Das  Konzil  von  Sens  1141  und  seine  Folgen

Der Ketzerprozess gegen Peter Abaelard im Spiegel der Zeitgeschichte

- Online-Buch im PDF-Format, 187 Seiten DIN A 4, Version Juli 2003 -

© Dr. Werner Robl, Mai 2003

For an abbreviated version in English click here!

Aus dem Inhalt:

Probleme der Datierung eines Ketzerprozesses
  • Auftakt: Frühe Konfusion über einen Ketzerprozess
  • Akten: Die päpstlichen Urteile gegen Peter Abaelard
  • Kontakte: Stephan von Praeneste und Bernhard von Clairvaux
  • Idee: Das Konzil von Sens ein Ereignis des Jahres 1138?
  • Wunder: Die Eleutherius-Vision von Tournai
  • Tradition: Datierung des Konzils von Sens in das Jahr 1140
  • Termine: Die Überführung der Gebeine der Heiligen Rictrudis
  • Doppelspiel: Nikolaus von Montiéramey und seine Mission
  • Zusammenfassung

Etappen eines Ketzerprozesses

  • Reaktion: Abaelards Scheiden
  • Namensvettern: Stephan von Garland und Stephan von Senlis
  • Refugium: Abaelards Lehrstuhl bei Saint-Hilaire
  • Beziehungen: Peter Abaelard und Gilbert de la Porrée
  • Rätsel: Der Rückzug des Pariser Bischofs
  • Kurswechsel: Die späten Jahre des Stephan von Garland
  • Ablösung: Das Ende der freien Lehre auf dem Montagne Sainte-Geneviève
  • Angriff: Bernhard von Clairvaux und die Beunruhigung der Orthodoxen
  • Sturmwolken: Politische Krisen in Frankreich
  • Vorentscheidung: Der Konzilstag von Sens
  • Aufschub: Abaelards Appell an den Papst
  • Einflussnahme: Bernhards Briefe an die Kurie in Rom
  • Waffenträger: Arnold von Brescia
  • Exodus: Abaelards Scheideweg
  • Fanal: Die päpstliche Verurteilung vom 16. Juli 1141
  • Finale: Letzte Tage in Cluny
  • Nachspiel: Bernhards Predigt De conversione an die Kleriker von Paris
  • Abgesang: Römische Impressionen

Neue Chronologie eines Ketzerprozesses

 

Kurzfassung:


Die Diskussion um den Konziltermin von Sens und den Ablauf des Prozesses gegen Peter Abaelard ist im Grunde genommen über 800 Jahre alt. Schon die Chronisten des 12. Jahrhunderts schwankten zwischen dem Konzilsjahr 1140 und 1141, desgleichen einige namhafte Kirchenhistoriker der beginnenden Neuzeit. Eine am Ende des 19. Jahrhunderts mit spitzer Feder geführte Auseinandersetzung zwischen dem Abaelard-Forscher und Theologen S. M. Deutsch aus Berlin und seinem französischen Kollegen, dem Bernhard-Experten E. Vacandard aus Rouen, fiel, was den literarischen Nachhall anbelangte, zugunsten des letzteren aus: Das Konzilsjahr 1140 wurde sozusagen festgeschrieben und bis in jüngste Zeit in zahlreichen Biographien und sonstige Publikationen übernommen. Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends ging C. Mews unter kritischer Wertung der historischen Argumente S. M. Deutschs und E. Vacandards und Hinweisen aus der italienischen Mediävistik der Datierungsfrage nach und kam zu dem Aufsehen erregenden Schluss, dass die Datierung des Prozesses in das Jahr 1140 keinesfalls aufrechterhalten werden kann: Sowohl das Konzil von Sens als auch das nachfolgende Revisionsverfahren am Heiligen Stuhl, welches mit der päpstlichen Verurteilung Peter Abaelards als Ketzer endete, muss 1141 stattgefunden haben.

Bei diesem Stand einer zyklisch erneuerten Debatte um die späten Jahre Peter Abaelards setzt die vorliegende Studie an: Sie stellt sich die Aufgabe, nicht nur die bis dato bekannten Quellen und Datierungstheorien ihrerseits zu sichten und zu werten, sondern auch, weitere Entscheidungskriterien für eine Umdatierung zu erschließen und diese quellenmäßig abzusichern, so z. B. durch die Analyse des Verfahrens aus der Sicht von Papst und Kurie in Rom oder durch eine vergleichende Biographik relevanter Zeitgenossen, wie Stephan von Garland, Stephan von Senlis, Nikolaus von Montiéramey oder Gilbert de la Porrée. Am Ende sollte es möglich sein, die Eckdaten des Prozesses gegen Abaelard eindeutig zu definieren.

Es folgt zunächst eine zusammenfassende Übersicht der Resultate:

In der Quintessenz dieser Befunde ergeben sich die folgenden chronologischen Eckdaten:

Peter Abaelards Schriften wurden am 25. Mai 1141 auf dem Konzil von Sens verurteilt, währenddessen ihr Verfasser am nachfolgenden 16. Juli in Rom vom Papst „einem Ketzer gleich“ zu Klosterhaft und ewigem Schweigen verurteilt wurde - zusammen mit seinem Sympathisanten Arnold von Brescia. Wenn man die erforderlichen Brieflaufzeiten und die damals übliche Verzögerung bis zur Ausstellung der Bullen in Abzug bringt, ergibt sich der Schluss, dass Peter Abaelard quasi in einer Art von Schnellverfahren, welches kaum mehr 14 Tage beanspruchte, abgeurteilt wurde. Dieses Vorgehen lässt - in Anbetracht der Gewichtigkeit des Vorwurfs und der komplizierten theologischen Sachverhalte, um die es ging - doch einige Oberflächlichkeit und Voreingenommenheit des päpstlichen Gerichts vermuten. Der beschleunigte Verfahrensablauf findet sich übrigens in der Apologie des Abaelard-Schülers Berengar von Poitiers verbatim bestätigt. Der hier erschlossene Zeitrahmen bestätigt im Wesentlichen die historischen Forschungsergebnisse S.M Deutschs aus dem Jahr 1880 und begründet zugleich die Notwendigkeit, nun auch Vor- und Nachspann der Invektive gegen Abaelard zu hinterfragen.

Aus der Fülle des Stoffs, der sich zu den letzten Lebensjahren Peter Abaelards und seinem Konflikt mit der französischen Orthodoxie ergibt, sollen im Folgenden nur diejenigen Punkte herausgegriffen werden, welche in eine neue Richtung weisen und deshalb geeignet sind, das traditionelle Abaelard-Bild zu modifizieren:

Zum Abschluss stellte sich die Frage, welcher Umstand oder welches Mittel Peter Abaelard am ehesten vor einer päpstlichen Verurteilung hätte schützen können. Die nüchterne Antwort lautet: Geld!

Zahlreiche Quellen belegen, dass Papst Innozenz II. gegen Ende seiner Amtszeit den drohenden Machtverlust unter anderem dadurch abzuwenden versuchte, dass er zur Befriedigung der unersättlichen und verschlagenen Römer und zur Finanzierung des päpstlichen Hofes nur allzu bereitwillig Bestechungsgelder für sich und seine Kurienkardinäle entgegennahm. Im Hinblick auf diese skandalöse Praxis am Heiligen Stuhl und die Tatsache, dass nachweislich auf diese Weise einige Urteile gebeugt wurden, ergibt sich am Ende ein wenig erhebender Schluss: Peter Abaelard, der sich nach den Angaben der Historia Calamitatum als Abt von Saint-Gildas in der Bretagne etwas Vermögen erworben hatte, hätte sich unter Umständen - so er denn gewollt oder gekonnt hätte - von der päpstlichen Verurteilung freikaufen können! Doch man muss ihm und seinem großen Widersacher Bernhard von Clairvaux zugute halten, dass bei ihrem erbitterten Ringen um die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Glaubens zu keinem Zeitpunkt der Einsatz derart unchristlicher Mittel eine Rolle spielte.

 

Zur Komplettausgabe:

 

Fordern Sie den vollständigen Text des Buches im PDF-Format per Email an. Klicken Sie auf das Bild! Tragen Sie in der folgenden Maske Ihre Adresse und eine valide Email-Adresse ein, an die wir das Dokument zum nächstmöglichen Zeitpunkt senden können.

 

Bilderbogen zu den einzelnen Kapiteln

 

 

 Akten: Die päpstlichen Urteile gegen Peter Abaelard

Die päpstliche Verurteilung Peter Abaelards
Eine analoge Originalbulle Papst Innozenz' II. vom 28. 2.1137
 Archives départementales Maine et Loire, 101 H1

Innozenz' Gegenspieler in Süditalien
 König Roger II. von Sizilien
Mosaik

 

 

 Idee: Das Konzil von Sens ein Ereignis des Jahres 1138?

Niederlage Innozenz' II. bei Mignano
Kardinäle und Mönchen in Geiselhaft
Grandes Chroniques de France, Paris, 14. Jhd.

Fluchtwege in Rom
Kartendetail Trastevere
Urbis Romae descriptio, Stadtprospekt aus dem 18. Jhd.

Papst Innozenz II. als Förderer der Kirchen
Mosaik aus Santa Maria in Trastevere
Mosaikkunst aus dem 12. Jahrhundert

 

 

 Wunder: Die Eleutherius-Vision von Tournai

Das Eleutherius-Wunder von Tournai
Der Heilige Eleutherius und die Kirche von Tournai
Mosaik aus dem 19. Jahrhundert

Eleonore und Ludwig VII. von Frankreich
Ludwig VII. und Eleonore im Gebet
Grandes Chroniques de France, 14. Jhd.

Ludwig VII. im Krieg gegen die Champagne
Feldzug des franzöischen Königs Ludwig VII.
Grandes Chroniques de France, Paris, 14. Jhd.

 

 

 Termine: Die Überführung der Gebeine der Heiligen Rictrudis

Die Gebeinde der Heiligen Rictrudis
Die Kirche Sainte-Rictrude in Ronchin bei Lille
Fotografie am Rictrudisfest

Der Konvent von Marchiennes
Ansicht des Klosters Marchiennes Ende 16. Jhd.
Ausschnitt aus einem Albumblatt des Duc Charles De Croy von 1603

 

 

 Doppelspiel: Nikolaus von Montiéramey und seine Mission

Schenkung Hattos von Troyes an Cluny
Kirchen bei Sézanne im Brie
Kartendetail J.G.A. Jaeger, Carte topographique, 18. Jdh.

Nikolaus von Montiéramay als Fälscher
Siegel des Heiligen Bernhard

Das Schisma in Rom
Das Schisma zwischen Anaklet II. und Innozenz II.
Grandes chroniques de France, Paris 14. Jdh.

Pilgerpfad über den Mont-Cenis

Der Kurier des heiligen Stuhls
Mittelalterlicher Reiseweg über den Mont Cenis

 

 

 Reaktion: Abaelards Scheiden

Bernhards Arbeit am Hohen Lied der Liebe
Der Heilige Bernhard beim Studium orationis

 

 

 Namensvettern: Stephan von Garland und Stephan von Senlis

Zwist zwischen König und Kirche
 König Ludwig VII. diskutiert mit den Bischöfen
Grandes Chroniques de France, Paris, 14. Jdh.

 

 

 

 Refugium: Abaelards Lehrstuhl bei Saint-Hilaire
 

Abaelards Lehrstuhl bei Saint-Hilaire
Saint-Hilaire-du-Mont
Ausschnitt Stadtprospekt von 1618

Saint-Hilaire und Sainte-Geneviève
Lage der Pfarre und Zinshufen von Saint-Hilaire.
Katasterplan aus dem 18. Jahrhundert

 

 

 Beziehungen: Peter Abaelard und Gilbert de la Porrée

 
<<< Zur vollständigen
<<< Darstellung des
<<< Plans auf das Bild
<<< klicken!

Das Stift Saint-Marcel
Der Burgus Sancti Marcelli
PLan de Paris von 1725

Peter Abaelard und Gilbert de la Porrée
 Bischof Gilbert von Poitiers beim Unterricht
Buchmalerei

 

 

 Rätsel: Der Rückzug des Pariser Bischofs

Stephan von Senlis und die Victoriner
Das Stift Saint-Victor
Ausschnitt Stadtprospekt von 1618

Die Siegel des Pariser Bischofs
Die beiden Siegel Stephans von Senlis
Cartulaire Générale de Paris

 

 

 Ablösung: Das Ende der freien Lehre auf dem Montagne Sainte-Geneviève

Das Ende der freien Lehre
Das Stift Sainte-Geneviève bei Paris
Ausschnitt Stadtprospekt von 1618

 

 

 Angriff: Bernhard von Clairvaux und die Beunruhigung der Orthodoxen
 

Die Eröffnung des Lehrzuchtverfahrens
Bernhard von Clairvaux und Wilhelm von Saint-Thierry
B-Initiale, Buchmalerei

Die Rechtfertigung
 Abaelard liest aus seinen Schriften
Stich von A. Guilleminot von 1844

 

 

 Sturmwolken: Politische Krisen in Frankreich


Die Unruhe in den französischen Städten
Abaelards Einzug in Paris
 Bild von Épinal von 1840

Der Aquitanienfeldzug
Kampagne Ludwig VII.
Grandes Chroniques de France, Paris, 14 Jdh.

 

 

 Vorentscheidung: Der Konzilstag von Sens
 

Der Konzilstag von Sens:
Kathedrale Saint-Étienne in Sens
Aktuelle Fotographie

Die Reliquienschau von Sens
La Sainte Coupe - Reliquiar aus Saint-Étienne in Sens
Abbildung aus dem Stadtprospekt

 

 

 Aufschub: Abaelards Appell an den Papst
 

Die vereitelte Disputation
Bernhard und Abaelard vor dem Metropolitangericht
aus dem Bernhardzyklus im Zisterzienserinnenkloster Wurmsbach

Die Vorverurteilung Abaelards
Festbankett der Größen von Reich und Kirche
Grandes Chroniques de France, Paris, 14 Jdh.

Bernhard als Ankläger von Sens
Bernhard auf dem Konzil von Sens
Szene aus dem Film Stealing Heaven

 

 

 Einflussnahme: Bernhards Briefe an die Kurie in Rom
 

Bernhards Briefe an den Papst und die Kurienkardinäle
Der Papst und das Kardinalskonsistorium
Wandmalerei, Lateranpalast

 

 

 Waffenträger: Arnold von Brescia
 

Peter Abaelard und Arnold von Brescia
Die Satansbrut sucht die Kirche heim.
 Grandes Chroniques de France, Paris, 14. Jdh.

 

 

 Fanal: Die päpstliche Verurteilung vom 16. Juli 1141
 

Abaelards Fall an der Kurie
 Papst und Kardinäle bei der Beratung
Grandes Chroniques de France, Paris , 14. Jhd.

Der Suprematieanspruch des Papstes
Sedes stercorata im Lateranpalast
Fotografie Kreuzgang, Lateran

 

 

 Finale: Letzte Tage in Cluny
 

Abaelards letzte Tage in Cluny
Abbaziale Cluny III. im 12. Jahrhundert

Abaelards Tod
Der Tod eines Benediktiners

 

 

 Nachspiel: Bernhards Predigt De conversione an die Kleriker von Paris
 

Bernhard als Volksprediger
Bernhard predigt in Vézelay

Bernhard und seine Predigten
Mönch bei der Arbeit im Skriptorium

Lagny, Ausschnitt Karte 17. Jhd.

Das Konzil von Lagny
Lagny an der Marne
Kartendetail J.G.A. Jaeger, Carte topographique, 18. Jdh.

Bernhards Zusammenbruch im Oratorium
Die Kapelle Saint-Aignan
Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert

 

 

 Abgesang: Römische Impressionen

Die Bestechlichkeit des Heiligen Stuhls
Kapelle Nikolaus V. im Vatikan
Fresko von Beato Angelico

 


[Zurück zur letzten Seite] [Zum Seitenanfang]