Hyazinth Bobo (1106 - 1198)

Hyazinth Bobo gehörte zur römischen Familie der Bobo-Orsini und war Mitglied der Kurie in Rom. Schon im Jahre 1121 bezeugte er päpstliche Dokumente, seit 1126 war er Prior der Subdiakone an der Lateran-Basilika in Rom und somit in einflussreicher Stellung. Er hatte mit Papst Innozenz' Rivalen, dem Gegenpapst Anaklet, sympathisiert, nach dessen Tod im Jahre 1138 jedoch seinen Rang in der Kurie behalten. Hyazinth nahm sich bis 1140 der Sache Abaelards an, vermutlich unterstützt von Guido von Cittá di Castello, der Schüler Abaelards gewesen war. Wahrscheinlich traf sich Hyazinth mit Abaelard und Arnold von Brescia vor dem Konzil von Sens im Jahre 1140 oder 1141 in Paris oder ergriff direkt auf dem Konzil Partei für Abaelard. Laut Johann von Salisbury wurde Arnold von Brescia der aufrührerische Führer der Bettelstudenten in Paris, und Hyazinth vertrat eifrig Abaelards Sache gegen Bernhard von Clairvaux (Historia Pontificalis). Dieser beklagte sich über Hyazinth Bobo in mehreren Briefen:
Securus est tamen, quoniam cardinales et clericos curiae se discipulos habuisse gloriatur et eos in defensione praeteriti et praesentis erroris assumit, a quibus judicari timere debuit et damnari... Epistola CXCIII S. Bernardi Abbatis Claravallensis ad magistrum Ivonem Cardinalem de Petro Abaelardo

Dennoch ist er, Abaelard, in Sicherheit, weil er sich rühmt, Kardinäle (gemeint sind Hyazinth Bobo und Guido von Cittá di Castello) und Kleriker der Kurie als Schüler gehabt zu haben, und er benutzt sie zur Verteidigung vergangenen und gegenwärtigen Irrtums, von denen beurteilt und verurteilt zu werden er an und für sich hätte fürchten müssen... Brief 193: Bernhard von Clairvaux an Kardinal Ivo

Iacinctus multa mala ostendit nobis: nec enim quae voluit, fecit, vel potuit... Epistola CLXXXIX eiusdem ad Innocentium Pontificem

Hyazinth hat uns viel Böses in Aussicht gestellt: doch was er tun wollte, er hat es weder gemacht, noch machen können... Brief 189: Bernhard von Clairvaux an Papst Innozenz

Sed in his omnibus gloriatur, quod cardinalibus et clericis curiae scientiae fontes aperuit, quod manibus et sinibus Romanorum libros et sententias suas incluserit; et in tutelam sui erroris assumit eos, a quibus judicari debuit er damnari. Jacinctus multa mala ostendit nobis: non fecit tamen, non quia non voluit, sed quia non potuit... Epistola CCCXXXVIII eiusdem ad Haimericum Cardinalem et Cancellarium

Aber in all dem rühmt er sich: Dass er den Kardinälen und Klerikern der Kurie die Quellen seines Wissens eröffnet habe, dass er in den Händen und Herzen der Römer seine Bücher und Lehrsätze geschlossen habe. Und er hat zum Schutz seines Irrtums die verwendet, von denen er hätte gerichtet oder verurteilt werden müssen. Hyazinth hat uns viel Schlimmes in Aussicht gestellt: Er hat es dennoch nicht gemacht - nicht, weil er nicht gewollt hätte, sondern weil er nicht konnte... Brief 338: Bernhard an den Kardinal und Kanzler Haimerich

Nach dem Tode Innozenz' im Jahre 1143 wurde Guido von Cittá di Castello, ehemaliger Schüler und Symphatisant Abaelards, zum neuen Papst Coelestin II. gewählt. Hyazinth Bobo wurde Kardinal und führte im Folgenden zahlreiche päpstliche Legationen an, vor allem in Frankreich. Eine Rehabilitation Abaelards - auch posthum - war jedoch nicht mehr das Thema. Hyazinth Bobo wurde sehr alt. Er war fast 90 Jahre alt, als er am 30. März 1191 zum Papst Coelestin III. gewählt wurde. Er war von versöhnlicher Haltung gegenüber Friedrich Barbarossa und ermahnte auch Thomas Beckett zur Milde gegenüber Heinrich II. von England. Gegenüber der rücksichtslosen Machtpolitik Kaiser Heinrichs VI. blieb dem greisen, schwankenden Papst nur der Weg passiven Widerstands. Gegen die Gefangennahme von Richard Löwenherz wagte er sich nicht mehr einzusetzen. Er verstarb schließlich am 8. Januar 1198, nachdem ein Abdankungsversuch zuvor von den Kardinälen entschieden abgelehnt worden war.

 


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