Saint-Denis

Saint-Denis war einst die erste Abtei Frankreichs, einige Kilometer nördlich von Paris gelegen. Den Namen erhielt sie nach dem ersten Bischof von Paris, Dionysius, der im 3. Jahrhundert den Märtyrertod erlitten hatte. Das Kloster wurde in den Jahren 857 und 865 durch die Normannen geplündert. Saint-Denis war früher die große Begräbnisstätte der franz. Könige: 26 Könige, 10 Königinnen, 84 Prinzen und Prinzessinnen liegen hier bestattet. Suger, Abt von 1122 bis 1151, Minister Ludwigs VI., baute das Kloster aus, besonders die Kirche: Aufgrund der Neukonstuktion des Chorumganges im frühgotischen Stil gilt er als der Begründer der Gotik. Der Baubeginn des neuen Chores war im Jahre 1137, die Weihe im Jahre 1144; die im Bau befindliche Kirche war also von Abaelard mit großer Wahrscheinlichkeit persönlich gesehen worden.
Und so trugen wir nun beide das geistliche Gewand: ich in der Abtei von Saint-Denis, sie im Kloster von Argenteuil... Abaelard, Historia Calamitatum

Welche Abtei wird damals mehr verehrt, mehr gerühmt als Saint-Denis, die königliche Abtei? Dort erhielten der König Pippin, seine Frau, die Königin Bertha, und ihre zwei Söhne, Karlmann und Karl - der Karl der Große der Geschichte und der Heldenlieder- von Papst Etienne II. persönlich die Salbung; und in Gegenwart von Karl dem Großen wurde die Kirche der Abtei ... im Jahre 775 geweiht... Régine Pernoud, Heloïse und Abaelard

War ursprünglich Martin von Tours (316-387) der Heilige der Franken, und sein Grab in seiner Bischofsstadt Tours fränkisches Nationalheiligtum, so trat seit der Karolingerzeit der Heilige Dionysius an die Stelle des Heiligen Martin, und das Kloster Saint-Denis an die Stelle des Klosters Saint-Martin in Tours. Paris als Residenz des französischen Königs und Saint-Denis als Grabstätte des französischen Nationalheiligen wuchsen zu einer geistig-politischen Einheit zusammen... Adalbert Podlech, Abaelard und Heloïsa

Er entschied sich für das räumlich nächstliegende Kloster und damit das ihm innerlich entfernteste. Kein Wunder, dass schon die Zeitgenossen hämisch meinten, er habe die Nähe Heloïsas gesucht. Wenn es so wäre, verdient die Sehnsucht Häme? Aber in einem blieb er sich treu; er wählte mit Saint-Denis kein beliebiges Kloster, sondern das Kloster Frankreichs: Ort der geistig-politischen Kräfte des aufstrebenden Königtums, Kristallisationspunkt der französischen Nationalidee, Ursprungsort des Stils der neuen französischen Verbindung von Kirche und Königtum, der gotischen Kathedrale. Seine Geschichte reicht bis zu Dionysius zurück, dem ersten Bischof von Lutetia, dem späteren Paris, der in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod erlitt. Die Überlieferung berichtet, dass er aus Griechenland stammte, von Papst Fabian mit sechs anderen Bischöfen nach Gallien gesandt und auf dem Montmartre enthauptet wurde. Auf dem Friedhof der gallorömischen Siedlung Catulacus wurde er beigesetzt. Bald schon wurde dieses Grab Wallfahrtsstätte. Im Jahre 475 entstand die erste Kirche. König Dagobert I. (623-639) ließ im Jahre 630 eine neue bauen und siedelte Mönche an. Er wurde in Saint-Denis beigesetzt, und seither ist dieses Kloster die Grablege der französischen Könige. Karl Martell, Pippin der Jüngere, Karl der Kahle und Hugo Capet sind dort begraben. Aachen blieb in Frankreich gegenüber Saint-Denis nur eine Episode... Adalbert Podlech, Abaelard und Heloïsa

Glasfenster in Saint-Denis aus dem 12. Jahrhundert


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