Norbert von Xanten

Der Heilige Norbert in der Chorkleidung eines Praemonstratensers, Abtei Hamborn, um 1700Norbert, geboren um das Jahr 1085 aus dem Adelsgeschlecht der Herren von Gennep, lebte zunächst als Kleriker an der Stiftskirche St. Viktor zu Xanten. Nach einem Bekehrungserlebnis ähnlich dem des Heiligen Paulus verließ er das ihm zu verweltlicht erscheinende Stift und wählte für sich ein Leben der Buße und Armut. Angesteckt vom Geist der gregorianischen Kirchenreform, zog er nach seiner Priesterweihe durch den Erzbischof von Köln im Jahre 1115 als Wanderprediger annähernd fünf Jahre durch die Lande - mit erstaunlichem Erfolg: Bald folgten ihm unzählige Männer und Frauen, um seine Predigten zu hören und seinen Lebensstil nachzuahmen. Der Bischof von Laon nötigte ihn schließlich im Jahre 1120, mit Rücksicht auf seine Gefolgschaft das Wanderleben aufzugeben und sich in seiner Diözese anzusiedeln. Im unwegsamen Tal von Prémontré begann man mit der Errichtung des ersten Klosters der neuen Gemeinschaft, die später von diesem Ort den latinisierten Namen Ordo Praemonstratensis (Prämonstratenserorden) erhielt. Als Richtschnur für das gemeinsame Leben diente der Gemeinschaft von Anfang an die Ordensregel des Heiligen Augustinus (Bischof von Hippo, + um 430 n. Chr.).

Im Jahre 1126 wurde Norbert durch den Papst zum neuen Oberhirten des Erzbistums Magdeburg bestimmt. Auch an seiner neuen Wirkungsstätte versuchte er - teils gegen heftigen Widerstand -, dem Geist der Reform in der Kirche zum Durchbruch zu verhelfen. Hierzu wandelte er das bereits bestehende Stift Unserer Lieben Frauen zu Magdeburg im Jahre 1129 in ein Prämonstratenserkloster um. Es entwickelte sich zur Wiege der mitteldeutschen Prämonstratenser und ihrer Mission unter den Slawen. Von Magdeburg aus wurden unter anderem die Domkapitel in Ratzeburg, Havelberg und Brandenburg als Prämonstratenser-Stiftskapitel gegründet. Als Erzkanzler des Reiches für Italien unternahm Norbert 1132/1133 mit König Lothar einen Romzug, von dem er - mit der Malaria infiziert - geschwächt nach Magdeburg zurückkehrte. Hier starb er am 6. Juni 1134. Als im Jahre 1137 - 3 Jahre nach seinem Tod - in Prémontré das erste Generalkapitel stattfand, zählten zum Orden bereits mehr als 120 Stifte mit etwa 12000 Mitgliedern. Norbert selbst fand im Kloster Unserer Lieben Frauen in Magdeburg seine Ruhestätte, bis sein Leichnam in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges geborgen und im Jahre 1627 nach Prag überführt wurde. Hier fand er in der Stiftskirche auf dem Strahov seine letzte irdische Ruhestätte. Die offizielle Heiligsprechung Norberts erfolgte durch Papst Gregor XIII. im Jahre 1582.

Norbert von Xanten war wohl Teilnehmer des Konzils von Soissons im Jahre 1121 und trat gegen Abaelard auf. Die Akten des Konzils sind verloren. Die Lebensbeschreibung Norberts von Xanten berichtet, dass das Konzil der Hebung der Kleriker-Sitten diente. Es wurde geleitet durch den damaligen Päpstlichen Legaten für die Provinzen Rouen, Sens und Reims, den Kardinalbischof Cono von Palestrina. Näheres zum Ablauf des Konzils findet man an anderer Stelle.

Später nannten Abaelard und Heloïsa Norbert von Xanten zusammen mit Bernhard von Clairvaux "neue Apostel" und gar "Lügenapostel". Die Ablehnung Norberts geht sicher auf die Erfahrung beim Konzil von Soissons zurück. Hier stammt das einzige Zeugnis von Abaelard selbst und liest sich folgendermaßen:

Ich konnte mich an diesem Ort verstecken, aber mein Ruf drang durch die ganze Welt... Meine früheren Rivalen vermochten aus sich heraus nicht mehr viel, aber sie hetzten gegen mich neue Apostel auf, denen die Welt Vertrauen schenkte. Der eine rühmte sich, das Leben der regulierten Chorherrn, der andere, das der Mönche reformiert zu haben. So zogen sie predigend in der Welt umher, nagten an mir, so schamlos sie konnten, und streuten über meinen Glauben und mein Leben eine Zeitlang bei geistlichen und weltlichen Machthabern solche Gerüchte aus, dass sich selbst die nächsten meiner Freunde von mir abwandten; und wenn die frühere Liebe zu mir noch übrig blieb, so verleugneten sie diese auf jede Art aus Furcht vor jenen... Abaelard, Historia Calamitatum

Dieser Text hat der Forschung Probleme aufgegeben. Von einer Verfolgung Abaelards in dieser Zeit ist nichts bekannt. Zu deutlich passt die Beschreibung auf Norbert von Xanten, der den Orden der Prämonstratenser gegründet und ihm die Augustinus-Regel der regulierten Chorherrn gegeben hatte, und auf Bernhard von Clairvaux, der für die Mönche die strenge Interpretation der Regel des Heiligen Benedikt vorschrieb. Norbert von Xanten war zwar auf dem Konzil von Soissons unter den Gegnern Abaelards gewesen. Dass Bernhard oder Norbert um diese Zeit gegen Abaelard vorgegangen seien, ist jedoch unbekannt... Abaelards Hinweise auf die beiden "neuen Apostel" und ihre Intervention bei kirchlichen Würdenträgern und weltlichen Machthabern sind aber zu präzise, um sie als Hirngespinste abzutun. Heloïsa greift später Abaelards Bericht auf und nennt die beiden sogar "Lügenapostel"... Adalbert Podlech – Abaelard und Heloïsa


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