiker zurückschlagen sollten. Neun Jahre später gelang es ihr sogar, die Abtei vor der Besetzung durch die Deutschen Reiter, die die angrenzenden Dörfer in Schutt und Asche legten, zu schützen. Leider ließ sich die Äbtissin schnell durch das Schisma gewinnen. Sie bekannte sich offen zur reformierten Religion, zum großen Entsetzen der Mehrheit der Schwestern, die der katholischen Religion treu geblieben waren. Ihr Engagement auf Seiten der Protestanten erreichte den Höhepunkt, als sie deren höchste Würdenträger in ihr Kloster einlud, und sich weigerte, an den Gottesdiensten der Benediktinermönche teilzunehmen. Wenn man der Überlieferung glaubt, soll sie an die Engländer die Originalmanuskripte des Briefwechsels zwischen Heloïsa und Abaelard verkauft haben, die bis dahin sorgfältig in der Abtei aufbewahrt worden waren. Trotz des Drängens auf Abdankung, verweigerte sie diese standhaft, behielt ihren Titel und ihr Habit bis zu ihrem Tode im Jahre 1592. Sie hinterließ einen leeren Konvent, in dem nur noch drei Schwestern verblieben waren.

1592 ernannte der König Henri IV. Flandrine de Nassau als Nachfolgerin. Rom lehnte eine Bestätigung ihrer Ernennung ab, ihr frühe Jugend in Rechnung stellend.

Es war Marie III. de La Rochefoucauld, 1593-1639, die Jehanne de Chabot nachfolgte. Sie führte eine Reihe von sechs Äbtissinnen an, die alle aus dieser großen Familie stammten und die ohne Unterbrechung das Kloster bis zur Französischen Revolution leiten sollten. Während der 46 Jahre ihrer Herrschaft erfuhr der Paraklet zahlreiche Ereignisse. Ein einzelner Vorfall brachte die Äbtissin dazu, gegen den Bischof von Troyes, René de Breslay, gerichtlich vorzugehen. Unter dem Vorwand, eine Untersuchung über den Wahrheitsgehalt verleumderischer Gerüchte, die an ihn herangetragen worden waren, durchführen zu wollen, hat dieser Prälat ein Gitter zum Klosterbezirk beseitigen lassen, angeblich zur Reparatur, um ohne Benachrichtigung der Oberin ins Kloster einzudringen. Er betrat die Zellen der Schwestern, unterhielt sich unter vier Augen mit einer jeden, spät in der Nacht, und verletzte so eine der strengsten Ordensregeln. Die gerichtliche Anzeige wurde ihm durch einen Amtsdiener am 27. Juni 1626 zugestellt: er habe eine der wesentlichsten Rechte der Abtei verletzt. Diese Rechte rief der Herr d 'Avant et de Rosières, Angenoust, in einer Erklärung in Erinnerung, die er anlässlich eines Prozesses, die Priorei von Noefort betreffend, verfasste: Der Paraklet unterstand ausschließlich der Autorität des Heiligen Sitzes. Um die direkte Abhängigkeit zu unterstreichen, zahlte man jedes Jahr den Tribut eines Talers, genannt "la maille d'or". Außerdem leistete jede neue Äbtissin bei Amtsübernahme dem Heiligen Vater wegen seiner Eigenschaft als Vorsteher des Ordens einen Treueid der Verbundenheit. Nicht nur die Nonnen, sondern auch die Laienbrüder oder die anderweitig mit dem Konvent verbundenen Brüder unterstanden seiner Autorität, ebenso die sechs Priorate, die Gemeinden Quincey und Saint-Aubin, deren Pfarrer seit dem 12. Jahrhundert von der Abtei ernannt worden waren. Der Bischof verfügte lediglich über das Recht eines Pastoralbesuches.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts nahm der Personenstand des Klosters auf etwa 20 Nonnen ab. Trotz des hohen Ranges der letzten Äbtissinnen zeigten die Großen dieser Welt, die Prälaten oder Adeligen nur noch wenig Interesse am Konvent, ebenso wenig wie an seinen Gründern. Im Jahre 1616 kam ein Ratsmitglied Königs Francois d'Amboise zum Paraklet, um die Archive im Hinblick auf eine erste Ausgabe der Werke Abaelards in französischer Sprache einzusehen. Seine Übersetzung umfasste die "Historia Calamitatum", den "Kommentar zur Epistel des Apostel Paulus an die Römer", die "Einführung in die Theologie". Lag es an deren Erscheinen, dass aufs Neue eine Neugier für die Abtei und das berühmte Paar, das deren Ruf begründete, einsetzte?

Selbst die Nonnen machten sich jetzt Gedanken um den Bekanntheitsgrad ihrer ersten Äbtissin und deren berühmten Gattens. Am 15. März 1621 schritten sie zu einer neuen Umbettung ihrer Leichname, die sie von den zwei Seiten des Altars in eine Krypta unter der Apsis überführten. "Dans un même charnier", in ein und dasselbe Beinhaus, präzisiert das Protokoll der Zeremonie, die sich in Gegenwart der Ehrwürdigen Mutter Äbtissin Marie de La Rochefoucauld, mehrerer kirchlicher Würdenträger und Privatpersonen abspielte. Wie ist diese Vereinigung in ein Beinhaus zu verstehen? Nach dem üblichen Sprachgebrauch bezeichnete "charnier" den Ort, wo man die Gebeine niederlegte. Im vorliegenden Fall handelte es sich höchstwahrscheinlich um ein Gewölbe, in das man die zwei Särge stellte, nicht um einen Sarkophag, in dem die beiden Leichname vereint wurden. Dieses Gewölbe existiert noch heute. Man erreicht es durch eine enge Allee, die den vormaligen Platz der alten Abteikirche umgibt. Ein Tonnengewölbe, aus grob gemörtelten Steinen, hat es eine Länge von 6,33 m, eine Breite von 2,40 m, eine Höhe von 1,50 m. Ein zweites Gewölbe verlängert das erste. Bei einer Länge von 17,20 m, einer Breite von 7,90 m und einer Höhe 1,70 m umfasst es zwei kleine Schiffe mit 4 Gewölbejochen und einem Kreuzgewölbe, gehalten von 3 schweren Pfeilern von 1,10 m Seitenlänge. Beide bilden eine Krypta, von der wir uns die Dimensionen der Kirche ableiten können, die 24 m lang und 8 m breit gewesen zu sein scheint.

 (Hier irrt der Autor, der sich auf die Angaben von Arbois de Jubainville verlassen hat: Aufgrund eigener Vermessung liegt ersteres Gewölbe außerhalb des Chores der Kirche und entspricht eventuell der ersten Grablege des Paares, dem Petit Moustier. Das zweite Gewölbe lag in Chor und Vierung der Kirche, beschreibt jedoch nicht deren Dimensionen. Der errechnete Längsdurchmesser der Kirche ist mit ca. 45 wesentlich länger als hier angegeben!)

9. Die Reform der Klosterregel

Marie III. de La Rochefoucauld begleitete ihren Gang an die Spitze des Klosters durch Ausarbeitung eines Dokumentes, von dem trotz seiner erheblichen Bedeutung die Historiker wenig sprechen. Es handelt sich um einen kleinen Band von 448 Seiten mit 32 Kapiteln, mit einem Pergamenteinband, erschienen im Jahre 1632 bei Sébastian Huré, 5 Rue Saint-Jacques au Coeur Bon, mit dem Titel: "Die Regel des Heiligen Benedikt, mit den Erklärungen und Beschlüssen daselbst, autorisiert und bestätigt durch den Hochwürdigsten Herrn Bischof von Troyes, für die Nonnen des Paraklet, Ordenshaupt, und die Prioreien, die davon abhängen." Die Stadtbibliothek von Troyes hütet sorgfältig eines von den zwei noch existierenden Exemplaren, von denen das andere in Sankt Petersburg aufbewahrt sein soll. Als die Äbtissin, ihre Stellvertreterin, die 24 Chorschwestern und die 11 Laienschwestern die neue Ordensverfassung zur bischöflichen Billigung vorlegten, machten sie den Bischof darauf aufmerksam, dass sie sie im Geiste der Regeln verfasst hätten, die in den reformierten Klöstern praktiziert würden, nachdem sie sie schon ca. 15 Jahre selbst praktiziert hätten. Da ihre Amtsvorgängerinnen über 5 Jahre eine nicht-offizielle Regel befolgt hätten, wünschten sie, dass der Prälat diejenige billige, an die sie sich bis jetzt gehalten hätten, "entschlossen und ohne Zwang". Am 8. Mai 1632 bestätigte der Bischof die neuen Regeln und erlaubte ihre Veröffentlichung. In seinem Brief an die Nonnen beglückwünscht er sie zur rigorosen Beachtung ihrer Regel. Ihr Kloster "könne künftig als ein Beispiel und Modell der Reformation all denen dienen, die die Missbilden der Zeit in eine Verbildung gestürzt hätten." "Es ist unser innigster Wunsch - fügt er hinzu - die Ausübung der Regel möglichst nahe am Geist und den Absichten der Einrichtungen praktiziert zu sehen, so wie ihr es bereits begonnen und mutig fortgesetzt habt, trotz der Gebrechlichkeit eures Geschlechts." Im darauf folgenden Monat stattete er den Schwestern einen Besuch ab und ermunterte sie, äußerst streng jeder Vorschrift ihrer neuen Regel zu folgen. Die Äbtissin und ihre Stellvertreterin versicherten ihm, sich für eine noch bessere Umsetzung einzusetzen. Selbst wenn diese neuen Beschlüsse von einer Sorge um die strengere Beachtung der benediktinischen Regel zeugen - nach den Verheerungen in zahlreichen Klöstern -, erscheint es doch besonders auffällig, dass sie keinerlei Bezug zu den Regeln herstellen, die im 12. Jahrhundert durch Abaelard aufgestellt worden waren. Um die Wahrheit zu sagen, die Werke des Gründers blieben immer auf dem Index der verbotenen Bücher. Und was Heloïsa betrifft, ihre sentimentalen Abenteuer rissen kaum noch die Öffentlichkeit, schon gar nicht die Schwestern hin. Diese neue Regel hat übrigens wenig Ähnlichkeit mit der Regel des Gründers des Paraklet. Sicher: Gehorsamkeit, Keuschheit, Schweigen, Demut blieben die Kardinaltugenden im täglichen Leben der Nonnen. Ebenso erkennt man zahlreiche Übereinstimmungen in den wesentlichen Empfehlungen, die die materielle Organisation und das geistige Leben betreffen. Dennoch häufen sich die Kapitel, welche unbedeutende, ja kindische Details behandeln, trotz einem offensichtlichen Bemühen um Anpassung an die Zeitumstände sowie einer sehr angestrengten Suche nach Übereinstimmung mit der strengsten Orthodoxie. Beispiele: die Art der Nonnen, zu schlafen; wie im Sommer die Laudes gesprochen werden müssen; zu welcher Stunde die Schwestern die Nahrung einnehmen müssen; welche Sanktionen gegenüber denjenigen in Kraft treten, die zu spät zum Gottesdienst oder zu Tisch kommen; die kleinen Sünden, die lässigen Sünden, die schweren Sünden etc....

Unter den bedeutenden Empfehlungen sollen einige typische genannt werden:

Beichte und Beichtväter

Alle Schwestern sollen beim Ordensbeichtvater beichten: jeden Samstag, am Vorabend der Feste, zusätzlich am Mittwoch und Donnerstag, wenn der Tag der Kommunion auf einen Montag fällt. Außerhalb dieser Zeit braucht man zum Beichten ein Einzelerlaubnis. Die Äbtissin soll, um dieses Amt sicherzustellen, einen Beichtvater bestellen, der fromm ist, gelehrt, klug, untadelig in seinen Sitten und approbiert durch den Bischof. 

Außerordentliche Beichte

Nach den Anweisungen des Konzils von Trient soll die Oberin - abgesehen vom Beichtvater, der dem Kloster verbunden ist - viermal im Jahr einen außerordentlichen Beichtvater, einen Weltgeistlichen oder Ordensmann ernennen, fromm, gelehrt und treu, bei dem die Nonnen nur vortragen sollen, was sie seit der letzten Generalbeichte Schlechtes gemacht haben.

Über die Keuschheit

Die Keuschheit der Schwestern soll engelhaft sein, sowohl körperlich als auch im Geiste. Unter allen Umständen sollen sie sich mit den starken Waffen des Gebets rüsten. Der Teufel zeige sich bewundernswert mächtig gegenüber denjenigen, die diese Waffen abgelegt haben, und ihr Fall sei fast unvermeidlich. Sie sollen all das fliehen, was den Glanz dieser himmlischen Tugend trüben könnte, wie Eitelkeit, Leutseligkeit, Blicke, Sinnlichkeit, stattdessen sollen sie eine ununterbrochene Kasteiung suchen. Es folgen Ratschläge, um zur monastischen Perfektion zu führen: Niemanden hassen, nicht eifersüchtig sein, nicht neidisch, keinen Streit suchen. Die Eitelkeit fliehen. Die Alten ehren. Die ganz Jungen zärtlich lieben. Gott für seine Feinde bitten, in der Liebe zu Jesus Christus. Sich mit seinen Feinden noch vor Sonnenuntergang versöhnen. Nie der Barmherzigkeit Gottes misstrauen. Das wären die besten Werkzeuge der geistlichen Kunst.

Gehorsamkeit

Die einfachste und blindeste Gehorsamkeit sei die beste.

Stille

Außer den Zeiten der Entspannung muss das Schweigen allerorts, unter allen Umständen, immer in der Kirche, im Schlafsaal, im Refektorium, im Kapitel und im Kreuzgang eingehalten werden.

Demut

Das Mark der Regel, der wahre Prüfstein liege in der Erniedrigung. Die Demut zeigt den Schwestern die Annäherung oder die Entfernung an ihre heilige Berufung an. Sie mögen sich immer die Gottesfurcht vor Augen halten. Sie sollen überzeugt sein, dass er sie immer beobachtet, zu jeder Stunde, überall. Er durchdringe ihre Nieren und ihre Herzen, er kenne ihre geheimsten Gedanken. Das höchste Maß der Demut: die Unterwerfung, der totale Gehorsam gegenüber seinem Gesetz, der Einladung Jesu Christi. Man müsse zwölf Grade der Demut durchlaufen, um zu einer vollkommenen Gottesliebe zu kommen.

Erholung

Sie soll eine Stunde am Tag dauern, nach dem Mittag- und Abendessen, ausgenommen in der Heiligen Woche oder an feierlichen Festen. Die Nonnen sollen zu dritt oder alle zusammen spazieren gehen und dabei diejenigen aufsuchen, die ihnen am vertrautesten sind.

Sprechzimmer

Abgesehen von dem der Äbtissin - sollen die Nonnen über zwei Gemeinschaftssprechzimmer verfügen, abgeschlossen durch ein hohes Gitter und einen Vorhang. Wenn die Äbtissin meint, dass der Vorhang nicht zurückgezogen sein darf, sollen die Schwestern ihr Gesicht durch ein Gittertuch bedecken, es sei denn, sie empfangen ihre Eltern.

Die guten Bücher

Damit die Nonnen guten Nutzen aus ihrer Lektüre zögen, soll die Oberin ihnen nur "fromme Bücher, wohlgeprüft durch Gelehrte" zur Verfügung stellen. Sie soll Sorge tragen, dass alle Bücher an einem angemessenen Platz, zu dem sie den einzigen Schlüssel hat, eingeschlossen werden, um die Hinführung zu anderen Werken des Klosters zu vermeiden. So könne sie einer jeden Nonne diejenigen Bücher zuführen, die sie für die nützlichsten und erbaulichsten hält.

Eigenschaften der Oberin

Sie soll keine Schwester mehr als die andere lieben, außer sie findet sie besser in der Tugend. Sie soll keinen Unterschied machen zwischen adeliger Herkunft und Herkunft aus abhängigem Verhältnis, ohne einen Grund oder gesetzliche Grundlage: "Wir sind vor Christus ein und dieselbe Wahl." Sie zeige sich hart und unbeugsam gegenüber den Unkorrigierbaren, den Unruhigen, den Flatterhaften, sie tadele diejenigen, die durch Nachlässigkeit die Regel verletzen, sie passe sich der Stimmung einer jeden Nonne an. Die Pflicht ihres Amtes bestehe darin, die Seelen zu leiten, über die sie eines Tages Rechenschaft ablegen müsse, mehr als über die eigene. Sie soll persönlich die Schwestern unterweisen oder sie durch geeignete Personen unterweisen lassen, über die Geheimnisse des Glaubens, über ihre Berufung, über die Erfordernisse der Regel. Sie sei nicht zu starrköpfig, nicht zu freizügig, sie wache über jede, auf dass sie ihre Aufgabe erfülle, sie zeige sich selbst äußerst exakt und pünktlich.

Immer wenn die Äbtissin ihren Sitz einnahm, trug die Äbtissin auf Knien folgenden Satz vor: "Ich, die Äbtissin des Paraklet von Nogent in der Diözese Troyes, verspreche bei Gott und der Mutter Maria, zu leben und zu sterben in der Erneuerung dieses Klosters, entsprechend der Regel des Heiligen Benedikt und den Verfassungen daselbst, geprüft und gebilligt durch den Allerehrwürdigsten Herrn Bischof von Troyes. So wahr mir Gott helfe, im Leben und im Sterben."

Die Veröffentlichung dieser neuen Regel markiert ein bedeutendes Datum im Leben der Nonnen. Die gedruckten Texte ersetzten die handgeschriebenen Texte, die jegliches Interesse verloren und in die Archive verbannt wurden. Im Jahre 1637 ersparten - dank des Ansehens der Äbtissin - zwei Schutzbriefe, einer von König Ludwig XIII., der andere von Admiral Coligny, Generalleutnant des Königs für die Champagne und Lothringen, dem Kloster die Besetzung durch Soldaten beim Durchmarsch durch die Region.

Am 10. August 1650 verwüstete ein Wirbelsturm die Gebäude der Abtei. Er zerschlug den Glockenturm, beschädigte ernsthaft Dach, Gewölbe und einen Giebel der Kirche, zerstörte den Kreuzgang, die Krankenstation, das Noviziat, die Bäckerei, schließlich die Wohnung der Äbtissin. Gabrielle-Marie de La Rochefoucauld, 1639-1675, unternahm ihre Restauration. Die hohen Kosten zwangen sie, die Summe von 18000 Pfund zu leihen. Von gebrechlicher Gesundheit, übergab sie ihr Amt ihrer Schwester im Jahre 1675 und zog sich in die Abtei Notre-Dame von Soissons zurück, wo sie im Jahre 1684 verschied.

10. Die Wiederentdeckung der Liebesgeschichte

Unter Catherine III. de La Rochefoucauld, 1675-1706, nahmen sich plötzlich die örtlichen Literaten und die Völker der Erd e mit Leidenschaft der Liebesgeschichte von Abaelard und Heloïsa an. Im Jahre 1697 übersetzte die freizügige Feder von Bussy-Rabutin ihre Briefe auf die frivole und gezierte Art und Weise, die den Niedergang des Sonnenkönigs kennzeichnete. Der berühmte Satiriker ließ weg, veränderte, fügte hinzu - ganz nach seiner Phantasie - und schuf ein pathetischen Abenteuer, ohne sich im Geringsten um die historische Wahrheit zu kümmern. Es entstand eine irrsinnig-romaneske Erzählung mit einer gleichzeitig provozierenden und schamhaften, verliebten, klagsamen und schmerzreichen Heloïsa und mit einem Abaelard in Pomp und Perücke, wohl einiges wissend, aber sich zierend, und gekünstelt wie ein Marquis, der nach seiner Schönen schmachtet. Diese Version - phantastisch aber brilliant - wird die Phantasien der nächsten Generationen nähren und eine lange Serie von mehr oder weniger extravaganten Schriftwerken nach sich ziehen, in denen die Schriftsteller die Liebe und das Unglück des Paares besingen, voller Mitleid für ihr Schicksal. Es bleibt dem Beginn des 20. Jahrhunderts vorbehalten, dass sich die wahrheitsgetreue Geschichte von den Nebelschwaden oder dem sentimentalen und entfesseltem Romantismus löst, in welche sie Pope, Colardeau und zahlreiche Nachahmer fast ein Jahrhundert lang gehüllt hatten. Und doch - nach einer langen Zeit der Gleichgültigkeit - zog der literarische Erfolg, der durch den geistigen Autor der "Liebesgeschichte der Gallier" eintrat, von Neuem eine Menge Neugieriger zum Paraklet. Um sie zu befriedigen, unternahm Catherine III. de La Rochefoucauld mehrere Initiativen. Sie überführte die Statue des Dreifaltigen Gottes, "Triple en Un" vom Oratorium "Petit Moustier" in die Abteikirche und platzierte sie auf der Spitze des Grabdenkmals, welches zur Erinnerung an die zwei Gründer errichtet wurde. Zweifelsohne hatte sie auch die Absicht, ihre sterblichen Überreste dorthin zu verbringen, wie eine eingravierte Inschrift auf der Frontplatte - eine kurze Lebensbeschreibung von Abaelard - bezeugt: "Peter Abaelard, der Gründer dieser Abtei, lebte im 12. Jahrhundert. Er hob sich hervor durch die Tiefe seines Wissens und durch die Seltenheit seines Verdienstes. Indessen - er veröffentlichte eine Abhandlung über die Dreifaltigkeit, die durch ein Konzil - abgehalten in Soissons im Jahre 1120 - verurteilt wurde. Er zog sich sogleich in vollkommener Unterwerfung zurück; um zu bezeugen, dass er nur orthodoxe Gedanken hegte, ließ er in diesem einzigen Stein diese drei Figuren schaffen, welche die drei göttlichen Personen in ein und demselben Wesen darstellen. Nachdem er diese Kirche dem Heiligen Geist geweiht hatte, nannte er sie Paraklet, in Zusammenhang mit den Tröstungen, die er an diesem Ort während seines Rückzugs aus der Welt erfahren hatte. Er war verheiratet mit Heloïsa, die er zur ersten Äbtissin machte. Die Liebe, die ihren Geist lebenslang vereinte und die trotz ihrer Trennung durch zärtliche und höchst spirituelle Briefe bewahrt wurde, hat ihre Leichname in diesem Grab vereint. Er starb am 21. April im Jahre 1142, im Alter von 63 Jahren, nachdem sie sich gegenseitig die Zeichen eines christlichen und geistigen Lebens gegeben hatten. Durch die sehr hochstehende und sehr mächtige Dame Catherine de La Rochefoucauld, Äbtissin, am 3.Juni 1701."

Man verdankt Catherine III. gleichermaßen die Errichtung des noch stehenden "Maison Abbatiale" aus dem Jahre 1686. Eine Schieferplatte hoch über der Freitreppe trägt dieses Datum. Es hängt dort das Wappenschild der La Rochefoucauld, umgeben von der Kordel der Benediktiner, gekrönt von der Herzogskrone und von einem spiralig gewundenen Teil des Äbtissinnenstabes. Catherine III. schied im Jahre 1706 aus dem Amt und starb im Jahre 1710.

(Das heute noch stehende Gutshaus entspricht nicht dem "Maison Abbatiale" von 1686. Es wurde von Vilain aus stilistischen Gründen in das 18. Jahrhundert datiert. Aufgrund der Quellenlage ist auch dies nicht haltbar. Besitzer General Pajol hatte es im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern des nahezu komplett ruinösen Vorgängerbaus - allerdings verkleinert -  neu errichtet. Lediglich geringe Teile des ehemaligen Nordflügels konnten in den Neubau integriert werden. Die Schieferplatte existiert in der Tat; sie wurde jedoch lediglich als Überbleibsel in den Bau neu integriert.)

Die 26. Äbtissin, Marie IV. de Roye de La Rochefoucauld, 1706-1768, leitete den Paraklet 62 Jahre lang. Der Konvent fand während ihrer langen Herrschaft erneut zu Reichtum und Bekanntheit. 24 Chornonnen und 12 Laienschwestern übten dort im Geist der Benediktinerregel die monastischen Tugenden. Im zweiten Jahr ihrer Ernennung empfing die Oberin zwei Mönche von Ansehen, Dom Martène und Dom Durand, die zu einer Untersuchung der Klosterarchive kamen. Während ihres Aufenthaltes besuchten sie die Abtei und machten sich über ihre Geschichte und die ihrer Gründer kundig. Nach ihrer Rückkehr veröffentlichten sie ihre Beobachtungen in einem Buch mit dem Titel:" Literarische Reise von zwei frommen Benediktinern". Wir entnehmen diesem Buch eine sehr genaue Beschreibung der Statue des Dreifaltigen Gottes, die nach den Anweisungen Abaelards gemeißelt worden war, um die Übereinstimmung seines Unterrichts mit der traditionellen Lehre der Kirche herzustellen: "Die Figur der Dreifaltigkeit war aus einem einzigen Stein, wo man die drei Göttlichen Personen in der Art von drei Menschen dargestellt sah - von derselben Größe und mit demselben Schmuck. Ihre Unterscheidung bestand darin, dass die mittlere auf dem Kopf eine Goldkrone trug, mit folgender Handschrift: "Filius meus es tu", dass die zur Rechten eine Dornenkrone auf dem Kopf trug und in der Hand ein Kreuz mit folgender Inschrift: "Pater meus es tu" und die zur Linken eine Blumenkrone mit folgenden Worten: "Utriusque spiraculum ego sum". Die beiden Besucher entdeckten keine Spur von dem Brauch, der von Heloïsa begründet worden sein soll, demnach die Nonnen die Messe am Pfingsttag, dem Hauptfest der Abtei, in griechischer Sprache gesungen haben sollen. Unter Marie de Roye de La Rochefoucauld brach erneut im Jahre 1684 ein heftiger Streit zwischen den Nonnen und den Bischöfen von Troyes aus, und zwar wegen des Besuchsrechts, das diese angeblich besaßen: Eine lange Denkschrift, die auf Ersuchen der Äbtissin und ihrer Schwestern errichtet wurde, erzählt genau die verschiedenen Episoden der Auseinandersetzung, die sich unter mehreren Prälaten abspielte. Die Richter, die von den Nonnen um Hilfe gebeten worden waren, zeigen in dieser Denkschrift die Rechtsgrundlagen ihres Protestes gegen die Absichten der Träger des Bischofssiegels auf. Sie erinnerten daran, dass die Abtei gleich nach ihrer Gründung im Jahre 1130 unter die direkte Autorität des Heiligen Stuhles gestellt worden war. Die Papstbullen von Innozenz II. 1131 und 1136 wurden von Papst Anastasius IV. 1153, Papst Lucius 1182 und Papst Innozenz III. 1198 bestätigt und dienten somit als Zeugnis. Daraus ergab sich, dass der Ortsbischof lediglich ein Pastoralbesuchsrecht, nicht jedoch Amtsgewalt über die Schwestern besaß. Obendrein besaßen die Schwestern das Vorrecht, in ihrer Kirche oder ihrem Friedhof geistliche Führer, Laienbrüder, Wohltäter des Konvents zu bestatten. Als weiteres Privileg durften die Klostergeistlichen den Angestellten die Beichte abnehmen, sie auf die Osterkommunion vorbereiten, ohne darüber dem Pfarrer der Gemeinde zu berichten, der normalerweise diese Recht innehatte. Seit ihrer Gründung genoss die Abtei diese Privilegien ohne den geringsten Ärger - bis zum 10. Mai 1684, als sich Monseigneur Bouthillier de Chavigny, Bischof von Troyes, im Kloster mit der Absicht vorstellte, dort einen angeblichen Pastoralbesuch abzustatten. Die Äbtissin widersetzte sich diesem Ansinnen auf standhafte, nichtsdestoweniger jedoch höfliche Art und Weise. Sie bat den Prälaten, zu beachten, dass seine Absicht, in den Konvent ohne päpstliche Erlaubnis einzudringen - unter dem Vorwand, er läge in seinem Diözesanbezirk, und die Nonnen müssten sich seiner Autorität unterstellen - die schwere Verletzung eines päpstlich zugestandenen Grundrechtes bedeute. Als Monseigneur Bouthillier auf seinem Vorhaben bestand, rief die Äbtissin einen Gerichtsdiener, der den Vorfall protokollieren sollte, und präsentierte dem Prälaten die Dokumente, die den Paraklet unter die direkte Autorität des Heiligen Vaters stellten. Sein Nachfolger und Neffe, Denis-François Bouthillier de Chavigny, wiederholte den Vorgang am 10. Mai 1714. Er erhielt einen identischen Empfang, und sein Beharren brachte ihm ein Gegenprotokoll in guter und angemessener Form ein. Als im Jahre 1718 der Neffe des großen Bossuet auf den Bischofssitz von Troyes berufen wurde, folgte er nicht dem Beispiel seiner beiden Vorgänger und unterhielt gute Beziehungen zu der Abtei, weil er die Rechtsgrundlage ihrer Privilegien anerkannte. Als Monseigneur Poncet de La Rivière ihm im Dezember 1742 nachfolgte, gab er wiederum vor, sein Besuchsrecht unter dem Titel des Diözesanbischofs auszuüben. Am 8. Juni 1743 präsentierte er sich dem Kloster, ohne vom Heiligen Stuhl zugelassen zu sein. Er erhielt dieselbe Ablehnung wie seine Vorgänger. Die Äbtissin las ihm die Bullen vor, die den Konvent unter den direkten Schutz von Rom stellte, aber sie überzeugte ihn nicht. Wegen seines Starrsinns wandte sich die Äbtissin erneut an das Gericht, das dem Prälaten ein Verbot eines Besuches ohne Mandat aussprach. Voller Ärger entschloss sich Monseigneur Poncet, die anderen Privilegien des Konvents anzugreifen - darunter das Privileg, das den geistlichen Führern erlaubte, Beichtzettel an das Hauspersonal, das auf den Pfarren von Quincey oder Saint-Aubin saß, auszuhändigen. Als 1748 der Prälat ankündigte, dass er das Firmsakrament in Quincey spenden werde, bat die Äbtissin ihn, es auch mehreren Kindern aus dem Hausgesinde des Klosters zu spenden. Er antwortete, er würde das nur unter der Bedingung durchführen, dass die Beichtbescheinigung vom Gemeindepfarrer ausgestellt wird. Im folgenden bediente er sich dieses Pfarrers, um den Nonnen das Leben schwer zu machen. Die Oberin führte beim Großvikar der Diözese Klage. Es folgte im Jahre1750 eine Untersuchung, die die Gegenstandslosigkeit der Anklagen bewies, die vom Pfarrer gegen die Schwesternschaft vorgetragen worden waren. Der Priester streckte dennoch nicht die Waffen. Er weigerte sich sogar, dem Vater einer Nonne die Beichte abzunehmen, dann ihm die letzten Sakramente zu spenden und ihn auf dem Friedhof des Konvents zu begraben. Die Äbtissin empörte sich über ein solches Verhalten und legte beim Bischof Protest ein. Dieser entschuldigte sich, dass er sich nicht gegen das Recht des Pfarrers stellen könne, ohne einen von vornherein verlorenen Prozess zu riskieren. Der Pfarrer ging sogar so weit, einen Diener zu bestechen, der ihm über alle Vorgänge im Inneren des Klosters Bericht erstatten sollte. Der Mann, der geistig etwas einfach strukturiert war, weigerte sich aus Furcht vor der göttlichen Gerechtigkeit. Erbittert rächte sich der Priester, indem er die Angriffe gegen die Nonnen noch vervielfachte. Sie wandten sich an das Gericht, welches seinerseits die Nonnen aufforderte, ein Gesuch beim Generalprokurator des Königreiches zu stellen. Die Richter sahen die Notwendigkeit, den Damen des Paraklet und ihrem Personal Ruhe zu verschaffen, und tadelten streng die Unternehmungen des Pfarrers. Sie forderten ihn auf, er solle sich an die Grenzen seiner Verpflichtungen halten und er solle die Rechte und Privilegien der Abtei respektieren und aufhören, den Nonnen zu schaden.

Mit dem "Manual der Zeremonien, die in der königlichen Abtei des Paraklet bei der Aufnahme der Nonnen und Schwestern zu beachten sind" besitzen wir ein interessantes Zeugnis von den Verpflichtungen, die von den Nonnen im Augenblick ihrer feierlichen Professur eingegangen werden mussten. Ein Text, der von einer Bewerberin unterzeichnet ist, gibt uns den Wortlaut wieder: "Ich, Schwester Marie-Anne Mosnier, genannt Schwester vom Heiligen Jakob, gelobe und verspreche feierlich, beim Allmächtigen Gott, bei der Glücklichen Jungfrau Maria, beim Heiligen Vater und beim Patriarchen, dem Heiligen Benedikt, und bei allen Heiligen im Paradies, in Euren Händen, Madame Marie de Roye de La Rochefoucauld, Äbtissin des Klosters des Paraklet bei Nogent-sur-Seine in der Diözese von Troyes in der Champagne, mein ganzes Leben in der Rolle einer konvertierten Schwester folgendes zu beachten: Armut, Keuschheit und Gehorsam, in Abgeschiedenheit, Stabilität und Änderung meiner Sitten, entsprechend der Regel des Heiligen Benedikt, den Einrichtungen und Erklärungen unserer Oberen, in Gegenwart der Ehrwürdigen Mütter und anwesenden Nonnen. Dieses bezeugend habe ich die vorliegende Verpflichtung unterzeichnet, am heutigen Tag, dem 11. November im Jahre 1723".

Beim Ableben von Marie IV. de La Rochefoucauld de Roucy, am 24. Februar 1768 - in einem Alter von 80 Jahren - ergriff die Priorin Geneviève du Passage die Gelegenheit, sie in dem Gewölbe zu bestatten, wo die Leichname von Abaelard und Heloïsa ruhten. Als glühende Bewunderin des Ehepaares nahm sie die Gelegenheit wahr, eine Verifizierung ihrer Überreste durchzuführen. Die Zeremonie spielte sich am 3. März um 9 Uhr morgens ab. In Gegenwart der in der Kapelle der Dreifaltigkeit vereinigten Gemeinschaft, zusammen mit den zwei Titularbeichtvätern, den Dominikanern René de Saint-Roman, Doktor der Sorbonne, und Joseph Laugier, sowie in Begleitung des Pfarrers von Conflans-sur-Seine, und Antoine de Péchoux, des Richters Antoine Hurant, des Kaufmanns Siret aus Nogent untersuchten die Chirurgen Jean Maget und Nicolas Boudard ihre beiden Leichname. Der Anwalt und sein Schreiber fertigten sogleich ein Protokoll an, welches uns mit exakten Auskünften versorgt: "Im Inneren des Gewölbes haben wir zur Linken zwei Steinsärge gefunden - beide zusammengehörend - von denen der eine, am Boden nahe der Mauer, der von Abaelard ist und der andere, ein wenig erhoben, der von Heloïsa ist. Diese Gräber wurden in unserer Gegenwart und in der der oben genannten Herren durch die genannten Herren Maget und Boudard untersucht, nachdem ihnen der erforderliche Eid abgenommen worden war. Und nach der genannten Untersuchung haben uns die Herren Maget und Boudard gesagt, dass das Grab von Monsieur Abaelard verschiedene Knochenstücke enthält, nämlich vom Schädel und vom Gesicht, von der Brust, vom Becken, von der Wirbelsäule und von den Armen und Beinen, und dass das Grab von Heloïsa einen vollständigen Schädel enthält, dass aber das Brustbein in unterschiedliche Teile geteilt sei, das Becken ebenso zertrennt sei, auch die Arme und Beine. Die genannten Knochen seien als die Gebeine von Heloïsa erkannt worden, weil der Schädel auf den Seitenpartien abgeflacht sei, und weil die unbenannten Knochen (Scham- und Sitzbeine) mehr ausgeweitet seien als die des Skelettes von Abaelard." Es folgen Gebrauchsanweisungen und die Unterschriften des Richters und des Steuereintreibers, des Amtschreibers, der Nonnen und aller anwesenden Persönlichkeiten.

Marie V. de la Rochefoucauld-Bayas folgte auf Marie IV. im Jahre 1768. Sie verließ den Paraklet bereits zehn Jahre später, um das Äbtissinnensamt im Kloster von Notre-Dame de Soissons zu übernehmen.

11. Am Vorabend der Französischen Revolution

Marie Charlotte de Roucy, eine Verwandte der Familie La Rochefoucauld, folgte ihr als 29. und letzte Äbtissin, in den Jahren 1778 bis 1792. Sie war zuvor Priorin im Konvent von Saint-Martin de Boran bei Creil und gehörte einer sehr alten Familie aus dem Süden der Ardennen an. In der Zeit, als diese beiden Oberinnen an der Spitze der Klostergemeinschaft standen, erfuhr der Paraklet eine bislang nicht gekannte Beliebtheit. Ein Besucher folgte auf dem anderen, angespornt durch eine überfließende und stark sentimental geprägte Literatur. Emotionsgeladen kamen sie alle und schütteten ihre traurigen Herzen am Grab des unglücklichen Paares aus, träumten mit Melancholie von deren gegensätzlicher Liebe und beweinten deren Missgeschick.

Die Nonnen quittierten mit Stolz diese Rührung und Begeisterung für das Andenken an die beiden berühmten Persönlichkeiten, die ihr Kloster gegründet hatten. Charlotte de Roucy entsprach dem Zeitgeist und ergriff die Initiative, ihre sterblichen Überreste in ein und denselben Sarg zu vereinen, nur durch eine Bleiplatte in zwei Kammern getrennt. Die Zeremonie spielte sich am 6. Juni 1780 ab. Die Äbtissin erstellte höchstpersönlich das folgende Protokoll: "Protokoll der Umbettung von Heloïsa und Abaelard von der Krypta der Dreifaltigkeitskapelle zum Altar der Dreifaltigkeitskapelle in den Chor der Nonnen der königlichen Abtei des Paraklet: Am heutigen Tag, dem 6. Juni 1780, sind in der Gegenwart von uns, Charlotte de Roucy, Äbtissin der Königlichen Abtei des Paraklet, der frommen Schwestern und Gemeinschaft unserer genannten Abtei, von Pater Anselme, dem Kapuzinerbeichtvater, und von Herrn Antoine Vincent, Gemeindepfarrer von Quincey, aus ihren Steingräbern, die im Gewölbe der Kapelle der Dreifaltigkeit aufbewahrt worden waren, die Gebeine von Meister Peter Abaelard, Gründer, und von Heloïsa, der ersten Äbtissin dieses Klosters, entnommen und überführt worden in zwei andere Gräber aus Blei, die zu Füßen des Altars der Hochheiligen Dreifaltigkeit im Chor der genannten frommen Damen platziert worden sind. Im Glauben daran, dass wir das vorliegende Protokoll unterzeichnet haben, um der Nachwelt alle folgenden Tage und Jahre als Zeugnis zu dienen. Erste Charlotte de Roucy, Äbtissin"

Der Abbé Vincent, Pfarrer von Quincey, veröffentlichte in der Zeitung Le Mercure einen noch genaueren Bericht des Ereignisses: "Ich kann Ihnen nicht - schreibt er - die einzigartige Verehrung verheimlichen, die mich beim Anblick der respektablen Überreste dieses unglücklichen Paares durchdrungen hat, welche ich maßvoll in ein und denselben Bleisarg, der aus zwei Abschnitten bestand, gelegt habe, damit die Gebeine, die trotz der extremen Feuchtigkeit des Ortes gut erhalten waren, nicht bunt durcheinander kamen. Nachdem der Sarg eine Viertelstunde lang vor den Augen der anwesenden Frau Äbtissin und der versammelten Gemeinschaft aufgerichtet und ausgestellt worden war, hat man ihn wieder versiegelt. Hierauf wurde er unter ständigem Beten in den Chor der Damen verbracht. Dann wurde er unter Totengesängen unter dem Altar niedergelegt, wo bereits das Denkmal, von dem wir bereits gesprochen haben, platziert war. Es handelt sich um den Überbau der Statue des Dreifaltigen und Einzigen Gottes. Hierauf hat man am Fuße des Altars eine schwarze Marmorplatte angebracht, auf der man auf Veranlassung der Mutter Äbtissin eine Grabinschrift für Heloïsa und Abaelard eingraviert hatte, welche mit der größten Eindrücklichkeit die einzigartigen Grundzüge des Lebens dieser berühmten Persönlichkeiten ausdrückt. Diese erhabene Zeremonie wurde an ein und demselben Tag vollzogen, und am Morgen darauf haben wir für sie eine feierliche Messe gesungen."

Auf der erwähnten Steinplatte stand noch eine andere Grabinschrift in lateinischer Sprache, verfasst durch die "Académie des Inscriptions et Belles Lettres" im Jahre 1766. Hier die Übersetzung: "Hier unter demselben Stein ruhen Peter Abaelard, der Gründer dieses Klosters, und dessen erste Äbtissin, Heloïsa, einstmals vereint durch die Erziehung, das Genie, die Liebe, ein unglückliches Verhältnis und die Reue; jetzt - so hoffen wir - vereint beide ein tiefes Glück." Darunter, ebenfalls auf lateinisch: "Peter verstarb am 1. April 1142, Heloïsa am 17. Mai 1163. Auf Veranlassung von Charlotte de Roucy, Äbtissin des Paraklet, 1780." Am Fuße des Kenotaph trug ein Grabstein eine für den sentimentalen Charakter der Ehrungen, die einst den beiden Gatten entgegengebracht wurde, sehr bezeichnende Inschrift: "Einfühlsame Seelen! Ehrt mit euren Tränen das Andenken an Heloïsa und Abaelard; die Schönheit, der Geist und die Liebe hätten dieses Paar ein ganzes Leben lang glücklich machen sollen, sie waren es jedoch nur einen Augenblick."

Ein junger Künstler namens Alexandre Lenoir, auf den wir noch zurückkommen werden, besuchte wenig später den Paraklet und meditierte vor dem Denkmal, von dem er eine Zeichnung anfertigte, welche heute im Louvre aufbewahrt wird. Die Gruppe des Dreifaltigen Gottes hebt sich auf dieser hervor, ganz in Übereinstimmung mit der Beschreibung, die uns durch die Verfasser der "Literarischen Reise von zwei frommen Benediktinern" hinterlassen worden ist. Die Eindrücke eines anderen Pilgers mit Namen Breton geben ausreichend die Emotionen wieder, die damals von zahlreichen Besuchern der Orte, an denen die beiden, die man bereits "Opfer der Liebe" nannte, gelebt haben, empfunden wurden: "Ich konnte in dieser Einfriedung keinen Schritt machen ohne zu mir zu sagen: Es ist hier, wo die Zärtlichste der Liebenden Tag und Nacht geseufzt hat, es sind diese Steine, auf denen ich jetzt gehe, die von ihren Tränen benetzt wurden! Diese düsteren Gewölbe haben widergehallt von ihren Wehklagen! Diese Wälder, diese Berge und diese Ebenen sind tausendmal von ihren unruhigen Gedanken durchstreift worden: Wo ist er heute? Was macht er? Wehe mir! Sie ruht unter diesem Marmor, den ich jetzt mit meinen Füßen trete."

Mit dem Rechenschaftsbericht von Charlotte de Roucy und dem genauen Zeugnis des Pfarrers von Quincey verfügen wir über die Sicherheit, dass das Begräbnis des Ehepaares in ein und demselben Sarg vor dem Jahre 1780 der Legende angehört. Alle bis dahin bekannten Berichte beziehen sich auf zwei wohl getrennte Gräber. Das Protokoll der Überprüfung der Gebeine, welches die Priorin des Konvents beim Tode von Marie IV. de La Rochefoucauld im Jahre 1768 durchführte, bestätigt die Existenz von zwei Steinsärgen und erzählt nichts über eine Abänderung der vorherigen Situation.

Die verschiedenen Protokolle oder Akten aus dem 18. Jahrhundert bezeichnen den Paraklet als Königliche Abtei. Nun, wir wissen, dass die Abtei seit ihrer Gründung direkt dem Heiligen Stuhl unterstand, welchem sie jedes Jahr als Beweis der Verbundenheit einen Taler mit dem Namen "Maille d'Or" zusandte. Die Päpste ernannten ihrerseits die Äbtissinnen oder bestätigten durch Bullen die Wahl der Nonnen. Nach der Ernennung von Jehanne de Chabot durch Charles IV. im Jahre 1560 kam es vor, dass die königliche Macht direkt in deren Ernennung eingriff oder zumindest diese ratifizierte. So sehr sich am 6. März 1768 Marie V de La Rochefoucauld-Bayas beeilte, das Amt nach einer Verkündung der Papstbulle durch den Generalvikar von Troyes zu übernehmen, so nahm sie doch erst offiziell Besitz von ihrem Stuhl, als ein Erlass des Parlaments von Paris vorlag, der den Vollzug der Bulle erlaubte. So übte übrigens bei jedem Wechsel der Äbtissinnen der Souverän sein königliches Recht aus. Kurz nach der Bestallung erhielt Marie V de La Rochefoucauld eine Schreiben von König Ludwig XV, der sie darüber informierte, dass er ihr eine seiner Schützlinge, Charlotte de l'Estrade, schicke, welche wünsche, Nonne zu werden. Er bat sie, diese kostenfrei im Kloster aufzunehmen und ihr dieselbe Behandlung wie den Schwestern mit Mitgift angedeihen zu lassen.

Im 18. Jahrhundert übte die Äbtissin immer ihr Recht aus, die Gemeindepfarrer von Quincey und Saint-Aubin zu ernennen - unter Anwendung der Privilegien, die der Abtei bei ihrer Gründung gewährt worden waren. So schrieb am 31. Mai 1779 um 6 Uhr morgens Charlotte de Roucy an den Bischof von Troyes, dass sie in ihrer Funktion als Ordenshaupt und Oberin der Königlichen Abtei des Paraklet für die Nachfolge von Abbé Joseph Rivot, Curé von Saint-Aubin, sorgen werde, der 3 Stunden vorher verschieden sei: " Aufgrund unserer Würde als Äbtissin stellen wir vor und ernennen für den genannten Pfarrer von Saint-Aubin M. Jean-Michel Bazaine, Priester, Vikar von Estissac, aus der genannten Diözese von Troyes, von gutem Lebenswandel und Sitten und fähig, das genannte Amt gut zu erfüllen."

Wir kennen das tägliche Leben im Paraklet am Vorabend der Französischen Revolution im Jahre 1789 durch ein Zeugnis, das von dem englischen Schriftsteller Crawford (Crawfurd)  in seinen "Historischen und literarischen Mischungen" abgelegt wurde. Es handelt sich um den Bericht einer Persönlichkeit aus der Oberschicht über seine Pilgerfahrt zur Abtei kurz vor dem großen Schicksalsschlag, der zur Vertreibung der Nonnen führte. Er präsentiert sich in der Form eines langen Briefes, der an einen Brieffreund gerichtet ist. Der Abschnitt, der sich auf die Vereinigung der sterblichen Überreste von Heloïsa und Abaelard in ein und denselben Sarg bezieht, gewährt uns einige interessante Details: " Die Äbtissin hat mir gesagt - so erzählt der anonyme Pilger - , dass die Gebeine von Abaelard fast zu Staub zerfallen sind - mit Ausnahme des Schädels, welcher von außerordentlicher Dicke ist -, dass diejenigen von Heloïsa aber viel besser erhalten sind, dass ihr Schädel ebenfalls sehr stark ist, ihr Kiefer voller schneeweißer Zähne. Einer davon fehlt - er wurde zum Zeitpunkt der Exhumierung vom Abbé Persiste, damals Lehrer des jungen Boullongne, gezogen, der ihn auf einen Ring hat montieren lassen. Er gehört jetzt Madame de Boullongne, Dame von La Chapelle, Nachbarland des Paraklet."

Ein anderer Abschnitt gibt uns sehr genaue Auskünfte über die materiellen Existenzgrundlagen der Schwestern und die Bedingungen der Zulassung zu ihrer Gemeinschaft: "Wenn man das Sprechzimmer oder den Salon in Begleitung der Äbtissin betritt, blicken die Augen gebannt auf mehrere eingravierte Portraits von Abaelard und Heloïsa. Man findet sie auf der Tabaksdose, auf allen Möbelstücken ihrer Wohnung, ja sogar am Kopfende ihres Bettes. Ich betrat mehrere Zellen der Nonnen, wo dieselben Portraits neben dem Kruzifix und anderen religiösen Gegenständen hervorstachen. Ich glaube, der Paraklet ist in der Welt der einzige Konvent, wo Glück und Unglück der zwei Liebenden ein ständiges Subjekt der Überlegung und der Diskussion darstellt... Die Nonnen sind sauber und bequem untergebracht, die Mauern sind getüncht, Parkett und Möbel von reichlich grober Arbeit, aber sorgfältig poliert. Die Betten erschienen mir gut, im Sommer hat man sie mit weißen Leinentüchern und im Winter mit blauem Kammgarn versehen. Die Nonnen sind wohlgenährt, sie tragen Leinenhemden, die sie den Wollhemden vorziehen; sie gehen um 8 oder 9 Uhr zu Bett, stehen im Sommer um 4 Uhr morgens auf, im Winter um 6 Uhr; alles in allem haben sie 5 bis 6 Stunden am Tag Gottesdienst zu verschiedenen Zeiten... Die Bekleidung geht wahrscheinlich - so sagt man - auf Heloïsa zurück, ist genügend angenehm, und - was den geschorenen Kopf betrifft - so missfällt mir die Art der Frisur nicht... Wenn eine Tochter sich zum Empfang im Paraklet vorstellt, ermuntert man sie, die Berufung gut zu überdenken und man bereitet ihr - um ihr eine Idee von der Welt zu geben, die sie verlassen muss - einige Annehmlichkeiten, soweit es an diesem Ort möglich ist: Zunächst lässt man sie - soviel es ihr gefällt - im Nachbargarten des Klosters spazieren gehen. Die Äbtissin nimmt sie mit zum Abendessen mit dem Pfarrer von Avant, einem Nachbardorf, der sie möglichst zuvorkommend behandelt; von diesem Pfarrer selbst habe ich diese Details erfahren, die er mir schmunzelnd erzählte. Wenn die Berufung sich als gefestigt herausstellt, spricht die Novizin ihre Gelübde: Diese freiwilligen Gefangenen sind mir weder traurig noch scheu erschienen."

Nach diesem Zeugnis erscheint die Regel, die von Abaelard herausgegeben und von Heloïsa getreu angewandt worden war, zahlreiche Anpassungen erfahren zu haben. Die Strenge des monastischen Lebens erscheint hier sehr gelockert. Entgegen dem Willen des Gründers rekrutierten sich die Äbtissinnen sehr schnell aus den Töchtern des Hochadels. Im Lauf der Zeit - und besonders nach der Anwendung der neuen Regel im 17. Jahrhundert durch Marie III. de La Rochefoucauld - brachte die Öffnung des Klosters für Besucher eine bedeutende Erleichterung des gemeinschaftlichen Lebens mit sich. Sicher - das Kloster erfuhr Zeiten der Schwäche - aber die Nonnen blieben alles in allem immer treu den wesentlichen Vorschriften, die ihnen durch ihren ersten Gesetzgeber und ihre erste Äbtissin auferlegt worden waren, ebenso wie der Pflege ihres Andenkens.

Als Frau von hoher moralischer Autorität gelang es der letzten Äbtissin, ein tiefgründiges geistliches Leben zu bewahren, selbst am Höhepunkt der wenig diskreten Neugier gegenüber dem Konvent in den letzten Jahrzehnten. Sie markierte ihre Herrschaft mit bedeutenden Arbeiten, errichtete einen neuen und weitläufigen Gebäudekomplex, restaurierte den Kapitelsaal, erneuerte das Pflaster der Kirche, verschloss den Chor mit einem schönen Ziergitter und reorganisierte die Bibliothek.

Es existieren wenig Beschreibungen der Abtei am Vorabend der Französischen Revolution, welche sechseinhalb Jahrhunderten klösterlichen Lebens ein Ende setzen sollte. Ein Kupferstich (siehe links) mit der Unterschrift Picquenot - angefertigt nach einem Gemälde von Bruandet - gibt uns dennoch eine ausreichend genaue Vorstellung: Überragt durch die hohe Spitze des Kirchturms, bilden die Gebäude um das Äbtissinnenhaus herum - ehrlich gesagt - ein wenig harmonisches Ensemble. Eine lange Allee von buschigen Kastanien führt von einer Biegung der alten Straße von Troyes dorthin. Eine Mauer umgibt das Kloster. Im Vordergrund - auf Busch bestandenem Gelände - verrichten mehrere Arbeiter verschiedene Arbeiten, während eine Pferdekarre mit zwei vorgespannten Pferden vorüber fährt. Darunter lesen wir eine folgendermaßen verfasste Widmung: "Anblick der Abtei des Paraklet bei Nogent-sur-Seine. Abaelard war sein Gründer, Heloïsa seine erste Äbtissin. Gewidmet Madame de Roucy, Äbtissin dieses Klosters. Durch den demütigen und sehr gehorsamen Diener Picquenot."

12. Das Ende des Klosters: Enteignung und Vertreibung

Am 30. Juni 1790 führten die Gemeindebeamten von Quincey mit ihrem Bürgermeister Claude Janet in Begleitung der Äbtissin, des Verwalters Mérat und eines Amtschreibers eine Inventur der beweglichen und unbeweglichen Güter des Klosters durch: In der Kirche, "die in der Mitte durch ein hohes Eisengitter mit aufgesetztem Wappenschild der Äbtissin abgeteilt war" fanden sie mehrere Objekte aus Silber, darunter 6 Kerzenhalter, 2 Kelche, 1 Monstranz, 2 Paar Messweinkännchen, 2 Weihrauchfässer, 1 Prozessionskreuz "mit Christus bei der Anbetung am Karfreitag", 1 Krummstab, 1 Weihwasserbecken. In der Sakristei notierten sie 3 Chormäntel, 12 Messgewänder, 6 Tuniken, 6 Altarvorhänge, 12 Altartücher, 24 Chorhemden, 12 Stolen, 6 weitere Chorhemden, 1 Teppich, 1 Handwaschbecken, 12 Handtücher, 1 Banner, 1 Totentuch und diverse weitere Objekte. Sie erfassten zugleich 1 Orgelspiel, 1 Standuhr mit Hammerwerk und 3 Gl ocken. Geschätzter Gesamtwert: 4600 Pfund. In der Küche fanden die zuvor Genannten 6 große gemauerte Herde mit Eisentoren, 8 Kochkessel aus Eisen, 20 Pfannen aus Kupfer, 6 Zimmeröfen, 4 Kochkessel und 4 Dampfkessel aus Kupfer, 1 Drehspieß, 1 großen Holztisch und diverse Kochutensilien. Geschätzter Gesamtwert: 600 Pfund. In den beiden anschließenden Zimmern fanden sich 30 Suppenschüsseln mit Untersetzern, Porzellan- und Tonteller, Näpfe, Salztöpfe, Krüge, Fliegenschränke, Fleischhaken mir ihrer Rolle. Was das Refektorium betrifft mit seinen 6 kleinen Tischen, seinen alten Bänken, seinem Heizkamin und seinem kleinen Schrank - so zeugt es von der Einfachheit des Lebens der Nonnen - ebenso wie übrigens die Schlichtheit der 32 Zellen, welche nur mit 1 Bett, 2 Stühlen, 2 kleinen Schränken und 1 Tisch möbliert waren. Die einzigen Silbergegenstände, die die Äbtissin und jede Schwester besaßen, beschränkten sich auf 2 Näpfe, 2 Ragoutlöffel, 1 Suppenlöffel und 1 Becher. Es kamen noch 28 vollständige Kaffeegedecke und 12 Kaffeelöffel hinzu. Geschätzter Gesamtwert: 800 Pfund. Die Wohnung der Äbtissin umfasste 1 Sprechzimmer, zweigeteilt durch ein Gitter, 1 kleinen Salon, 2 Zimmer, 1 Bibliothek, alles ausgestattet mit Stühlen, Sesseln, Schränken, Tischen und Betstuhl. Im Pferdestall zählten sie 4 Pferde "ohne Rasse", mit ihrem Zaumzeug, davon eines lahm und das andere blind, ebenso 6 Milchkühe und 5 Schweine. Schätzwert: 12753 Pfund. Der Gutshof, die anderen Immobilien wurden auf 25568 Pfund geschätzt; das Land, die Wälder, die Weinberge auf 3448 Pfund. Die Zahlungen, die von der Abtei getragen wurden, umfassten das Gehalt der 4 dazugehörigen Gemeindepfarrer, der 2 Priester, 1 Geschäftsführers, 1 Amtmannes, die Kosten für Ernährung und Unterhalt der 16 Nonnen und der 10 Laienschwestern, den Kauf von Brennholz, die Instandhaltung und Reparatur der Gebäude und der Kirche, entsprechend einer Summe von 34419 Pfund; dagegen beliefen sich die Einnahmen des Klosters auf nur 32457 Pfund. In der Bibliothek notierten die Ermittler die Existenz von 17 alten Manuskripten, deren Titel sie nicht vermerkten, und von 1200 nummerierten Bänden. Die Nummer 96 enthielt das Protokoll der drei ersten Umbettungen von Heloïsa und Abaelard, am 2. Mai 1477, am 18. März 1621 und am 3. März 1768. Die Nummer 97 enthielt mehrere Papstbullen, die die Abtei betrafen. Die meisten Werke waren religiöser Natur. Man fand Werke des Heiligen Justin, des Heiligen Gregor, des Heiligen Augustinus, des Heiligen Bernhard, der Heiligen Theresa von Avila, Lebensbeschreibungen der Heiligen, Pergamentmanuskripte aus dem 14. Jahrhundert, sogenannte Prozessionsbücher des Paraklet, datiert von Jahr 1300 an, das Breviar des Klosters, übersetzt am Ende des 13. Jahrhunderts, ein Psalter, ein Martyrologium aus dem 14. Jahrhundert. Nach Abschluss der Inventur stellten sich zwei Nonnen den Gemeindebeamten vor und baten sie, Aufstellungen über den Stand der Leibrenten zu machen, die die Abtei ihnen jährlich auszahlte. Es handelte sich um Renten, die ihre Familien eingerichtet hatten, als sie den Schleier nahmen. Die Rente der Schwester Euphrasie betrug 50 Pfund jährlich, zahlbar jeweils zur Hälfte am 1. Januar und am 1. Juli, ausgehend von einer anfänglichen Schenkung ans Kloster von 800 Pfund. Die Zahlungen an die Schwester Denis zu denselben Zeitpunkten betrug 30 Pfund für eine vorherige Einzahlung von 300 Pfund. Die beiden Wohltäter der Abtei forderten die Fortsetzung der Zahlungen, auf eine Art und Weise, wie sie den Repräsentanten der Nation entgegenkam.

Am ersten September 1790 richtete Charlotte de Roucy ein Gesuch an die Nationalversammlung in der Absicht, die Gefahr der Vertreibung zu bannen, die ihrer Gemeinschaft drohte. Sie unterstrich das gute Verhältnis der Nonnen zu den Bewohnern von Quincey und Saint-Aubin, welche in bedauernswertes Unglück gestürzt würden, wenn sie plötzlich auf die Hilfe der Abtei verzichten müssten. Sie gibt zu bedenken, dass diese Dörfer "fast nur von Tagelöhnern, Holzfällern, Weinbauern und Landarbeitern bewohnt würden. Diese würden die ganze Zeit für die Ernährung ihrer Kinder eine regelmäßige Zuteilung von Brot und anderen Lebensmitteln brauchen; im Krankheitsfall erhielten sie ebenfalls Nahrungsmittel und notwendige Medikamente. Diejenigen, die von Geschwüren und Verletzungen geplagt seien, würden im Kloster mildherzig verbunden. Das Kloster läge an der alten Route von Paris nach Troyes, und von Troyes käme man nach Lothringen, Franche-Comté und nach Burgund. Diese Straße sei als kürzestmögliche Route stark begangen - von Tausenden von Erntearbeitern und von Leuten in Not, die sich aus den genannten Landesteilen alljährlich in die Brie und nach Paris begäben. All diesen Menschen erweise man Hilfestellungen, die sie woanders nicht erhalten könnten." Und Madame de Roucy schließt ihren Brief, indem sie den Volksvertretern einen passend formulierten Vorschlag unterbreitet: "Die Äbtissinnen und die Nonnen bitten aus dem einen Wunsch heraus, nämlich dem höchsten Wesen angenehm und der Nation nützlich zu sein, dass man sie nicht nur nicht der Übungen beraubt, die ihren Herzen teuer sind, sondern dass man sie beauftragt, einige Betten zu unterhalten, wo sie persönlich Sorge tragen können für die Krankheiten ihres Geschlechts, wo doch der Paraklet das einzig offene Asyl auf einer Strecke von 16 bis 18 Ortschaften zwischen Provins und Troyes sei. Die genannte Gemeinschaft würde diese Verpflichtung vertraglich zusichern, wobei man diesen Werken des Mitleids den Ertrag des Bauernhofes, dessen Gebäude innerhalb der Klostereinfriedung lägen, noch hinzufügen würde."

Trotz der Unterstützung der Distriktsverwaltung und des Direktoriums der Departements zeigte sich dieses Gesuch nicht geeignet, die Vertreibung der Nonnen aufzuschieben. Als im November 1792 die Distriktsverwalter von Nogent-sur-Seine ihnen die Vertreibung aus ihrem Konvent ankündigten, haben 18 Schwestern zusammen mit der Äbtissin und ihren beiden Nichten die Stellung gehalten. Ein junger Funktionär namens Lacoine erhielt den Auftrag, ihren Auszug zu organisieren. Die Äbtissin empfing ihn mit großer Höflichkeit, ja sie bat ihn zu einem gemeinsamen Frühstück, zusammen mit ihren beiden Nichten und dem Beichtvater des Klosters, dem Benediktiner Dom Cajot. Hören wir Lacoine mit eigenen Worten von seiner Intervention in einem rührenden Brief erzählen, den er 50 Jahre später an Baron Walckenaer richtete, der zwischenzeitlich Eigentümer des Paraklet geworden war: "Im November 1792 wurde ich durch das Direktorium von Nogent-sur-Seine mit einer delikaten und ziemlich peinlichen Mission beauftragt, meinem ersten Einsatz: Ich gebe aber zu, dass ich ihn gern angenommen habe, weil ich mich somit in der glücklichen Lage befand, von den Nonnen des Paraklet Unannehmlichkeiten abzuhalten, die ihnen vielleicht von einem anderen Kommissar gemacht worden wären, wenn er nicht dieselben Absichten wie ich in Bezug auf sie gehabt hätte. Es drehte sich um folgendes: Ich musste mich in den Paraklet begeben, um den frommen Schwestern beizubringen, dass sie in Erfüllung der Beschlüsse der Nationalkonvention, von denen sie durch die Distriktsverwaltung bereits Kenntnis erhalten hatten, alle zusammen den Konvent verlassen mussten, damit sie sich dorthin begäben, wo es ihnen gut erschien. Außerdem musste ich die Überführung der Asche von Heloïsa und Abaelard aus dem Paraklet nach Nogent-sur-Seine organisieren. So begab ich mich zum Paraklet. Mein Eintreffen war bereits angekündigt. Ich ging zum "Tournebride", wo die Pferde abgesattelt worden waren, hinüber, um mein Mittagessen einzunehmen, da teilte mir die Gastwirtin mit, dass Frau Äbtissin den Befehl gegeben habe, mich unverzüglich nach meiner Ankunft in den Konvent zu führen, weil ich dort mit ihr speisen sollte, und dass ich schon erwartet würde. Also begab ich mich in den Konvent und ich fand all die frommen Schwestern vereint im Refektorium zusammen mit dem achtbaren Direktor. Mit Leichtigkeit erkannte ich Madame de Roucy; die Ehrwürdigkeit und Aufrichtigkeit waren auf ihr nobles Gesicht geschnitten. Frau Äbtissin hatte die Güte, mir mit Nachdruck zu sagen, dass sie das Motiv meines Auftrages kannte und dass sie und alle ihre Nonnen alle Vorkehrungen getroffen hätten, sich den Gesetzen zu ergeben. Madame de Roucy bat mich dann, die Einladung zum Abendessen zusammen mit dem Herrn Direktor des Hauses und ihren beiden Nichten, den jungen Damen de Liancourt, ebenfalls Nonnen, anzunehmen. Ich akzeptierte. Alle Nonnen mit Ausnahme der jungen Damen de Liancourt hatten sich zurückgezogen. Man servierte das Essen. Frau Äbtissin ließ den Direktor neben sich Platz nehmen, mich jedoch zwischen den jungen Damen de Liancourt. Die Stimmung beim Mahl war gedrückt. Man sprach einen Augenblick von der preußischen Armee, die bereits in die Ebenen der Champagne eingedrungen war. Die Desmoiselles von Liancourt vergossen Tränen. Ihre schönen Augen strömten über. Ihre hübschen Gestalten strahlten Tugendhaftigkeit aus. Schluchzer vor Kummer und Schmerz machten deutlich, dass sie mit Bedauern die Zufluchtsstätte, die sie für ihr Leben gewählt hatten, verlassen mussten... Nachdem wir den Tisch verlassen hatten, wurden alle Nonnen eingeladen, sich im Refektorium zu versammeln. Man trug herbei, was sich dort an Silbergegenständen und Tischwäsche fand. Das Gesetz gestand einer jeden Nonne Silbergedeck und Tischwäsche zu. Eine jede durfte also behalten, was ihr zustand... Das Gesetz erlaubte außerdem als Möbel ein Bett mit Bettzeug und all die Habseligkeiten, die sich in den jeweiligen Zellen fanden. Frau Äbtissin kündigte an, dass sich jede Nonne in ihre Zelle zu begeben habe, weil ich dort die Inventur durchführen wollte... Anschließend traf ich mich wieder mit dem Direktor bei der Frau Äbtissin, ich teilte ihm mit, dass meine Mission beendet sei, was die Schwestern betreffe; ich müsse nur noch meinen zweiten Auftrag erfüllen, der darin bestehe, die Asche von Heloïsa und Abaelard zu exhumieren und nach Nogent-sur-Seine zu bringen... Frau Äbtissin kündigte mir an, dass am nächsten Tag um acht bis neun Uhr morgens alle Nonnen den Paraklet mit ihren Habseligkeiten verlassen hätten. An diesem Morgen, gegen zehn Uhr, hat mich Frau Äbtissin rufen lassen. Ich begab mich zu ihr mit dem Herrn Direktor. Alle Nonnen waren bereits abgezogen unter Mitnahme ihres Hab und Guts. Ein klappriger Karren stand im Konventshof. Frau Äbtissin sagte mir: Das ist der Wagen, der mich mit meinen unglücklichen Nichten, die mir folgen müssen, wegbringen wird; ich gehe nach Pont-sur-Seine, wo ich eine bescheidene Wohnung gemietet habe. Ich würde mich über einen Besuch von Ihnen freuen, wenn sie einmal in diese Gegend kommen. Ihr schmaler Wagen, vor den zwei schlechte Gäule gespannt waren, kam am Tor des Vorhofs an. Das war das Zeichen zu Abreise. Frau Äbtissin und die Desmoiselles de Liancourt schritten das letzte Mal die Freitreppe des Hauses hinab. Die Äbtissin gab ihrem ehrwürdigen Direktor die Hand und sagte zu ihren Nichten: Fahren wir. Ich gab den Desmoiselles de Liancourt ebenfalls die Hand. Wir gelangten zu dem kleinen Wagen, dann halfen wir beim Einsteigen. Das Verdeck der kleinen Equipage hallte wider von Schluchzern. Doch das Getrappel der Pferde und der Lärm der Räder hinderten uns bald daran, sie noch zu hören. Der Herr Direktor und ich kehrten in den Konvent zurück. Dieser war nicht mehr das Asyl der Jungfrauen: Die Herde war verschwunden."

So endete das Leben der Benediktinernonnen in der Abtei des Paraklet 662 Jahre nach seiner Gründung.

13. Der Umzug der Gebeine nach Nogent

Nach der vollzogenen Vertreibung oblag Lacoine noch eine andere Mission: "Ich musste mich mit der Exhumierung der Überreste von Heloïsa und Abaelard beschäftigen. Gegen acht Uhr abends, am Tag der Abfahrt der Nonnen, begab ich mich in die Kirche zum Altar, den Madame de La Rochfoucauld für Heloïsa und Abaelard vor ca. 20 Jahren hatte errichten lassen. Unter der letzten Stufe, in einer Tiefe von 4 oder 5 Fuß, musste ich den Sarg mit den sterblichen Überresten finden. Ich schickte die Arbeiter an die Arbeit. Sie war ziemlich schwierig, weil das Terrain durch eine Art Eisenbarren befestigt war, außerdem durch Holzbalken in gegenläufiger Richtung, dazwischen Geröllkalk und Zement. Vier Mann waren 3 Stunden lang beschäftigt. Schließlich fand man den Sarg. Wir hoben ihn und legten ihn auf den Altarstufen nieder. Der Sarg war aus Blei. Er war 4 Fuß lang und 15 Zoll tief.... Es gab über dem Altar, oberhalb des Tabernakel, eine Skulpturengruppe, die aus drei aus einem Stein gemeißelten Statuen bestand, entsprechend den Anordnungen Abaelards als Beweis seiner Orthodoxie. Die Gruppe stellte die drei Personen der Heiligen Dreifaltigkeit dar."

Passenderweise stellen wir diesen Text dem Protokoll des Direktoriums von Nogent-sur-Seine gegenüber, das am folgenden Tag über den Verkauf der beweglichen Güter der Abtei erstellt wurde. Wir werden noch darauf zurückkommen. Nach diesem Bericht begaben sich die Distriktsverwalter am 11. Oktober 1792 in die Klosterkirche, wo sie eine eine eingemauerte Marmorplatte fanden, die anzeigte, dass darunter die Leichname von Heloïsa und Abaelard ruhten. In Vollzug einer Bestimmung der Nationalversammlung, die die Erhaltung der antiken und modernen Denkmäler mit den sterblichen Hüllen berühmter Menschen der Nation vorschrieb, "konnten die Überreste von Heloïsa und Abaelard einen Platz im französischen Pantheon erhalten." Man bestand also darauf," dass die genannten Leichname exhumiert und an den passenden Ort transferiert wurden."  "Wir haben auch - fügten sie hinzu - die Marmorplatte in Gegenwart der Bürger Lorain, Berger, Darblay, Ferry, Lachaussée und Lacoine bergen lassen. Wir haben in etwa 1 Fuß Tiefe einen Bleisarg von 4 Fuß Länge, 1 Fuß Breite und 10 Zoll Höhe gefunden, bedeckt mit einer losen Bleiplatte, geteilt durch eine Scheidewand aus Blei; auf der einen Seite stand "Abaelard" auf einem Eichenbehälter, den wir mit AB markiert haben. Auf einem entsprechenden Behälter von Heloïsa haben wir HE vermerkt. Hierauf wurden die Kisten vernagelt und ins Direktorium transportiert. Zu nämlichem Ort haben wir die Marmorplatte, die das Grab bedeckte, am 18. desselben Monats transportieren lassen, ebenso die verhüllte Dreifaltigkeitsstatue, die der genannte Abaelard als Zeichen seines Rückzugs des Werkes über die Dreifaltigkeit, das ihm einen Verweis des Konzils von Soissons eingebracht hatte, hatte errichten lassen; ebenso den Marmorgedenkstein über den geschichtlichen Ablauf. Unter Versicherung dessen, worüber wir dieses Protokoll erstellt haben, mit Billigung am 18. Oktober. Gezeichnet: Lacoine, Darblay, Lachaussée, Legeste, Ferry Söhne."

Im Anhang folgte ein Protokoll, dass erneut die Bedingungen erhellte, unter denen der Transfer vom Paraklet nach Nogent-sur-Seine vollzogen wurde: "1792, im 1. Jahr der Französischen Republik, am 7. November, wurde oben stehendes Protokoll eingesehen... aus welchem hervorgeht, dass die Manen von Abaelard und Heloïsa aus oben stehender Abtei des Paraklet überführt und am Ort des Sitzes des Distriktdirektoriums von Nogent-sur-Seine abgelegt wurden, bis darüber anderweitig verfügt wird... Der gewerkschaftliche Sachverwalter hat gesagt, es wäre geziemender, die Gebeine in Anwesenheit der Bürger von Nogent in der Kirche von Nogent niederzulegen, und dass er den Bürger Curé, den Ortspfarrer, gebeten habe, eine in solchen Fällen übliche Bestattungsfeier abzuhalten... Deshalb haben die Mitglieder des Distriktdirektoriums festgelegt, dass es wie vorgeschlagen durchgeführt werde, und haben die Bürger Fariat und Lageste dazu ernannt, bei der Beisetzung anwesend zu sein und darüber Protokoll zu führen, mit Eintrag ins offizielle Totenregister der genannten Stadt....

Pfarrkirche Saint-Laurent in Nogent-sur-Seine Am Mittwoch, den 7. November, sind in Anwesenheit der Bürger Fariat und Lageste, Distriktsverwalter, Dufour, Lorin, Busset, Gillon, Regnaut, Stadtbeamte, Helye, Prokurator der Gemeinde, Missonnet, Gerichtspräsident, Jeanson, Gerichtsschreiber, Bouchez, Friedensrichter, Blacque-Gendier und Lallemand, Assessoren und Lemerle, Schreiber des Friedensrichters, die Gebeine von Abaelard und Heloïsa aus dem Direktorium abtransportiert und vorläufig, durch Bemühen des Bürgers Mesnard, Stadtpfarrer, in der Kirche Saint-Laurent in die vierte Seitenkapelle von rechts, mit dem Namen Saint-Leger, in ein Grabgewölbe gelegt und in einen Bleisarkophag eingeschlossen worden. Darüber wurde dieses Protokoll angefertigt und veröffentlicht, am folgenden Tag ein Eintrag ins Totenregister durchgeführt, durch den Bürger Mesnard, öffentlicher Beamter des besagten Nogent. Gezeichnet: Fariat, Regnaut, Lorin, Legeste, Mesnard, Pfarrer, Hurlé, Missonnet."

Diese Texte haben ihre Bedeutung. Aber wie soll man sie mit den bislang veröffentlichten Berichten in Einklang bringen, nach denen sich der Transport und das feierliche Begräbnis am 9. November in der Kirche Saint-Laurent abgespielt haben? Nach diesen Berichten sollen die Autoritäten der Stadt der Überführung auf die dringenden Bitten von Bürgern aus Nogent zugestimmt haben, welche voll Sorge eine Schändung der Leichname durch Freischärler vermeiden wollten. Der Bleisarg, der an seinem einen Ende den Namen von Heloïsa und an seinem anderen Ende den Namen von Abaelard trug, soll auf einem Wagen vom Paraklet zur Kirche von Nogent transportiert worden sein, gefolgt von einer langen Prozession von betenden und singenden Gläubigen. Die Stadtverwaltung, der Bürgermeister, der Gerichtspräsident, der Syndikus der Stadtgemeinde, die Friedensrichter sollen den Leichenzug empfangen haben. Der Sarg soll hierauf in die Kapelle Saint-Leger verbracht worden sein. Die Volksmenge soll an einem feierlichen Gottesdienst teilgenommen haben, währenddessen der Pfarrer Mesnard eine bewegende Moralpredigt gehalten hat, wobei er den Lebensweg der zwei berühmten Persönlichkeiten im schwülstigen Stil der Epoche nachzeichnete. Am Ende des Gottesdienstes legte man das Protokoll des Transfers in den Sarg, zusammen mit einer Auflistung der Äbtissinnen, die seit Heloïsa den Paraklet geleitet hatten. Die Marmorplatte mit der Grabinschrift der "Académie des Inscriptions et Belles Lettres" sowie die Statue der Heiligen Dreifaltigkeit wurden in gleicher Weise in die Kapelle gebracht, die mit einer Gedenktafel aus Kupfer geschmückt wurde, welche folgende Inschrift trug:

"Im 1. Jahr der Französischen Republik, am 9. November 1792, wurden die Überreste von Heloïsa und Abaelard, die seit mehr als 600 Jahren im Paraklet geruht hatten, in diese Kirche überführt und in das Gewölbe dieser Kapelle bestattet - auf Anordnung der Distriktverwaltung und unter Mithilfe von Dominique-Antoine Mesnard, Pfarrer dieses Hauptortes, und in Gegenwart der nämlichen Verwalter, des Bürgermeisters, des Syndikus der Stadtgemeinde, des Präsidenten und der Richter und des Nationalkommissars am Zivilgericht und schließlich der Friedensrichter (intra et extra muros). Welch ein Glück für diese Gemeinde, die Überreste dieses unglücklichen Paares zu besitzen! So wie sie sich während ihres Lebens geliebt haben, sind ihre sterblichen Überreste in ein einziges Grab nach ihrem Tode vereint worden."

Nach dieser Inschrift soll die feierliche Zeremonie der Umbettung in das Gewölbe der Kapelle Saint-Leger am Mittwoch, den 9. November 1792, stattgefunden haben. Dagegen spricht die Protokollnotiz der Distriktsverwaltung von einer vorläufigen Überführung in die Kirche Saint-Laurent am Mittwoch, den 7. November. Und was die Überführung der Leichname vom Paraklet in einen Saal des Direktoriums von Nogent betrifft, so soll sie entweder am 17. oder am 18. Oktober stattgefunden haben, wenn man sich auf den Bericht der Exhumierung und des Transportes beruft.

Also 3 Etappen:

1.) vom Paraklet ins Direktorium, am 17. oder 18. Oktober

 2.) vom Direktorium in die Kirche Saint-Laurent, in die vorläufige Kapelle, am 7. November

 3.) feierliche Begräbniszeremonie, am 9. November.

Die Überführung der Leichname erfolgte also nicht - wie die Biographen des Paares berichten - direkt vom Paraklet in die Kirche Saint-Laurent. Wir können ohne großen Zweifel die Anwesenheit zahlreicher Personen hinter dem Sarkophag aus Blei als Beweis dafür anerkennen, dass er im Oktober aus dem Paraklet überführt wurde. Aber es erscheint schwierig, dem Bericht von Lacoine Glauben zu schenken, der ein halbes Jahrhundert nach dem Ereignis geschrieben wurde und der die Vertreibung der Nonnen in den Monat November und dann die Exhumierung auf den Tag nach ihrem Abzug festlegt hatte. Letztere hat sehr wahrscheinlich am 17. Oktober stattgefunden, wenn man sich von neuem auf das Protokoll des Direktoriums bezieht, welches den Verkauf der beweglichen Güter des Klosters zwischen den 15. und 29. Oktober anordnet.

Wenn die Bürger von Nogent sich darüber freuten, die Überreste der so berühmten Persönlichkeiten in ihrer Kirche aufzunehmen, wie müssen dagegen die Einwohner von Quincey und Saint-Aubin - zwar mit Macht, aber ohne Erfolg - sich gegen die Überführung gewehrt haben, die sie des wertvollen Schatzes beraubte, als dessen legitime Wächter sie sich wähnten.

14. Der Verkauf der Güter

Am 6. Oktober haben die von der Distriktverwaltung bestimmten Kommissare eine erneute Inventur der Mobilien und der zum Kloster gehörenden Objekte vorgenommen. Nach Vergleich mit der Bestandsaufnahme vom 30. Juni 1790 notierten sie zahlreiche Abweichungen. Neu erfasst wurden: 1 Intarsientisch im Esszimmer, in der Kirche 1 Silberkanne mit den Heiligen Ölen, 4 Altarvorhänge aus Velours oder Damast, 10 Vasen mit Silberblumen, 1 Schreibpult, 4 Kerzenleuchter aus Silber, 1 Beichtstuhl, 1 Predigtstuhl, 1 kleiner Altar mit einem Seidenvorhang in feiner Stickerei, 1 Altar aus Holz und diverse andere Objekte. Der Verkauf der Güter begann am 15. Oktober und erstreckte sich bis zum 29. desselben Monats. Die Versteigerung umfasste 555 Artikel, die 7513 Pfund erbrachten. Wir kennen die Liste der meisten Erwerber mit den Preisen der unterschiedlichen Objekte. Ein Mann namens Vernier aus Port Saint-Nicolas kaufte einen Tabernakel für 36 Pfund, die Orgel wechselte für 450 Pfund den Besitzer - sein Name blieb unleserlich - mehrere Teilnehmer wurden Eigentümer der Altarvorhänge, der Spiegel, des Betstuhles usw...

Die Kassetten mit den Papstbullen und mit den Protokollen der drei ersten Exhumierungen sowie mehrere Manuskripte waren in Obhut der Äbtissin verblieben, mit dem Auftrag, sie nach bestem Wissen zu verteilen. Die Reliquien aus den Reliquienschreinen in den Ecken des Hauptaltars der Abteikirche wurden dem Bürgermeister von Quincey zugesandt, damit sie in dessen Pfarrkirche Platz fänden. So bestätigt es eine Protokollnotiz vom 26. Oktober 1792. Der Überlieferung nach stammt der gegenwärtige Altar von Marnay aus dem Paraklet. Was den Äbtissinnenstuhl aus dem 15. oder 16. Jahrhundert betrifft, so findet er sich heute in der Kirche von Avant-les-Marcilly. Der Stab der Äbtissin und verschiedene silberne Messgegenstände wurden in Paris eingeschmolzen. Ihr Gewicht betrug 37 Kilogramm. In der Bibliothek fanden die Distriktsbeamten nur 173 Bände mit 751 Büchern. Alle bezogen sich auf die Liturgie. Was war mit den anderen Manuskripten, die nicht der Äbtissin überlassen worden waren, geschehen? Keinerlei Erwähnung finden die Kopien der Regel Abaelards, ebenso wenig die Predigten, die Hymnen, die Gesänge, die er für die Abtei angefertigt hatte, die Geschichte seiner Missgeschicke, die Briefe von Heloïsa und Abaelard! Manche Historiker unterstellen, dass die Manuskripte derselbigen bis zur Revolution im Paraklet verblieben sind. Dagegen haben die Benediktiner Martène und Durand, die die Archive kurz vor Beginn der Revolution studierten, nicht die geringste Andeutung in dieser Richtung gemacht. Ebenso wenig der unbekannte Besucher, über dessen Besuch in der Abtei der Engländer Crawford (Crawfurd) erzählte. Wenn man ihm glaubt, hat kein Originalmanuskript der Werke von Abaelard oder Heloïsa mehr im Paraklet existiert, nur mehrere Werke, die ihnen möglicherweise gehörten.

Er schreibt: "Ich habe in den Archiven einige Bücher gesehen, die Abaelard und Heloïsa gehört haben, nämlich grob gebundene Evangelien mit Heftfäden und Einbänden aus Eichenholz von 6 - 8 Linien Dicke. Besondere Manuskripte und die Originalbriefe der zwei Liebenden existierten ebenfalls in den Archiven bis zu dem Augenblick, als die Äbtissin Jehanne II. de Chabot aus Begeisterung für den Kalvinismus ihr Kloster säuberte, indem sie die wertvollsten Objekte entfernen ließ. Man hat sich dort die Überlieferung bewahrt, dass die Originalbriefe von Heloïsa nach England gebracht und verkauft worden sind, wo sie sorgfältige Nachforschungen vielleicht wieder ans Tageslicht bringen könnten."

Kann man dieser verbreiteten Tradition Glauben schenken? Jehanne de Chabot leitete den Paraklet von 1560-1593. Im Gegensatz hierzu erklärt Francois d'Amboise im Jahre 1616 im Vorwort seiner Übersetzung der kompletten Werke von Abaelard und Heloïsa, dass Marie III. de La Rochefoucauld ihm die Originaltexte der "Briefe, Predigten, Hymnen, Sammlungen und Beschlüsse" anvertraut habe. Ohne die Hypothese zurückzuweisen, dass manche Manuskripte nach England verkauft worden sind, erscheint es viel wahrscheinlicher, dass die Originalmanuskripte in Obhut der Äbtissin entsprechend der Version von Francois d'Amboise verblieben sind. Wie dem auch sei - diese verschiedenen Manuskripte befanden sich nicht mehr im Paraklet am Ende des folgenden Jahrhunderts, als die Nonnen ihn verließen. Auf jeden Fall blieben entsprechend dem Zeugnis von Dom Cajot dort noch mehrere, die sich auf die Liturgie und auf die Moralpredigten im Jahre 1787 bezogen. "Das Evangelium und die Epistel wurde auf lateinisch im Refektorium gelesen, die Bücher des alten Testamentes wurden im Laufe des Jahres verteilt, die Predigten der Kirchenväter, darunter auch welche, die die Predigten des Meisters erwähnen, die Lebensbeschreibungen der Heiligen wurden in der Gemeinschaft in lateinischen Manuskripten gelesen, die man fast alle im Paraklet aufbewahrte und die belegen, dass die Nonnen dieses Hauses lange Zeit die lateinische Sprache gepflegt haben."

Dom Cajot, der letzte Priester der Abtei, nahm zahlreiche Werke aus der Bibliothek mit sich, darunter zweifelsohne mehrere Manuskripte, u.a. auch das eine mit dem Holzeinband, welches Heloïsa gehört hatte - so schreibt der Brieffreund des Engländers Crawford (Crawfurd).

In seinen "Notizen zur Geschichte des Paraklet" zitiert Corrard de Breban die interessante Antwort des Bibliothekars der Stadt Verdun auf eine an ihn gerichtete Frage: "Dom Cajot, verstorben am 6. Dezember 1807 im Alter von 76 Jahren, hat in der Tat all seine Bücher - 259 - der Bibliothek von Verdun vermacht. Auf mehreren von ihnen las man die Inschrift: Madame Charlotte Roucy, Äbtissin des Paraklet, für die Direktoren der Abtei. Ich jedoch kenne kein Manuskript dieses Ursprungs mehr persönlich. Die Erben von Dom Cajot haben lange Zeit einen Metallspiegel aufbewahrt, der Heloïsa gehört haben soll, so hat dieser berichtet."

Ein Arzt aus Nogent, Dr. Colin, berichtet, dass sein Vater, der lange Zeit Gärtner im Paraklet gewesen war, auf seinem Dachboden zahlreiche Bände besaß, die ihm durch die Schwestern vor ihrem Auszug gegeben worden waren. Er selbst besaß ein Nekrolog der Abtei, das er an die Stadtbibliothek von Troyes verkauft hat, zusammen mit einer "Aufstellung der Damen Äbtissinnen, die den Paraklet regierten", erstellt von Dom Cajot. Nach seinen Aussagen besaß sein Bruder eine Handschrift Abaelards betreffend "Die Gesetze und Regeln für die Heiligen Töchter", welches er der Reichsbibliothek im Austausch gegen Werke von J. J. Rousseau - 18 Bände - überlassen habe. Handelte es sich hierbei um den Brief, der eine dem Konvent der Benediktinernonnen angepasste Regel formulierte, welche beharrlich von Heloïsa gefordert worden war? Es ist für uns heute unmöglich, dies zu bestätigen.

Über die Manuskripte hinaus, die ihr anvertraut worden waren, hat Charlotte de Roucy sehr wahrscheinlich noch zahlreiche andere Manuskripte mitgenommen. Ihre Erben besitzen noch immer die Protokolle der drei ersten Überführungen der Leichname der beiden Eheleute. Was die berühmte Tabaksdose anbelangt, von der der Brieffreund Crawfords (Crawfurds) spricht, so gehört sie heute der Familie de Courmont, die mit der Familie de Roucy verwandt ist. Es handelt sich um eine runde Elfenbeinschachtel, mit Einlegearbeiten aus Schildpatt. Auf dem Deckel sieht man zwei Kleinodien aus Gold, gelb und grün, mit zwei Ovalen, goldeingefassten Medaillons, welche zwei Miniaturen enthalten und durch gewölbtes Glas geschützt sind. Die eine Miniatur stellt Abaelard dar - als jungen Mann mit dunklem Gewand, die Hand auf einen Brief gelegt - die andere Heloïsa als junges Mädchen mit einem rosa Kleid und geschlossenen Händen, alle beide gemalt in der Tracht des 18. Jahrhunderts.

Von den Manuskripten, die Abaelard und Heloïsa zugeschrieben werden oder sich auf den Paraklet beziehen, bleiben noch folgende: In der Nationalbibliothek: das "Nekrologium oder Buch der Bestattungen"; "Das Ordinal und das Incipit der Gesänge"; das "Benediktinische Zeremonial für die Einkleidung und die Profess der Nonnen des berühmten Königlichen Klosters des Paraklet." In der Bibliothek von Chaumont: das "Kalenderbuch des Paraklet" und das "Brevier von Abaelard", mit den Hymnen und anderen liturgischen Gebeten, die er für die Abtei zusammengestellt hatte. In der Bibliothek von Metz: vier Papstbullen. In der Stadtbibliothek von Troyes: das Kartularium, herausgegeben im Jahre 1851 durch den Kanoniker Coffinet; das Nekrologium, kopiert im Jahre 1870, das Verzeichnis der Äbtissinnen des Paraklet und die "Constitution" von 1632.

Die Archive von Aube bewahren eine bedeutende Menge an Dokumenten, katalogisiert unter den Kennziffern 24 H und Q 48, welche von den Distriktsverwaltern von Nogent-sur-Seine im Jahre 1792 überlassen worden sind. Sie stellen eine sehr reiche Informationsquelle über den Paraklet dar, mit den Originalen der Papstbullen, immer noch mit Blei und Siegel verschlossen, dann die Anordnungen der Könige von Frankreich, die Karten, die Patente und die Eigentumstitel der zahlreichen Güter, welche der Abtei geschenkt oder von dieser erworben worden waren, einen genauen Bericht der Streitigkeiten mit den Bischöfen, den Adeligen, den Gemeinden oder auch Privatpersonen, dann der Briefwechsel der Äbtissinnen, Verwaltungsakte der Abtei und so weiter...

Was blieb von den Schenkungen, den anderen Gütern oder Vorrechten, welche den Nonnen seit der Gründung ihres Klosters bis zum Augenblick ihrer Vertreibung zugestanden hatten? Selbst wenn im Lauf der Zeit manche Stiftungen oder Rechte außer Gebrauch kamen, selbst wenn finanzielle Schwierigkeiten zeitweise die jeweilige Äbtissin zwangen, sich von Land oder Eigentum zu trennen, so wachte doch eine jede Oberin mit eifriger Sorge darüber, nicht nur die Einkommensquellen zu bewahren, sondern sogar noch zu steigern. Zahlreiche Texte bezeugen dies.

Zitieren wir eine am 25. Januar 1770 abgewickelte Transaktion zwischen Marie V. de La Rochefoucauld-Bayas, vertreten durch Thomas Mérat, ihrem Bevollmächtigten, und Dom Louis de Gaulle, Prior im Benediktinerkonvent von La Chapelle Saint-Nicolas, die Vermessung der Länder und Weinberge betreffend, die von der Ortspfarrei abhingen, und worauf die Nonnen die Hälfte des Zehnten erhielten. Diese Transaktion erneuerten die Parteien in den Jahren 1776 und 1779.

Eine der letzten Akten, die von Charlotte de Roucy unterzeichnet worden waren, betraf einen Pachtvertrag, der im Jahre 1787 vor dem Notar für eine Dauer von 12 Jahren geschlossen wurde, durch welchen die Gemeinde Nogent-sur-Seine sich verpflichtete, der Abtei die Summe von 750 Pfund auszuzahlen. Dieser Betrag repräsentierte ein Viertel des Zehnten auf den Ertrag der Weinernte, je zur Hälfte zahlbar an Weihnachten 1790 und an Ostern 1791.

Eine sehr alte Vergünstigung, welche die Nonnen vor ihrer Vertreibung aus dem Paraklet genossen, verdient unsere Aufmerksamkeit: Im Jahre 1233 verpflichtete sich die Abtei von Saint-Denis, den Schwestern 9,5 Setiers Korn, genommen aus dem Zehnten von Nogent-sur-Seine und von Fontaine-Maçon, zu überlassen. Ohne Zweifel handelte es sich um eine sehr alte Abmachung zwischen den Parteien, denn das Gericht von Nogent fällte am 21. Oktober 1437 ein Urteil, in dem es den Prior von Aulne und den Abt von Saint-Denis verurteilte, dieses Mal 9 Ohm, 1 Setier und 8 Scheffel an die Abtei zu liefern, und zwar am Ostertag entsprechend dem Maß von Nogent. Nun, zu dieser Zeit existierten in dieser Gemeinde 2 Maße. Das eine hieß "Kleines Maß", wobei der Vorsteher der Waage den Scheffel abstrich. Das andere Maß hieß "Großes Maß", wobei das Korn nicht abgestrichen wurde. So ergaben sich Unterschiede in Volumen und Gewicht, je nachdem ob man das eine oder das andere Maß benutzte. Da das Gerichtsurteil von 1437 nicht präzisierte, wie das Zinskorn abgemessen werden musste, benützte der mit der Lieferung beauftragte Bauer zu seinem Vorteil das kleine Maß. Als die Schwestern dies entdeckten, kam es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung. Erst im Jahre 1506 kam es zu einer Einigung zwischen den beiden Abteien, welche wiederum erst 1523 gesetzlich bestätigt wurde. Die Mönche von Saint-Denis akzeptierten die Getreidelieferung nach dem großen Maß, wogegen die Nonnen des Paraklet einer Reduktion der jährlichen Lieferung auf 7 Setier und 8 Scheffel zustimmten, was letztendlich der Ausgangsmenge nach dem kleinen Maß entsprach. Aber die Situation fand sich zumindest geklärt - zur Ehre der beiden Parteien. Im folgenden Jahrhundert versuchte die Abtei von Saint-Denis, sich dieser Verpflichtung zu entziehen, aber ein Spruch des Revisionsgerichtes in Paris verpflichtete die Abtei zu weiterer Zahlung - und zwar nach dem großen Maß.

Als im Jahre 1691 König Ludwig XIV. den Nonnen des Hauses vom Saint-Louis in Saint-Cyr, einer Gründung von Madame de Maintenon, die Verpflichtungen und Rechte der Abtei von Saint-Denis übertrug, sahen sich auch diese gezwungen, 7 Ohm, 1 Setier und 8 Scheffel zu zahlen, wie notariell bestätigt wurde; das erste Mal in Paris am 17. Juli 1704 und dann ein weiteres Mal am 18. August 1744. Die Damen von Saint-Cyr versuchten erneut, das kleine Maß zu benutzen, um ihre Abgabe zu verringern, aber es gelang ihnen nicht. Die Nonnen des Paraklet ließen durch die gesetzlichen Vertreter ein langes Gutachten aufsetzen mit folgendem Titel: "Gedenkschrift, betreffend die jährliche Schuld von 7 Muids, 1 Setier und 8 Scheffel Getreide, geschuldet der Königlichen Abtei des Paraklet durch die Damen von Saint-Cyr, deren Haus mit der Abtei von Saint-Denis vereint worden ist, zu beziehen aus dem Zehnten von Nogent-sur Seine und von Fontaine-Maçon nach dem großen Maß von Nogent-sur-Seine." Dieses wertvolle Dokument beschreibt minutiös den Ursprung der Abgabe und seine Geschichte bis zum Vorabend der Französischen Revolution. Es überprüft obendrein die beiden in Gebrauch stehenden Maße von Nogent-sur-Seine mit den die Nonnen betreffenden Konsequenzen bei der Benutzung des einen oder des anderen. Schlussendlich raten die Autoren den Schwestern dringend, hartnäckig die Angebote der Damen von Saint-Cyr zurückzuweisen. Sie hätten ansonsten einen jährlichen Verlust von 300 Scheffeln. Ihr Recht auf das große Maß bliebe unanfechtbar. "Alle Drohungen dieser Bauern, ihre Absichten und ihr Gerede sollen die Damen des Paraklet nicht abschrecken. Sie sollten sich darauf beschränken, klar alle Angebote zurückzuweisen, wenn sie nicht dem großen Maß entsprechend wären."

Am 14. November 1792 machten sich die Autoritäten des Distrikts an den Verkauf der Abtei, des Bauernhofes und der dazugehörenden Wiesen und Felder. Thévenot, der Hausverwalter des Pfarrers von Nogent-sur-Seine verschaffte sich das Ensemble für die Summe von 78000 Francs. Der neue Eigentümer beschäftigte sich wenig mit seinem Eigentum und überließ es dem Notar Hayaux. Dieser ging den Abbruch der Gebäude an, wobei er mit der Kirche begann. Sein Nachfolger, der Pariser Trödler Joseph Simon, setzte das Zerstörungswerk fort.

Am 21. Juli 1794 wurden der Schauspieler Boutet de Monvel, Direktor des Republiktheaters, und seine Gattin Eigentümer des Äbtissinnenhauses, welches von den Zerstörern stehen gelassen worden war, und richteten dieses als Wohnhaus ein. Im folgenden Jahr erwarben sie mehrere Wälder in der Umgebung, darunter den von La Garenne. Nach dem Tod ihres Ehegatten am 13. Februar 1812 planten die Witwe und ihre Tochter eine Aufteilung des Eigentums. Ihre Uneinigkeit führte zu einem Prozess beim Amtsgericht der Seine, welches die Güter wegen der wechselseitigen Rechte der Parteien für unteilbar erklärte und deren Versteigerung anordnete. Sie fand am 16. Juni 1821 statt. Ein Geschäftsmann namens Petit de Monseigle bekam den Zuschlag für 40000 Francs. Zweifelsohne steigerte er für den General Pajol und seine Frau, denn am 11. Juli verkaufte er ihnen die Abtei zum Versteigerungspreis weiter. Als Peer von Frankreich, Träger des Großkreuzes der Ehrenlegion und Kommandant der 1. Division hatte der Generalleutnant Graf Pajol - ruhmreicher Soldat des ersten Reiches - in einem erinnerungswürdigen Kavalleriestreich Montereau im Jahre 1814 befreit.

Ein kleines Stahlwerk, wo man Feilen und Ackerbaugerät herstellte, wurde in den noch stehenden Mühlgebäuden am Ardusson eingerichtet. Nach wirtschaftlicher Nutzung durch die Sozietät Weyer und Cie ging es mit dem Stahlwerk allmählich bergab, bis es solche Verluste einfuhr, dass seine Gläubiger Konkurs anmeldeten. General Pajol kaufte auch dieses Werk mit seinen Nebengebäuden im Jahr 1830. Graf Pajol und seine Frau, Tochter des Marschalls Udinot, bewirtschafteten die Gebäude, wo nach Heloïsa Generationen von Nonnen gelebt hatten, besser. Sie umgaben das Areal, auf dem die Abteikirche gestanden hatte, mit Sträuchern und errichteten zum Andenken einen kleinen Obelisken oberhalb der Krypta, deren Eingang sie freilegten.

(Der Obelisk steht nicht über der Chorkrypta der Abteikirche, die im Übrigen wegen ihrer geringen Höhe und des fehlenden Eingangs nur für Bestattungen, nicht jedoch für Gottesdienste dienten konnte, sondern über einem isoliert stehenden kleinen Grabgewölbe, 9,50 im Osten der Krypta entfernt.)

Die Gräfin Pajol starb im Jahre 1832. Ihr Mann und seine 2 Söhne verbrachten noch wenig Zeit im Äbtissinnenhaus mit seinen Nebengebäuden. Am 26. und 27. März verkauften sie die Gebäude an Baron Charles Walckenaer, der bereits den Bauernhof im Jahre 1830 erworben hatte.

Seit langer Zeit schon war dieser Hof mit dem Namen "Basse-Court" nicht mehr direkt von der Abtei bewirtschaftet worden. Am 16. November 1770 hatte ihn die Äbtissin Charlotte de la Rochefoucauld dem Landwirt Michel Blaque und seiner Frau Jeanine Vergeot verpachtet. Er umfasste damals 180 Hektar bebaubares Land mit 9 Hektar 200 (?) Wiesen. Das Kloster behielt sich lediglich 12 Hektar bebaubares Land, zwei Wiesen und die ganzen Wälder zurück. Der Hof enthielt auch die Weinpresse und ein Gewölbe mit dem Namen "Le Cellier aux Moines" mit dem Speicher darüber, den Taubenturm im Zentrum des Hofes, dem Stall mit Gewölbe und zwei kleine zugehörige Gebäude, den Schuppen, den Stall und den Hühnerstall, der den Schuppen verlängerte. Als Pachtzins lieferte der Bauer jedes Jahr den Schwestern 20 Wagenladungen guten Mists, versorgte sie mit 6 Fuhren Brennholz, lieferte ihnen 300 Scheffel Weizen, ebensoviel Roggen und zahlte ihnen die Summe von 24000 Silberpfund. Nachdem dieser Hof als Nationalgut am 5. April 1791 an zwei Herren namens Lemerle und Audige verkauft worden war, wurde er 6 Monate später vom Trödler Pierre Simon erworben, der ihn im Dezember 1793 dem Herrn Notar von Nogent, Joseph Hayaux, überließ. Dieser wiederum verkaufte ihn im Juni 1794 an Antoine Bézuchet, der jedoch den Kauf annullieren ließ, weil er sich durch eine starke Entwertung des Papiergeldes betrogen fühlte. Der Bauernhof fiel also auf Pierre Simon zurück. Bei seinem Tod wurde er versteigert und dem Ehepaar Beauvallet im Mai 1805 zugesprochen.

15. Der Eremit und Arbeiter: Baron Walckenaer-Cassegrain

Der Baron Charles-Athanase-Marie Walckenaer erwarb ihn vom Ehepaar Beauvallet am 26. Mai 1830 für die Summe von 96000 Franc.

Charles Walckenaer war der Sohn von Charles-Athanase Walckenaer, einem ehemaligen Schüler der Polytechnischen Schule. Er wurde zum Mitglied des Instituts im Jahre 1833, zum Baron im Jahre 1823 gewählt, wurde Generalsekretär der Präfektur der Seine, anschließend nacheinander Präfekt der Nièvre und der Aisne und hinterließ ein bedeutendes literarisches Werk, angefangen von den "Memoiren der Madame von Sévigné" bis zur "Lebensgeschichte und Poesie von Horaz", außerdem "die Lebensgeschichte und die Werke von Jean de La Fontaine" oder "die alten Geographie der Gallier". Er wurde Sekretär auf Lebenszeit bei der "Académie des Inscriptions et Belles-Lettres" im Jahre 1840 und starb im Jahre 1850. Saint-Beuve widmete ihm einen ihrer berühmten "Montage".

Sein Sohn mit Namen Charles-Athanase-Marie Walckenaer wurde am 5. November 1796 in Paris geboren. Schon mit 25 Jahren wurde er Generalsekretär der Präfektur der Seine, anschließend Unterpräfekt von Nogent-sur- Seine, wo er die Ereignisse, die die Revolution von 1830 markierten, erlebte. Am Hauptort seines Arrondissements erregte der Erfolg der "Drei Glorreichen" eine Unruhe im Volk, gegen die er sich kraftvoll stellte. Er verbot lärmende Menschenansammlungen und die aufwieglerischen Rufe, die den Kaiser begünstigten. Er verordnete die Schließung der Cabarets zu bestimmten Sperrstunden. Obwohl er energisch die Position der Charta und des neuen Regimes bezogen hatte, setzte die Zentralverwaltung im August 1832 Walckenaer ab, gerade als er sich die feste Hoffnung machte, Präfekt zu werden. Als er mit 36 Jahren ohne Anstellung war, zog er sich nach Pont-sur-Seine mit seiner Frau und den 3 Kindern zurück. Einen Augenblick dachte er daran, seinen Hof des Paraklet zu verkaufen und sich in die Nièvre oder das Allier zurückzuziehen. Jede Woche besuchte er jedoch mit einem Wagen seinen Bauernhof und durchfuhr seine Ländereien. Er fand Geschmack daran und beschloss, ein neues Leben als Landwirt zu beginnen. Als nun im März 1835 die Familie Pajol die Abtei mit den Nebengebäuden verkaufte, griff er zu und zog dorthin um.

30 Jahre später erzählte er in einer Gedenkschrift für ein Preiskomitee, das den erfolgreichsten Ackerbauer des Departement Aube beim Regionalwettbewerb 1867 wählen sollte, über seine Anfänge in diesem Beruf - übrigens in der 3. Person: "Er hatte verstanden, dass er nicht länger den Herrn spielen konnte, und zog einfache Kleidung an. Drei Hektar Land standen ihm zur Verfügung. Er nahm den Pflug in die Hand und am Ende eines Monats war er so recht und schlecht imstande, für sich selbst zu arbeiten. Er hatte Wiesen, so suchte er die Gemeinschaft mit den Mähern und wurde einer von ihnen. Kurz und gut, er wurde Handwerker. Von seinem Pächter ließ er sich 7 Hektar schlechtesten Landes übergeben und er bebaute es derart, dass es viel Stroh und Futter für die Tiere hervorbrachte. In erster Linie baute er Roggen, dann Kornwicken, Karotten und Kartoffeln an und nützte den letzten Rest Boden aus. Nach 4 Jahren unterhielt er zur eigenen Nutzung 2 Pferde, 5 Kühe, 48 Schafe, 2 Schweine und zahlreiches Geflügel."

Diese Lehrzeit dauerte bis 1841, das Jahr, in dem die Pacht seines Bauernhofes auslief. Jetzt nahm er sein ganzes Land in Besitz und und war jetzt für eine Nutzfläche von 200 Hektar verantwortlich. Im Jahr zuvor hatte er unglücklicherweise seine Frau verloren. Dieser Schlag bestärkte ihn in seinem Entschluss, "ermite laboreur" - wie er es ausdrückte - d.h. Einsiedler und Arbeiter, zu werden. Obwohl seine Familie in Ungnade gefallen war, trotz der Vorwürfe seiner Freunde und des Spotts von missgünstig gesonnen Leuten, die den Verkauf der Domäne innerhalb von 3 Jahren prophezeiten, ließ er sich nicht entmutigen. Mit Entschlusskraft reduzierte er die Weizenanbaufläche, beseitigte Brachland und legte neue Weideflächen an, vermehrte so den Bestand seiner Herde und verlegte sich auf Tiermast. 1842 zog er bereits 8 Pferde, 12 Kühe, 300 Schafe und unzähliges Geflügel auf. Der Getreideabsatz - am Anfang noch bescheiden - vervierfachte sich innerhalb von 3 Jahren. Die Rodung des Geländes ging einher mit einer ständigen Steigerung des Ertrags. Am Anfang brachten 120 Joche Land 500 Sack Weizen hervor, 20 Jahre später erntete Charles Walckenaer 650 Säcke auf 80 Jochen Land. Eine ähnliche Verbesserung erfuhr die Herde. Das Gewicht der Schafe, der Fellwuchs und der Wollertrag nahmen dank einer besseren Ernährung ständig zu. Ausgerichtet auf die Produktion von Kalbfleisch und von Mist - baute der Baron zunehmend den Bestand an Milchkühen ab, um sie mit Tieren zu ersetzen, die besser zu seinen Plänen passten. Ebenso entwickelte er die Aufzucht von Pferden - in dem für die Bedürfnisse des Gutes notwendigen Maße. Und was den "Basse-Court" betraf, so enthielt er ausschließlich Landhühner, ca. 300 an der Zahl, die sich auf dem Gelände selbst ernährten. Seiner Meinung nach wurde die Getreideernte von den Bauern der Umgebung falsch durchgeführt. Der Baron vermied den Einsatz von Mäh- und Erntemaschinen, weil er wegen des sehr steinigen Bodens Schäden befürchtete. Auch den Einsatz von Heuwender und Harken schaffte er ab, welche seiner Meinung nach bei Luzernen und Süßklee das Blätterwerk zerstörten und nur weniger bekömmliche und nahrhafte Pflanzenteile hinterließen. Der ganze Weizen wurde in der Mühle der Abtei gemahlen, das Mehl in Paris verkauft, das Stroh zur Ernährung der Tiere zurück gewonnen. Anfangs bereitete die Wasserversorgung der Mühle Probleme. Charles Walckenaer löste dies durch bedeutsame Drainagearbeiten. Er ließ den Oberlauf den Ardusson anstauen und das Flussbett stromabwärts vertiefen, er erhöhte die Böschungen, grub einen Kanal von 500 Metern, der Wasser in den Hof förderte und die Viehtränke versorgte, brachte das Wassergefälle der Mühle auf 2 m 80 und erzeugte mit einem Wasserrad von 5 m 60 Durchmesser 12 Pferdestärken. Er ließ mehr als 16 km Drainagegräben anlegen und legte den Park, die Wiesen und mehrere Flächen Sumpfland trocken. So konnte man Bäume pflanzen und eine bessere Nutzung erreichen. Auch die Entfernung von zahlreichen Felsblöcken auf dem abschüssigen Gelände verbesserte den Ertrag erheblich. Der Bauern-Baron überwachte mit einzigartiger Aufmerksamkeit die täglichen Arbeiten. Er befasste sich mit Verbesserungen der Produktivität durch sinnvollen Einsatz der Handarbeit. Als ständiger Beobachter war er immer auf dem Terrain anwesend, er wusste genau, wie viel Getreideschwingen zwei Frauen täglich aufladen konnten, welche Menge maschinell gedroschen werden konnte, er kannte die notwendige Zahl der Arme, um diese zu beladen, wusste, was ein Mäher an einem Tag Luzernen mähen konnte, die Zeit, die man brauchte, um einen Wagen mit Mist zu beladen, usw....

Der Bestand des landwirtschaftlichen Personals blieb lange Zeit bei 12 Personen, darunter 1 Wagenmeister, 4 Wagenlenker, 4 Knechte, eine Magd und 2 Schäfer. Alle zusammen können nicht zu unzufrieden mit ihrem Schicksal gewesen sein, da die meisten durchschnittlich 10 Jahre im Dienst blieben. Der "Einsiedler und Arbeiter" bebaute so sein Land bis ins hohe Alter von 92 Jahren. 1845 erhielt er eine Goldmedaille für die beste Bewirtschaftung im Arrondissement und 1867 die "Prime d'Honneur", die ihm aus demselben Grund vom Departement Aube zuerkannt wurde. Es erfüllte ihn mit etwas hochmütigem Stolz, mit Erfolg an der Spitze eines sehr florierenden landwirtschaftlichen Anwesens zu stehen. Davon zeugt eine Inschrift, die er im Jahre 1853 an der Hofmauer anbringen ließ: "Ibi vita, ubi mors" und "Aliquid, ubi nihil." Das heißt: "Wo der Tod ist, findet man Leben" und "Wo nichts ist, gibt es etwas".

Ca. 20 Jahre nach seinem Umzug in den Paraklet fühlte der ehemalige Unterpräfekt und jetzige Bauer eine neue Berufung. Wie Alphonse Daudet schmiedete er Reime, inmitten der Felder. Damit verbrachte er über 30 Jahre lang die glücklichsten Stunden seines Lebens: "Jahre - erzählt er -, während deren ich ohne Unterbrechung abwechselte zwischen der Landwirtschaft und dem Gebiet, in dem ich mich - zwar etwas spät - der Poesie zuwenden konnte." Von 1858 bis zu seinem Tode schrieb Charles Walkenaer unzählige Gedichte - inspiriert durch seine Lebensumstände oder momentanen Eindrücke. Er liebte es, in seiner weitschweifigen Art nicht nur den Briefen seiner Familie und seiner Freunde zu antworten, sondern auch anderen Persönlichkeiten und Ämtern, mit denen er in Korrespondenz stand. 1874 veröffentlichte er 2 Gedichtbände mit dem Titel: "Meine Nächte im Paraklet" - unter dem Pseudonym Charles Cassegrain. Sicherlich hinterließ seine Poesie keine tiefen Spuren in der französischen Literatur. Darauf war er auch gar nicht aus - trotz seines sicheren Selbstvertrauens und seiner Talente. Nichtsdestoweniger erscheinen seine Verse nicht eines gewissen poetischen Hauches zu entbehren... Diejenigen, die sich auf seine Berufung beziehen, verdienen Aufmerksamkeit. Er reimte sie in Beantwortung eines Briefes, den der junge Dichter Arsène Thévenot, des künftigen Autors einer interessanten Chronik von Pont-sur-Seine, nach einem Besuch im Paraklet an ihn gerichtet hatte. In diesem zeigte er sich erstaunt darüber, dass an diesem Ort voller religiöser Erinnerungen kein Kreuz zu erblicken gewesen sei.

"Das Kreuz - antwortete er - ist überall, an der Krümmung der Straße, am Kopfende des Kranken und der weinenden Jungfrau, in den Armen des Gläubigen und des Zweiflers! Auch von diesem Ort ist es keinesfalls verbannt. Sie sehen es nicht? Oh, wenn doch Ihre Augen offen wären! Es schwebt dort oben, triumphierend und gesegnet, wie der Leuchtturm am Meeresgestade."

Charles Walckenaer hegte eine enthusiastische Bewunderung für Victor Hugo, dem er seine Verachtung für Napoleon III. mitteilte. Dies drückte er ihm am Ende von dessen Karriere in einer langen Elegie in höchsten Tönen aus: "Oh Dichter im Herzen des Löwen, in den Augen des Adlers, sei gegrüßt! Die Menschheit hat gelitten; Gott hat Dich gesehen, Gott hat Dich gewählt. Sei gegrüßt, neuer Messias, Seher des Martyriums. Deine Seele, auf dem Kreuz, trachtet nach dem Opfer. Die Menschheit sieht auf Dich, Dich in Deiner Menschlichkeit!"

"Sie haben mir, mein Herr, Verse geschickt, die mich verblüffen - antwortete der berühmte Empfänger der Zeilen - abgesehen von einigen Fehlern im Versmaß, die sie, wenn sie wollten, ablegen könnten, sind sie sehr schön. Das Gefühl ist von Anfang bis Ende bewundernswert und der Atem ist sehr groß."

Der Eremit im Paraklet schickte seinem Idol noch zwei weitere Gedichte. Victor Hugo schätzte sie, denn er schrieb an den Verfasser: "Bei meiner Ankunft fand ich ihre schönen und charmanten Verse - zugleich tief und anmutig. Meine Frau ist zu Tränen gerührt, aber der Abwesende bleibt abwesend. Bis bald - vielleicht - nobler Geist."

Inspiriert von den Musen verfasste der Dichter-Baron bis zu seinem Tode zahlreiche lange Gedichte, während seiner langen und einsamen Winterabende, am Herdfeuer, in der Ruhe des Paraklet. Eines mit dem Titel: "An Charles Cassegrain, Arbeiter" widmete er sich selbst: "Was machst du, Cassegrain! Hat der noch andauernde Winter deinen Geist und deine Finger gelähmt? Wartest du auf einen Strahl, der die Wälder ergrünen lässt, damit deine Muse zu wohlklingender Sprache erwacht?

..."Seine besten und anrührendsten Verse entdecken wir in einem sehr langen Poem mit dem Titel: "Der Paraklet und meine Zelle", wo er mit scharfer Beobachtungsgabe sein tägliches Leben in diesem bewegenden Rahmen aufzeichnet, in dem ihn die Erinnerung an Abaelard und Heloïsa in seinen langen Winternächten mit dem nächtlichen Gesang der Nonnen heimsuchte. Im folgenden die wichtigsten Auszüge:

"Ich liebe die alten Täfelungen, die alten Appartements, die alten Papiere, die unter sechs Regierungen geschwärzt sind. Die alten, bemalten Vorhänge, die an den Fenstern hängen, wie man sie zur Zeit unserer Vorfahren hergestellt hat. Die netzartig unterteilten Rahmen, durchstrahlt von der Sonne, mit abgeschrägten Kanten, wo Diamanten, Smaragde und Opale glänzen, gesprenkelt mit blauen, grünen und blassrosa Strahlen... Ich steige hinauf auf die Hügel, wo der Weinberg trägt, der meine Felder mit freudiger Linie begrenzt. Von diesem erhöhten Punkt aus entdecke ich auf einmal das Tal vor mir, die Abhänge, mein Zuhause und die Wälder. Mein alter Konvent, umstanden von stolzen Bäumen, entzieht sich den Blicken wie ein Nest in den Blättern. Man sieht nur sein langes rotbraunes Dach, das duftet wie v on altem Ruhm... Die Ebene, soweit man sie erblicken kann von diesem Gipfelort, wohin ich hinaufgestiegen bin, entrollt vor mir ihre großartige Ordnung und in der hellen Sonne wirkt sie wie ein magisches Brett. Ein unendliches Geflecht aus Blättern, Pflanzen, Blumen und Zweigen, blau, rot, safrangelb, von Weizenfeldern mit grünen Halmen, kunstvoll verteilt, Feldfrüchte, Weiden, Früchte, für den Menschen bestimmt, Kräuter für das Futter, bedecken den ganzen Boden mit einem reichen Kleid wie der Mantel des Königs in seiner langen Entfaltung... Betriebsamkeit überall, jeder bei seiner Arbeit, frei herumlaufende Hähnchen, Männer, Frauen, Vieh auf den Feldern: Die starken Pferde verlassen gerade das große Tor, einen leeren Karren nach sich ziehend; ein anderer, voller, trägt seine Ladung an Früchten, denn das ganze Jahr über habe ich große Ladungen an Futtermitteln und Korn... Man verstreut den Dünger, man jätet und hackt und wendet die porösen Erdflächen, wo der Saft verfließen würde ohne diese vorausschauende Sorge. All diese große Bewegung vollzieht sich auf einmal unter meinem Kommando... Die Alten des Landes haben es mir oft wiederholt, dass gegen die Stunde, zu der die Schwestern einst die Morgengesänge sangen, man immer noch das Seufzen in den Ruinen hören kann... Ich bringe zu Gott ein Herz, welches meiner siegreichen Arbeit größer werdenden Erfolg erkennt, und die Ehre, die ich erhalte als Tätiger in der Plage und ich spreche zu mir mit freier Stimme: Diese Maschinen, diesen Park, dieses Brachland da drüben, mit der Hilfe Gottes hast du das alles geschaffen."

(Im Gegensatz zu dieser deutschen Übersetzung klingen die gereimten französischen Verse trotz Fehlern im Versmaß wesentlich angenehmer)

Dieser bekennende Gesang voller Begeisterung und Stolz kennzeichnet ziemlich gut und zusammenfassend den Charakter von Charles Walckenaer, die Quelle seiner Inspiration und seinen Stil.

Als er am Ende seines langen Lebensweges angelangt war, ging die Herrschaft auf seinen Sohn, Charles-Guillaume-Marie Walckenaer, über, welcher die Anteile seiner beiden Schwestern aufkaufte. Der neue Eigentümer, geboren 1818, war Auditor im Staatsrat, Unterpräfekt von Lisieux, dann Kabinettchef des Innenministeriums, im Jahre 1870, unter Emile Ollivier.

Nach seinem Tode im Jahre 1908 folgte ihm sein Sohn Charles-Marie Walckenaer nach. Als Polytechniker machte er Karriere in der Knappschaft. Er wurde Vorsitzender der Kommission der Dampfmaschinen und führte am Beginn dieses Jahrhunderts das erste System der Zulassung von Automobilen ein. Um die Fassade des Äbtissinnenhauses aufzuwerten, ersetzte er die äußeren Fensterläden durch innere Fensterläden.

Zu Beginn des Monats Januar 1941 übernahm sein zweiter Sohn François-Marie Walckenaer gleichzeitig mit dem Titel auch Besitz der Domäne anstelle seines erstgeborenen Bruders, der auf dem Felde der Ehre im Oktober 1914 gefallen war. Er war hervorragender Schüler an der "Ecole Polytechnique", späte Direktor der Schneider-Werke in Creusot, schließlich Präsident der Metallurgie der Normandie; er starb am 24. Dezember 1981 im Alter von 92 Jahren.

Sein Sohn Charles-Marie Walckenaer, vormaliger Schüler der "Ecole d'Agriculture" in Angers hatte bereits 1956 den Gutshof übernommen, überließ aber im Jahre 1987 die Bewirtschaftung einem seiner Kinder und zog sich in das Äbtissinnenhaus zurück.

So haben sich seit mehr als ein ein halb Jahrhunderten die von Walckenaer gegenseitig den Paraklet überlassen und voller Treue über den Erhalt dieses Hochortes gewacht. Wenn auch drei von ihnen einen Lebensweg verfolgt haben, der sich von dem des "einsamen Arbeiters" unterschied, und einem Bauern die Bewirtschaftung des Landes überließen, so haben die beiden letzten dagegen dessen Arbeit wieder aufgenommen und sich dem Werk gewidmet, woraus jener einen berechtigten Stolz gezogen hatte.

16. Die Überführung der Gebeine von Heloïsa und Abaelard nach Paris

Nachdem die sterblichen Überreste von Heloïsa und Abaelard im Jahre 1792 vom Paraklet nach Nogent-sur-Seine verbracht worden waren, ruhten sie acht Jahre lang in einem Gewölbe der Kirche Saint-Laurent. Nach fünf Überführungen des Gründers und vier Überführungen der ersten Äbtissin konnte man jetzt hoffen, dass diese einen sicheren und hoffentlich endgültigen Aufenthaltsort gefunden hatten.

Die Entschlossenheit eines einzigen Menschen entschied darüber anders: Alexandre Lenoir, von dem wir wissen, dass er der Exhumierung von 1792 beigewohnt und den Altar, unter welchem der Sarg der beiden Gatten geruht hatte, bestimmt hatte, war seit langer Zeit hinter den berühmten Gebeinen her. Nach vielen und hartnäckigen Versuchen erhielt er von Lucien Bonaparte, dem Innenminister, die Erlaubnis, die sterblichen Überreste nach Paris, in sein Museum der "Monuments Francais", zu überführen. Es lag auf dem Montagne Sainte-Geneviève, dort, wo im 12.Jahrhundert Abaelard eine seiner Schulen eröffnet hatte. Dieses Museum war verbunden mit einer Art Nekropole, in der er die Gräber und Gebeine der Berühmtheiten der französischen Literatur und Geschichte sammelte. Sobald er vom Minister die Erlaubnis erhalten hatte, ließ Lenoir durch die Autoritäten von Nogent die sterblichen Überreste, die er mit solcher Hartnäckigkeit in Anspruch genommen hatte, exhumieren. Das Ereignis fand am 23.April 1800 statt, in Gegenwart des Unterpräfekten des Arrondissement, des Bürgermeisters der Stadt und zahlreicher Persönlichkeiten. Nach seiner Entfernung aus dem Grabgewölbe unter der Kapelle Saint-Léger wurde der Sarg in den Hof der Unterpräfektur gebracht - zur Untersuchung seines Inhalts, wie es in einem Protokoll ausführlich beschrieben ist: Die "Kiste" aus Blei bestand aus zwei Teilen und hatte eine Länge von 1 m 30, eine Breite von 30 Zentimetern und eine Höhe von 24 Zentimetern. Das eine Abteil enthielt die Überreste von Abaelard, darunter Knochenstücke vom Oberschenkel, vom Schienbein, mehrere Rippen, einen Großteil des Schädels und des Unterkiefers. Das andere Abteil enthielt die Überreste von Heloïsa, bestehend aus einem fast vollständig erhaltenen Kopf, einem in zwei Teile zerbrochenen Unterkiefer und dem Großteil der Knochen der Ober- und Unterschenkel und der Arme.

Wenn das Protokoll berichtet, dass die beiden schwarzen Marmorplatten mit den Grabinschriften von1701 und 1780 an Lenoir zusammen mit den Gebeinen ausgehändigt worden sind, so erwähnt es mit keinem Wort den Einbruch, der am 27. Januar zuvor durch die Kommissare, die im Auftrag des Innenministeriums den Sarg untersucht hatten, festgestellt worden war. Ihrer Erklärung zufolge sei der Deckel zerbrochen gewesen - derart, dass man mit einer Hand ins Innere gelangen konnte. Sie stellten fest, dass die Liste der Äbtissinnen und das Protokoll der Begräbniszeremonie von 1792 verschwunden waren. Vermutlich waren sie mit einigen Knochen von einem fanatischen Bewunderer geraubt worden.

In der Zeit des Terrors zerschlugen die Sansculotten die Statue der Heiligen Dreifaltigkeit - in ihren Augen ein Symbol für religiösen Okkultismus. Das Grab von Heloïsa und Abaelard mit den Gedenktafeln aus Marmor ließen sie in Ruhe - vermutlich, um die sensiblen Herzen nicht gegen sich aufzubringen oder sich den Grimm der Leute von Nogent zuzuziehen, die darauf stolz waren, in ihrer Stadt die Überreste d er beiden Eheleute zu haben.

Wie es auch sei, der Bleisarg blieb in Nogent. Den eigenen Angaben nach legte Lenoir die Knochen in eine Holzkiste, nachdem er vorher großzügig Knochenfragmente verteilt hatte. Der Friedensrichter wurde so Eigentümer eines Zahnes und eines Mittelfingerknochens von Heloïsa. Die Marmortafeln legte er ebenso in eine Holzkiste, dann packte er alles in seinen Wagen und fuhr nach Paris.

Und was geschah mit der Bleikassette, die aus dem Paraklet 1792 von den Leuten von Nogent mitgenommen worden war, und die dann während ihres Aufenthaltes in der Kirche Saint-Laurent zerbrochen und im Hof der Unterpräfektur zurückgelassen worden war? Wir wissen es leider nicht. Im Garten des Stadtmuseums von Nogent bemerkt man einen in zwei ungleiche Teile zerbrochenen Steinblock. Die Überlieferung sieht darin das Grab der zwei berühmten Persönlichkeiten vor der Überführung in den Bleisarg, aus dem Jahre 1780, der nach der Schließung der Abtei mitgenommen worden sei. Kann man dieser Hypothese glauben?

Über fast zwei Jahre verwahrte Alexandre Lenoir die Kiste mit den Gebeinen von Heloïsa und Abaelard in greifbarer Nähe. Schließlich wurde sie in eine Grabkapelle versenkt, die man zum Gedächtnis in einem der Gärten seines Museums der großen Menschen errichtet hatte. Zwischenzeitlich hatte er erneut an Liebhaber von Reliquien reichlich Knochenstücke ausgeteilt. Der Direktor des Nationalmuseums erhielt Reliquien, die er in einen Schrein legte, der von seinen Nachkommen nach Hanoi mitgenommen wurde, wo sich seine Spur verliert. Selbst Georges Sand, eine glühende Bewunderin des Ehepaares, erhielt etwas davon. Sorgfältig behütete sie den Schatz in Nohant, bis im Jahre 1980 ihre Erben ihn versteigern ließen.

Folgender Reliquienbesitzer konnte anderweitig ausgemacht werden: Baron Dominique Vivant Denon war am 4. Januar 1747 Chalon-sur-Saône geboren worden; er war französischer Kunstschriftsteller, Maler und Radierer und Gesandtschaftssekretär in Russland und Italien. Er begleitete 1798/99 Napoleon Bonaparte als Kriegszeichner nach Italien und Ägypten. Im Jahre 1804 wurde er Generalinspektor der Museen in Paris. Im Jahre 1815 trat Denon von seinem Posten als Museumsdirektor des Louvre zurück und pflegte seine häusliche Kunstsammlung, vor allem ein mittelalterliches Reliquiar: eine sonderbare Sammlung von irdischen Andenken und Überresten weltlicher Gestalten. Es enthielt: Splitter von den Gebeinen des Cid und seiner Gemahlin Jimena, aufgefunden in ihrem Grab in Burgos - Splitter von den Gebeinen der Heloïsa und des Abaelard, aus ihren Gräbern im Kloster Paraklet - Haar von Agnès Sorel, die in Loches beerdigt liegt, und von Ines de Castro aus Alcaboça - ein Teil des Schnurrbarts des französischen Königs Henri IV., der bei der Exhumierung der Königsleichname in Saint-Denis 1793 ganz aufgefunden wurde - ein Stück vom Leichentuch Turennes [des Marschalls von Frankreich] - Splitter von den Gebeinen Molières und La Fontaines - Haar des Generals Desaix. Zwei weitere Fächer in den Seitenwänden dieses Objekts enthalten zum einen die eigenhändige Unterschrift Napoleons, zum anderen ein blutbeflecktes Teil des Hemdes, das er bei seinem Tod trug, sowie eine Locke seines Haars und ein Blatt der Weide, unter der er auf der Insel St. Helena ruht. Höhe 16 Zoll, 3 Linien.  Dominique Vivant Denon starb am 27. April 1825 im Alter von achtundsiebzig Jahren in Paris.

Vor allem die Engländer zeigten ein großes Interesse an den Überresten und boten sehr bedeutsame Summen dafür an.

Im Jahre 1814 brachte der Verkauf des Gartens am "Mont de Piété" den Umzug des Mausoleums in einen anderen Abschnitt des Museums mit sich. Zwei Jahre später verlegte eine königliche Anordnung das Gelände und die Gebäude des Museums zur Schule der Schönen Künste. Ein erneuter Umzug wurde notwendig. Die Stadt Paris stimmte schließlich einem Transfer in den Friedhof PèreLachaise zu. Dort hatte Lenoir das Grabdenkmal "Aux victimes de l'amour", d.h. "für die Opfer der Liebe", errichtet. Die Zeremonie spielte sich am 16. Juni 1817 ab, mit einer großen Feier. Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche Saint-Germain-des-Prés begleitete eine große Menschenmenge die berühmten Überreste zum Friedhof. Die beiden getrennten Bahren wurden vorläufig in einer Kapelle niedergelegt, da man zuerst die Fertigstellung des neuen Mausoleums abwarten wollte. Man begrub die Gebeine schließlich am 6. November 1817, nach dem eine vierte offizielle Verifizierung stattgefunden hatte.

Seit dieser Zeit ruhen sie da, bei der Nummer 349 der ersten Sektion in der 8. Division des Friedhofs, am linken Ende der Allee, zwischen der Avenue Casimir Périer und dem Israelitischen Viertel. Zusammengesetzt aus verschieden Elementen, welche aus dem Paraklet, aus der Priorei Saint-Marcel, aus dem Collegial Saint-Denis und aus der Abtei von Royaumont stammen, bildet das Mausoleum eine Kapelle im neugotischen Stil, geschmückt mit dreipässigen Arkaden, getragen von dünnen Säulen mit korinthischen Kapitellen. Zwei liegende Figuren ruhen auf der Grabplatte, den Kopf gebettet auf Kissen mit Quasten und Kordeln. Sie stellen Abaelard und Heloïsa dar und wurden von De Seine gemeißelt, später von Beauvallet restauriert. Ein Hund liegt zu ihren Füßen und bezeugt ihre Treue und Liebe.

Ursprünglich trug der Sarkophag auf einer Seite die schwarze Tafel mit der Grabinschrift von 1701, gestiftet von Catherine de La Rochefoucauld, welche die Grabstele schmückte, die auf dem Grab des Paares im Paraklet errichtet worden war. Nach weitgehender Beschädigung wurde sie im Jahre 1913 durch eine andere aus weißem Marmor ersetzt, auf welche man den vorherigen Text übertrug. Das Dach des Mausoleums trägt vier hohe dreieckige Giebel, geschmückt mit Medaillons, Flachreliefen, durchbrochen von Rosetten. Darüber erhebt sich ein reichlich schwerer Glockenturm. Auf der Stirnseite bemerken wir zwei Medaillons. Nach Lenoir sollen sie Abaelard und Heloïsa darstellen. Ein Kalvarienberg erhebt sich in der Mitte. Auf der linken Seite steht Abaelard aufrecht. Zur Rechten trägt sein Schutzengel auf den Knien die Seele des Philosophen. Die gegenüberliegende Stirnseite ist mit zwei Rosetten und einem Flachrelief geschmückt. Dieses zeigt ebenfalls auf Wunsch Lenoirs hin die Bestattung Abaelards. Die Experten sehen darin einen der Söhne des Hl. Ludwig, der aus der Basilika Saint-Denis stammte. Vier Glockentürmchen in vorzüglicher Arbeit erheben sich in jeder Ecke des Denkmals.

Neun Transfers für Abaelard, acht für Heloïsa, fünf Wechsel des Sarges für den Erstgenannten, vier für die Zweitgenannte, fünf Überprüfungen ihrer Gebeine, eine unüberlegte Verteilung von Knochenfragmenten als Reliquien - wenige Paare haben ähnliche Plagen nach ihrem Tod erfahren. Ist es vorstellbar, dass ihr Exodus für immer beendet ist? Wir können es hoffen. Wünschen wollen wir es hingegen nicht! Nach all diesen Wechselfällen drängt sich noch eine letzte Reise auf: nämlich ihre Rückkehr zu dem Ort, an dem sie selbst bestattet werden wollten. Im Jahre 1800 führte die Bestimmung eines einzigen Mannes zu ihrem Umzug nach Paris. Selbst wenn unsere eigenen Anträge beim Bürgermeister von Paris bis zum heutigen Tag ohne Erfolg geblieben sind, können vielleicht andere Getreue, die besser geeignet, hartnäckiger oder überzeugender sind, erreichen, dass das Wenige, das von ihnen übrig geblieben ist, unter die Schatten des Paraklet zurückgebracht wird, damit sie ihrem eigen Wunsch entsprechend dort in Frieden ruhen können bis zur Wiederauferstehung.

Sicher, seit fast zwei Jahrhunderten erhalten sie im PèreLachaise die Zeichen von glühenden Bewunderern, die ständig die Gitter um das Mausoleum herum mit Blumen schmücken, Herzen mit ihrem umschlungenen Namen einritzen und Steinpyramiden an den Ecken aufhäufen. Lasst uns darauf wetten, dass dieselbe unermüdliche Treue sich auch im Paraklet zeigen würde, wo sie ja schon über sechseinhalb Jahrhunderte geruht hatten - umgeben von der Verehrung der Nonnen und von Generationen von Männern und Frauen, die durch ihr dramatisches Abenteuer gefühlsmäßig, intellektuell und spirituell gerührt worden sind.

17. Der Paraklet in der Neuzeit

Die Französische Revolution stellte einen Wendepunkt in der Geschichte des Paraklet dar. Die Überführung der Leichname von Heloïsa und Abaelard nach Nogent-sur-Seine, später nach Paris, die Zerstörung eines Großteil des Klosters verlagerten die Verehrung der beiden Liebenden zum Friedhof PèreLachaise. Die Besuche des Paraklet nahmen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark ab. In der Epoche der Romantik setzten sie wieder stürmisch ein - damals, als man vor Liebe starb, wo die Menschen Träume der Leidenschaft träumten, der tragischen Lieben, der extravaganten oder gar unmöglichen Abenteuer. Durch die Schriften von Lamartine oder Michelet, durch die lyrischen Werke weniger berühmter Autoren stimuliert, sammelten sich die sensiblen Herzen von neuem nachdenklich an den Orten, wo diejenige lebte, die in ihren Augen die zarteste Liebe verkörperte. Dorthin trugen die Maler ihre Staffeleien, zeichneten sie die Landschaft im gequälten Stil ihrer Epoche. Kupferstiche von der Abtei, die Heloïsa als perfekte romantische Heldin und Abaelard in amouröser Erstarrung darstellten, nahmen überhand. In den Schriftstücken der Zeit erschien dieser als egoistisch, eifersüchtig, eitel und lasch, unfähig, sein Leiden mit Mut anzunehmen, unwürdig einer so brennenden Liebe. Er blieb vergessen als Mönch und Reformator, als weiser Philosoph, als glänzender Meister der Gedanken.

Das Tal des Paraklet mit seinen ruhigen Hügeln, seinen waldigen Anhöhen, den steinigen Feldern und seinem lieblichen Bachlauf wurde sogar zur apokalyptischen Landschaft. Heloïsa seufzte dort, umringt von Ruinen, die ein tragisches Schweigen verbreiten, von dunklen Wäldern, wo ein düsterer Wind heult und pfeift, von Bergen mit steilen Flanken, voller schrecklicher Steine, aus denen sich wilde Sturzbäche ergießen, ein abstoßendes schreckliches Land voller wilder Tiere, wo sich zweifelsohne nachts zwischen den Gräbern die tonlose Stimme eines Gespenstes erhebt. "Oh je! Dies sind die Orte, wo ich als gefesselte Gefangene in Tränen über mein unglückliches Leben liege!" (Colardeau)

Die zeitgenössischen Schriftsteller teilten nicht immer diese Begeisterung für das Paar und die Schauplätze. Gustave Flaubert benutzte im Alter von 16 Jahren einen seiner Aufenthalte in seiner Familie in Nogent, um den Paraklet zu besuchen. Er schrieb an seinen Freund Ernest Chevalier: "Du hast mich darauf gebracht, dir eine detaillierte Beschreibung meiner Reise zum Paraklet zu geben, dem ehemaligen Wohnort der großen Heloïsa und des Meisters Abaelard, dieses groben und dummen Kerls, der von seinen Lieben nichts davongetragen hat als den Verlust eines Hodens." Wir wären glücklich, diese "detaillierte Beschreibung" zu kennen - sicher genau und farbig erzählt. Zweifelsohne hat der Autor der "Education Sentimentale" später dieses schroffe Urteil, das wir ihm wegen seiner Jugend verzeihen, bedauert. Er begab sich zumindest noch einmal zum Paraklet, wo er den Eigentümer traf. Denn in einem Brief an seinen Onkel Parain findet man folgende Passage: " Ich habe bei Monsieur Walckenaer eine einbändige Bibel gesehen, deren Herausgeber und Erscheinungsjahr ich wissen wollte. Als Bonnefant (der Ehemann seiner Cousine Olympe) den oben genannten Privatmann sah, war ich ihm sehr verbunden, die besagte Auskunft zu erhalten.

Im Jahre 1821 organisierten der General Pajol und seine Gattin die Andenkenspflege derart, dass die Orte auch ohne die berühmten Gebeine wieder Interesse fanden. 1868 errichtete der Nachfolger Charles Walckenaer - genannt Cassegrain - in Anspielung auf seinen Beruf als Müller eine Art Schutzdach über das vormalige Kirchenschiff der Klosterkirche. Zu Beginn des jetzigen Jahrhunderts baute es sein Enkel Charles-Marie in eine Kapelle um. Er setzte dem Westgiebel einen kleinen Glockenturm auf, erweiterte den Heizboden des Ostgiebels zur Apsis, wo er einen Altar aufstellte. Dieses Bethaus wurde mit Sondererlaubnis des Vatikan geweiht und erhielt den Status einer halböffentlichen Kapelle, die von Pfarrer von Quincey mit versehen wurde. Bis zum 2. Weltkrieg (1939-1945) organisierte die Familie Walckenaer dort alljährlich eine feierliche Fronleichnamsprozession, die durch die Alleen des Besitzes in Begleitung der Mitglieder der Nachbarpfarreien zog.

Ganz am Beginn der 20. Jahrhunderts erfuhr der Paraklet und seine Gründer erneut eine Epoche nachlassenden Interesses. Seitdem entführten die Gebildeten das menschliche Abenteuer des Ehepaares in das Feld der wissenschaftlichen Kritik und befreiten die authentische Geschichte von der künstlich geschaffenen Legende. Sie bezogen sich auf die Quellen, übersetzten den Briefwechsel mit wissenschaftlicher Akribie, unterzogen ihn einer rigorosen Analyse, studierten die Gedanken Abaelards, häufig von unveröffentlichten Texten ausgehend. Jeder der zwei Protagonisten fand sich in seinem exakten Zustand wieder. Charles de Rémusat im vorigen Jahrhundert und dann der bedeutende Mediävist Etienne Gilson widmeten ihnen bedeutende Studien. Charlotte Charrier, Régine Pernoud und zahlreiche angelsächsische Autoren veröffentlichten ausgezeichnete Biographien, wogegen sich Jeanne Bourin oder Suzanne Bernard von ihrem geplagten Leben und den von der Öffentlichkeit hochgeschätzten romantischen Beschwörungen inspirieren ließen.

18. Der Paraklet heute

 

Die folgenden Angaben müssen bezüglich ihrer topographischen Angaben aufgrund neuerer Erkenntnisse teilweise revidiert werden. Näheres hierzu findet sich: "Spurensuche: Der Paraklet früher und heute - Untersuchung zur Topographie des Paraklet"

Nach dem 1. Weltkrieg zeigte sich eine neuerliche Neugier für die berühmten Orte des ebenfalls berühmten Paares. Baron Walckenaer empfängt und führt dort noch heute jedes Jahr zahlreiche Besuchergruppen. Das Goldene Buch der Abtei bezeugt die Eindrücke, die von berühmten Literaten oder Politikern oder auch einfachen Besuchern hinterlassen wurden. Die Gesellschaft "Pierre du Paraclet" trägt mit zum Bekanntheitsgrad des Ortes bei. Volksfeste und Theatervorführungen ziehen eine breite Öffentlichkeit an.

Bis zum Jahre 1978 beschrieb die Departementstraße 442 Nogent-Troyes eine Kurve, die am "Maison Abbatiale" vorüberzog und einen direkten Zutritt durch das vergitterte Tor zur Hauptallee zuließ. Die Straßenbegradigung zwingt jetzt die Besucher, entweder das Innere des Landsitzes durch die Einfahrt des Bauernhofes zu betreten oder die Gebäude zu umrunden, um den Haupteingang durch den dem Verkehr noch zugänglichen Seitenweg zu erreichen. Wenn wir diesen Eingang benutzen, kommen wir durch eine von buschigen Platanen gesäumte Allee auf einen großen Platz, auf dem sich das von Catherine de La Rochefoucauld im 17. Jahrhundert errichtete Äbtissinnenhaus erhebt. (Datierung nicht haltbar; siehe oben) Dieses strenge, zweigeschossige Bauwerk mit seinen zwei geraden, mit roten Ziegeln umrahmten Fensterreihen besitzt auf seiner südlichen Seitenfassade eine Sonnenuhr aus Ockermalerei, welche den Blick auf sich zieht. Sie besteht aus zwei Teilen, für jedes Halbjahr. Beide sind durch gekrümmte Linien unterteilt, worauf jeweils eine in der Mondachse ausgerichtete Nadel zeigt und durch ihren Schattenwurf die jeweilige Tagesstunde anzeigt. Die äußersten Krümmungen entsprechen oben der Winter- und unten der Sommersonnenwende. Senkrecht, gegenüber jedem Stundenabschnitt stehen die 12 Tierkreiszeichen - von der Sonne während eines Jahres durchlaufen. Waagrecht erkennt man die 4 Elemente: Wasser, Erde, Luft und Feuer, mit dem Mond und den Planeten. Darüber liest man eine lateinische Inschrift: "Horas non numero nisi serenas", d.h., "Ich zähle nur heitere Stunden."

Das Innere des "Maison Abbatiale" betritt man über eine breite Freitreppe, zu der sich drei Fenstertüren öffnen. Die mittlere weist in eine Vorhalle, die einst als Sprechzimmer der Äbtissin diente. Zur Linken weisen die Doppeltüren in den Speisesaal, der von einer Küche und einem Büro fortgesetzt wird. Zur Rechten führen sie in einen Billardsaal, gefolgt von einem bedeutenden Salon, dann noch zu einem zweiten kleineren, den man von außen über eine Freitreppe und Fenstertür auf der Südseite betreten kann. Mit Ausnahme dieses letzten Salons und des Eingangs, welche mit einer kastanienbraunen Täfelung versehen sind, sind alle Täfelungen der Räume des Erdgeschosses grau. Mehrere Stiche aus dem 18. Jahrhundert, die als sehr romantische Arbeiten entweder die Abtei oder Heloïsa und Abaelard in verschiedenen Lebenslagen darstellen, hängen im kleinen Bibliothekssaal. Im Obergeschoss erlaubt ein langer Gang den Zutritt zu 6 Zimmern und zum Dachgeschoss. Er führt im rechten Winkel noch zu Wohnräumen im hinteren Flügel und zur dortigen Bibliothek. Dieser Flügel stammt von einer Vorgängerkonstruktion aus dem 17. Jahrhundert und enthält im Erdgeschoss die alten Küchengewölbe des Klosters mit ihrem Innenbrunnen, der auf die Frühzeit der Abtei zurückreichen könnte. Als Baron Walckenaer im Jahre 1835 das Anwesen kaufte, war dieser Trakt noch um ein weiteres Gebäude verlängert, wo sich im Erdgeschoss das Refektorium der Nonnen und im ersten Stock die 24 Zellen befanden. Der Baron ließ das vom Verfall bedrohte Gebäude abreißen.

Im Hinterhof, in einem engen Winkel der Gebäude, befindet sich ein sehr schöner Brunnen aus dem 13. Jahrhundert mit einem innen runden, außen achteckigen Brunnenhaus, das mit einem Froschkopf verziert ist. Dieser wurde nach dem 1. Weltkrieg von der Einfriedung nahe dem "Basse-Cour" hierher zurückversetzt. Die Holzapparatur, die man noch auf alten Stichen erkennen konnte, wurde durch ein elegantes Eisenwerk, das ihn noch heute krönt, ersetzt.

Eine weite Lichtung öffnet sich in Verlängerung des Hofes, umsäumt von hochstämmigen Bäumen verschiedener Sorten; an seiner Südseite führt eine Allee ins Unterholz. Zu Beginn führt ein enger Weg zur Krypta, wo die Leichen von Heloïsa und Abaelard bis zu ihrer Verlegung nach Nogent-sur-Seine ruhten.

(Der Quellenlage nach ist dies nicht ganz sicher. Möglicherweise lag das "Petit Moustier" viel weiter nördlich, nahe am ehemaligen Lauf des Ardusson.)

Wenn wir vom linken Flügel des Äbtissinnenhauses einem Waldweg folgen, überqueren wir auf einer kleinen Brücke den Ardusson, dessen Bett von Charles Walckenaer-Cassegrain zur Trockenlegung der Sümpfe ausgehoben worden war. Wir kommen zu einer kleinen Scheune aus dem 12. Jahrhundert, welche mehrfach im Laufe der Zeit ausgebaut wurde. (Datierung nicht sicher) Unmittelbar daneben steht die alte Mühle, die kurz vor dem 1. Weltkrieg in ein Wohnhaus umgewandelt wurde. Sie ist über dem geschickt kanalisierten Ardusson erbaut, der mit seinem Wassergefälle die Schaufelräder antreibt, welche die Motorkraft für ein Getreidemahlwerk, das bis 1888 funktionierte, lieferten. Oberhalb des Wehres enthält die Mühlmauer einen zerbrochenen Bogen, welcher ins 12. Jahrhundert zurückreichen könnte. (Dieser Bogen ist heute nicht mehr nachweisbar.) Hinter der Mühle, zwischen dem linken Bachufer und der alten Scheune, beim heutigen Waschhaus, hatte der Überlieferung nach Abaelard seine erste Schilfhütte und etwas später sein kleines Oratorium der Heiligen Dreifaltigkeit, bzw. des Heiligen Geistes errichtet. (Diese Angabe stimmt keinesfalls. Zu Abaelards Zeiten existierte der Ardussonkanal nicht. Das Urbett des Ardusson verlief mäandrisierend und viel weiter südlich!) Charles Cassegrain durchzog sein Eigentum mit Drainagegräben, welche das Sumpfgelände trockenlegten. Flussaufwärts erhöhte und stabilisierte er die Ufer des Ardusson mit zurück gewonnener Erde, dann verstärkte er die Ufer durch Anpflanzung einer langen Reihe von Taxodien, einer besonders kahlen Zypressenart. Eine Mühlbrücke überquerte den Bach nahe der Mühle. Zu ihrer linken Seite, zwischen dem rechten Ufer und der hohen Klostermauer, lag der Gemüsegarten, der in einen gepflasterten Weg auslief, genannt "Weg der Abtei", unter welchem die Wasser des Ardusson zwischen zwei Brückenbögen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts hindurch flossen. Ein anderer Garten mit dem Namen "Le Roucy" befand sich einst jenseits der Klostermauer. Er ist heute aufgegeben und mit Buschwerk überwachsen. Wenn man dem Weg weiter folgt, gelangen wir zu Feldern, welche zur Linken durch den Wald von La Chaume und zur Rechten durch den Wald von La Goquignolle begrenzt werden. Hinter diesen sanft ansteigenden Feldern steigen wir hinüber zur Ebene von Saint-Aubin, vor der Anhöhe der Wälder von Pont-sur-Seine, deren Rücken auf 210 m ansteigen.

Kehren wir jetzt zum Gutshof zurück. Errichtet an der Südseite der Domaine - bilden seine Gebäude ein Viereck, welches einst auf seiner West- und Südseite von der Departementstraße gesäumt wurde, die von Nogent-sur-Seine nach Troyes über Marigny Le Chatel führt. Im Inneren des geräumigen Hofes erhebt sich der schöne Taubenturm, dessen Inneres mit 100 Flugöffnungen versehen ist. Wenn wir den Hof durch die Einfahrt zur Departementstraße betreten, ist er von Gebäuden in folgender Reihenfolge umgeben: Der alte Pferdestall, der Schweinestall, die Scheune, der Schafstall im Rückflügel. Im Dach sind noch 4 schöne Dachfenster mit vorspringendem Gebälk, in einer Ecke führt eine Treppe in demselben Stil auf den Dachboden hinauf. Jede der beiden Ecken der langen westlichen Außenmauer wird von einem runden Eckturm flankiert, Diese verleihen dem ganzen Ensemble ein mittelalterliches Aussehen. Im ersten Gebäude zur Rechten liegen die Schmiede und Werkzeugmagazine. Das Wohnhaus liegt im rechten hinteren Winkel. Es diente als Wohnung für den Großknecht, als Charles Walckenaer-Cassegrain persönlich die Bewirtschaftung leitete, dann wohnten hier die weiteren Pächter bis 1956. Dieses ursprünglich eingeschossige Haus wurde mehrfach umgebaut. 1888 stockte es der Eigentümer um eine Etage auf, 1956 verlängerte er es Richtung Südosten um ein Rückgebäude. Eine lange und geräumige Futterscheune mit bemerkenswertem Gebälk schließt den Hof auf der Ostseite ab.

An seinem Ende erhebt sich - ein wenig zurückgesetzt - ein Gebäude mit dem Namen "Cellier aux Moines", das vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt. (Diese Datierung ist nach neuerer Analyse nicht haltbar. Die Gewölbeform lässt auf das 16. Jahrhundert zurück schließen, die Brandspuren sogar auf einen Wiederaufbau im 17. Jahrhundert)  Er beinhaltet im Erdgeschoss ein Gewölbe, das man durch ein Tor zwischen zwei wichtigen Strebepfeilern betritt, welche den Druck der Mauern zurückhalten und eine Art Schiff bilden, das in 5 Gewölbejoche unterteilt ist und an den Gewölbefirsten Gurtbögen in voller Wölbung besitzt. Ein seltsames Dachfenster aus Mauerwerk, dreieckig gedeckt, lockert den Dachstuhl auf, den man über eine Außentreppe betritt. Zwischen der Scheune und dem Erdgeschoss des Kellers fließt ein künstlicher Bachlauf, der auf 600 m Länge von Charles Walckenaer-Cassegrain gegraben worden war, um den Wassertrog und vor allem ein Wehr zu versorgen, das zur Erntezeit die Dreschmaschine zum Drehen brachte.

Rechts von "Cellier aux Moines" bildet eine schöner Gebäudekomplex aus roten Ziegeln und weißen Steinen einen Winkel zurück nach Osten; er trägt den Namen "Basse-Cour". Das Erdgeschoss diente als Werkzeuglager, als Hühner- und Schweinestall. Im ersten Stock wohnte das Gesinde. Das Geflügel verfügte über eine großes Areal zwischen den Gebäuden und dem Bach, wo sich noch heute Enten und Gänse prusten. Auf dem linken Ufer zeichnen sich in einem weiten Garten "à la française" schöne Reihen von Zwergbuchsbäumen ab.

Außer dem "Cellier aux Moines" und dem Taubenturm datieren alle Wirtschaftsgebäude aus dem 17. Jahrhundert. Ein Brand im Jahre 1605 hatte alle Scheunen und Ställe, die Weinpresse und Holzstöße des 12. und 13. Jahrhunderts zerstört. Wenn wir uns auf die Kostenaufstellung aus dem Jahre 1614 beziehen, nahm der Wiederaufbau - zum derzeitigen Zustand - 2 Jahre in Anspruch.

Kaum mehr eine Spur findet sich vom Nonnenfriedhof, der in einer Einfriedung im Garten "Le Roucy" auf dem rechten Ufer des Ardusson lag. Auf drei Seiten von Mauern umschlossen, öffnete er sich zum gepflasterten Weg hin, der den Klosterbezirk im Westen der Abtei verlängerte.

(Es ist unklar, woher diese Angaben stammen. Die frühen Grablegen des Paraklet lagen in der ersten Abteikirche, im Kreuzgang, im "Petit Moustier" - die Grabstätte der Gründer! - und im daneben liegenden Friedhof. Sämtliche Orte lagen somit südlich, nicht nördlich des Ardusson.)

Die dem Dreifaltigen Gott geweihte Kapelle, die von den Schülern Abaelards errichtet worden war, erhob sich der Überlieferung nach zur Linken der Departementstraße 442 in einem Winkel, wo heute noch ein Schuppen - kurz vor dem Eintreffen am Bauernhof - liegt, an einem Ort mit dem Namen: "Le Petit Gerbier", d.h., "der kleine Garbenhaufen".

(Quellen unklar, Lokalisation unwahrscheinlich!)

Der "Cellier aux Moines" in der Verlängerung der Gutshofgebäude unterstreicht - wir haben es bereits hervorgehoben - die Hypothese, dass unmittelbar in der Nähe des Klosters Mönche weilten. Handelte es sich um eine richtige Mönchsgemeinschaft mit mit ihren typischen Strukturen? Kein Dokument erlaubt diese Annahme. Nur die Existenz einer Art Presbyterium, eines Pfarrhauses, wo sich Mönche und Laienbrüder, die in Diensten der Abtei standen, aufhielten, erscheint wahrscheinlich. Der Traum Abaelards, nahe beim Paraklet einen Männerkonvent einzurichten, der das Amt der materiellen und geistigen Unterstützung des Frauenklosters übernahm, hatte sich also nicht einmal zur Hälfte erfüllt.

Seit nunmehr 9 Jahrhunderten bleibt der Paraklet für uns ein Ort der Erinnerung - trotz des Verschwindens des Klosters und der Entfernung der Asche des berühmten Paares, welchem er seine Bekanntheit verdankt. Weiterhin hält er eine der dramatischsten Liebesgeschichten in uns wach, die je auf diesem Erdball von einem Mann und einer Frau durchlebt wurden. Ganz zu schweigen von jenem anderen und nicht weniger grausamen Drama in ihren Gedanken und in ihrer Seele, das sie noch tiefer zerrissen hat als das Abenteuer des Herzens.

Mögen diese Seiten zu einer besseren Kenntnis der Personen und der Orte, die sie auf immer verbinden, beitragen!


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