Gilbert, Bischof von Paris (1116 - 1123)

Bischof Gilbert - Stich von Jean-Michel Moreau le Jeune (1741 - 1814), Bibliothèque Nationale, ParisGilbert, der in engem Kontakt mit Ivo von Chartres stand, war in den Jahren 1107 bis 1108 Kanzler von Notre-Dame und von 1112 bis 1116 Archidiakon von Paris. Im Jahre 1116 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Galon zum Bischof von Paris gewählt. Gilbert arbeitete aber auch eng mit Stephan von Garlande, seinem Nachfolger im Archidiakonat, zusammen und begünstigte mit diesem zusammen zeitweise Abaelard, so dass dieser gestärkt von Laon nach Paris zurückkehren konnte. Kurze Zeit später nahm Peter Abaelard seine Vorlesungen an der Domschule auf: Er stand auf dem Gipfel seiner Laufbahn.

Nach Abaelards Kastration war es vermutlich Gilbert, der für eine Bestrafung der Täter sorgte. Die Verurteilung Fulberts wurde allerdings später in einer Revision abgemildert - vermutlich auf Betreiben des Domkapitels. Den wenigen Zeitzeugnissen nach wurde Fulbert nicht auf Dauer aus dem Domkapitel entfernt. Abaelard war darüber offensichtlich erbost. Er plante einen Appell an den Papst in Rom. Fulko von Deuil warnte Abaelard in seinem Mahnbrief vor einem solchen Vorhaben. Er forderte ihn zu gerechtem Denken gegenüber Gilbert auf. Dieser Vorgang deutet doch einige Differenzen zwischen Abaelard und seinem vormaligen Gönner an.

Als Bischof weihte Gilbert im Jahre 1118 den Schleier, der Heloïsa zu einer Nonne von Argenteuil machte.

Im Jahre 1120 bat Abaelard in einem Schreiben Gilbert, eine Versammlung einzuberufen, die Roscelins Irrlehren überprüfen und verurteilen sollte. Gilberts Antwort ist nicht bekannt; offensichtlich betrachtete er den Streit zwischen Roscelin und Abaelard als zu schwerwiegend, als dass er ihn allein hätte schlichten wollen. Außerdem hatte sich die innerkirchliche Opposition gegen Abaelard unter der Führung von Alberich von Reims bereits formiert. Gilbert übergab die Überprüfung der Angelegenheit dem päpstlichen Legaten Cono von Praeneste, der im Jahre 1121 in Soissons ein Konzil einberief. Auf diesem Konzil wurde Abaelard wegen seines Traktates Theologia Summi Boni und der darin enthaltenen Trinitätslehre verurteilt.

Im Jahre 1123 starb Bischof Gilbert in Paris.

Zurückblickend muss Gilberts Haltung gegenüber Peter Abaelard als ambivalent beurteilt werden: Während er ihn anfangs unterstützte, zog er sich später zunehmend von ihm zurück.


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