Sic et non - Ja und nein

aus: Petri Abaelardi SIC ET NON,
herausgegeben von Ernst Ludwig Henke und Georg Stephan Lindenkohl,
Theologisches Seminar Philippinum, Marburg 1851

 
© Werner Robl, 2001

Vorbemerkungen zum Inhalt des Werkes

 
Im 11. Jahrhundert hatte die europäische Christenheit tiefe Verunsicherung ergriffen. Der Investiturstreit hatte die kirchliche Orthodoxie inhaltlich geschwächt, die Wiederentdeckung der antiken Philosophie, vor allem der Dialektik, zu einem Hinterfragen selbst unumstößlicher Glaubensinhalte geführt. Viele selbsternannte Philosophen und Theologen traten auf die gesellschaftliche Bühne, beriefen sich in ihren Lehren häufig auf divergierende Bibelstellen und verschiedene kirchliche Autoritäten und unterwarfen sie dem eigenen Kalkül. Eine Fülle von häretischen Lehren machte sich in Europa breit. Dies bewirkte eine tief greifende Verunsicherung bei weiten Kreisen der Bevölkerung. Abaelard versuchte, auf die zahlreichen offenen Fragen eine Antwort zu finden und er tat dies auf seine zukunftsweisende, geradezu revolutionäre Weise: Erstmalig in der Geschichte der Christenheit versuchte er, die theologischen Streitfragen vernunftsorieniert, d.h. nach den Gesetzen der Logik, zu behandeln. Unter Einbeziehung aller zugänglichen Textstellen der Bibel, der Kirchenlehrer, aber erstmalig auch der nichtchristlichen antiken Philosophen, vollunterzieht er die christliche Lehre einer kritischen Revision - mit Hilfe der Dialektik und des methodischen Zweifels. Mit seiner Methodenlehre wird Abaelard später in inhaltlichem Sinne zum Vater der Scholastik und letztlich der europäischen Wissenschaft überhaupt. Im Vorwort zu seiner Materialsammlung Sic Et Non, die in ihrer Erstfassung wohl in seine Zeit als Paraklet-Eremit fällt, stellt er die neue Methodik vor:

Man sammle möglichst umfassend alle diskussionsfähigen Textstellen - collatio - des Alten und Neuen Testamentes, der Heiligen, der Kirchenlehrer, leite daraus nach der Regel der menschlichen Vernunft - ratio - eine zugrundeliegende Fragestellung ab - quaestio -, anschließend unterziehe man sie einer eingehenden Prüfung - inquisitio. Dabei erlaube der methodische Zweifel am Wahrheitsgehalt - dubitatio - einzelner Textstellen eine Auslese: Man prüfe die Echtheit einer Schriftstelle, berücksichtige, ob schon seitens des Autors eine Relativierung an anderer Stelle oder zu späterem Zeitpunkt - retractatio - erfolgt sei, dann unterscheide man, ob es sich um eine gewichtige Lehrmeinung - sententia - oder um eine beiläufige Ansicht - opinio - handele, und inwieweit Übereinstimmung mit dem Kirchenkanon vorliege oder nicht. Hilfreich sei die Behandlung von widersprüchlichen Aussagen - verba et sententiae - nach den Regeln der Dialektik, unter Analyse der Wortbedeutungen - significatio - und der Sprachanwendung - usus loquendi. Der Versuch der Wahrheitsfindung unterliege aber auch einer entsprechenden ethischen Einstellung; entscheidend sei nicht der Irrtum - error -, sondern die Lauterkeit der inneren Absicht - intentio. Höchster Wahrheitsgehalt sei bei der Bibel - sancta scriptura - und den Worten Christi - veritas - selbst anzunehmen. Abschließend leite man aus dem Geprüften - probatum - den grundsätzlichen Aussagegehalt - veritas - soweit als möglich ab, und erreiche so eine Lösung der vormaligen Widersprüche - solutio controversiarum.

Abaelard hatte weder die Absicht, die christliche Lehre durch den Primat der Vernunft aus den Angeln zu heben, noch die Autorität der Orthodoxie in Frage zu stellen - ganz im Gegenteil. Und dennoch erzeugte sein unerhörtes Vorgehen bei vielen kirchlichen Würdenträgern höchste Verunsicherung und Ablehnung. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten...

 

Vorbemerkungen zur vorliegenden Werkübersetzung

 
Victor Cousin, Inhaber des Philosophischen Lehrstuhl der Universität Paris und somit direkter Nachfolger Abaelards, gab im Jahre 1836 die bislang nur in verschiedenen Codices vorliegenden Schriften Abaelards erstmalig in Druckform heraus - Ouvrages inédits d'Abélard pour servir à l'histoire de la philosopie scolastique en France, publiés par M. Victor Cousin, Paris, 1836. Hierin fand sich auch eine stark verkürzte Fassung von Sic et non. Eine zweite Veröffentlichung im Jahre 1849 - Petri Abaelardi Opera, ed. Victor Cousin adiuvantibus C. Jourdain et E. Despois, Parisiis, 1849 - erbrachte leider auch keine Vervollständigung. Da entschlossen sich zwei Deutsche, Ernst Ludwig Theodor Henke, Doktor der Theologie und Mitglied des Theologischen Seminars Philippinum an der Universität Marburg, sowie sein Adlatus Georg Stefan Lindenkohl, im Jahre 1851 zu einer ersten lateinischen Gesamtausgabe von Sic et non. Dies war möglich, weil auch in Deutschland ein uralter Codex des Buches und anderer Werke Abaelards aus dem Kloster Tegernsee existierte, der später an die Münchener Nationalbibliothek - Bibliotheca Monacensis - gekommen war. Aus ihm hatte bereits Heinrich Rheinwald ein paar Jahre zuvor Abaelards Werk der Theologia Christiana herausgegeben. Ernst Ludwig Henke durfte diesen Codex intensiv studieren: Der Münchner Codex umfasste 105 Blätter und entsprach wohl ziemlich genau Abaelards Werk, da er auch weitere, von Abaelard in Sic et non erwähnte Werke enthielt, so das Dekret des Gelasius - eher von Pseudo-Dionysius oder einem noch früheren Autor stammend -, außerdem viele andere Schriftstücke, u.a. auch die erwähnten Retractationes Augustini. Henke gab - nach Entdeckung zahlreicher Abweichungen zur Veröffentlichung Cousins - die in Teilübersetzung unten stehende kritische Werksausgabe in lateinischer Sprache heraus. Ein Reprint im Jahre 1981 machte die folgende Übersetzung möglich.

Seit 2000 ist auch eine weitere kommentierte deutschsprachige Übersetzung des Prologs im Handel erhältlich: Cornelia Rizek-Pfister: Petrus Abaelardus, Prologus in 'Sic et non'. In: Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik. Band 1: Sinnvermittlung. Hrsg. v. Paul Michel und Hans Weder. Zürich, Pano, 2000.

 

 

Einleitung des Peter Abaelard zu Sic Et Non (Ja und Nein)

Der Geist Gottes spricht durch die Heiligen zu uns.

Wenn in der außerordentlichen Menge der Worte auch manche Aussagen der Heiligen nicht nur verschieden, sondern sogar widersprüchlich erscheinen, so darf man nicht leichtsinnig über diese urteilen, durch die die Welt selbst beurteilt wird, so wie geschrieben steht: "Die Heiligen werden die Völker richten." Und weiterhin: "Auch ihr werdet zu Gericht sitzen." Wir wollen uns dennoch nicht anmaßen, sie der Lüge zu beschuldigen oder wie Irrende zu verachten, über die Christus, die WAHRHEIT selbst, gesagt hat: "Wer euch hört, hört mich; wer euch verachtet, verachtet mich." Wir wollen uns unserer Schwäche besinnen und glauben, dass eher uns die Gnade der Einsicht fehlt, als ihnen die Gnade des Schreibens gefehlt hat. Hat doch über sie die Wahrheit gesagt: "Es seid nämlich nicht ihr, die ihr sprecht, sondern der Geist eures Vaters, der in euch spricht." Was wundert es also, dass wir gerade diese Schriften nicht durchschauen, wenn doch derselbe Geist fehlt, durch den dieses geschrieben und diktiert und den Schreibern verinnerlicht worden ist.

Die Vielfalt der Worte und Schriften gibt zu Fehldeutungen Anlaß.

Dies zu erreichen, daran hindert uns am meisten die ungewöhnliche Art der Sprache und die divergierende Bedeutung der Ausdrücke, wo doch bald in dieser, bald in jener Bedeutung ein und derselbe Begriff auftaucht. Freilich verfügt ein jeder von ihnen über ein Übermaß an Sinnbedeutungen und Worten. Nach Cicero ist bei allem die völlige Übereinstimmung die Mutter der Sattheit. Sie erzeugt nur Überdruss. Deshalb sollte man auch bei ein und demselben Sachverhalt die Worte selbst abwechseln und nicht alles mit gewöhnlichen und zugänglichen Worten entblößen. Wie sagt der Selige Augustinus: "Dies ist nur deswegen verdeckt, damit es nicht schal wird, und es ist umso willkommener, mit je größerer Mühe man es erforscht und je schwieriger man es sich aneignet."

Die Fallstricke der Sprache werden durch klare und anschauliche Formulierung vermieden.

Oft auch müssen die Worte ausgetauscht werden, wegen der Unterschiedlichkeit derer, mit denen wir reden. Kommt es doch vor, dass die Eigenbedeutung der Worte manchen unbekannt oder weniger gebräuchlich ist. Wollen wir jedoch mit diesen gehörig zur (kirchlichen) Lehre sprechen, müssen wir mehr auf die praktische Anwendung als auf die sprachliche Eigentümlichkeit bedacht sein, wie uns Priscianus, der führende Grammatiker und Rhetoriker, lehrt. Hierauf hat auch der Heilige Augustinus, der versierteste Kirchenlehrer, geachtet. Denn im 4. Buch über die christliche Lehre unterweist er den Lehrer und ermahnt ihn, all jenes, was die Einsicht der Gesprächsteilnehmer behindert, zu übergehen und Zierrat und Eigenheit der Rede zu verachten, denn ohne sie könne er leichter zum Verständnis gelangen. Er sagt: "Wer lehrt, solle sich nicht darum kümmern, mit welcher Beredsamkeit dies geschieht, sondern mit welcher Anschaulichkeit! Liebendes Begehren verzichtet auf zu feinsinnige Worte. Daher der Spruch zu einem solchen Stil des Gesprächs: Es stecke darin eine gewisse Art von sorgfältiger Nachlässigkeit." Und ebenso: "Gute Lehrer soll ein solcher Lehrstil kennzeichnen: Das Wort soll so verkündet werden, dass es nicht der üblichen Gelehrtensprache entspreche, sondern eher der üblichen Sprache der Ungebildeten. Denn in der lateinischen Sprache sei es zwangsläufig schwer verständlich und doppeldeutig, wird es dagegen nach der Sitte des Volkes verkündet, werden Doppeldeutigkeit und Geheimniskrämerei vermieden. Man hat doch unsere Übersetzer der Schrift nicht verdrossen, 'de sanguinibus', d.h. vom Blut, in der Mehrzahl zu sprechen, denn man hat es für sachdienlich zu halten, diesen Begriff an dieser Stelle in den Plural zu setzen, obwohl er doch im Lateinischen fast ausschließlich in der Einzahl verwendet wird. Warum sollte es dann den Lehrer verdrießen, den in der Religion unkundigen Leuten den Begriff 'ossum' (Gebein) lieber als den Begriff 'os' (Gebein oder Gesicht) vorzusetzen, damit sie diese Silbe von 'ossa' (Plural von 'os' in der Bedeutung Gebein) und nicht von 'ora' (Plural von 'os' in der Bedeutung Gesicht) her begreifen? Was nützt die Reinheit der Sprache, wenn die Einsicht des Hörenden nicht folgt? Denn es gibt überhaupt keinen Anlass zum Gespräch, wenn die, wegen deren Einsicht wir sprechen, doch nicht begreifen, was wir sprechen. Wer also unterrichtet, wird alle Worte vermeiden, die nicht aufklären." Und ebenso: "Es spricht für eine ausgezeichnete Begabung, in den Worten den Wahrheitsgehalt zu lieben und nicht die Worte selbst. Was nützt ein goldener Schlüssel, der nicht eröffnet, was wir wollen? Oder was steht einem hölzernen Schlüssel entgegen, wenn er nur seinen Dienst tun, wo wir doch nur zu öffnen suchen, was verschlossen ist?"

Nur Gott erkennt und versteht alles.

Wer sähe nicht, wie unbesonnen es ist, wenn einer über Gefühl und Verstand des anderen richtet, wenn nur Gott allein die Herzen und Gedanken offen stehen. Er ruft uns von solchem Vorurteil zurück und spricht: "Richtet nicht und ihr werdet nicht gerichtet werden." Und der Apostel sagt: "Richtet nicht vor der Zeit, bis der kommt, der Licht ins verborgene Dunkel bringt und die Absichten der Herzen offen legt." Wie wenn er offen sagte: In Derartigem vertraut ihm das Urteil an, der allein alles kennt und auch gerade die Gedanken durchschaut. Dementsprechend und in Bezug auf seine Mysterien steht über das Osterlamm treffend geschrieben: "Wenn etwas zurückbleibt, so soll es vom Feuer verzehrt werden." Das heißt: Wenn es etwas an den göttlichen Mysterien gibt, das zu begreifen wir nicht wert sind, behalten wir es lieber dem Geist, durch den es geschrieben worden ist, vor, damit er es auslege, als uns selbst leichtfertig an die Auslegung zu machen.

Warnung vor den Apokryphen, vor Schreib- und Übersetzungsfehlern

Wenn uns etwas von den Sprüchen der Heiligen so vorgesetzt wird, als ob es widersprüchlich oder der Wahrheit entfremdet sei, so müssen wir sorgfältig aufpassen, uns nicht durch eine falsche Überschrift oder die Verderbtheit des Schriftstückes selbst täuschen zu lassen. Die meisten Apokryphen sind mit den Namen der Heiligen überschrieben, damit sie an Gewicht gewinnen. Außerdem ist auch manches in den Abschriften der göttlichen Zeugnisse durch Fehler der Schreiber verdorben. Deshalb hat uns Hieronymus, der zuverlässigste Schreiber und wahrhaftigste Übersetzer der Heiligen Schrift, mit folgenden Worten ermahnt, als er an Laeta über die Unterweisung der Tochter schrieb: "Sie soll sich vor allen Apokryphen in Acht nehmen. Und wenn sie sie nicht in Bezug auf die Wahrheit der Glaubenssätze, sondern aus Ehrfurcht vor den Zeichen lesen will, so soll sie wissen, dass sie nicht von denen stammen, deren Namen in der Überschrift steht, und man sehr umsichtig sein muss, Gold im Morast zu suchen." Derselbe Hieronymus spricht auch über den 77. Psalm wegen der Inschrift, die da lautet "Asaph", folgendermaßen: "Es steht geschrieben bei Matthäus: Als der Herr in Gleichnissen gesprochen hatte, und jene sie nicht begriffen etc. 'Dies ist geschehen, sagte er, damit erfüllt werde, was geschrieben steht beim Propheten Jesaias: Ich werde in Gleichnissen meinen Mund auftun.' Die Evangelien halten dies bis heute so bei. Doch nicht Jesaias spricht dies, sondern Asaph." Ein anderes Beispiel: "Deshalb wollen wir einfach erklären, warum bei Matthäus und Johannes geschrieben steht, dass der Herr in der sechsten Stunde gekreuzigt worden sei, bei Markus jedoch, in der dritten Stunde. Es handelt sich um einen Fehler, der beim Abschreiben des Evangeliums entstanden ist; auch bei Markus war die sechste Stunde vermerkt. Aber viele hielten das "Gamma" für ein griechisches Episemon (Name dreier Zeichen in der altgriechischen Schrift, die in klassischer Zeit nicht mehr als Zahlwort, sondern als Zahlzeichen verwendet wurden, entsprechend ihrer Stelle im ursprünglichen Alphabet) - genauso, wie es ein Fehler der Schreiber war, statt Asaph Jesaias zu schreiben. Wir wissen nämlich, dass die Kirche größtenteils von unkundigen Heiden gebildet worden ist. Wenn sie also im Evangelium lasen: "Damit erfüllt werde, was beim Propheten Asaph geschrieben steht", so hat jener, der als erster das Evangelium abschrieb, zu fragen begonnen: 'Wer ist dieser Prophet Asaph?' Er war dem Volk nicht bekannt. Und was hat er gemacht? Um einen vermeintlichen Irrtum auszumerzen, hat er einen neuen Irrtum begangen. Etwas ähnliches kann man zu einer anderen Stelle bei Matthäus sagen: "Er hat - so sagt er - 30 Silberlinge, den Preis des Geschätzten, genommen, so wie es beim Propheten Jeremia geschrieben steht." Bei Jeremia können wir dies ganz und gar nicht finden, dagegen bei Zacharia. Man sieht also, dass hier wie dort ein Fehler vorgelegen hat. Wenn selbst in den Evangelien manches durch die Unkenntnis der Schreiber entstellt worden ist, so darf es nicht verwundern, wenn dasselbe in den Schriften der späteren Kirchenväter, die in weitaus geringerem Ansehen stehen, manchmal passiert. Wir finden in den Schriften der Heiligen hin und wieder etwas in Missklang zur Wahrheit. Da ist es fromm, zur Demut passend und der Nächstenliebe geschuldet, die "alles glaubt, alles hofft, alles erträgt", dass man nur schwer Mängel bei denen vermutet, die sie umfängt, und dass man diese Schriftstelle entweder für nicht zuverlässig übersetzt oder verdorben hält, oder ihre Unverständlichkeit eingesteht.

Die Heiligen haben nicht alles abschließend und entgültig formuliert.

Meiner Meinung nach muss man genauso darauf achten, ob es sich um Berichte aus den Schriften der Heiligen handelt, die entweder von ihnen selbst anderorts widerrufen und - nach Erkenntnis der Wahrheit - verbessert worden sind, so wie es der Heilige Augustinus an sehr vielen Stellen gehandhabt hat. Oder ob die Lehrer ihren Lehrsatz mehr nach der Ansicht anderer als nach der eigenen verkündet haben, so wie das Buch Ecclesiastes widersprüchliche Sätze verschiedener Lehrer anführt - der Prediger wird in der Tat für einen Unruhestifter gehalten, wie im vierten Buch der Dialoge der Heilige Gregor bezeugt. Oder ob sie die Fragenden eher in der offenen Frage zurücklassen haben, als sich eindeutig festzulegen, so wie es der vorher erwähnte ehrwürdige Gelehrte Augustinus nach eigener Darstellung in der Veröffentlichung über die Genesis (zum Buchstaben) getan hat. Daran hat er im ersten Buch seiner Widerrufe erinnert: "In diesem Werk, so sagt er, finde sich mehr Hinterfragtes als Gefundenes, und von letzterem stehe ziemlich wenig wirklich fest, alles andere aber sei so dargelegt, dass man bislang danach forschen müsse."

Oft wurde bewußt Wahres mit Ketzerischem oder Irrtümlichem verwoben.

Wir wissen, wie der Selige Hieronymus bezeugt, dass es bei den rechtgläubigen Lehrern durchaus üblich gewesen ist, in ihren eigenen Kommentarien auch einige allerschlimmste Ansichten der Ketzer den eigenen Sätzen beizufügen. Denn in ihrem Streben nach Vollständigkeit empfanden sie Freude darüber, nichts von dem Althergebrachten übergangen zu haben. Deshalb sagt Hieronymus in einem Antwortschreiben an den Heiligen Augustinus, von dem er wegen seiner Auslegung einer Stelle im Brief des Apostels Paulus an die Galater heftig gerügt wurde: "Du fragst, warum ich in den Kommentarien zum Brief des Paulus an die Galater gesagt habe, dass Paulus an Petrus nicht das habe tadeln können, was er selbst getan hatte. Und du fügst hinzu, die Nachahmung der Apostel sei nicht vergebliches Bemühen, sondern richtig. Ich solle nicht die Unwahrheit lehren. Hierauf antworte ich dir: Deine Klugheit sollte sich der bescheidenen Einleitungsworte meiner Kommentarien erinnern: Ich bin im Gefühl meiner eigenen Schwäche den Kommentarien des Origenes gefolgt. Jener Mann hat zum Brief des Paulus an die Galater ganze Schriftrollen verfasst. Übergehen möchte ich meinen sehenden Didymus und Apollinaris aus Laodicea, der neulich die Kirche verlassen hat, und den alten Ketzer Alexander, die auch selbst einige Kommentarien zu diesem Thema hinterlassen haben. Ich habe dies alles gelesen und das meiste in meinem Kopf angehäuft; dann habe ich meinen Schreiber kommen lassen und das Meinige, aber eben auch Fremdes diktiert." An anderer Stelle: "Deine Unterweisung zielte auf die Frage ab, ob das, was wir geschrieben haben, von den Griechen stamme. Falls nicht, würdest du meine eigene Meinung missbilligen, vor allem, weil ich bereitwillig im Vorwort gestanden habe, den Kommentarien des Origenes gefolgt zu sein, und Eigenes wie Fremdes diktiert zu haben. Damit würde ich es dem Gutdünken des Lesers überlassen, ob er es billigen oder verwerfen wolle." Zweifelsohne haben so auch der Heilige Hilarius und manch andere Heilige vieles aus den Schriften des Origenes und anderer Irrlehrer unter ihre eigenen Sätze gemischt. Sie haben uns dabei jedoch eher die Ansicht anderer als eine festgelegte Lehrmeinung präsentiert. Dies ist jedoch nicht durch sie selbst, als vielmehr später durch andere bekannt geworden. Deshalb sagt auch der erwähnte Lehrer Hieronymus zum Priester Vigilantius, um sich zu entschuldigen, weil er die Sprüche des Origenes manchmal verwendet oder übertragen habe: " Wenn dies ein Verbrechen ist, muss auch der Bekenner Hilarius beschuldigt werden, der die Auslegung der Psalmen und die Homelien zu Hiob aus dessen Büchern übertragen hat." Dass wir freilich manches in Anweichung von der Wahrheit oder im Widerspruch zu den Schriften der anderen Heiligen finden, müssen wir eher dem Origenes als dem Hilarius anlasten. Macht doch auch Hilarius hier keinen Unterschied. Derartig ist auch jenes: Der erste Psalm kann vom Kopf her kaum einem Autor zugeschrieben werden, es muss aber im Allgemeinen akzeptiert werden, dass er von irgendeinem anderen Gerechten stammt. Auch Hieronymus hat dies in der Darstellung mancher Psalmen so gehandhabt, wobei er in ähnlicher Weise dem Origenes folgte. Zweifelsohne hat auch Origenes - wie er selbst bezeugt - manches mit großen Irrtümern Behaftetes nach der Ansicht wieder anderer vorgetragen. Hieronymus hat sich in einem Schreiben an den Priester Avitus folgendermaßen über Origenes selbst geäußert, wobei er viele Irrtümer aufführte, die dieser in seinen Büchern "Über die Anfänge" begangen hat: "Nach so ruchloser Erörterung, mit der er die Seele des Lesers verletzt hat, handelt es sich hierbei unserer Meinung nach nicht um unumstößliche Glaubensinhalte, sondern nur um offene Fragen oder Entwürfe, sodass sie doch keineswegs fehlerfrei erscheinen." Gerade der oben erwähnte Hieronymus hat gesagt, dass er Eigenes wie Fremdes oft diktiert habe, um es dem Gutdünken des Lesers zu überlassen, ob er es billigen oder tadeln wolle. Auch der Heilige Augustinus gesteht, er habe beim Widerruf oder der Korrektur vieler Aussagen in seinen Werken dort vieles mehr nach der Ansicht anderer als nach der eigenen Lehrmeinung dargelegt. Selbst manche Stellen im Evangelium scheinen mehr aus menschlicher Sicht als nach dem tatsächlichen Wahrheitsgehalt gesprochen zu werden. Zum Beispiel wird Joseph auch von der Mutter des Herrn selbst nach Ansicht und Brauch des Volkes "Vater Christi" genannt. So sagt sie: "Ich und Dein Vater haben Dich voller Schmerzen gesucht!"

Auch die Natur gibt uns scheinbar Richtiges vor.

Nennen wir doch auch das, was wir dem bloßen Anblick nach wahrnehmen, bald "Sternenhimmel", bald nicht; oder bald "heiße Sonne", bald aber auch nicht; oder bald "zu- oder abnehmender Mond", bald aber auch "Neumond". Dabei bleiben all diese Phänomene, die uns nicht immer gleich erscheinen, doch auf immer und ewig konstant. Und der Apostel gibt freimütig zu, dass er in sehr Vielem den Worten derjenigen, die ihn in Frage stellten, gefolgt sei, entgegen seinem eigenen Gefühl. So an jener Stelle: "Wir sind Narren um Christus willen, ihr aber seid klug in Christus." Ebenso sagt auch der Apostel, Melchisedech sei "ohne Vater oder Mutter oder Stammbaum, er habe weder einen Anfang noch ein Ende der Tage". Was die Schrift nicht lehrt, ist freilich unserer Kenntnis verborgen, unabhängig vom wirklichen Sachverhalt. Auch Samuel soll in einem Trugbild der Pythonissa erschienen sein, nicht so sehr gemäß der Wahrheit als vielmehr in Form einer Vorspiegelung, die den Betrachtern einen falschen Eindruck verschaffte. Wie sich nämlich der Heilige Augustinus erinnert, ist jenes Trugbild Samuel genannt worden, weil es die Ähnlichkeit zu Samuel ausdrückte; so wie auch einer sagte, er habe in den Träumen Rom gesehen, weil er dessen Abbild vor seinem innere Auge hatte.

Auch die Dichter und Philosophen formulieren oft kompliziert und fehlerhaft.

Auch die poetischen und philosophischen Schriften teilen das meiste dem Dafürhalten nach mit und legen gleichsam in Wahrheit fest, was dennoch klar und vollständig von der Wahrheit anweicht. Wir erinnern an jenen Spruch Ovids: "Fruchtbarer ist immer die Saat auf fremden Äckern, und das Vieh des Nachbarn hat immer das größere Euter." Auch wenn Boethius im vierten Buch der Topiken Akzidenz und Substanz die zwei ersten Arten von Dingen genannt hat, hat er lieber auf die subjektive Meinung als auf den Wahrheitsgehalt geblickt. Dass aber auch die Philosophen das Allermeiste mehr nach den Ansichten der anderen als nach der eigenen Lehrmeinung vorgebracht haben, das bestätigt M. Tullius Cicero mit klaren Worten im zweiten Buch über die Pflichten: "Wenn Gerechtigkeit auch ohne Klugheit genügend Ansehen hat, so trägt Klugheit ohne Gerechtigkeit dagegen nichts zur Schaffung von Vertrauen bei. Je verschlagener und schlauer einer ist, umso missgünstiger und verdächtiger ist er, wenn erst einmal der Glaube an seine Rechtschaffenheit entfallen ist. Deshalb wird Gerechtigkeit, gepaart mit Intelligenz, in beliebigem Maße sich das Vertrauen der Mächte verschaffen können. Gerechtigkeit ohne Klugheit vermag viel. Aber ohne Gerechtigkeit ist Klugheit ohne Wert. Unter allen Philosophen steht fest, und so ist es auch von mir oft erörtert worden, dass der, der die eine Tugend hat, letztlich auch über alle anderen verfügte. Ich werde jetzt noch genauer unterscheiden: Könnte einer, selbst wenn er nicht klug ist, doch gerecht sein? Es ist das eine, wenn die Wahrheit selbst in der Erörterung genau untersucht wird, das andere, wenn die Rede allen angepasst wird. Deshalb sprechen wir so wie das Volk, sodass wir sagen, die einen seien tapfer, die anderen tüchtig und wieder andere klug. Volkstümliche und gebräuchliche Wörter müssen wir verwenden, wenn wir sprechen."

Über die Naturphänomene - Schein und Wirklichkeit

Schließlich ist es beim täglichen Gespräch üblich, nach dem Urteilsvermögen der leiblichen Sinne das meiste anders mit Worten zu belegen, als es sich in der Wirklichkeit verhält. Obwohl nämlich auf der ganzen Welt kein Ort gänzlich leer ist, so dass er weder von Luft oder einem anderen Körper ausgefüllt wäre, nennen wir dennoch eine Kiste völlig leer, in der wir nichts erblicken. Wenn wir die Dinge nach dem, was die Augen erblicken, beurteilen, nennen wir bald den Himmel sternenübersät, bald fast gar nicht, bald den Mond mehr oder weniger oder bald gar nicht leuchtend, während diese dennoch in der Sache immer gleich bleiben, obwohl sie uns nicht immer gleich erscheinen. Kein Wunder also, wenn auch von den Heiligen Vätern manches mitunter mehr dem subjektiven Eindruck nach, als der Wahrheit nach, vorgetragen oder geschrieben worden ist.

Unterschiedliche Darstellung wegen unterschiedlicher Absicht

Sorgfältig muss auch diskutiert werden, wenn von demselben Thema Unterschiedliches gesagt wird, was auf die verfasste Lehre, was auf den Sündenerlass in Vergebung oder auf die Ermahnung zur Vollkommenheit abzielt, damit wir entsprechend der Unterschiedlichkeit der Absichten ein Mittel gegen den Widerspruch suchen. Wenn es sich aber um eine Vorschrift handelt, kommt es ganz darauf an, ob sie allgemeingültig oder nur teilweise gültig ist, d.h. an alle gemeinsam oder nur an einige im Besonderen gerichtet ist. Unterscheiden muss man auch die Zeiten und die Gründe der Erlasse, weil man oft etwas zu dem einen Zeitpunkt verboten findet, was zu anderem Zeitpunkt erlaubt war. Und was zur Strenge öfters eingeschärft wird, wird durch einen Nachlass manchmal gemäßigt. Dies aber bei den Kirchengesetzen und kanonischen Regeln sauber auseinander zuhalten, ist notwendig. In den meisten Fällen wird sich eine leichte Lösung für die Gegensätze finden, wenn wir die dieselben Worte, die von den verschiedenen Verfassern in unterschiedlichen Bedeutungen eingesetzt worden sind, rechtfertigen können.

Der Primat der älteren Autorität

Der umsichtige Leser wird danach streben, auf allen vorgenannten Weisen die Widersprüche in den Schriften der Heiligen zu lösen. Wenn aber vielleicht ein  Widerspruch so offensichtlich ist, dass er durch keine vernünftige Überlegung gelöst werden kann, müssen die Autoritäten zugezogen werden, und vor allem das beibehalten werden, was von höherer Beweiskraft und größerer Bestätigung ist. Daher kommt jener Ausspruch des Isidor an den Bischof Massio: "Am Ende des Briefes aber muss meiner Ansicht nach noch angefügt werden, dass, sooft in den Konzilsberichten ein widersprüchlicher Satz gefunden wird, mehr der Lehrsatz dessen festgehalten werden soll, dessen Ansehen als das ältere und würdigere herausragt."

Auch die Propheten sind Täuschungen erlegen.

Bekanntlich haben auch die Propheten selbst bisweilen der Gnade der Prophezeiung entbehrt und sie haben manches Falsche bei der Weissagungspraxis durch ihren eigenen Geist hervorgebracht, da sie glaubten, den Geist der Prophezie zu haben. Das war ihnen zur Bewahrung der Demut erlaubt, damit sie so freilich umso wahrer erkannten, was durch den Geist Gottes und was durch ihren eigenen Geist hervortrat; und dass sie diesen Geist, der weder lügen noch getäuscht werden kann, nur als Geschenk besaßen, wenn sie ihn hatten. Dieser Geist, so man ihn hat, bringt nicht alle Gaben einem einzigen und er erleuchtet nicht in Allem den Verstand dessen, den er erfüllt, sondern er enthüllt bald dieses, bald jenes, und während er das eine eröffnet, verbirgt er das andere. Dies erklärt der Selige Gregor in der ersten Homilie über Ezechiel mit klaren Beispielen. Auch der Apostelfürst selbst, der durch so viele Gaben der göttlichen Gnade und Wunder erglänzte, sei nach jener ihm eigens vom Herrn zugestandenen Ausgießung des Heiligen Geistes, der seinen Schülern alle Wahrheit lehrt, in einen relativen Irrtum verfallen, und zwar bezüglich der Beachtung der Beschneidung und anderer alter Bräuche. Doch als er von seinem Mitapostel Paulus ernsthaft und heilsam in der Öffentlichkeit verbessert worden war, schämte er sich nicht, von dem verderblichen Trugbild abzulassen. Kein Wunder, dass - wenn selbst die Propheten und Apostel bekanntermaßen nicht völlig frei von Irrtum waren - in den vielfältigen Schriften der Heiligen Väter Manches aus oben erwähntem Grund Irriges vorgebracht und aufgeschrieben erscheint.

Die Absichtsethik: Falsches wird erst zur Lüge durch die böse Absicht.

Und dennoch darf man die Heiligen nicht der Lüge beschuldigen. Denn sie schätzten zwar manches anders ein, als es sich in Wahrheit verhielt, aber sprachen doch nicht aus Doppelzüngigkeit, sondern aus Unwissenheit. Und es darf nicht Voreingenommenheit und Sünde unterstellt werden, wenn etwas aus Liebe und zur Erbauung gesagt wird. Bekanntlich unterscheidet der Herr alles nach der Absicht, so wie geschrieben steht: "Wenn dein Auge aufrichtig ist, wird dein ganzer Körper licht sein!" Von daher jenes Wort des Heiligen Augustinus in der Abhandlung über die kirchliche Lehre: "Habe die Liebe und mache, was du willst." Ebenso über den Brief des Johannes: "Wer die Liebe nicht hat, ist nicht aus Gott. Habe, was immer du willst. Wenn du nicht die Liebe hast, nützt es dir nichts. Wenn du anderes nicht hast, habe die Liebe und du hast das Gesetz erfüllt." Ebenso: "Einmal also wird dir folgende kurze Lehre erteilt: Liebe und tue, was du willst." Ebenso, über die christliche Lehre, Buch 1: "Jeder, der die göttlichen Schriften oder auch nur einen beliebigen Teil von ihnen begriffen zu haben meint, und er errichtet nicht durch diese Einsicht die doppelte Liebe zu Gott und zum Nächsten, hat die Schriften doch noch nicht begriffen. Und wer daraus einen Lehrsatz verkündet hat, der der Errichtung dieser Liebe förderlich ist, und dennoch nicht das sagt, was der, den er liest, an jener Stelle nachgewiesenermaßen gemeint hat, der irrt nicht schlimm und lügt überhaupt nicht. Denn in jeder Lüge steckt der vorsätzliche Wille zur Falschaussage." Derselbe gegen die Lüge: "Lügen, das ist die falsche Bedeutung des Wortes, verbunden mit dem Vorsatz, zu täuschen." Und derselbe im Enchiridion: "Keiner darf vollends der Lüge bezichtigt werden, wer Falsches sagt, doch Wahres meint. Denn er wird - was ihn betrifft - selbst getäuscht und täuscht nicht seinerseits. Deshalb darf man denjenigen nicht der Lüge, allenfalls der Unbesonnenheit beschuldigen, der Falsches allzu unvorsichtig glaubt und für wahr hält. Ganz im Gegenteil - es lügt eher jener, der als wahr verkündet, was er für falsch hält. Was sein Gewissen anbetrifft, und er sagt er nicht das, was er empfindet, so spricht er nicht wahr, auch wenn sich seine Aussage als wahr herausstellt. Und keineswegs frei von Lüge ist der, welcher mit dem Mund unwissentlich die Wahrheit spricht, wissentlich und willentlich aber lügt." Ebenso: "Jeder, der lügt entgegen seiner inneren Überzeugung, spricht mit der Absicht, zu täuschen." Derselbe über die Evangelien im zweiten Buch: "Was Jakob aber auf Veranlassung der Mutter getan hat, um dem Anschein nach den Vater zu täuschen, ist, wenn man es sorgfältig beachtet, keine Lüge, sondern ein Mysterium." Denn ein wahrhafter Sinn kann keineswegs richtigerweise Lüge genannt werden. Eine Lüge versteht unser geistlicher Lehrer mehr als Sünde nach der Absicht des Sprechenden als nach der Beschaffenheit der Rede. Der Herr, der uns auf Herz und Nieren prüft, wägt ab, wobei er nicht so sehr darauf achtet, was geschieht, als darauf, in welcher Gesinnung es geschieht. Ein jeder bleibt freilich von ihm unbehelligt, je nachdem, ob er aufrichtig und frei von Lug und Trug und ohne Doppeldeutigkeit spricht, wo doch geschrieben steht. "Wer aufrichtig einhergeht, geht verlässlich." Andernfalls müsste man auch den Apostel Paulus der Lüge bezichtigen, der mehr seiner Einschätzung als der Wahrheit in der Sache gefolgt ist, als er im Römerbrief schrieb: "Wenn ich nun solches vollendet und ihnen den Ertrag zugeschrieben habe, werde ich von euch nach Spanien ziehen." So ist es das eine, zu lügen, jedoch wieder etwas anderes, im Sprechen zu irren, und von der Wahrheit in den Worten durch Irrtum, nicht durch Boshaftigkeit abzuweichen. Wenn dies Gott - wie gesagt - gelegentlich auch den Heiligen selbst zugesteht - denen, deren Glaube unbeschädigt ist - so geschieht dies auch nicht jenen fruchtlos, denen alles zum Guten wird.

Die Aussagen der Kirchenlehrer dürfen hinterfragt werden.

Auch die Kirchenlehrer selbst haben hierauf sorgfältig geachtet und hielten manches in ihren Werken für verbesserungswürdig. Deshalb haben sie ihren Nachfahren die Erlaubnis zugestanden, zu verbessern oder nicht zu folgen, wenn es ihnen nicht selbst vergönnt war, etwas erneut zu behandeln oder zu verbessern. Deshalb hat der oben genannte Lehrer Augustinus im 1. Buch seiner Widerrufe gesagt: "Es steht geschrieben, dass man beim vielen Sprechen Fehler macht." Ebenso: Der Apostel Jakobus hat gesprochen: "Jeder Mensch muss schnell im Zuhören, jedoch bedächtig beim Sprechen sein." Ebenso: "Denn wir erregen alle mannigfaltig Anstoß. Wer im Wort nicht Anstoß erregt, der ist ein vollkommener Mann. Ich maße mir nun diese Vollkommenheit nicht einmal heute an, da ich ein alter Mann bin. Um wie viel weniger damals, als ich als junger Mann zu schreiben begonnen habe." Derselbe im Prolog zum 3. Buch über die Dreifaltigkeit: "Richte dich nicht nach meinen Briefen wie nach den kanonischen Schriften; bei letzteren glaube fest, woran du nicht glaubtest, als du es fandest. Halte aber nicht fest an dem Meinigen, was du nicht für sicher hieltest, es sei denn, du habest es jetzt als gewiss eingesehen." Derselbe zu Vincentius Victor im zweiten Buch: "Ich kann und darf nicht in Abrede stellen, dass es - gerade wie bei meinem Charakter - so vieles gibt in meinen bescheidenen Werken, das durch ein gerechtes Urteil, aber ohne Unbedachtheit, angeschuldigt werden kann." Ebenso im Brief an Vincentius: "Sammle nicht, Bruder, Verleumdungen gegen so eindeutige göttliche Zeugnisse aus den Schriften der Bischöfe, sei es aus den unseren oder aus denen des Hilarius, Cyprian und Agrippin. Denn diese Art von Schriftstücken müssen von der kanonischen Autorität unterschieden werden. Sie werden nämlich nicht so gelesen, dass aus ihnen ein Zeugnis abgelegt werde, gegen das man nicht anderer Meinung sein dürfe, wenn diese Männer doch hin und wieder etwas anderes wissen, als die Wahrheit erfordert." Derselbe zu Fortunatianus: "Die Erörterungen von beliebigen, wenngleich auch katholischen und lobpreisenden Menschen dürfen wir nicht als kanonische Schriften ansehen, so dass es uns nicht erlaubt wäre - unbeschadet der Ehrerbietung, die wir ihnen schulden - , etwas an ihren Schriften zu missbilligen oder zu verschmähen, wenn wir darauf kommen, dass sie etwas anderes als die Wahrheit empfunden haben. Ich bin ein solcher in den Schriften anderer, wie ich will, dass die Leser in meinen Schriften sind." Derselbe gegen Faustus, erstes Buch, Kapitel 11: "Es sei fern von uns zu sagen, Paulus habe einst geirrt und im Fortschritt seine Meinung geändert. Denn über diese Bücher kann man sagen, sie enthalten etwas ohne Einklang, welche nicht in der Lehrautorität, sondern als Übung zum inneren Fortschritt von uns geschrieben werden." Ebenso: "Wir gehören zu denen, von denen der Apostel sagt: Auch wenn ihr in etwas anderer Auffassung seid, Gott wird es euch offenbaren." Diese Art von Schriften muss man nicht aus Notwendigkeit, zu glauben, sondern in der Freiheit, zu urteilen, lesen.

Bestätigung der kirchlichen Autorität: Die kanonischen Schriften sind unanfechtbar.

Damit nicht der Platz versperrt, und die äußerst heilsame Bemühung um Stil und Sprache den Menschen späterer Zeit bei der eingehenden Behandlung schwieriger Fragen genommen wird, hat man vor den Büchern der Nachfahren die herausragende kanonische Stellung des Alten und Neuen Testamentes herausgestrichen. Wenn dort etwas gleichsam Unverständliches steht, so darf man nicht sagen: Der Verfasser dieses Buches hat nicht die Wahrheit beibehalten. Sondern vielmehr: Die Handschrift ist fehlerhaft. Oder: Der Übersetzer hat geirrt. Oder: Du hast es nicht begriffen. Wenn wir dagegen in den Werken der Nachgeborenen, die in unzähligen Büchern vorliegen, etwas deshalb für nicht wahrheitsgetreu halten, weil es nicht so, wie es gesagt ist, verstanden wird, hat dort dennoch der Leser oder der Zuhörer das freie Urteil darüber, zu billigen, was gefallen hat, oder zu missbilligen, was Anstoß erregt hat. Alles ist derartig, dass das, was dort erörtert oder erzählt worden ist, überhaupt so sei oder habe geschehen können, wenn es nicht durch sichere Logik oder durch jene kanonische Autorität verteidigt wird. Wenn etwas missfallen hat, oder man es nicht hat glauben können, so wird man deswegen nicht gerügt. Deshalb nennt er die kanonischen Schriften des Alten und Neuen Testamentes Beweismittel. Die Behauptung, sie wichen von der Wahrheit ab, ist ketzerisch. Über diese Schriften ruft derselbe im vierten Brief an Hieronymus ins Gedächtnis: "Auch in deiner Auslegung des Paulus-Briefes an die Galater finden wir manches, das uns viel zusetzt. Wenn nämlich in den heiligen Schriften allzu bereitwillig übernommene Unwahrheiten stecken, was wird ihnen dann noch an Autorität bleiben? Welche Lehrmeinung soll denn aus jenen Schriften verkündet werden, durch deren Gewicht die streitsüchtige und ruchlose Falschheit vernichtet werden wird?" Derselbe an denselben über dieselben Schriften: "Wie mir scheint, so glaubt man auf die unheilvollste Weise, dass in den Heiligen Büchern eine Lüge stecke. Das heißt, dass die Menschen, durch welche uns jene Schrift dargeboten und verfasst worden ist, Lügen in ihren Büchern verbreitet hätten. Denn wenn erst einmal bei einem solchen Gipfel der Autorität irgendeine beflissene Lüge zugelassen wird, wird kein Bruchteil an jenen Büchern bleiben, der nicht - wie es jedem erscheinen wird - als zu schwierig für die Moral, als zu unglaublich für den Glauben und gerade als äußerst verderblich für die Absicht und den Dienst des Verfassers registriert wird."

Kritisches Lesen der nicht-kanonischen Schriften ist erlaubt.

Auch der Selige Hieronymus hat, wenn er unter den Kirchenlehrern manche allen anderen vorzog, uns geraten, sie so zu lesen, dass wir sie mehr kritisch als unkritisch lesen. Deshalb sein Rat an Laeta in Bezug auf die Unterweisung ihrer Tochter. Er sagt. "Sie soll die Werke des Cyprianus immer in der Hand behalten. Die Werke des Athanasius und das Buch des Hilarius soll sie ohne Anstoß durchlaufen. Sie lasse sich erfreuen durch ihre Abhandlungen und ihren Verstand. In ihren Büchern schwanke die Frömmigkeit im Glauben nicht. Alle anderen lese sie so, dass sie sie mehr kritisch beurteile als ihnen folge." Derselbe sagt beim 86. Psalm, wobei er gleichsam diesen allen die Autorität völlig entzieht: "Der Herr wird in der Schrift der Völker und der Fürsten nennen, die in ihr gewesen sind. Er begnügt sich nicht mit 'der Völker', sondern sagt auch 'der Fürsten'; und welcher Fürsten? 'Die gewesen sind.' Ihr seht also, wie die Heilige Schrift voll heiliger Geheimnisse ist. Wir lesen die Stimme des Apostels: "Ihr sucht wohl einen Beweis dessen, der in mir spricht, Christus?" Was Paulus spricht, spricht Christus (wer aber euch aufnimmt, nimmt mich auf) in den Schriften der Fürsten, in der Schrift der Völker, die geschrieben ist für alle Völker. Seht, was er sagt: 'Die gewesen sind' und nicht 'Die sind'; damit - die Apostel ausgenommen - alle späteren Äußerungen abgetrennt würden und nicht weiter von Einfluß seien. Wie heilig also einer nach den Aposteln auch sei und wie redegewandt, er solle keine Autorität haben." Derselbe an Vigilantius: "Jeder, der die Werke vieler Verfasser gelesen hat, muss handeln wie ein erprobter Geldwechsler und überprüfen, ob eine Münze Falschgeld ist oder nicht das Bild des Kaisers trägt oder nicht als gültige Währung gekennzeichnet ist. Die Münze aber, die das Antlitz Christi im hellen Licht trägt, möge in den Geldbeutel des Herzens gelegt werden." Nicht die vorgefasste Meinung des Lehrers soll also abgewogen werden, sondern der Vernunftsgehalt der Lehre, so wie geschrieben steht: "Prüft alles; und was gut ist, behaltet." Dies bezieht sich jedoch auf die Kommentatoren, nicht auf die kanonischen Schriften, denen unzweifelhafter Glaube gebührt. Derselbe hat zu Paulinus über die heiligen Lehrer gesagt, zur Stelle "Ein guter Mensch wegen des guten Herzensschatzes": Schweigend übergehe ich alle Verstorbenen oder noch Lebenden, über welche in beiden Fällen nach uns andere urteilen werden."

Erklärung des methodischen Prinzips: Collatio, Quaestio, Interrogatio, Inquisitio, Dubitatio

Nach diesen Vorbemerkungen folgen wir unserem Vorhaben und sammeln - soweit erinnerbar - alle divergierenden Äußerungen der Kirchenväter. Sie ziehen aus dem Missklang, den sie zu haben scheinen, die Hinterfragung  - quaestio - nach sich und verhelfen den jungen Lesern zu höchstem Eifer, die Wahrheit zu suchen - inquisitio -, damit sie aus der Hinterfragung scharfsinniger werden. Als erster Schlüssel zur Weisheit gilt doch die beharrliche und wiederholte Frage  - interrogatio. Aristoteles, jener klarsichtigste aller Philosophen, hat in in seiner Vorlesungsschrift ad aliquid die Studenten ermahnt, die Befragung  - interrogatio -  sich mit ganzem Sehnen einzuverleiben. Er sprach: "Vielleicht aber ist es schwierig, sich über derartige Dinge verbindlich zu äußern, es sei denn, man hat sie sich des Öfteren wieder vorgenommen. Man wird gut daran tun, sie in einzelnen Punkten anzuzweifeln."

DURCH ZWEIFELN NÄMLICH KOMMEN WIR ZUM HINTERFRAGEN. DURCH DAS HINTERFRAGEN ABER ERFAHREN WIR DIE WAHRHEIT.

Hierzu hat auch die WAHRHEIT selbst gesagt. "Suchet, und ihr werdet finden. Klopfet an, und es wird euch aufgetan." Die WAHRHEIT hat uns auch durch ihr eigenes Beispiel sittlich belehrt, nämlich als sie mit etwa 12 Jahren sitzend und fragend im Kreise der Schriftgelehrten gefunden wurde, wobei sie uns zuerst die Gestalt des Schülers durch die Befragung zeigte, dann erst die des Lehrers durch die Predigt. Und dies, obwohl sie doch gerade die volle und vollendete Weisheit Gottes ist.

Darstellung der nicht benutzten Quellen (Kanonische Schriften, Retractationes Augustini)

Wenn aber nun einige Aussagen der Heiligen Schrift angeführt werden, mögen sie umso mehr den Leser fesseln und zur Wahrheitssuche anleiten, je mehr das Ansehen der Schrift selbst anempfohlen wird. Deshalb haben wir beschlossen, diesem unserem Werk, das wir aus den Sprüchen der Heiligen zusammengestellt und in einen Band vereinigt haben, jenes Dekret des Papstes Gelasius über die authentischen Bücher voranzustellen, damit erkenntlich wird, dass wir hier nichts aus den Apokryphen angeführt haben. Wir haben außerdem Auszüge aus den Widerrufen des Heiligen Augustinus beigefügt, aus denen klar werde, dass hier nichts von dem angeführt wird, was er selbst widerrufend verbessert hat.

Ende des Prologs

Es beginnen die von demselben (Abaelard) gesammelten Sätze, die widersprüchlich erscheinen. Wegen dieser Widersprüchlichkeit hat er selbst diese Sentenzensammlung SIC ET NON - Ja und Nein - genannt.

Fragensammlung

1. Dass der menschliche Glaube durch Vernunftgründe ergänzt werden müsse, und im Gegenteil.
2. Dass sich der Glaube nur auf Nicht-Erscheinendes beziehe, und im Gegenteil.
3. Dass es keine Erkenntnis über Nicht-Erscheinendes gebe, und im Gegenteil.
4. Dass man nur an Gott allein glauben dürfe, und im Gegenteil.
5. Dass Gott nicht einzeln sei, und im Gegenteil.
6. Dass Gott dreigeteilt sei, und im Gegenteil.
7. Dass in der Dreifaltigkeit nicht mehr ewige Personen genannt werden dürfen, und im Gegenteil.
8. Dass keine Vielzahl von Dingen in der Trinität vorliege, und dass die Trinität nicht etwas Ganzes sei, und im Gegenteil.
9. Dass Gott keine Substanz sei, und im Gegenteil.
10. Dass Gott zu allem zu zählen sei, d.h., dass er etwas Einzelnes von allen sei, und im Gegenteil.
11. Dass die göttlichen Personen sich gegenseitig unterscheiden, und im Gegenteil.
12. Dass in der Dreifaltigkeit der eine eins sei mit dem anderen, und im Gegenteil.
13. Dass Gottvater die Ursache des Sohnes sei, und im Gegenteil.
14. Dass der Sohn ohne Ursprung sei, und im Gegenteil.
15. Dass Gott sich nicht gezeugt habe, oder dass auch nach der Göttlichkeit der Sohn gemacht oder geschaffen worden sein soll, oder dass durch eine gewisse Vorrangigkeit oder Autorität der Vater vorangehe, und im Gegenteil.
16. Dass der Sohn von Vater gezeugt werden soll und dennoch nicht gezeugt sei, und im Gegenteil.
17. Dass der Vater allein ungezeugt sein soll, und nicht.
18. Dass die ewige Zeugung des Sohnes erzählt oder gewußt oder begriffen werden könne, und nicht.
19. Dass über die ewige Zeugung des Sohnes jenes angenommen werden müsse: "ego hodie te genui" (Ich habe dich heute gezeugt), und im Gegenteil.
20. Dass der erste Psalm über Christus angenommen werden müsse, und nicht.
21. Dass jenes Wort "eructavit cor meum verbum bonum" (Mein Herz hat ein gutes Wort ausgeworfen) über die Zeugung des Sohnes angenommen werden müsse, und nicht.
22. Dass der Sohn allein nicht von der Substanz des Vaters sei, und im Gegenteil.
23. Dass "spiritus domini ferebatur super aquas" (Und der Geist des Herrn schwebte über den Wassern) als ein Wort über den Heiligen Geist begriffen werden müsse, und nicht.
24. Dass der Heilige Geist auch Vater und Sohn genannt werden könne, und nicht.
25. Dass auch die Philosophen die Dreifaltigkeit wie das Wort Gottes geglaubt haben, und nicht.
26. Dass Gott über das Vorherwissen urteile, und nicht.
27. Dass die Vorhersehung Gottes der Grund für den Ausgang der Dinge sei, und nicht.
28. Dass nichts aus Zufall geschehe, und im Gegenteil.
29. Dass die Vorbestimmung Gottes nur im Guten angenommen werden müsse, und nicht.
30. Dass Sünden auch Gott gefallen mögen, und nicht.
31. Dass Gott auch der Grund oder Urheber der Übel sei, und nicht.
32. Dass Gott alles könne, und nicht.
33. Dass man Gott nicht widerstehen könne, und im Gegenteil.
34. Dass Gott nicht die freie Entscheidung habe, und im Gegenteil.
35. Dass dort, wo das Wollen Gottes fehle, auch das Können Gottes fehle, und im Gegenteil.
36. Dass Gott tue, was immer er wolle, und nicht.
37. Dass nichts gegen den Willen Gottes geschehe, und im Gegenteil.
38. Dass Gott alles wisse, und nicht.
39. Dass die Werke der Menschen nichts sind, und im Gegenteil.
40. Dass Gott auch von der Stelle bewegt werde oder ortsgebunden sei, und nicht.
41. Dass es Gott selbst sei, der den alten Vätern erschien, und nicht.
42. Dass allein der Sohn in den Engeln einst erschien, und nicht.
43. Dass kein geschaffener Geist von der Stelle bewegt werde, und im Gegenteil.
44. Dass allein Gott ohne Körper sei, und nicht.
45. Dass Gott durch körperliche Bilder nicht dargestellt werden dürfe, und im Gegenteil.
46. Dass die Engel vor dem Himmel und der Erde oder allen anderen Kreaturen geschaffen worden seien, oder dass alle Engel gleich und glücklich geschaffen worden seien, und nicht.
47. Dass vor der Erschaffung des Menschen der Engel gefallen sei, und im Gegenteil.
48. Dass die guten Engel wie die Heiligen die Sicht Gottes genössen und alles wüssten, und nicht.
49. Dass alle Stände der himmlischen Geister im allgemeinen Engel genannt würden, und nicht.
50. Dass im himmlischen Leben keiner vorankomme, und im Gegenteil.
51. Dass die ersten Eltern als sterbliche geschaffen worden seien, und im Gegenteil.
52. Dass Adam außerhalb des Paradieses geschaffen worden sei, und im Gegenteil.
53. Dass die Sünde Adams größer gewesen sei, und nicht.
54. Dass die erste Sünde des Menschen nicht von der Überredung des Teufels her ihren Anfang nahm, und im Gegenteil.
55. Dass Eva allein verführt worden sei, nicht Adam, und im Gegenteil.
56. Dass der Mensch seine freie Entscheidung durch die Sünde verloren habe, und nicht.
57. Dass Adam auf dem Kalvarienberg bestattet worden sei, und im Gegenteil.
58. Dass Adam gerettet worden sei, und im Gegenteil.
59. Dass Maria an der ihr versprochenen Geburt gezweifelt habe, und nicht.
60. Dass das Wort Gottes in der Gebärmutter der Jungfrau gleichzeitig Seele und Fleisch angenommen habe, und nicht.
61. Dass Joseph Maria für eine Ehebrecherin gehalten habe, und nicht.
62. Dass Christus bei geschlossener Gebärmutter der Jungfrau geboren sei, und im Gegenteil.
63. Dass Christus dem Fleisch nach aus dem Stamme Juda stamme, und nicht.
64. Dass Gott nicht die Person, sondern die Natur des Menschen angenommen habe, und im Gegenteil.
65. Dass der Sohn Gottes sich verändert habe, indem er Fleisch geworden sei, und nicht.
66. Dass Gott und der Mensch in Christus Teile zu sein scheinen, und nicht.
67. Dass Christus gleichsam als Gott nicht Kreatur genannt werden darf, und im Gegenteil.
68. Dass Christus gemäß dem Fleisch gemacht worden sei, und im Gegenteil.
69. Dass der Sohn Gottes vorherbestimmt worden sei, und im Gegenteil.
70. Dass Gott verringert werden könne, und im Gegenteil.
71. Dass auch gemäß der Göttlichkeit der Sohn geringer als der Vater erscheine, und im Gegenteil.
72. Dass Christus nach dem Körper auch nicht gewachsen sei, und im Gegenteil.
73. Dass das Menschsein Christi nicht in der Weisheit gewachsen sei, oder dass er nur soviel gewusst habe wie die Göttlichkeit, und im Gegenteil.
74. Dass Christus leiblich gesalbt gewesen sein soll, und nicht.
75. Dass in Christus der, der der Sohn Gottes sei, nicht jener sei, der der Menschensohn sei, oder dass der, der ewig sei, nicht der, der zeitlich sei, und im Gegenteil.
76. Dass das Menschsein Christi den Tag des Gerichtes nicht gekannt habe, und nicht.
77. Dass die Juden oder Teufel Christus gekannt haben, auch vor seinem Leiden, und nicht.
78. Dass Christus anscheinend eine knechtische Furcht gehabt habe, und nicht.
79. Dass Christus gefehlt habe, und nicht.
80. Dass Christus nicht gemäß dem Menschen gelitten und gefürchtet habe, und im Gegenteil.
81. Dass in Christus durch den Tod eine Trennung des Gottseins und des Menschseins stattgefunden habe, und nicht.
82. Dass in Christus auch eine Vorgaukelung des Vergnügens gewesen sei, und im Gegenteil.
83. Dass Christus oder die Heiligen sterben wollten, und nicht.
84. Dass Christus beim Abstieg in die Unterwelt alle von dort befreit habe, und im Gegenteil.
85. Dass es unsicher sei, in welcher Nachtstunde der Herr auferstanden sei, und nicht.
86. Dass der wiederauferstehende Herr als erstes der Maria Magdalena erschienen sei, und nicht.
87. Dass jene, die mit Christus wiederauferstanden seien, ein zweites Mal gestorben seien, und nicht.
88. Dass Christus nach der Wiederauferstehung Narben und nicht Wunden den Zweiflern gezeigt habe, und im Gegenteil.
89. Dass die Schöpfung angebetet werden müsse, und nicht.
90. Dass der Herr nach der Auferstehung nicht mehr auf der Erde gewesen sei, und im Gegenteil.
91. Dass allein Maria in der Seele gelitten habe, und im Gegenteil.
92. Dass vor Pfingsten und selbst noch während Pfingsten die Apostel über alles aufgeklärt worden seien, und im Gegenteil.
93. Dass Petrus und Paulus und alle anderen Aposteln gleichrangig seien, und nicht.
94. Dass Petrus durch die Eingebung des Teufel den Herrn überzeugt habe, den Tod zu meiden, und im Gegenteil.
95. Dass allein Christus das Fundament der Kirche sei, und im Gegenteil.
96. Dass Petrus Christus nicht verleugnet habe, und im Gegenteil.
97. Dass Petrus und Paulus gerade an demselben Tag, nicht nach Ablauf eines Jahres, gelitten hätten, und im Gegenteil.
98. Dass Paulus vor der Bekehrung genauso Saulus wie Paulus genannt worden sei, und im Gegenteil.
99. Dass der gerechte Jakobus, der Bruder des Herrn, der Sohn von Joseph, Marias Verlobten, gewesen sei, und im Gegenteil.
100. Dass Jakobus, der Gerechte, der Bruder des Herrn, der erste Bischof von Jerusalem gewesen sei, und im Gegenteil.
101. Dass Jakobus, der Gerechte, der Bruder des Herrn, die erste von sieben kanonischen Episteln geschrieben habe, und im Gegenteil.
102. Dass der Diakon Philipp, der als Töchter vier prophetische Mädchen gehabt habe, und der Apostel Philippus nicht dieselben gewesen seien, und im Gegenteil.
103. Dass alle Apostel mit Ausnahme des Johannes Frauen gehabt hätten, und im Gegenteil.
104. Dass in den Figuren der vier Lebewesen Matthäus durch den Menschen, Markus durch den Löwen abgebildet seien, und im Gegenteil.
105. Dass dieselbe Maria Haupt und Füße des Herrn gesalbt habe, und im Gegenteil.
106. Dass ohne Taufe mit dem Wasser niemand gerettet werden könne, und im Gegenteil.
107. Dass die Taufe alle Sünden auflöse, die ursprünglichen wie die eigenen, und im Gegenteil.
108. Dass die kleinen Täuflinge keine Sünden hätten, und im Gegenteil.
109. Dass die Beschneidung im alten Volk ebensoviel wert gewesen sei wie jetzt die Taufe, und im Gegenteil.
110. Dass der Getaufte nicht von jedem Beliebigen wieder getauft werden dürfe, und im Gegenteil.
111. Dass ficto (?) auch durch die Taufe die Sünden erlassen würden, und im Gegenteil.
112. Dass ein Eintauchen bei der Taufe genüge, und nicht.
113. Dass ohne Altarsakrament auch die Taufe genüge, und nicht.
114. Dass in der Taufe des Johannes auch die Sünden nachgelassen wurden, und im Gegenteil.
115. Dass nichts bis jetzt feststehe über den Ursprung der Seele, und im Gegenteil.
116. Dass die Sünden der Väter auf die Söhne übergingen, und im Gegenteil.
117. Vom Altarsakrament, dass es im wesentlichen gerade die Wahrheit des Fleisches und Blutes Christi sei, und im Gegenteil.
118. Dass die Eucharistie niemals eingetaucht gegeben werden dürfe, und im Gegenteil.
119. Dass der verheiratete Priester nicht von den Untertanen entfernt werden müsse, und im Gegenteil.
120. Dass das Messopfer des Ketzers nichts nütze, und im Gegenteil.
121. Dass die Messe vor der dritten Stunde nicht gefeiert werden dürfe, außer an Weihnachten, und im Gegenteil.
122. Dass die Heirat für alle erlaubt sei, und im Gegenteil.
123. Dass Maria und Joseph verheiratet gewesen seien, und im Gegenteil.
124. Dass es erlaubt sei, eine Konkubine zu haben, und im Gegenteil.
125. Dass Ungläubige heiraten dürfen, und im Gegenteil.
126. Dass es nach der Scheidung von einer Unzucht treibenden Ehefau dem Manne erlaubt sei, eine zweite zu heiraten, und im Gegenteil.
127. Dass der Bigamist nicht Kleriker werden dürfe, und im Gegenteil.
128. Dass eine Ehebrecherin keinesfalls behalten werden dürfe, und im Gegenteil.
129. Dass es erlaubt sei, öfters zu heiraten, und nicht.
130. Dass kein menschlicher Geschlechtsverkehr ohne Schuld sein könne, und im Gegenteil.
131. Dass es keinem erlaubt sei, die Frau, mit der er Ehebruch begangen habe, zu heiraten, und im Gegenteil.
132. Dass eine unfruchtbare Frau nicht geheiratet werden dürfe, und im Gegenteil.
133. Dass die Jungfräulichkeit nicht vorher weggenommen werde, und im Gegenteil.
134. Dass auch die Hochzeit vorweggenommen werde, und nicht.
135. Dass die Hochzeit gut sei, und im Gegenteil.
136. Dass die Liebe zum Nächsten einen jeden Menschen umfange, und nicht.
137. Dass allein die Nächstenliebe Tugend genannt werden dürfe, und nicht.
138. Dass die einmal gehabte Nächstenliebe niemals verloren werde, und im Gegenteil.
139. Dass die Gnade Gottes unserem guten Willen vorangehe, und im Gegenteil.
140. Dass die Vorschriften des Gesetzes nicht so vollkommen seien wie die des Evangeliums, und im Gegenteil.
141. Dass die Werke des Erbarmens nicht den Ungläubigen nützten, und im Gegenteil.
142. Dass die Werke der Heiligen nicht den Menschen rechtfertigten, und im Gegenteil.
143. Dass die Sünde eine Tat sei, nicht eine Sache, und im Gegenteil.
144. Dass ein Sünder nur jener sei, der ununterbrochen sündige, und im Gegenteil.
145. Dass wir auch einmal ohne unseren Willen sündigten, und im Gegenteil.
146. Dass dieselbe Sünde Gott nicht jetzt und in Zukunft bestrafe.
147. Dass Kain nicht verdammt worden sei, und im Gegenteil.
148. Dass Gott das, was er schenke, nicht zurückfordere, und im Gegenteil.
149. Dass es eine schwerere Sünde sei, offen zu sündigen als im Verborgenen, und im Gegenteil.
150. Dass der Ehebruch nach der Häresie schwerer wiege als alle anderen Sünden, und nicht.
151. Dass ohne Schuldbekenntnis die Sünden nicht vergeben würden, und im Gegenteil.
152. Dass die Gottesfurcht in den Heiligen andauere, und nicht.
153. Dass man nicht für alle beten müsse, und im Gegenteil.
154. Dass es erlaubt sei zu lügen, und im Gegenteil.
155. Dass es dem Menschen erlaubt sei, aus irgendwelchen Gründen Hand an sich zu legen, und im Gegenteil.
156. Dass es aus keinem Grund den Christen erlaubt sei, irgend jemand zu töten, und im Gegenteil.
157. Dass es erlaubt sei, Menschen zu töten, und nicht.
158. Dass die Strafe für die ungetauften Kinder die mildeste im Hinblick auf alle anderen Strafen für die Verurteilten sei, und im Gegenteil.

Beispiele

65. Dass der Sohn Gottes sich verändert habe, indem er Fleisch geworden sei, und nicht.

Hieronymus zum Psalm 76: "Dies ist die Veränderung dessen, der zur Rechten des Erhabenen sitzt. Wenn sich nicht der, der zur Rechten Gottes sitzt, d.h. sein Sohn sich verändert und den Leib eines Menschen angenommen hat, können wir kein Erbarmen empfangen. Als dieser in der Gestalt Gottes gegründet worden war, hat er es nicht für einen Raub gehalten, Gott gleich zu sein, aber er hat sich selbst entblößt, indem er die Gestalt eines Dieners annahm."

Augustinus über das Wesen des Höchsten Gutes: "Die Naturen sind verderbbar und deshalb auch nicht unveränderbar, nur weil es nichts gibt, von woher sie geschaffen worden sind." Ebenso: "Jede Veränderung nämlich führt dazu, dass nichts ist, wie es war. In Wahrheit also ist es jener, der unveränderlich ist." Ebenso: "Die wahre Unsterblichkeit ist jene höchste Unveränderlichbarkeit, die allein Gott hat."

Isidorus über das Höchste Gut: "Was ist die Unsterblichkeit Gottes, wenn nicht seine Unveränderlichbarkeit. Denn die Engel und Seelen sind unsterblich, aber nicht unveränderbar. Gott allein wird unsterblich genannt, weil er allein unveränderbar ist. Denn die Seele stirbt, wenn Gott sie verlässt, und wird vom Bösen zum Schlechten verändert, ebenso wie der Engel gestrauchelt ist, als Gott ihn verlassen hat. Was einen Stoff hat, woraus es besteht, ist veränderbar, weil es vom Gestaltlosen zur Gestalt übergeht. Was aber keinen Stoff hat, ist unveränderlich, so wie Gott."

154. Dass es erlaubt sei, zu lügen, und im Gegenteil.

Augustinus über die Lüge: "Die sechste Art der Lüge, welche keinem schadet, aber jemandem nützt, liegt vor, wenn zum Beispiel einer wohl wissend, dass es nicht richtig ist, das Geld eines Menschen wegzunehmen, lügt, er wisse nicht, wo es sei. Die siebte, die wohl keinem schadet, aber jemandem nützt, liegt vor, wenn zum Beispiel einer lügt, weil er nicht einen Menschen, dem die Todesstrafe droht, verraten will." Ebenso: "Man darf nicht lügen auf die sechste Art; denn auf nicht richtige Art und Weise wird des Zeugnisses Wahrheit für zeitweisen Vorteil oder das Heil eines Menschen verdorben. Zum ewigen Heil aber darf keiner durch eine hilfreiche Lüge geführt werden. Auch auf die siebte Art darf keiner lügen. Irgendeines Menschen Vorteil oder zeitweise Rettung darf nicht der Redlichkeit vorgezogen werden; und keiner wird durch unsere aufrichtigen Taten in so schlechte Situation gebracht, wie er schlecht wird durch die Gesinnung und sich weit entfernt von der Frömmigkeit."

Derselbe zum 5. Psalm: "Keiner soll glauben, dass ein vollkommener und spiritueller Mensch lügen darf, sei es aus eigener Veranlassung, sei es durch die eines anderen, für dieses zeitweise Leben, bei dessen Tod dann die Seele stirbt. Aber, weil es das eine ist, zu lügen, ein anderes, die Wahrheit zu verbergen: Wenn einer schicksalhaft selbst mit dem sicheren Tod vor den Augen einen anderen Menschen nicht verraten will, muss er bereit sein, die Wahrheit zu verbergen, nichts Falsches zu sagen, damit er weder verrät, noch lügt, noch seine Seele für den Leib eines anderen tötet." Ebenso: "Es gibt zwei Arten von Lügen, in denen keine große Schuld liegt, die aber dennoch nicht frei von Schuld sind. Wenn wir im Scherz oder für den Nächsten lügen, ist jene erste scherzhafte Art zu lügen nicht verderblich, da sie nicht täuscht. Es weiß nämlich jener, dem sie gesagt wird, dass sie aus Spaß gesagt worden ist. Die zweite Art ist ziemlich milde, weil sie einiges Wohlwollen enthält. Jene aber, die kein falsches Herz hat, darf man nicht einmal Lüge nennen. So verspricht man um des Wortes willen, wenn einem ein Schwert anvertraut wird, es zurückzugeben, wenn jener, der es ausgeliehen hat, es zurückverlangt. Wenn dieser aber sein Schwert aus Raserei verlangt, muss man es völlig klar nicht zurückgeben, bis er wieder einen vernünftigen Gedanken findet. Der Mensch hat also kein falsches Herz, weil er bei seinem Versprechen, das Schwert zurückzugeben, nicht daran dachte, ein Rasender könne es zurückverlangen. Offensichtlich ist es auch kein schuldhaftes Handeln, bei einer Gelegenheit die Wahrheit zu verschweigen. Falsches jedoch zu sagen, war - soweit bekannt - den Heiligen nicht erlaubt."

Isidorus (sent. II. cap. XXX. n. 6): "Manchmal ist es schlechter, eine Lüge erdacht als ausgesprochen zu haben. Denn manchmal pflegt ein unvorsichtiger Mann aus Kopflosigkeit eine Lüge auszusprechen; ausdenken kann er eine Lüge jedoch nur aus innerem Bestreben." Ebenso: "Weil geschrieben steht: 'Der Mund, der lügt, tötet die Seele.' und ' Es verdirbt alle, die sprechen, die Lüge.' Auch diese Art der Lüge meiden vollkommene Männer auf das äußerste, dass nicht das Leben eines Menschen durch ihre Falschheit verteidigt werde, und dass sie nicht ihrer Seele schaden, während sie dazu neigen, fremdem Fleisch die Rettung zu gewähren, wenngleich wir doch glauben, dass gerade diese Art der Sünde sehr leicht vergeben werden kann."

Augustinus, Quaestiones in genesim, cap. CXLV (Maur. III, 413): "Was sagt den Brüdern Joseph (Gen. 44,15): 'Wusstet ihr denn nicht, dass ein Mensch wie ich wahrsagen kann?' Er pflegt zu fragen, was er gefragt werden möchte. Weil es nicht im Ernst, sondern zum Scherz gesagt worden ist, wie der Ausgang gelehrt hat, muss man es deshalb nicht für eine Lüge halten. Lügen werden von Lügnern nur im Ernst, nicht zum Scherz vorgebracht. Wenn aber Lügen, die keine sind, gleichsam zum Scherz gesprochen werden, werden sie nicht für Lügen gehalten."

Hilarius zum 14. Psalm: "Es ist nämlich meistens die Lüge notgedrungen. Manchmal ist Falschheit nützlich, wenn wir lügen mit einem Meuchler im Nacken, wenn wir für einen Menschen in Gefahr das Zeugnis verweigern oder einen Kranken über seine Krankheit hinwegtäuschen wegen der Schwierigkeit der Behandlung. Nach der Lehre des Apostels sollte nämlich unser Reden in Salz eingelegt sein."

124. Dass es erlaubt sei, eine Konkubine zu haben, und im Gegenteil.

Institutio Novellarum 74: "Wer mit vielen Frauen vermählt ist, hat dem Verständnis nach keine Konkubine. Denn wer eine gesetzlich zubestimmte Ehefrau hat, kann vollens keine andere haben, solange dieselbe Ehe noch besteht; das heißt andererseits: Wer eine Konkubine hat, kann nicht andere Frauen gleichzeitig haben.

Pandectarum Liber XXXIII. tit. II: "Im Umgang (mit) einer freien Frau dürfen nicht die Konkubinate, sondern die Verheiratungen betrachtet werden, wenn die Frau nicht mit dem Körper ihren Unterhalt verdient hat."

Toletanum Concilium I. cap. XVII: "Wer nicht eine Ehefrau hat, sondern stattdessen eine Konkubine, soll von der Kommunion nicht ausgeschlossen werden, solange er mit der Verbindung zu e i n e r Frau oder Ehefrau oder Konkubine seinem Entschluss nach zufrieden ist."

Isidorus über die Übereinstimmungen des Neuen und Alten Testamentes Kap. II: "Dem Christen ist erlaubt gewesen - ich sage nicht, sehr viele - ja nicht einmal zwei Frauen gleichzeitig zu haben, außer nur e i n e Ehefrau oder sicherlich - wenn nicht die Rede von einer Ehefrau ist - e i n e Konkubine."

Aus den Sprüchen des Augustinus (Maur. V, 1504): "Hört, liebste Brüder, ihr Glieder des Leibes Christi; es möge euch Gott hören, wenn ihr taub seid; es mögen die Engel hören, wenn ihr verächtlich seid! Ihr dürft keine Konkubinen haben, die ihr später wegschickt; ihr sollt Ehefrauen nehmen. Ihr dürft auch nicht jene zur Frau haben, die durch Scheidung von ihrem Manne weggegangen ist. Um der Hurerei willen ist es erlaubt, ehebrecherische Frauen zu entlassen, aber es ist nicht erlaubt, eine weitere Frau zu heiraten, solange die erste Frau noch lebt." Ebenso: "Vor Gott und den Engeln beschwöre und verkündige ich, dass es vor allem in Christlicher Zeit niemals erlaubt ist und erlaubt sein wird, Konkubinen zu haben. "

Ex Concilio Arelatensi cap. XV: "Keinem sei es erlaubt, eine Konkubine zu haben."


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