Guido von Cittá di Castello

Guido von Cittá di Castello war der erste Offiziale der Römischen Kurie, der den Titel Magister trug. Er hatte einst Peter Abaelard in Paris gehört und war ihm Zeit seines Lebens gewogen. Er war Kardinal in Santa Maria de Via Lata vom Jahre 1127 an; an der Altarweihe in Morigny durch Papst Innozenz II. im Jahre 1131, bei der auch Abaelard anwesend war, nahm er teil. Im Jahre 1140 war er auf päpstlicher Mission in Frankreich, nach dem Konzil von Sens. Er wurde ebenso wie sein Kardinalskollege Hyazinth Bobo von Bernhard von Clairvaux verdächtigt, ein Verteidiger Abaelards an der römischen Kurie gewesen zu sein. Der Vorwurf bestand wohl nicht zu Unrecht. Es wird u. a. Guido zu verdanken gewesen sein, wenn das endgültige Urteil des Papstes längere Zeit nicht fest stand. Erst am 16. Juli 1141 wurde Abaelard von Papst Innozenz II. zu Klosterhaft und ewigem Schweigen verurteilt.
Iniuriam facio vobis, si aliquem a vobis ita diligi credam, ut cum eo pariter eius errores diligatis. Quisquis enim sic aliquem diligit, nondum novit, quemadmodum oportet eum diligere. Talis namque dilectio terrenea est, animalis, diabolica, nocens aeque diligenti atque dilecto... Magister Petrus in libris suis profanas vocum novitates inducit et sensuum: disputans de fide contra fidem, verbis legis legem impugnat. Nihil videt per speculum et in aenigmate; sed facie ad faciem omnia intuetur, ambulans in magnis et in mirabilibus super se. Melius illi erat, si juxta titulum libri sui (sc. Scito Te Ipsum) se ipsum cognosceret, nec egrederetur mensuram suam... Minus de vestra aequitate praesumo, si diu vos rogavero, ut in causa Christi nullum Christo praeponatis.     Epistola CXCII S. Bernardi Abbatis Claravallensis ad Magistrum Guidonem de Castello

Ich tue Euch wohl Unrecht, zu glauben - wenn einer (Abaelard) von Euch so geliebt wird -, dass Ihr mit ihm gleichermaßen seine Irrtümer liebt. Denn wenn einer einen so liebt, dann weiß er nur nicht, wie es sich gehört, ihn zu lieben. Denn eine solche Liebe ist irdisch, tierisch, ja diabolisch, gleichermaßen schädlich für den Liebenden wie für den Geliebten... Meister Peter (Abaelard) führt in seinen Büchern gottlose Neuigkeiten von Begriffen und Empfindungen ein: Er diskutiert über den Glauben und damit gegen den Glauben, er greift mit Worten des Gesetzes das Gesetz selbst an. Nichts sieht er 'durch einen Spiegel, in einem dunklem Wort, sondern von Angesicht zu Angesicht sieht er alles', und er bewegt sich in den großen und bewundernswerten Dingen über seine Verhältnisse hinaus. Es wäre besser für ihn, wenn er neben dem Titel seines Buches (Erkenne Dich selbst) sich selbst erkennen und nicht sein Maß überschreiten würde... Ziemlich wenig von Eurer Gerechtigkeit setze ich voraus, wenn ich Euch lange bitte, dass Ihr in der Sache Christi Christus keinen vorzieht!      Brief 192: Bernhard von Clairvaux an Meister Guido von Castello

Nur zwei Tage nach Papst Innozenz' Tod, am 26. September 1143, wurde Guido von Cittá di Castello zum Papst Coelestin II. gewählt. Diese Wahl eines Abaelard-Sympathisanten macht die tiefe Kluft deutlich, die sich durch die römische Kurie zog. Guido, jetzt Papst Coelestin II., war sehr gelehrt. Er führte wie Abaelard den Titel magister. In seiner frommen Haltung und verbindlichen Art war er Petrus Venerabilis ähnlich. Doch zu dem Zeitpunkt, als er zum Papst gewählt wurde, lehnte sich das Volk von Rom gegen das Papsttum auf, und Guido konnte in dem halben Jahr seines Pontifikats, das ihm noch blieb, nur wenig bewirken. Er hob jedoch auf Bitten König Ludwig's VII. das von Innozenz II. über Frankreich verhängte Interdikt wieder auf und löste das Bündnis seines Vorgängers mit König Roger von Sizilien. Eine Rehabilitation Abaelards kam nicht mehr zustande, aber immerhin überließ Guido im Jahre 1144 Kopien von Abaelards Theologia und Sic et Non seiner Kirche in Cittá di Castello in Umbrien. Dies ist vor allem deshalb bemerkenswert, da sein Vorgänger im Amt, Papst Innozenz II., die Verbrennung aller Werke Abaelards angeordnet hatte.

Papst Coelestin II. verstarb am 8. März 1144, vermutlich eines unnatürlichen Todes, durch Vergiftung.

 


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