Cimetière PèreLachaise

Grabmal von Heloïsa und Abaelard


Les restes d'Heloïse et d'Abélard sont reunis dans ce tombeau, eigene Aufnahme, Pfingsten 1995PèreLachaise ist der größte innerstädtische Friedhof von Paris, mit 43 Hektar Fläche, der für einen vollständigen Rundgang dem Besucher einen Fußmarsch von über 15 Kilometern abverlangen würde. Seine üppige Vegetation, seine malerische Lage und die vielgestaltigen Grabmäler beeindrucken jeden Besucher. Ein Besuch ist unbedingt empfehlenswert!

Eine Kuriosität am Rande: Touristen aus Nordbayern finden dort in der Westecke ein Mahnmal für die Opfer des Konzentrationslagers Flossenbürg, mit echtem Flossenbürger Granit!

Ansonsten beherbergt der Friedhof über eine Million Tote, darunter zahlreiche Persönlichkeiten aus Geschichte, Kunst und Kultur, z.B. Rossini, Chopin, Bellini, Molière, Marschall Ney, Edith Piaf, Oscar Wilde, Marcel Proust, Yves Montand, Simone Signoret, Delacroix, Balzac, Bizet. Bis weit in unser Jahrhundert hinein war die romantische Grabstätte von Heloïsa und Abaelard ein beliebtes Ausflugsziel der Pariser Liebespaare. Verliebte Klavierschüler dagegen trafen sich bei Chopin. Heute hat das Interesse nachgelassen; die Single-Generation trifft man eher am Grabe Jim Morrisons, des Leadsängers der legendären Popgruppe The Doors, an. Sein Grab ist das derzeit am meisten besuchte. Es wird gelegentlich auch geplündert. Der Popsänger Jim Morrison war 1971 in Paris an den Folgen von Alkohol und Drogen verstorben.

Eigentlich heißt der Friedhof Ostfriedhof, aber alle nennen ihn PèreLachaise. Père Lachaise, 1624-1709, war als Jesuit Beichtvater von König Louis XIV. An der Stelle des heutigen Friedhofs hatten die Jesuiten hier 1626 ein Erholungsheim errichtet. 1803 erwarb die Stadt, als Père Lachaise lange tot war, das Areal, und im Jahre 1804 wurde es als Friedhof eröffnet. Schon nach wenigen Jahren riss man sich um die Concessions à perpétuité, die hier die ewige Ruhe garantierten. Am 28. Mai 1871 spielte sich im Friedhof die letzte, blutige Episode der Pariser Kommune ab. Die letzten, hier verschanzten Aufständigen wurden am 27. Mai angegriffen. Ein schreckliches Gemetzel soll zwischen den Gräbern stattgefunden haben. Die 147 Überlebenden wurden im Morgengrauen an der Friedhofsmauer erschossen und in einem breiten Graben an Ort und Stelle bestattet. Diese Mur des Fédérés ist heute noch Wallfahrtsort der Linksparteien.

Was Romeo und Julia für Verona, das sind Heloïsa und Abaelard für Paris. Im 12. Jahrhundert durchlebten und durchlitten sie auf der Île de la Cité ihre große, tragische Liebe. Heute ruhen sie, unter einem Rosenbett vereint, auf dem Friedhof PèreLachaise. Ihre tragische Geschichte entnehmen wir dem berühmten Briefwechsel. Besonders Rousseau ist es zu verdanken, dass der Briefwechsel zur Weltliteratur wurde. Heloïsa, die inzwischen Äbtissin geworden war, verfügte vor ihrem Tode im Jahre 1164, dass sie gemeinsam mit ihrem 22 Jahre zuvor verstorbenen Geliebten im Paraklet begraben werden sollte. Während der französischen Revolution wurden die sterblichen Überreste des Paares nach Nogent-sur-Seine überführt. Von dort gelangten sie im Jahre 1817 nach Paris. Das Paar erhielt auf dem PèreLachaise seine letzte Ruhestätte. Alexandre Lenoir errichtete ihnen ein Mausoleum.

Ausführlichere Angaben zur postmortalen Odyssee des Paares und zur Entstehung der Grabstätte in Paris finden sich u.a. in: Albert Willocx: Heloïse, Abélard et Le Paraclet, Librairie Bleue, 1996. Auszüge daraus, in deutscher Übersetzung, kann man hier einsehen!


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